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Die ultimativ subjektive Liste 2017

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Boxer des Jahres
Wladimir Klitschko (69 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO) stieg am 29.04.2017 im Wembley Stadion in London zum letzten Mal in den Ring. Er verlor gegen Anthony Joshua. Es hätte vermutlich keiner vorher ernsthaft erwartet, dass Klitschko im Herbst seiner Karriere noch einmal zu einer solchen Leistung fähig wäre.

Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Alexander Mengis und Eduard Gutknecht zahlen einen hohen Preis für ihre Liebe zum Boxen.

Boxerin des Jahres
2017 sah ich in Deutschland keine Boxerin, die diesen Titel verdient hätte.

KO des Jahres
Im Viertelfinale der World Boxing Super Series, im Turnier im Cruisergewicht, knockte der Kubaner Yunier Dorticos (22 Kämpfe, 22 Siege, 21 durch KO) den Russen Dmitry Kudryashov (23 Kämpfe, 21 Siege, 21 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) in der zweiten Runde durch eine perfekte Rechte zur Schläfe aus.

Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben und bei denen Boxer um den Sieg betrogen wurden.

Rookie des Jahres
Sherif Morina (6 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO) ist seit eineinhalb Jahren Profi. Er boxt im Weltergewicht und boxt mit hohem Risiko, sowohl was seinen Kampfstil als auch was die Auswahl seiner Gegner anbelangt.

Überschätzter Boxer des Jahres
Christian Hammer (27 Kämpfe, 22 Siege, 12 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO) alias Cristian Ciocan boxte am 15. Dezember 2017 um den WBO International Titel im Schwergewicht gegen Alexander Povetkin (34 Kämpfe, 33 Siege, 23 durch KO, 1 Niederlage). Auf meinem Punktzettel gewann er keine Runde.

Überschätzte Boxerin des Jahres
Es gibt sie, aber ich will sie hier nicht mit einer Nennung ehren.

Punktrichter des Jahres
Urs Schneider (BDB), ein Punktrichter der in seiner ganzen Karriere noch kein einziges Fehlurteil gefällt hat: Hinzu kommt ein vorbildlicher Auftritt als Supervisor.

Ringrichter des Jahres
Jens-Uwe Baum (GBA) agiert unauffällig und unaufgeregt, auch wenn es im Ring hektisch wird.

Absteiger des Jahres (männlich)
Der am 22.12.2014 verstorbene Erfolgstrainer Fritz Sdunek war so etwas wie der Säulenheilige des deutschen Boxens. Eine Reportage im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zeigte, dass er wohl doch so heilig nicht war.

Absteiger des Jahres (weiblich)
Gab es sie?

Aussteiger des Jahres
Der Wuppertaler Schwergewichtler und Kultboxer Werner Kreiskott (46 Kämpfe, 25 Siege, 17 durch KO, 19 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden) machte im Oktober seinen letzten Kampf. Er war ein Boxer, der seine Kämpfe gewann, der aber auch verlor und beides machte er mit Würde. Viele werden ihn im Ring vermissen. Alle aber sind, wie ich, froh, dass er den richtigen Zeitpunkt für seinen Rücktritt gewählt hat.

Veranstalter des Jahres
Die 15-jährige Ranee Schröder dürfte wahrscheinlich immer noch die jüngste Promoterin der Welt sein. Sie war Veranstalterin des WBF WM-Kampfes im Cruisergewicht zwischen Serdar Sahin und Javier Sanabria auf der Messe „Mode, Heim und Handwerk“ am 18. November 2017 in der Messe Essen.

Veranstaltung des Jahres
Die GBA ging am 18. November 2017 neue Wege, um Werbung für das Profiboxen in Deutschland zu machen: Sie veranstaltete selber eine Profiboxveranstaltung, und zwar in der Messehalle Halle 7 der Messe Essen. Auf der Messe „Mode, Heim und Handwerk“, einer Verbrauchermesse, gab es Profiboxen zu sehen und die Zuschauer waren die Messebesucher, die vorbei kamen.

Boxevent des Jahres
Da findet eine Schwergewichtsweltmeisterschaft in Deutschland statt und die Halle ist nicht ausverkauft. Da wird jemand, der seit ewiger Zeit in Deutschland lebt, Weltmeister im Schwergewicht und ein Teil der Presse fragt nach seinem Pass. In der Arena Oberhausen fand am 15.11.2017 eines der seltsamsten Boxevents aller Zeiten statt: Manuel Charr vs. Alexander Ustinov.

