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Die ultimativ subjektive Liste 2016
Boxer des Jahres
Tyson Fury (25 Kämpfe, 25 Siege, 18 durch KO) boxte 2016 nicht. Er hatte mit psychischen Problemen, Drogen, Alkohol und einem positiven Dopingtest zu tun. Der Weltmeister der WBO und Super Champion der WBA verlor kampflos seine Titel. Aber immer war er in den Medien präsent. Wir dürfen gespannt sein, ob er den Weg zurück in den Ring findet.
Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Die Liste der Boxer, die einen zu hohen Preis für ihr Tun bezahlen, wird immer länger. Erst war es Alexander Mengis, der nach seinem Kampf am 23. Mai 2013 in Berlin ins Koma fiel. Nun kam am 18. November 2016 Eduard Gutknecht hinzu. Boxfans, Manager, Veranstalter und Journalisten vergessen gerne, dass Boxen gefährlich ist. Alexander Mengis und Eduard Gutknecht sind die Boxer des Jahres 2016 ehrenhalber.
Boxerin des Jahres
2016 sah ich in Deutschland keine Boxerin, die diesen Titel verdient hätte.
KO des Jahres
Marek Jedrzejewski (11 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO) boxte am 05.11.2016 in Plettenberg um den Titel des GBU Europameisters im Super Federgewicht. Dabei traf er auf Manuel Buchheit (9 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Jedrzejewski boxte überlegt und kontrolliert bis in die letzte Runde. Dann stellte Jedrzejewski Buchheit an den Seilen und deckte ihn mit Links-rechts-Kombinationen zum Kopf ein. Buchheit stürzte KO durch die Seile auf den Tisch der Offiziellen.
Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben.
Feiglinge des Jahres
Zwei Schläger bedrohten im Rahmen der Veranstaltung am 04. Dezember in Hamburg den renommierten Boxsportjournalisten Per Ake Persson. Ein Boxer oder eine Boxerin fühlte sich wohl von Persson nicht nett genug behandelt. Der Boxer oder die Boxerin hat erst einmal ein intellektuelles Problem, weil er oder sie meint, Journalisten hätten Hofberichterstatter zu sein. Zum anderen scheint er oder sie auch feige zu sein, weil er oder sie nicht das Gespräch gesucht hat.
Rookie des Jahres
Ein 32-jähriger Boxer soll ein Rookie sein? Ja. Der Schwergewichtler Patrick Korte hat bis jetzt nur 8 Profikämpfe bestritten. Er ist ein Spätberufener. Aber als Typ ist er interessant und als Boxer viel versprechend. Den Rest wird die Zukunft zeigen.
Überschätzter Boxer des Jahres
Erkan Teper (17 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) hat am 15.10.2016 in Christian Hammer seinen Meister gefunden. Der Schwergewichtler war und ist die Hoffung von Z!-Promotion. Inwieweit Teper die in ihn gesetzten Hoffnungen aber erfüllen kann, wird sich zeigen.
Überschätzte Boxerin des Jahres
Es gibt sie, aber ich will sie hier nicht mit einer Nennung ehren.
Ringrichter des Jahres
Drei Ringrichter sind mir sehr positiv aufgefallen: Goran Filipovic vom BDB, Thomas Hackenberg von der GBA und Alexander Plumanns von dem FVA.
Absteiger des Jahres (männlich)
Alexander Zastrow und Boris Zastrow, die Besitzer von Z!-Promotion wollten von Deutschland aus das Schwergewichtsboxen erobern. Sie holten sich Hagen Döring als Mastermind, Oktay Urkal als Trainer und drei Schwergewichtler, Erkan Teper, Christian Lewandowski und Franz Rill. Die Dopingskandale um Erkan Teper wurden ausgesessen. Dann kam aber noch der 15.10.2016 und alle drei Schwergewichtler verloren. Lewandowski und Urkal verloren wohl sogar ihren Vertrag. Unbeschädigt blieb nur ein Nicht-Schwergewichtler, nämlich der Weltergewichtler Timo Schwarzkopf (17 Kämpfe, 16 Siege, 9 durch KO, 1 Niederlage).
