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Profiboxen in Messehalle 7
Halle 7 der Messe Essen, auf der „Mode, Heim und Handwerk“, fand am Freitag, dem 16.11.2018, zum zweiten Mal eine Veranstaltung der German Boxing Association statt. Die GBA machte damit einerseits auf einer großen Verbrauchermesse Werbung fürs Profiboxen. Andererseits wurde das karitative Projekt GIBEI (https://gibei.jimdo.com/) unterstützt, das sich im Senegal engagiert.
Bevor noch der Berichterstatter in der Halle angekommen war, hatte bereits Christian Hiller (12 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) seinen Comebackfight im Cruisergewicht bestritten. Hiller hatte mehr als zweieinhalb Jahre nicht mehr im Ring gestanden. Er besiegte Mirko Crnovic (11 Kämpfe, 11 Niederlagen, 10 durch KO) durch KO in Runde 1 nach 2:17.
Der ersten Profiboxkampf, den der Berichtersatter dann sah, war die Begegnung im Super Weltergewicht zwischen Hayk Harutunyan (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) und Cankan Guenyuezlue (16 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 14 Niederlagen, 13 durch KO). Der Sechsrunder war kurz und einseitig. Harutunyan machte den Kampf und Guenyuezlue war überfordert. Bereits bei der ersten Aktion ging Guenyuezlue zu Boden. Hiernach ging er nach einer Rechten aufs Ohr zu Boden und zum dritten Mal nach einer Rechten zum Körper. Dann hatte Ringrichter Kornelius Bernds genug gesehen und brach die Begegnung ab. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 1:08 Minuten: Hayk Harutunyan.
Maher Ayada (5 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO) und Dogan Kurnaz (20 Kämpfe, 3 Siege, 17 Niederlagen, 16 durch KO) trugen einen Sechsrunder im Mittelgewicht aus. Der Kampf war munter. Beide gingen ein hohes Tempo. Nach zirka einer Minute schlug Kurnaz ins Leere und verletzte sich dabei die Schulter. Er wurde vom Ringarzt behandelt und stellte sich erneut. Nach kurzer Zeit signalisierte er seiner Ecke, dass er nicht mehr weiter boxen könne und es kam ein Handtuch geflogen. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2 Minuten: Maher Ayada.
Ebenfalls im Mittelgewicht boxten Ibrahim Ayada (7 Kämpfe, 7 Siege, 7 durch KO) und Ahmed Akit Beide (8 Kämpfe, 8 Niederlagen, 8 durch KO) einen Sechsrunder. Ayada machte Druck und trieb seinen Gegner vor sich her. Er versuchte, vor allem durch Körperhaken zum Ziel zu kommen. Akit Beide versuchte, am Anfang lang zu boxen. Aber schon bald verschanzte er sich oft hinter seiner Doppeldeckung und versuchte, an den Seilen entlang wegzukommen. In der zweiten Runde ging es so weiter, wobei Ayada den Druck erhöhte und Akit Beide immer wieder sein Heil in Angriffen suchte. Dann wurde er an den Seilen gestellt und mit Körpertreffern eingedeckt, so dass er zu Boden ging. Ringrichter Jens-Uwe Baum zählte bis acht. Akit Beide stellte sich wieder zum Kampf. Kurze Zeit später wurde er von einer harten Rechten zum Kinn schwer zu Boden geschickt, wo er lange lag und ausgezählt wurde. Sieger durch KO in Runde 2, nach 2:42 Minuten: Ibrahim Ayada.
Den Hauptkampf des Nachmittags bildete die Deutsche Meisterschaft der GBA im Schwergewicht, die von Djuar El Scheich (7 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO) und Rojhat Bilgetekin (25 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 16 Niederlagen, 14 durch KO) ausgeboxt wurde. Beide boxten hinter einer kompakten Doppeldeckung. Beide boxten gut an, wobei El Scheich mehr machte. In der zweiten Runde wurde nun Bilgetekin aktiver, wodurch er sich seine Momente erarbeitete, aber El Scheich auch die Möglichkeit eröffnete, gute Treffer zu landen. Ende der Runde wurde Bilgetekin in seiner Ecke gestellt und er musste mehrere Treffer nehmen. Im dritten Durchgang war er wiederum so passiv, dass er dafür am Ende von Ringrichter Mike Wissenbach ermahnt wurde. In der vierten Runde musste Bilgetekin dann harte Treffer zum Körper und eine Rechte zum Kopf nehmen, die ihn zu Boden zwang. Am Ende der Runde nahm er noch mehrere harte Kopftreffer, die ihn erneut zu Boden zwangen. Zwar stellte er sich nochmal zum Kampf und holte, durch den Verlust seines Mundschutzes, noch etwas Erholungszeit heraus aber bereits bei der nächsten Aktion nahm er sofort wieder drei Volltreffer zum Kopf. Der Ringrichter ging dazwischen und beendete den ungleich gewordenen Kampf. Sieger durch TKO in Runde 4, nach 2:33 Minuten: Djuar El Scheich.