Fehlentscheidung des Jahres
Am 04. März 2017 gab Araik Marutjan sein Profidebüt gegen Serhii Ksendzov. Sauerlands neuer Mittelgewichtler Marutjan dominierte den Kampf. Dann erlitt er einen Achillessehnen-Abriss und konnte nicht weiter boxen. Im Ring wurde offenbar ein “No Contest“ verkündet. Später wandelte der BDB das Urteil in einen Sieg für Marutjan um.

Trainer des Jahres
Habe ich nicht gesehen.

Entgleisung des Jahres
Malte Müller-Michaelis und Gerhard Pfeil schrieben in „Der Spiegel“: „Die Promoter witterten das schnelle Geld. Statt Talente ordentlich auszubilden, schickten sie unfertige Athleten ins Feuer. Durchschnittsboxer wie Sven Ottke oder Markus Beyer wurden zu Weltmeistern hochgejazzt.“

Boxkampf des Jahres (männlich)
Im Wembley Stadion in London versuchte Wladimir Klitschko (69 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO) am 29.04.2017 gegen Anthony Joshua noch mal Weltmeister im Schwergewicht zu werden. Vorher hatte kaum jemand geglaubt, dass der einundvierzigjährige Herausforderer Klitschko zu einer solchen Leistung, wie er sie dann zeigte, nochmal fähig sein würde. Womöglich hätte er den Kampf sogar gewinnen können, hätte er in den Kunstpausen von Joshua nur konsequent angegriffen. Seine Ecke aber, allen voran sein Bruder Vitali, verhinderten dies.

Boxkampf des Jahres (weiblich)
Özlem Sahin (25 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) besiegte am 05.08.2017 in Essen auf sehr beeindruckende Weise Sandy Coget (16 Kämpfe, 8 Siege, 7 Niederlagen, 1 Unentschieden). Durch einen technisch sehr gut und hart geführten Kampf verteidigte Sahin ihren UBO Weltmeister- und ihren WBF Interconti-Titel.

Comeback des Jahres (männlich)
Habe ich übersehen.

Comeback des Jahres (weiblich)
Habe ich übersehen.

Bester Show Act des Jahres
Der Ringsprecher Dave Kaufmann sang bei der Freiluftveranstaltung in Gelsenkirchen am 08. Juli 2017 „New York, New York“ – großartig.

Ringsprecher des Jahres
Thomas Bielefeld ist die Stimme des Profiboxens in Deutschland.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Leichtgewichtler Gabor Veto (31 Kämpfe, 31 Siege, 23 durch KO) hat 2017 nicht geboxt. Dennoch verdient er einen WM Kampf. Er sitzt in einer Falle: Er lebt in der Schweiz, ist Ungar und ist zu stark, um ohne Not eine Chance auf einen Titelkampf zu bekommem.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Die Leichtgewichtlerin Beke Bas (10 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO) dürfte reif für eine WM sein. Sie eine Kriegerin, die nach vorne geht und den Sieg erkämpfen will.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird (männlich)
Der in Kanada lebende Kolumbianer Oscar Rivas (22 Kämpfe, 22 Siege, 16 durch KO) wird nie genannt, wenn es um einen WM Kampf geht. Der 22-jährige ist einer denen, die im Schwergewicht ganz weit oben mitmischen könnten.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird (weiblich)
Verena Kaiser (10 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO) ist Weltmeisterin der WIBF und GBU im Weltergewicht.

Boxkampf, den wir 2018 nicht sehen wollen (männlich)
Irgendwelche Come-Back-Kämpfe von Boxern, die durch sind und nur noch einmal Kasse machen wollen, obwohl sie schon genug Geld verdient haben.

Boxkampf, den wir 2018 nicht sehen wollen (weiblich)
Alle schlechten.

Boxkampf, den wir 2018 sehen wollen (männlich)
Einen Kampf von Agit Kabayel (17 Kämpfe, 17 Siege, 12 durch KO) gegen einen Top-Ten Mann im Schwergewicht.

Boxkampf, den wir 2018 sehen wollen (weiblich)
Ein Aufeinandertreffer der beiden deutschen Minimumgewichtlerinnen Tina Rupprecht (7 Kämpfe, 7 Siege, 3 durch KO) und Özlem Sahin (25 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) wäre einer der besten Frauenboxkämpfe, die 2018 weltweit möglich wären.
© Uwe Betker

Written by betker

31. Dezember 2017 at 23:59

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Keine Lizenz? – Kein Problem für Sauerland Event! – Aber eines für die ARD