Absteiger des Jahres (weiblich)
Maria Lindberg (19 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 2 Unentschieden) ist die Nummer sechs im Super Weltergewicht. Dennoch boxte sie in ihrem letzten Kampf am 04. Dezember in Hamburg gegen eine Debütantin, Selma Music aus Kroatien.
Aufsteiger des Jahres
Felix Sturm (48 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) ist aufgestiegen in den Sportolymp, u. z. in den, in dem schon die Großen Lance Armstrong, Ben Johnson und Jan Ullrich sind. Wie vermutlich bei all den oben Genannten enthielten auch die Körperausscheidungen von Sturm Substanzen, die dort nicht hinein gehören.
Aussteiger des Jahres
Der BDB ist zum zweiten Mal von der EBU in ihrer Mitgliedschaft herabgestuft worden. Grund war wohl jeweils der Umgang des BDBs mit Doping. Man könnte die Informationspolitik des BDB gegenüber der EBU als Ausstieg aus der EBU verstehen.
Veranstalter des Jahres
Der Veranstalter des Jahres ist eine Frau, um es noch präziser zu sagen, eine sehr junge Frau. Die erst 14 Jahre alte Ranee Schröder, stellte am 18.12.2016 in Bielefeld einen Box-Frühschoppen auf die Beine. Und es war eine richtig gute Veranstaltung. Ranee Schröder ist wohl der/die jüngste Boxpromoter/in der Welt sein. Hoffen wir, dass sie weiter macht.
Veranstaltung des Jahres
Christoph Jan Jaszczuk (First Punch Boxpromotion) stellte am 05.11.2016 in Plettenberg eine großartige Veranstaltung auf die Beine. Es gab einfach nur richtig gutes Boxen zu sehen. Im Hauptkampf des Abends wurde Marek Jedrzejewski (11 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO) GBU Europameister im Super Federgewicht.
Boxevent des Jahres
Gab es überhaupt ein gutes großes Boxevent 2016?
Fehlentscheidung des Jahres
Felix Sturm (48 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) gewann am 20.09.2016 seinen Rückkampf gegen Fedor Chudinov (15 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage). Das wenigstens sahen die Punktrichter Jean-Louis Legland (115:113), Giuseppe Quartarone (115:113) und Ignacio Robles (114:114). Die meisten Boxfans allerdings, sofern sie nicht gerade Felix Sturm Fans waren, sahen das wohl anders.
Trainer des Jahres
Kai Gutmann aus Lemgo hat mit zwei Boxerinnen das Frauenboxen in Deutschland aufgemischt und bereichert: Beke Bas (7 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO) und Leonie Giebel (11 Kämpfe, 10 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden).
Entgleisung des Jahres
Doping fängt an, das Profiboxen in Deutschland zu zerstören. Erkan Teper, Felix Sturm und Alexander Povetkin sind 2016 im Zusammenhang mit Doping in Erscheinung getreten. Aber das interessiert offenbar keinen, am wenigsten die Verbände, deren Strafen für Doping nach wie vor geradezu lächerlich sind.
Boxkampf des Jahres (männlich)
Der Kampf zwischen Milos Janjanin und Atilla Kayabasi um den WBU International Titel im Super Leichtgewicht am 21.05.2016 in Dorsten, im Rahmen der zweiten Assassin Fighting Championship. Beide gingen von der ersten Sekunde an ein unglaublich hohes Tempo. Ein Schlagabtausch folgte auf den nächsten. In der sechsten Runde zog sich Kayabasi einen stark blutenden Cut über dem rechten Auge zu. Danach verwandelte sich der klasse Kampf in eine geradezu epische Ringschlacht, die Atilla Kayabasi schließlich nach Punkten für sich entscheiden konnte.
Boxkampf des Jahres (weiblich)
Es fand kein wirklich großer in Deutschland statt, oder ich habe weder von ihm gehört noch habe ich ihn gesehen.