Eine Messe ist schon ein ungewöhnlicher Ort für eine Profiboxveranstaltung. Gleichwohl erschien es mir ganz richtig, hier für den Sport zu werben. Gleichzeitig ist GIBEI (https://gibei.jimdo.com/) eine Organisation, die Unterstützung verdient. Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr zu einer Neuauflage kommt.
(C) Uwe Betker
Der Präsident des senegalesischen Profiboxverbandes
Thomas Hackenberg ist ein guter Punkt- und Ringrichter. Er ist für die GBA und für die IBF tätig. Er ist keiner von denen, die Sieger von Kämpfen disqualifizieren, nur um den Heimboxer gewinnen zu lassen, oder der während eines Kampfes sein Mobiltelefon herausholt, um daran herum zu fummeln. Das allein schon ist erwähnenswert, weil es so viele schlechte Punkt- und Ringrichter gibt, die den Sport und ihre Fans verachten, während sie die Zuwendungen und Aufmerksamkeiten der Veranstalter lieben.
Das sind aber nur Hintergrundinformationen zu dem, was ich eigentlich erzählen will. Hackenberg flog im April 2013 auf Einladung eines Freundes in den Senegal. Die Bettelkinder in Dakar ließen in ihm den Wunsch wachsen zu helfen. Zunächst wollte er versuchen, einem Dutzend Kindern und Jugendlichen, die sich alleine auf der Straße durchschlagen müssen, zumindest eine gesunde Mahlzeit pro Tag zu ermöglichen, um ihr Überleben für einen Tag zu sichern. Das war die ursprüngliche Idee. Aber schnell musste er feststellen, dass diese Hilfe nur ein Tropfen auf den berühmten heißen Stein war und letztlich keine Hilfe darstellte.
Helfen würde nur etwas, was wirtschaftlich nachhaltig, unabhängig, eigenständig, beständig und mit regionaler Bindung sein würde. Hieraus entstand das Projekt Ndoukoura Woolof. Im Bezirk Ndoukoura Woolof, nahe Dakar, sind auf einem 9.000 Quadratmeter großen Grundstück eine Farm, ein Berufsbildungszentrum, eine Armenküche, ein Sport- und Freizeitzentrum und ein Beratungszentrum im Entstehen. Herzstück soll eine Hühnerfarm sein, die im Aufbau begriffen ist. Hier sollen Nahrungsmittel produziert werden und Menschen dauerhaft Arbeit und Auskommen bekommen. Schon der Aufbau der Farm gibt Menschen Arbeit, und Jugendliche erhalten eine Ausbildung. Wer sich über dieses tolle Projekt informieren möchte, kann das auf http://www.gibei.de tun. Der Verein ist gemeinnützig und daher sind auch die stets gern gesehenen Spenden steuerlich absetzbar.
Und was hat das nun mit Boxen zu tun? Nun, wer Thomas Hackenberg kennt, wird schon ahnen, dass sich im Bereich „Sport- und Freizeitzentrum“ etwas finden lässt, das mit Boxen zu tun hat. Hackenberg hat ein Boxgym ausgestattet. Es werden junge Sportler aus sozial schwachen Familien unterstützt. Und natürlich wird auch geboxt. Bei der Beschäftigung mit dem Boxen im Senegal fiel Hackenberg auf, dass es im Senegal keinen Profiverband gibt. Der steht nun, nach einigen administrativen Schwierigkeiten, kurz davor, gegründet zu werden. Thomas Hackenberg wird dann Präsident des senegalesischen Profiboxverbandes Commision Senegalaise de Boxe Professionnelle.
© Uwe Betker