Posts Tagged ‘SES’
Mitteilung von Markus Tomala
Liebe Boxfreunde,
wegen zahlreicher Anfragen möchte ich Euch kurz informieren, daß zwischen SES und mir keine dauerhafte vertragliche Bindung besteht. Ich bin an kein Management gebunden stehe deshalb Anfragen von Promotern grundsätzlich offen gegenüber.
Sportliche Grüße
Veranstaltung des Jahres
„Schwere Jungs“.
Die Veranstaltung „Schwere Jungs“ im Ballsaal des Maritim Hotel in Magdeburg. Auf der SES Veranstaltung gab es keine Weltmeisterschaft zu sehen, sondern nur gutes Boxen. Was die Veranstaltung dann zur „Veranstaltung des Jahres“ macht? Die Fanfreundlichkeit und der Wohlfühlfaktor. So hatten die Fans die Möglichkeit mit den Boxern zu sprechen und sich mit ihnen, vor einer eigens aufgestellten Photowand photographieren zu lassen. – Es war schlicht so, wie Profiboxen sein sollte.
Gedanken zur Niederlage von Felix Sturm (1)
Am 01.09.2012 verlor Felix Sturm (42 Kämpfe, 37 Siege, 16 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden) in Oberhausen gegen den Australier Daniel Geale (29 Kämpfe, 28 Siege, 15 durch KO, 1 Niederlage). Damit verlor er seinen Titel „Super Champion“ der WBA (World Boxing Association), den er nach den Regularien des Verbandes gar nicht hätte tragen dürfen. Sein Bezwinger Geale war und ist Weltmeister der IBF (International Boxing Federation) im Mittelgewicht.
Sicher, eine Niederlage ist erst einmal nichts Besonderes. Schließlich verliert ja in fast allen Boxkämpfen einer der beiden Kontrahenten den Kampf. Dennoch, die Niederlage von Sturm verdient doch eine nähere Betrachtung.
Zunächst einmal ist positiv zu vermerken, dass Geale in Deutschland überhaupt einen deutschen Boxer besiegen konnte. Schließlich hat sich Deutschland bzw. haben sich die deutschen Veranstalter international über Jahre hinweg den Ruf erarbeitet, dass man hierzulande als Herausforderer eines Deutschen nicht nach Punkten gewinnen kann. Die Wertungen der Punktrichter Stanley Christodoulou und Dave Parris mit jeweils 112:116 für Geale, sind zwar wohl zu hoch, gehen aber von der Tendenz her in Ordnung. Weshalb Eugene Grant 116:112 für Sturm wertete, ist dagegen für mich nicht nachvollziehbar. Geales Sieg ist gut für den Ruf des deutschen Profiboxens, wenn er auch schlecht ist für den schwächelnden Sport.
Die Niederlage Sturms trifft das deutsche Boxen schwer. Zwar überträgt die ARD noch die Veranstaltungen von Sauerland Event. Aber wenn man die neuerdings immer wieder eingestreuten kritischen Bemerkungen über den Boxsport im Allgemeinen als Indiz ansieht, dann geht der Sender wohl zunehmend auf Distanz zum Boxen. Hinzu kommen die Gerüchte, dass die ARD den Vertrag nicht über 2015 hinaus verlängern will. Wenn aber doch, so soll er jedenfalls nicht mehr den gleichen Umfang haben. Der andere öffentlich rechtliche Sender, ZDF, hat wohl immer noch genug vom Boxen – nach all den Erfahrungen, die er mit Universum Box-Promotion gemacht hat.
RTL zeigt einzig und alleine Kämpfe von Wladimir Klitschko (61 Kämpfe, 58 Siege, 51 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Vitali Klitschko (46 Kämpfe, 44 Siege, 40 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO). Mir klingt da zwar noch im Ohr, dass sowohl RTL als auch die Gebrüder Klitschko einmal ankündigten, sie wollten einen richtigen Boxstall aufbauen. Sie haben dann aber keinen Schritt in diese Richtung getan. RTL zeigt Klitschko und nichts anderes. Und wenn denn einmal kein Klitschko mehr boxt, dann wird es wohl auch kein Boxen mehr auf RTL zu sehen geben.
SES, Sport Events Steinforth und EC Boxing mühen sich redlich, Boxen zu zeigen, aber bis jetzt konnten sie leider nur im Spartenkanal Eurosport ihre Veranstaltungen unterbringen. Ob Arena Box-Promotion noch in ein paar Monaten bestehen wird, wird sich zeigen.