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Erst vor kurzem ließ Sauerland Event den Super Mittelgewichtler Baker Barakat (52 Kämpfe, 36 Siege, 24 durch KO, 12 Niederlagen, 5 durch KO, 4 Unentschieden) gegen Marcos Nader (15 Kämpfe, 15 Siege, 2 durch KO) im Vorprogramm zu der sogenannten Schwergewichtsweltmeisterschaft zwischen Alexander Povetkin und Marco Huck boxen. Problematisch an diesem Auftritt war, dass Barakat von der GBA (German Boxing Association) gesperrt war. Das hielt aber den größten deutschen Veranstalter nicht davon ab, ihn boxen zu lassen. Der in Syrien geborene Barakat hatte sich wohl flux eine andere Lizenz besorgt. Und was interessiert den berliner Veranstalter, dass ein Boxer, den er haben will, gesperrt ist?
Alles hat geklappt, wie Sauerland Event es wollte. Der Sauerland Boxer Nader gewann den 10 Runder nach Punkten. Die ARD schaute – wie immer – nicht so genau hin. Kaum jemanden interessierte es, dass damit der Glaubwürdigkeit des Boxens vorsätzlich ein Tritt in den Unterleib verpasst worden war.
Da alles so gut geklappt hatte, setzte Sauerland Event nun noch einen drauf. Man wollte den zweiten Kampf zwischen David Haye (27 Kämpfe, 25 Siege, 23 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Dereck Chisora (18 Kämpfe, 15 Siege, 9 durch KO, 3 Niederlagen). Wir erinnern uns: Der erste Kampf der beiden fand statt während der Pressekonferenz nach dem Kampf von Vitali Klitschko gegen Chisora. Diese Auseinandersetzung begeisterte so sehr, dass Klitschko und sein Manager Bernd Bönte ihm, wie es aussah, Applaus spendeten. Die Veranstalter Sauerland Event und Frank Warren waren davon aber wohl auch so angetan, dass sie am 14. Juli die beiden sogar im Ring aufeinander treffen lassen wollten.
Dass der britische Verband (British Boxing Board of Control) Chisora nach seiner ersten Prügelei die Lizenz entzogen hatte, sollte dabei kein Hinderungsgrund sein. Da es gilt das londoner Stadion Upton Park zu füllen, war der luxemburger Boxverbandes F.L.B. (Fédération Luxembourgeoise de Boxe) den Veranstaltern zu Diensten und lizensierte Chisora.
Kalle Sauerland prognostizierte ganz unbescheiden: „Ich erwarte einen der meist diskutierten und spektakulärsten Kämpfe aller Zeiten“. Und er scheint Recht zu behalten. Es sind bereits 17.000 der 35.000 bis 40.000 Karten verkauft worden. Und der Kampf selbst verspricht auch gut zu werden. Allerdings geht es hier offensichtlich erst mal ums Geschäft, und da bleibt die Moral schon einmal auf der Strecke. Tatsache ist und bleibt nämlich, dass der britische Verband sich genötigt sah, Chisora wegen seines skandalösen Verhaltens vor und nach seinem letzten Kampf die Lizenz zu entziehen. Sauerland Event und Frank Warren, der Manager von Chisora, hebelten aber die Sanktionen des Verbandes aus.
Wenn es um Geschäfte geht, geht die Argumentation manchmal seltsame Wege. Der Geschäftsführer des Sauerland-Stalls, Christian Meyer, erklärte: „Moralisch ist das nicht verwerflich. Chisora ist nicht gesperrt worden, man hat ihm nur die Lizenz entzogen. Jetzt hat er eine andere. Wir haben schließlich Berufsfreiheit.” Das sagt nun einer der Männer, die erst unlängst einen gesperrten Boxer Barakat eingesetzt hatten. Mit seiner sehr freizügigen Auslegung von Berufsfreiheit hebelt Meyer jegliche Möglichkeit von Sanktionierungen für Boxer durch die Verbände aus. Was hier von ihm Freiheit genannt wird, nenne ich Verachtung, Verachtung gegenüber seriösen Verbänden und moralischen Standards.
Aber hier nun geschah etwas Wunderbares. Die ADR nun, die normalerweise bei mir den Eindruck erweckt, immer alles zu übertragen, was Sauerland Event anbietet, zog die Notbremse. Sie reagierte auf die immer lauter werdende Kritik an diesem Kampf und ließ verlauten: „Eine Übertragung der Boxveranstaltung am 14. Juli 2012 in London passt nicht zum Image und zum Selbstverständnis der ARD.“
Danke!
Endlich!
Endlich nimmt die ARD ihre Rolle als übertragender TV-Sender ernst und übernimmt Verantwortung für das Boxen.
Danke!
© Uwe Betker