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King of the Ring 1
Der Veranstalter Henryk Adam Boxpromotion wählte für seine „King of the Ring 1“ am 07.06.2014 die schöne Turbinenhalle in Oberhausen als Austragungsort. Bevor ich dort ankam, waren zwei Kämpfe bereits vorbei. Im Super Mittelgewicht besiegte Ziso Poulitsa (3 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) einen gewissen Fendi Sancar. Und im Halbschwergewicht gewann Timur Zaslavskiy (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) gegen einen gewissen Giovanni Trinchera. Sancar und Trinchera verloren beide durch TKO in der ersten Runde. Beide hatten sich irgendwie verletzt. Beide sind Boxer von Suleyman Dag.
Der erste Kampf, den ich dann sah, also der dritte Kampf des Abends, war auch schnell, nämlich nach exakt 2 Minuten, zu Ende. In ihm trafen Weltergewicht Nawid Hakimsadeh (1 Kampf, 1 Sieg, 1 durch KO) und Gökhan Uear (19 Kämpfe, 19 Niederlagen, 14 durch KO) aufeinander. Der Kampf war kurz und heftig, aber auch etwas seltsam anzusehen. Bei Uear, auch ein Mann von Dag, handelte es sich um einen Rechtsausleger und dementsprechend boxte er auch. Hakimsadeh schlug häufig eine unvorbereitete Rechte. Den KO bereitete er mit einem linken Körperhaken vor, dem ein rechter Kopfhaken folgte. Uear wurde auf allen Vieren kniend ausgezählt.
Der folgende Kampf im Halbschwergewicht zwischen Jaron Benjamin Transfeld (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Selim Sarialioglu (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 5 durch KO) war, man glaubt es kaum, noch kürzer. Sarialioglu begann gut. Er boxte hinter einer Doppeldeckung agierend. Transfeld hielt gegen und es kam zu einem kurzen Schlagabtausch. Hiernach ging Sarialioglu zu seinem Trainer, um sich seine linke Hand untersuchen zu lassen. Es wurde die Ringärztin hinzugezogen und er gab auf, weil er sich seine Hand bzw. die Kapsel von seinem Daumen angeblich verletzt hatte. Ich schreibe bewusst angeblich, weil schon ein paar Sekunden später kratzte er sich mit seiner ach so schmerzenden Hand die Nase. Der Kampf war nach einer Minute und 10 Sekunden beendet: TKO 1. Natürlich wünsche ich Sarialioglu, ein Boxer von Dag, gute Genesung, aber mir persönlich wünsche ich, ihn nie wieder in einem Ring zu sehen zu bekommen.
Der nun folgende Kampf entschädigte das Publikum allerdings. Samy Raid Musa (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) und Francis Kojo Ennin (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 1 durch KO) trafen im Supermittelgewicht aufeinander. Ennin, offensichtlich Thaiboxer, versuchte sich an Musa heranzuschieben, um seinen Reichweitennachteil auszugleichen. Ein ums andere Mal kam er mit einem rechten Kopfhaken durch, wenn Musa seine Führhand nicht hoch genug hatte oder sie nicht schnell genug zurückzog. Musa zeigte technisch gutes Boxen und wurde auch von Runde zu Runde stärker. Mit zunehmender Kampfdauer hielt er sich seinen Gegner immer besser vom Leib. Er boxte lang und punktete. Ab der dritten Runde ging er dann vermehrt zum Körper. Ende des vierten Durchgangs zeigten seine Bemühungen Wirkung. Ennin wirkte angeschlagen, jedoch konnte er sich zum Schlussgong retten. Der Punktsieg von Musa war deutlich.
Der nächste Kampf, der im Halbmittelgewicht ausgetragen wurde, war wieder kurz. Granit Shala (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) traf auf Manuel Posada (10 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 8 Niederlagen, 7 durch KO). Bevor aber der Kampf begann, trug eine Sängerin für Shala ein Lied vor, sozusagen als persönliche Hymne. Posada hatte leichte Reichweitenvorteile, die er aber nicht für sich nutzen konnte. Beide Boxer agierten verhalten und arbeiteten viel zum Körper. Mitte der ersten Runde gab es einen Schlagabtausch, bei dem Shala wohl den linken Ellenbogen von Posada traf. Danach hatte er jedenfalls Probleme mit ihm. Zur zweiten Runde trat Posada, aufgrund seiner Verletzung, nicht mehr an.
Der folgende Kampf im Leichtgewicht zwischen Slaibi Slaibi (4 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 2 Unentschieden) und Waqar Mahmood (4 Kämpfe, 4 Niederlagen, 4 durch KO) war dann wieder noch kürzer als der vorangegangene. Slaibi drosch mit harten Schwingern so lange auf seinen Gegner ein, bis dieser in der neutralen Ecke zu Boden ging und auf allen Vieren ausgezählt wurde. Der Kampf war nach 1 Minute 20 zu Ende.