Dementsprechend ist die Niederlage von Felix Sturm ein harter Schlag für das Profiboxen in Deutschland. Sturms Haussender SAT1 konzentrierte sich nur auf Felix Sturm. SAT1 kann nur Felix Sturm zeigen, denn Sturm Box-Promotion besteht faktisch nur aus Felix Sturm. Zwar haben Syuzanna Kentikyan bzw. Susi Kentikian (31 Kämpfe, 29 Siege, 16 durch KO, 1 Niederlage), Fliegengewicht, Maurice Weber (18 Kämpfe, 16 Siege, 5 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden), Junior Mittelgewicht, Mike Keta (14 Kämpfe, 12 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO), Mittelgewicht und Patrick Dobroschi (16 Kämpfe, 12 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 3 Unentschieden), Super Mittelgewicht, einen Vertrag bei Sturm, aber keiner von ihnen kann derzeit einen Hauptkampf bestreiten. Wenn also Sturm es nicht mehr schafft, einen attraktiven Kampf zu bekommen, wird SAT1 wohl kein Boxen mehr zeigen.
Die Niederlage von Felix Sturm ist ein harter Rückschlag für den Patienten Profiboxen in Deutschland.
© Uwe Betker
Ein Blick in die Glaskugel
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass, seit sie ihren TV-Vertrag mit dem ZDF verloren hat, das einstige „German Powerhouse“ Universum Box-Promotion in den letzten Zügen liegt. Dafür hat Universum, so scheint mir, lange Jahre hart und verbissen gearbeitet. Die Erosion des Veranstalters ist nicht zu übersehen. Viele bekannte Namen sind verschwunden. Von der Frauenabteilung sind nur noch zwei Boxerinnen übrig geblieben. Boxer werden ins Ausland geschickt.
Offensichtlich ist es Klaus-Peter Kohl, dem Besitzer und Gründer von Universum, nicht gelungen, einen potenten TV-Partner für sein Produkt zu interessieren. Es sind Gerüchte zu hören, dass Boxer dazu genötigt werden, auf die Hälfte ihrer vertraglich garantierten Börse verzichten, nur um überhaupt noch boxen zu können. Weitere Gerüchte besagen, dass Sauerland Event sich nicht retten kann vor Anfragen von Universum-Boxern, die den Stall wechseln wollen. Angeblich sind alle bereit, für einen Vertrag radikale finanzielle Einbussen in Kauf zu nehmen. Das hört sich nicht gut an.
Wie lang es Klaus-Peter Kohl noch versuchen wird, seinen Boxstall zu alter Größe zurück zu führen, ist ungewiss. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken will, hat Kohl genug Geld, noch eine ganze Weile durchzuhalten. Ein Problem, mit dem er sich konfrontiert sieht, ist natürlich, dass der Ruf seiner Veranstaltungen nicht der beste ist. Denn wären seine Veranstaltungen gut gewesen, hätte auch die Einschaltquote gestimmt. Hätte die Einschaltquote gestimmt, wäre das Zweite Deutsche Fernsehen nicht ausgestiegen.
Also schauen wir in die Glaskugel, die die Zukunft uns zeigt. Was sehen wir, sagen wir in einem dreiviertel Jahr?
Klaus-Peter Kohl hat seinen Laden dicht gemacht. SES, der Boxstall von Ulf Steinforth hat keinen Anschlussvertrag mit SAT 1 bekommen und veranstaltet nur noch im Verbund mit Arena Boxpromotion und Felix Sturm. Sauerland Event ist der größte Veranstalter von Europa. Sie haben nur Denis Boytsov, Sebastian Zbik und Jack Culcay, von Universum übernommen. Dafür hat Nikolai Valuev aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt erklärt. Andere Boxer wurden schlicht aussortiert.
Die Brüder Wladimir und Vitali Klitschko vermarkten sich weiter alleine. Und sie vermarkten weiterhin einzig und alleine sich selber. Sie sind immer noch auf RTL zu sehen und das Vorprogramm ist weiterhin zum großen Teil zum Wegsehen.
Das Frauenboxen hat, soweit es das Fernsehen in Deutschland betrifft, aufgehört zu existieren. Manchmal sieht man noch im Publikum Regina Halmich, und manchmal zeigt die ARD ein paar Minuten von den Kämpfen der Norwegerin Cecilia Braekhus.