Comeback des Jahres (männlich)
Markus Bott ist wieder da. Der ehemalige Weltmeister im Cruisergewicht nach Version WBO trainiert seit kurzem Vincent Feigenbutz.
Comeback des Jahres (weiblich)
Habe ich übersehen.
Bester Show Act des Jahres
Troy Afflick, ein unglaublich guter Soulsänger, sang mehrfach beim Box-Frühschoppen von Ranee Schröder in Bielefeld. – Eine super Stimme.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Cruisergewichtler Noel Gevor (22 Kämpfe, 22 Siege, 10 durch KO) ist vermutlich der Boxer von Sauerland Event mit dem größten Potential. Er ist WBO International Champion und die Nummer 22 der unabhängigen Weltrangliste.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Die Super Federgewichtlerin Leonie Giebel (11 Kämpfe, 10 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) dürfte reif für eine WM sein. Sie hat zwar keinen richtigen Punch, dafür hat sie aber eine gute boxerische Grundausbildung. Mit ihren 24 Jahren hat sie noch viele Jahre vor sich.
Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Der Schwede Adrian Grant (14 Kämpfe, 14 Siege, 13 durch KO) ist zurzeit der vielversprechendste unter den in Deutschland boxenden Schwergewichtlern. Und er ist erst 25 Jahre alt. D.h. für einen Schwergewichtler ist er noch richtig jung. In der unabhängigen Weltrangliste wird er bereits auf Position 27 geführt.
Boxerin, die zu Unrecht übersehen wird
Die erst 22 Jahre alte Leichtgewichtlerin Beke Bas (7 Kämpfe, 7 Siege, 5 durch KO) ist eine Kriegerin und so boxt sie auch.
Boxkampf, den wir 2017 nicht sehen wollen (männlich)
Laut Internet-Gerüchteküche ist ein Aufeinandertreffen von Felix Sturm (49 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) und Arthur Abraham (50 Kämpfe, 45 Siege, 30 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO) geplant. Vor fünf Jahren wäre das ein Weltklassefight gewesen, jetzt, fürchte ich, ginge es nur noch ums Kasse-Machen. Außerdem stellt sich noch eine moralische Frage: Soll man Boxer, die doch wohl des Dopings überführt sind, auch noch mit einer vermutlichen Millionenbörse belohnen?
Boxkampf, den wir 2017 nicht sehen wollen (weiblich)
Es soll da eine Boxerin in Deutschland geben, eine Weltmeisterin, die angeblich in ihren letzten sechs Titelkämpfen, in den letzten drei Jahren, keine Frau mit einem positiven Kampfrekord geboxt hat.
Boxkampf, den wir 2017 sehen wollen (männlich)
Wladimir Klitschko (68 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 4 Niederlagen, 3 durch KO) vs. Anthony Joshua (18 Kämpfe, 18 Siege,18 durch KO) – Eventuell werden wir den Kampf auch zu sehen bekommen, den wir wollen. Der Gewinner dürfte dann der neue oder der alte Herrscher über das Schwergewicht sein.
Boxkampf, den wir 2017 sehen wollen (weiblich)
Bis jetzt kam es immer noch nicht zum Rückkampf zwischen Christina Hammer (21 Kämpfe, 20 Siege, 9 durch KO) und Anne Sophie Mathis (33 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 4 Niederlagen, 12 durch KO). Wir erinnern uns noch mit Entsetzen an Ringrichter Manfred Küchler und daran, dass Hammer den Kampf nicht durch KO verlor. Nun wird es langsam Zeit, denn Mathis ist bereits 39 Jahre alt und sie hat ihren letzten Kampf gegen Cecilia Braekhus durch TKO in Runde 2 verloren.