Der folgende Kampf, der im Super Mittelgewicht ausgetragen wurde, hatte immerhin einen hohen Unterhaltungswert. Yusuf Kanguel (5 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) traf auf Suleyman Dag (68 Kämpfe, 11 Siege, 5 durch KO, 58 Niederlagen, 38 durch KO). Dag, der Aufbaugegner für nahezu alle Boxer in Deutschland und gleichzeitig Manager und Trainer der Aufbaugegner, die sich so häufig und so schwer in der ersten Runde schon verletzen, zeigte nun selbst sein Können. Aber er zeigte seinen Schützlingen auch, dass man gegen einen hart schlagenden Gegner länger als eine Runde im Ring stehen kann.
Dag kam natürlich nicht nach Oberhausen, um zu gewinnen, sondern um zu überleben. Daher machte er auch alles, um den Kampf von Kanguel kaputt zu machen. Er klammerte und steckte Körperteile und Kopf durch alles, was immer sich ihm bot. Er machte sich klein und ließ die Schläge an seiner guten Doppeldeckung abprallen oder pendelte sie aus. Kanguel machte ihm das Leben allerdings auch etwas zu leicht, weil er zu übermotiviert ans Werk ging. Nach der zweiten Runde gab dann Dag auf. Er hatte sich, genau wie seine Schützlinge, verletzt. Irgendetwas mit seinen rechten Ellenbogen. Es kann aber auch etwas ganz anderes gewesen sein. Immerhin hatte er doppelt so lange gearbeitet wie seine Leute. Es würde mich nicht wundern, wenn er bereits, am nächsten Wochenende wieder in einen Ring steigt.
Der folgende Kampf im Halbschwergewicht ging tatsächlich über die angesetzten vier Runden. Badien Hasso (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) boxte gegen Ismael Altintas (15 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 8 Niederlagen 2 durch KO, 4 Unentschieden). In der ersten Runde verschanzte sich Altintas hinter seiner Doppeldeckung. Das meine ich ganz buchstäblich so. Er war bis auf die letzten 15 Sekunden, in denen er zweimal seine Faust Richtung Gegner bewegte, nur mit seiner Deckung beschäftigt. Man hätte schon den Eindruck gewinnen können, einer Lehrstunde in Pazifismus beizuwohnen. Hasso zeigte eine gute Linke, die er variabel einsetzte. In der zweiten Runde schlug Altintas dann zurück, was Hasso zunächst irritierte. Danach wurde noch ein guter Kampf daraus. Im dritten Durchgang verlor Hasso zeitweise seine boxerische Linie und schien auch leichte Konditionsprobleme zu haben. Er schlug vermehrt Innenhandschwinger. Hierdurch ließ er seinen Gegner besser aussehen. In der vierten und letzten Runde war Hasso dann aber wieder da. Er verteilte seine Schläge wieder besser, ging mehr zum Körper und versucht die Deckung zu knacken. Das gelang ihm aber nicht. Sein Punktsieg war ungefährdet und sehr deutlich. Ich traue Badien Hasso zu, noch einiges im Profiboxen zu erreichen.
In der folgenden Begegnung im Weltergewicht trafen Deniz Ilbay (11 Kämpfe 11 Siege, 6 durch KO) und Sabri Ulas Goecmen (24 Kämpfe, 10 Siege, 14 Niederlagen, 13 durch KO) aufeinander. Ilbay, der Supermann-Strümpfe trug und auf seiner Hose Aufnäher von Asterix und Obelix, ein Smiley, ein Supermann-Abzeichen, Goofy und andere. Über den Kampf selber kann man eigentlich nicht viel sagen, denn er war nach exakt einer Minute zu Ende. Ilbay stellte Goecmen in der neutralen Ecke zu einem Schlagabtausch, bei dem Goecmen einen Leberhaken kassierte, zu Boden ging und ausgezählt wurde. Ilbay floh wutentbrannt aus dem Ring, weil er meinte, sein Gegner hätte eine Verletzung simuliert. Dem war aber offensichtlich nicht so. Goecmen hatte sich die Schulter ausgekugelt und wurde nach einer Viertelstunde von Rettungssanitätern behandelt. Zur Siegerehrung kam dann Ilbay doch noch wieder in den Ring. Schade, dass der Kampf nicht länger dauerte, denn Ilbay ist ein Boxer, den man im Auge behalten sollte.