Felix Sturm setzt seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit SAT1 fort. Einen Teil des Vorprogramms bestückt er selber. Der andere Teil kommt von Arena Boxpromotion. Arena wird zum zweitgrößten Veranstalter in Deutschland. Odlanier Solis bekommt seinen Kampf gegen Wladimir Klitschko und … Yuriorkis Gamboa und Selcuk Aydin sind immer noch Weltmeister im Federgewicht bzw. im Weltergewicht. Ihre Kämpfe sind aber immer noch nur selten im deutschen Fernsehen zu sehen. Bei den wenigen SAT1-Veranstaltungen sind Benjamin Simon und wechselnde andere die Hauptkämpfer von Arena.
© Uwe Betker
Homerisches Gelächter
Am letzten Wochenende wünschte ich mir, ich hätte die Fähigkeit in ein homerisches Gelächter einstimmen zu können, in jenes unauslöschliche laute Gelächter, das nicht enden will. Aber leider können dies nur die Götter, und so habe ich nur herzhaft gelacht. Anlass hierfür waren drei Kämpfe am letzten Wochenende.
Die in Kolumbien geborene Norwegerin Cecilia Braekhus verteidigte erwartungsgemäß ihre drei WM-Gürtel im Weltergewicht. Sie gewann durch KO in Runde 3. Ihre Gegnerin, oder soll man sagen ihr Opfer, war die Serbin Eva Halasi. Halasi hatte sich für diesen WM-Kampf dadurch qualifiziert, dass die sechs Gegnerinnen, die sie besiegt hat, insgesamt nur vier Kämpfe absolviert hatten. Immerhin war Halasi die Nummer 30 der unabhängigen Weltrangliste. Sie hat in der besagten Rangliste genauso viele Punkte wie alle Boxerinnen, die hinter ihr platziert sind, nämlich 0.
Es war zu lesen, dass „Braekhus erneut eine starke Leistung“ gezeigt, dass sie „gegen eine unbequeme Gegnerin“ geboxt und dabei „ihre Sache gut gemacht“ hätte. Ich frage mich nun unwillkürlich, wie stark wohl dann eine Gegnerin sein muss, die eventuell einen Punkt für ihre vorangegangenen Kämpfe bekommen hat? Oder gar – ich wage es kaum zu denken – eine mit zwei Punkten? Ein Gedanke, der mich sehr erheitert.
Auch Robert Stieglitz verteidigte seinen WBO-Titel im Super Mittelgewicht. Er tat sich schwerer als Braekhus, aber sein Gegner Enrique Ornelas (Mexiko) hatte auch ein paar Punkte mehr und war dementsprechend stärker. Stieglitz gewann nach Punkten, obwohl sein Trainer Torsten Schmitz sich von Sauerland Event hatte abwerben lassen, so dass sein Schützling nur wenige Tage vor seinen WM-Kampf alleine zurück blieb. Das vermutliche Kalkül von Sauerland Event, Stieglitz und dessen Veranstalter Sport Events Steinforth (SES) zu schädigen, ging nicht auf. Das ließ mich schmunzeln.
Das Debüt des schon angesprochene Torsten Schmitz verlief dagegen etwas anders, als er und sein neuer Arbeitgeber es sich vorgestellt hatten. Der bis dahin in seinen acht Kämpfen ungeschlagene Cruisergewichtler Lukas Schulz verlor nämlich prompt mit seinem neuen Mann in der Ecke durch TKO in der sechsten Runde. Man könnte es als eine Ironie der Box-Geschichte auffassen, dass der Gegner, gegen den Schulz verlor, ausgerechnet Serdar Sahin war. Sahin ist nämlich ein Boxer von Ulf Steinforth, genau von jenem Steinforth von SES, dem …
Wenn es so etwas wie einen Boxerolymp geben sollte, und wenn dort Boxgötter leben, so haben sie wohl am Wochenende ihr homerisches Gelächter erklingen lassen.
© Uwe Betker
Über das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und Boxer am Beispiel von Torsten Schmitz
Den Boxtrainer Torsten Schmitz zieht es weiter – auf zu neuen Ufern. Es ist ihm nicht zu verdenken, denn eine Festanstellung bei dem größten deutschen Veranstalter, Sauerland Event, ist schon verlockend. Na ja, und so eine freiberufliche Trainertätigkeit dürfte auch kein Zuckerschlecken sein. Dementsprechend stellt sie keine Verpflichtung dar, der man nachkommen muss. Jedenfalls verlässt er nun seinen Weltmeister Robert Stieglitz kurz vor einem entscheidenden Kampf, um zu einem anderen Arbeitgeber zu wechseln. Der Eindruck, den mir Schmitz damit vermittelt, könnte folgendermaßen zusammengefasst werden: Meine Rolle in der Vorbereitung auf einen Kampf, auch auf einen WM-Kampf, ist so unbedeutend, dass ich, Torsten Schmitz, jederzeit ausgewechselt werden kann, ohne dass dies irgendwelche Folgen für meinen Kämpfer hätte. – Als Außenstehender fragt man sich dann aber natürlich schon: Wieso engagiert jemand Schmitz dann überhaupt als Trainer?