© Uwe Betker
Erkan Teper vs. David Price: Ein Vorbericht
Am 17. Juli soll Erkan Teper (14 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO) in Ludwigsburger MHP Arena gegen David Price (21 Kämpfe, 19 Siege, 16 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) boxen. Dabei geht es um den vakanten Europameistertitel (EBU) im Schwergewicht. Teper gegen Price ist eine gute Ansetzung. Teper ist die Nummer 17 der unabhängigen Weltrangliste und Price die Nummer 26. Das heißt, beide Athleten sind in der Rangliste nahe genug beieinander, um sich einen guten Kampf liefern zu können. Teper ist aber wohl der Favorit und Price eher der Außenseiter, der nur durch KO gewinnen kann.
Der Deutsche Teper wurde zuletzt gut aufgebaut. In seinen letzten Kämpfen besiegte er Johann Duhaupas (14.03.2015, W 12), Newfel Ouatah (13.06.2014, TKO 6), Martin Rogan (16.11.2013, KO 1) und Michael Sprott (31.08.2013, TKO 1). Er ist ungeschlagen. Der Brite Price wechselte erst vor ca. einem Jahr zu Sauerland Event. Davor musste er zwei Niederlagen gegen Tony Thompson (23.02.1013, TKO 2 und 06.07.2013, TKO 5) hinnehmen. Dementsprechend ist er auch relativ vorsichtig wieder aufgebaut worden, um sein Selbstvertrauen zu stärken. Dies ist auch eines der Argumente, die für einen Sieg von Teper sprechen.
Interessant ist, dass der Veranstalter Z!-Promotion sich gegen Sauerland Event bei der Kampfversteigerung durchgesetzt hat. Sie boten 252.500 Euro, Sauerland nur 23.979,55 Euro. Das kann man verschieden interpretieren. Zum einen kann das heißen, dass Z!-Promotion von Alexander und Boris Zastrow sowie Matchmaker Hagen Döring nun zu den großen in der Branche gehört. Es kann aber auch heißen, dass der Berliner Veranstalter einfach nicht mehr so viel Geld hat wie früher. Oder, dass er einfach kein gesteigertes Interesse an dem Kampf von Price hat. Jedenfalls, zu Zeiten, als Sauerland noch einen TV Vertrag mit der ARD hatte, wäre ein solches Ergebnis einer Versteigerung gar nicht denkbar gewesen. Gleichzeitig heißt das aber auch, dass die Brüder Zastrow – mit Hilfe von Hagen Döring – zu einer Größe im deutschen Boxsport geworden sind. Mit dem Bezahlsender Sky Select haben sie auch einen starken Partner an ihrer Seite.
Sollte Teper gewinnen, so hätte Z!-Promotion einen Schwergewichtler unter Vertrag, der gegen Wladimir Klitschko (67 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO), den Schwergewichtsweltmeister der IBF und WBO und Super Champion der WBA, oder gegen den Weltmeister light der WBA, Ruslan Chagaev (37 Kämpfe, 34 Siege, 21 durch KO, 2 Niederlagen. 1 durch KO) antreten könnte.
Persönlich bin ich gespannt, ob der Super Leichtgewichtler Timo Schwarzkopf (5 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) nach seiner Niederlage gegen Anthony Yigit, am 21.03.2015, wieder boxt. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Schwarzkopf, Festim Kryeziu, zu Z!-Promotion gegangen ist.
(C) Uwe Betker
Acht Kämpfe in Detmold
Der Sportpark Lippe, ein 3.600 Quadratmeter großes Fitness- und Sportcenter in Detmold, war am 27. Juni 2015 der Ort, an dem zwei Boxer, nämlich Besar Nimani und Christian Pawlak, beweisen wollten, dass sie noch da sind. Beide Boxer hatten überraschend ihren letzten Kampf verloren. Nimani unterlag in seinem letzten Kampf am 11.04.2015 Frank Haroche Horta durch TKO in Runde 4 und Pawlak am 17.04.2014 Yesilat Berkta durch TKO in Runde 1.
Insgesamt gab es am Abend des 27.06. acht Kämpfe zu sehen und es waren 50 Runden angesetzt.