Der Hauptkampf des Abend war die Internationale Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht zwischen Niko Lohmann (6 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 2 Niederlagen) und Jay Spencer (6 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO). Der Kampf dieser Beiden begann mit einem Paukenschlag. Mitte der ersten Runde brachte ein rechter Kopfhaken von Spencer “Karl Stahl” zu Boden. Nur mit Mühe konnte der die Rundenpause erreichen. Aber Lohmann kam wieder. In der nächsten Runde wurde er aktiver und die dritte Runde gewann er auf meinem Punktezettel sogar. Dies war aber die einzige Runde, die er gewann. Spencer war schlicht zu stark. Spencer boxte diszipliniert. Hinter einer Doppeldeckung agierend, machte er Druck und arbeitete konzentriert. In der fünften Runde verletzte sich Spencer am Rücken, wodurch er seine Rechte praktisch nicht mehr benutzen konnte. Hierdurch war er gezwungen, seinen Kampf komplett über die Führhand zu führen, was er bravourös machte. Lohmann zeigte, warum er „Karl Stahl“ genannt wird. Runde um Runde, Minute um Minute ging er auf den Gegner zu, um seine Chance, die er an diesen Abend allerdings nicht hatte, zu suchen. Einen Boxer, der so hart zu sich selber ist, sieht man selten. Respekt! Am Ende stand ein haushoher Punktsieg für Spencer (100:90. 99:90 und 100:90). Jay Spencer ist zurzeit der einzige Deutsche Meister im Halbschwergewicht.
© Uwe Betker
Ein schöner Sonntagnachmittag in einer Turnhalle in Essen
Die Turnhalle Hoster Berg in Essen war am Sonntagnachmittag Schauplatz von 6 Amateurkämpfen und 8 Profikämpfen. In dem ersten Profikampf gaben Sebastian Tlatlik und Haris Cajic ihre Profidebüts im Leichtgewicht. Tlatlik bearbeitete von Anfang an den größeren und schlaksig wirkenden Cajic mit seiner Linken. Er verteilte gut zu Körper und Kopf. Schon bald zwang ein rechter Körperhaken Cajic zu Boden. Danach trieb der Essener seinen Gegner geradezu vor sich her. Er stellte ihn in dessen Ecke. Eine linke Grade und eine rechter Haken fixierten ihn dort. Schließlich ließ eine lange Kombination Cajic erneut zu Boden gehen. Vergeblich versuchte er aufzustehen. Er wurde ausgezählt: KO 1, 2:05 min
Im zweiten Kampf standen sich im Super Mittelgewicht Emil Markic (15 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) und Marwan Chehade gegenüber. Markic hatte mit seinem Gegner, einem Debütanten, keine Probleme. Markic zeigte eine gute Deckungsarbeit und verteilte seine Schläge gut. Schnell musste Chehade zum ersten Mal runter, wobei es fast wie ein Ausrutscher aussah. Aber sein nächster Besuch auf dem Ringboden war ohne Zweifel einem linken Körperhaken geschuldet. Danach schickte Markic ihn noch mal mit einer Kombination zu Boden. Durch diesen dritten Niederschlag war der Kampf dann auch schon vorbei. TKO 1, 2:35 min.
Ebenfalls im Super Mittelgewicht trafen Ford Jay Spencer (4 Kämpfe. 4 Siege, 3 durch KO) und Mirko Crnovic, der sein Profidebüt gab, aufeinander. Spencer fing ungewohnt zurückhaltend an. Dennoch war er aber der deutlich aktivere Boxer. Ein ums andere Mal deckte er seinen Gegner mit Schlagkombinationen ein. Gleichwohl konnte der aber mit seiner rechten Graden punkten. Am Ende der Runde schien Crnovic bei einem Breakkommando von Ringrichter Roman Morawiec zu glauben, er würde angezählt. Das führte dann zu einer kleinen Verwirrung. In die zweite Runde kam Spencer dann mit dem Willen, seinen Gegner KO zu schlagen. Er trieb ihn nur so vor sich her. Dann stellte er ihn in einer neutralen Ecke und fällte ihn mit einer linken Graden und einem rechten Kopfhaken. Crnovic wurde ausgezählt. KO 2, 1:30 min.
Im folgenden Kampf im Halbschwergewicht gaben Jaron Benjamin Transfeld und Mahir Turko ihr Profidebüt. Transfeld, der viele Fans mitgebracht hatte, begann verhalten, wurde dann aber von Runde zu Runde stärker. Obwohl Transfeld der bessere Boxer war, war der Kampf aber durchaus munter. Auch Turko hatte seine Momente, obwohl es so aussah, als wackelte er in Runde 2 einmal und in Runde 3 zweimal. Am Ende des Vierrunders stand aber doch ein eindeutiger Punktsieg (40:35) für Transfeld, dessen weitere Entwicklung man abwarten darf.