Nach einer relativ langen und erfolgreichen Amateurkarriere (250 Kämpfe mit 215 Siegen, Junioreneuropameister 1982, WM-Dritter 1986 und 1991 und WM-Zweiter 1989, DDR-Meister 1983, 1984, 1987 und 1989). 1996 wurde Schmitz Trainer bei Universum Box-Promotion. Er betreute u. a. Bert Schenk, Regina Halmich, Michel Trabant und Luan Krasniqi. Das Karriereende von Regina Halmich im November 2007 bedeutete für ihn zugleich den Verlust der Anstellung beim hamburger Boxstall. Danach betreute er freiberuflich Robert Stieglitz, der für Sport Events Steinforth (SES) boxt.
Robert Stieglitz (40 Kämpfe, 38 Siege, 23 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO), eigentlich Sergei Stieglitz, in Jeisk, im heutigen Russland, geboren, wurde mit seinem Trainer Schmitz am 22. August 2009 gegen den Universum-Boxer Károly Balzsay WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht. Nur wenige Tage vor der dritten Titelverteidigung am 20.11.2010 gegen Enrique Ornelas (36 Kämpfe, 30 Siege, 20 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO) in Dresden verlässt Schmitz jetzt seinen Schützling und wechselt zum Boxstall des Promoters Wilfried Sauerland nach Berlin.
Das Thema Fairness spielt nun im Profiboxen inzwischen eine so untergeordnete Rolle, dass ich in diesem Zusammenhang darauf nicht eingehen möchte. Eine andere Sache ist allerdings das besondere Verhältnis zwischen Trainer und Boxer, von dem man doch so gerne spricht. Welches Signal sendet Torsten Schmitz da eigentlich mit einer solchen Handlungsweise an seine künftigen Boxer? Für mich heißt das: So lange ich kein besseres Angebot bekomme, bin ich auf deiner Seite, in deiner Ecke. Bekomme ich aber ein besseres Angebot, bin ich sofort weg. Seine Begründung kann ich mir auch schon vorstellen. Sie wird dann wohl wieder lauten: „Job ist Job. Ich muss am Sonnabend XY in XY betreuen.“ Ich persönlich bin mir aber sehr sicher, dass ich einem solchen Trainer meinen Sohn oder meine Tochter bestimmt nicht anvertrauen würde, wenn denn meine Kinder, bzw. mein Sohn boxen würde. Ob also ein solches Verhalten, oder soll man sagen, ein solcher Charakter, die Grundlage für ein vertrauensvolles Trainer-Boxer-Verhältnis sein kann, sei dahin gestellt.
Ein anderer interessanter Aspekt ist, dass es schon verwunderlich ist, dass der größte Box-Veranstalter Deutschlands sich überhaupt die Mühe macht, einem Mitbewerber so zu schaden. Denn SES spielt doch offensichtlich nicht in derselben Liga wie Sauerland Event, auch wenn Ulf Steinforth das nun behauptet.
Man kann sich schlechterdings nicht vorstellen, dass dem berliner Veranstalter der WM-Kampf von Robert Stieglitz entgangen sein sollte. Also, wieso macht Sauerland Event so etwas? Machen sie es nur, weil sie es können? Wenn sich ein solcher Riese mit solcher Wucht auf einen im Vergleich zu ihm so viel Kleineren und Schwächeren stürzt, sieht das jedenfalls irgendwie nicht sonderlich souverän an.
Sauerland hätte ja Größe zeigen können und Torsten Schmitz unter Vertrag nehmen, um ihn bis nach dem WM-Kampf freizustellen. Das in Verbindung mit ein paar netten Presseerklärungen und guten Wünschen für Stieglitz („Wir drücken Stieglitz die Daumen!“), das hätte Klasse gehabt. Aber diese Form von Klasse und Souveränität ist wohl nicht en vogue.
Ob es nun Skrupellosigkeit von Torsten Schmitz war, oder eiskaltes Kalkül von Sauerland Events, oder knallharter Egoismus oder nur Unachtsamkeit Beider -, was auch immer es gewesen sein mag, ein solches Verhalten ist in meinen Augen, auch wenn es vielleicht üblich ist, ganz schlechter Stil.
© Uwe Betker