Den ersten Kampf bestritten Dzhengis Osmanov (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 3 durch KO) und Selim Sarialioglu (9 Kämpfe, 8 Niederlagen, 7 durch KO, 1 Sieg, 1 durch KO) im Super Mittelgewicht. Der auf vier Runden angesetzte Fight war kurz und knackig. Beide Kontrahenten haben vorher noch keinen Kampf für sich entscheiden können. Osmanov begann überlegen. Er punktete mit der Führhand und kam mit der Rechten durch. Er war der bessere Boxer. Dann traf ihn aus dem Nichts ein rechter Schwinger am Kinn – er ging zu Boden und wurde ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 1 nach 1:01 Minuten: Selim Sarialioglu.
Es folgte das Aufeinandertreffen von Armand Cullhaj (26 Kämpfe, 18 Siege, 12 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO, 3 Unentschieden) und Zoran Sekularac (22 Kämpfe, 16 Siege, 12 durch KO, 6 Niederlagen, 4 durch KO) im Super Mittelgewicht. Der bereits 56 Jahre alte Sekularac ging unbeirrt nach vorne. Cullhaj ging rückwärts und konterte. Immer wieder kam er mit Haken zu Kopf und Körper durch. Sekularac schien bereits in der ersten Runde mehrfach von Treffern erschüttert. Er nahm definitiv mehr an Treffern als seiner Gesundheit zuträglich ist. Ende der zweiten Runde ging er nach einem rechten Kopfhaken zu Boden, erreichte aber noch die Rundenpause. In der dritten Runde nahm er eine Kombination nach der anderen. Irgendwann öffnete sich ein Cut über seinem rechten Auge, der dann zum Abbruch führte. Sieger durch TKO in Runde 3 nach 1: 46 Minuten: Armand Cullhaj.
Ebenfalls im Super Mittelgewicht kämpften Besmir Plaku und Emir Atra, die beide ihr Debüt gaben, gegeneinander. Atra beherrschte die Ringmitte und zeigte gutes Boxen. Plaku versuchte es mit Lässigkeit, mit hängender Deckung und mit Auslagenwechsel. Meist boxte er in der Rechtsauslage. Immerhin schaffte er es zum Ende der ersten Runde, seinen Gegner in eine heftige Keilerei zu verwickeln. Ab dem zweiten Durchgang hatte Atra den Kampf vollends im Griff. Er traf schön mit Linken zum Körper. Plaku musste immer mehr Treffer nehmen. In der folgenden Runde brach Plaku zusehends auseinander. Er nahm Schlag um Schlag. In seiner Ecke wurde heftig darüber gestritten, ob der Kampf abgebrochen werden sollte. Der Trainer setzte sich durch und Plaku kassierte weitere harte Treffer. Auch in der vierten und letzten Runde ging es dann so weiter, bis der endlich Ringrichter vom Bund Deutscher Faustkämpfer, Christian Rösen, ein Einsehen hatte und den Kampf stoppte. Sieger durch TKO in Runde 4, nach 2:13 Minuten: Emir Atra.
Im Super Mittelgewicht boxte auch Christian Pawlak (31 Kämpfe, 22 Siege, 13 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) gegen Fadil Pasalic (6 Kämpfe, 1 Sieg, 5 Niederlagen, 2 durch KO). Pawlak hatte offensichtlich Probleme mit der Rechtsauslage von Pasalic. Der Kampf war jedenfalls enger als zu erwarten war. Mit zunehmender Kampfdauer wurde er auch immer verbissener, härter, schneller und schmutziger geführt. Es war ein regelrechter Krieg, den die beiden da ausfochten. Schlagabtäusche, Keilereien, Klammern, schmutzige Tricks … – das ganze Repertoire war zu sehen. In der vierten Runde bekam Pasalic dann massive Konditionsprobleme. Ein rechter Haken zum Kopf zwang ihn zu Boden, wo er ausgezählt wurde. Sieger durch KO in Runde 4 nach 1:52 Minuten: Christian Pawlak.
Der ungeschlagene Cruisergewichtler Erzen Rrustemi (9 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO) traf auf Ata Dogan (42 Kämpfe, 14 Siege, 5 durch KO, 27 Niederlagen, 6 durch KO, 1 Unentschieden). Dogan ist ein Boxer, der andere schlecht aussehen lässt. So auch diesmal. Sechs Runden lang schenkten sich die beiden Kontrahenten nichts. Rrustemi sah immer gut aus, wenn er mit es schaffte, lang zu boxen. Schön war seine linke Gerade gefolgt von einem linken Cross, seine besten Schlagkombination. Dogan hatte seine Momente wenn er es schaffte, verschanzt hinter seiner Doppeldeckung in die Halbdistanz oder in den Infight zu kommen. Da wirkte Rrustemi manchmal ein wenig hilflos. Wenn Dogan auch noch das Tempo erhöhte, konnte er die Runden für sich entscheiden. Gleichwohl gewann der klar bessere Boxer, u.z. nach Punkten. Ich persönlich hatte Rrustemi mit zwei Runden vorne. Die Punktrichter werteten 59:55, 57:58 und 59:55. Sieger durch Mehrheitsentscheidung: Erzen Rrustemi.
Ebenfalls im Cruisergewicht maßen der ungeschlagene Sefer Seferi (20 Kämpfe, 20 Siege, 18 durch KO) und Radenko Kovac (9 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 7 Niederlagen, 7 durch KO) ihre Kräfte. Der zwei Jahre jüngere Bruder von Nuri Seferi machte kurzen Prozess. Von der ersten Sekunde an lag ein KO in der Luft. Bereits mit seiner ersten Aktion, einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf, kam er durch. Zwar gab es noch einen Schlagabtausch, aber dann fällte er Kovac mit einem brutalen Leberhaken. Kovac klappte buchstäblich in der Luft zusammen und wurde zusammengekrümmt auf den Boden liegend ausgezählt. Das Handtuch, das spät geflogen kam, konnte das Auszählen nicht verhindern. Sieger durch KO in Runde 1 nach 1:45 Minuten: Sefer Seferi.
Auch der folgende Kampf fand im Cruisergewicht statt. Rashid Raad (7 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen) und Drazan Janjanin (9 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlage) boxten um die Internationale Deutsche Meisterschaft nach Version BDF. Um es vorweg zu sagen, der Kampf war richtig gut. Zehn Runden lang boxten und kämpften beide gegeneinander. Die ersten Runden gingen für mich an Janjanin. Die Schläge von Raad, der einen Reichweitenvorteil hatte, prallten von einer guten Deckung ab. In der Halbdistanz kam Janjanin dann ein ums andere Mal mit Körper- und Kopftreffern durch. Ab der fünften Runde gehörte der Kampf dann aber Raad. Raads Führhand bestimmte den Verlauf. Sie hielt seinen Gegner die meiste Zeit auf Distanz und leitetete die eigenen Aktionen ein. Die letzten zwei Runden waren dann noch einmal hart umkämpft. Am Ende stand ein einstimmiger, wenn auch nach meinen Geschmack zu hoher, Punktsieg (99:92, 100:92 und 99:94) für Rashid Raad.
Den Hauptkampf des Abends bestritt Besar Nimani (20 Kämpfe, 19 Siege, 16 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). In dem auf acht Runden angesetzten Kampf im Halbmittelgewicht traf er auf Peter Orlik (21 Kämpfe 10 Siege, 2 durch KO, 10 Niederlagen, 5 durch KO, 1 Unentschieden). Der Kampf war zu Ende, noch bevor er eigentlich angefangen hatte. Nach kurzem Abtasten kam Nimani mit einer brutal harten Link-Rechts-Kombination zum Körper durch, die Orlik fällte. Der versuchte zwar noch hochzukommen, aber wackelnd wurde er ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:54 Minuten: Besar Nimani.
Die Veranstaltung von Berat Nimani, dem Bruder von Besar, hat mir gut gefallen. Es gab gutes Boxen zu sehen und die geschätzt 300 bis 400 Zuschauer wurden gut unterhalten. Nimani und Pawlak konnten ihre Kämpfe gewinnen, wobei man dies aber auch nicht überbewerten sollte. Der Letztgenannte konnte mich nicht restlos überzeugen. Eigentlich kann man sich der Forderung von Nimani nach einen Kampf gegen Jack Culcay (31 Kämpfe, 20 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) nur anschließen. Warum trauen er und sein Management von Sauerland Event sich eigentlich nicht, gegen Nimani anzutreten? Wenn Culcay denn tatsächlich so gut sein sollte, wie es uns die Presseabteilung von Sauerland glauben lassen will, dürfte ein solcher Kampf doch eine relativ leichte Übung für ihn sein.
© Uwe Betker
The same procedure as last year?
Der grandiose Sketch „Dinner for One“ von Freddie Frinton lebt von der Variation von Running Gags. Vermutlich jeder kennte die Frage: „The same procedure as last year, Miss Sophie?” Und natürlich auch die Antwort: „Same procedure as every year, James.“ Den Sketch Silvester zu gucken ist schon fast eine kultische Handlung und nicht wenige Zuschauer haben ihn schon 20mal und mehr gesehen. Er macht immer noch Spaß zu schauen, auch wenn man ihn mittlerweile in und auswendig kennt. Was dass mit Boxen zu tun hat?
Arthur Abraham (45 Kämpfe, 41 Siege, 28 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO) boxt am 21.02.1015 in Berlin gegen Paul Smith (39 Kämpfe, 35 Siege, 20 durch KO 20, 4 Niederlagen, 2 durch KO). Es kann gar keinen Zweifel bestehen, dass Abraham seinen WBO Titel im Super Mittelgewicht erfolgreich verteidigen wird. Smith ist die nur Nummer 39 der unabhängigen Weltrangliste und nur die Nummer 7 der britischen Rangliste. Seinen letzten Kampf, 27.09.2014, verlor er gegen Abraham sehr deutlich nach Punkten. Die Punktrichter werteten (11:117, 111:117 und 109:119). Selbst die Internetseite sportschau.de, also die Seite des damaligen Haussenders von Sauerland Event kam nicht umhin feststellen zu müssen, dass Smith ein „limitierter“ Boxer ist. Es ist nicht zu erwarten, dass Smith in der Zwischenzeit ein besser Boxer geworden ist.
Abraham boxt nicht gegen Mark Heffron (9 Kämpfe. 9 Siege, 7 durch KO), Rocky Fielding (19 Kämpfe, 19 Siege, 11 durch KO), Callum Smith (15 Kämpfe, 15 Siege, 11 durch KO), George Groves (23 Kämpfe, 21 Siege, 16 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO), James DeGale (21 Kämpfe, 20 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage) oder gar Carl Froch (35 Kämpfe, 33 Siege, 24 durch KO, 2 Niederlagen). Das sind nur die sechs Boxer, die in der Britischen Rangliste vor Smith platziert sind. Hier könnten noch die 32 Namen der anderen nicht britischen Boxer stehen, die in der Weltrangliste vor Smith platziert sind.
Das Aufeinandertreffen von Abraham und Smith, bei dem der Sieger, wenn nicht ein Wunder passiert, feststeht ist der Hauptkampf für die erste Veranstaltung von Sauerland Event für SAT.1. Der neue Sender von dem berliner Veranstalter akzeptiert für die erste Veranstaltung als Hauptkampf eine Neuauflage von Abraham gegen Smith. Der erste Kampf der Beiden war so einseitig, dass kein Zuschauer ernsthaft einen Rückkampf gefordert hatte. Offensichtlich ist das Vertrauen des berliner Veranstalters in ihren Schützling geringer als die boxerischen Fähigkeiten von Smith. Denn sonst würde man ihm nicht einen so schwachen Gegner noch einmal vorsetzen. Was an der Ansetzung noch schlimmer macht, ist die Tatsache, dass SAT.1 diese akzeptiert und dafür Geld bezahlt. Immerhin sind dies keine Rundfunkgebühren. Wenn dies ein Ausblick auf die Zukunft den Boxens à la SAT.1 und Sauerland ist, dann geht das Profiboxen in Deutschland dunklen Zeiten entgegen. Es ist nicht „The same procedure as last year.” Nein, es ist schlimmer.
Am Ende von „Dinner for One“ sagt Butler James „Well, I’ll do my very best!”
(C) Uwe Betker
Der Superchampion Marco Huck – auf zu neuen Ufern
Es war ein kluger Schachzug von Marco Huck (41 Kämpfe, 39 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), zur WBO Tagung nach Las Vegas zu fliegen. Der Weltmeister der World Boxing Organisation im Cruisergewicht bekam dort den Titel des Superchampions verliehen. Im Gegensatz zu Felix Sturm, der sich auch mal Superchampion nannte, diesen Titel aber den Regeln des Verbandes gemäß überhaupt nicht tragen durfte, ist Huck nun wirklich Superchampion. Die WBO kann den Titel einem Boxer zusprechen, wenn dieser seinen WM Titel 13-mal erfolgreich verteidigt hat.
Huck hat zwar wohl noch ein juristisches Probleme zu lösen, bevor seine Firma (Huck Sports Promotion) ihn vermarkten kann. Sein ehemaliger Veranstalter Sauerland Event stellt sich nämlich auf den Standpunkt, Huck hätte seinen Vertrag noch nicht zur Gänze erfüllt und müsste daher noch weiter für ihn boxen. Huck aber stellt schon mal in Aussicht, dass er im Frühling 2015 gegen die Box-Legende Roy Jones jun. (67 Kämpfe, 59 Siege, 42 durch KO, 8 Niederlagen, 4 durch KO) antreten will. Vorgespräche hat es bei der WBO Tagung auch tatsächlich schon gegeben. Nun ist ein Kampf dieser beiden, sportlich gesehen, nur mäßig interessant. Zwar steht Jones noch auf Position 20 der unabhängigen Weltrangliste, und er trägt den WM Gürtel der WBU, der World Boxing Union, die deutsche Version, aber er ist bereits 45 Jahre alt und boxerisch auch nur noch eine Schatten seiner selbst.
Es kamen mir auch Gerüchte zu Ohren, denen zufolge es auch Gespräche zwischen Huck und Wladimir Klitschko (66 Kämpfe, 63 Siege, 53 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO 3) gegeben haben soll. Huck hat ja auch schon mal einem Ausflug ins Schwergewicht unternommen, nämlich am 25.02.2012. Dabei konnte er allerdings gegen Alexander Povetkin, den ich auch nicht gerade als Offenbarung wahrgenommen habe, nicht überzeugen. Aber seither wird er nicht müde, einen Kampf gegen Klitschko zu fordern.
Bis Huck nun wieder in der Ring steigt, muss er noch einige Probleme aus den Weg räumen. Da wäre zum Beispiel erst mal die Trainerfrage. Sein langjähriger Trainer Ulli Wegner wird ihn wohl nicht trainieren dürfen, da Sauerland es ihm ja wohl kaum erlauben wird, wenn sich Huck mit seinem früheren Arbeitgeber nicht gütlich einigt oder kooperiert. Unlängst weilte Huck in München, wo er bei einem Fitnesscoach ein Training absolvierte – bei einem „Bundeswehroffizier, der über verschiedene Trainerlizenzen verfügt“. Auch über einen US-amerikanischen Trainer wurde in der Presse schon spekuliert.
Ein zweites Problem dürfte der TV-Sender sein. Welcher Fernsehsender sollte schon bereit sein, für die Übertragung eines Kampfes von Huck Geld auszugeben? Bei Sat.1, dem größten Box-Sender, hat man, jedenfalls gegenüber der Öffentlichkeit, schon abgewunken. Zeljko Karajica, Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland sagte: „Huck muss mit Sauerland einen Deal machen, wenn er in Sat.1 boxen will. Es wird keinen separaten Vertrag mit Huck Sports Promotion geben.“
© Uwe Betker