Im fünften Kampf, ebenfalls im Halbschwergewicht, trafen die Debütanten Ahmid Laghmouchi und Muhamed Mahmic aufeinander. Der Kampf dieser beiden war kurz und intensiv. Laghmouchi boxte mit Übersicht. Wenn er angriff, traf er auch. Mahmic dagegen schlug viel auf die Deckung. Der KO lag bereits nach Sekunden in der Luft. Relativ bald hatte Laghmouchi dann auch seinen Gegner in einer Ecke gestellt. Mit einem Körperhaken schickte ihn auf die Bretter. Dort verharrte Mahmic so lange, dass er bei acht erst langsam anfing aufzustehen. Als er bei zehn noch nicht kampfbereit war, wurde er ausgezählt, was ihn empörte. KO 1, 2:50 min.
Im folgenden Kampf boxten im Super Mittelgewicht Salvatore Vancardo (10 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO, 3 Niederlagen, 2 Unentschieden) und Neven Tojaga gegeneinander. Der Kampf war kurz und etwas seltsam. Vancardo verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung, schob sich an seinen Gegner heran, um dann in der Halbdistanz zu explodieren. Tojaga jabte und versuchte dem Schlagabtausch durch Flucht zu entgehen. Praktisch mit dem Gong zur zweiten Runde gab er dann auf. Angeblich hatte er sich seine Schlaghand verletzt. Sie schmerzte so sehr, dass er sich ohne Hilfe sein Hemd wieder anziehen konnte und dem Sieger noch die Hand drückte. TKO 2, 0:04 min.
Im vorletzten Kampf, der im Halbschwergewicht stattfand, trafen Üsame Ensar Bozkurt (3 Kämpfe, 2 Sieg, 1 durch KO, 1 Niederlage) und Edo Cavrk (17 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 14 Niederlagen. 11 durch KO) aufeinander. Bozkurt, der nach zwei Jahren Ringabstinenz sein Comeback gab, wollte es kurz machen. Er schickte dreimal seinen Gegner mit Körperhaken zu Boden, wobei dieser nur zweimal angezählt wurde. Beim zweiten Niederschlag hatte Cavrk einen unabsichtlichen Schlag auf dem Hinterkopf abbekommen. Hätte Bozkurt etwas ruhiger agiert, wäre der Kampf nicht mal in die zweite Runde gekommen. Im zweiten Durchgang gab Cavrk dann auf. TKO 2, 1:55 min.
Den letzten Kampf des Nachmittags, einen Sechsrunder im Leichtgewicht, werden die Zuschauer sicher nicht so schnell vergessen. Patryk Wolke (11 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 9 Niederlagen, 4 durch KO) traf auf Slaibi Slaibi (3 Kämpfe, 1 Sieg, 2 Unentschieden). Die Rollen waren klar verteilt: Slaibi wollte seinen ersten Sieg, möglichst einen vorzeitigen – und Wolke wollte seinen Job machen. Wolke verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und ließ Angriff um Angriff über sich ergehen. Von Zeit zu Zeit startete er dann Entlastungsangriffe oder versuchte sein Glück mit Schwingern. Das sehr einseitige Gefecht hatte aber durchaus einen ganz eigenen Reiz. Von Runde zu Runde wuchs mein Respekt vor dem Mut und dem Durchhaltewillen von Wolke. Ein Boxer von anderem Format hätte sich schon längst einfach hingelegt. Aber Patryk Wolke ist ein Kämpfer, der seine Chance auch dann noch sucht, wenn er absolut keine hat. Ob dies nun gesund ist, soll dahin gestellt bleiben, aber es nötigt mir jedenfalls großen Respekt ab. Die Punktwertung für Slaibi (60:54) war reine Formsache.
Es war ein schöner Sonntagnachmittag in einer Turnhalle in Essen.
© Uwe Betker
Vier Boxkämpfe in Bochum
Am Sonntag, dem 01.12.2013 gab es unweit des VFL Bochum Stadions gutes Boxen zu sehen. Veranstalter war die Kultfigur des Bochumer Kampfsports, Niko Lohmann, der sich auch Karl Stahl nennt. Eigentlich hätte er ja selber boxen sollen, aber verletzungsbedingt musste der Kampf ausfallen. Im Vorprogramm gab es drei Amateurkämpfe zu sehen, die hart und kurzweilig waren.
Den ersten Profikampf des Nachmittags bestritten Patryk Wolke (10 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 8 Niederlagen) und Sergej Vib im Leichtgewicht. Der Debütant Vib startete wie ein Weltmeister. Er ließ sein Gegenüber Wolke, der seine letzten fünf Kämpfe verloren hat, richtig schlecht aussehen. Vib war schnell auf den Beinen und zeigte eine unglaubliche Beweglichkeit im Oberkörper. Wolke versuchte ihn zu treffen, aber er pendelte alle Schläge aus. Es gab sogar Szenenapplaus für sein Auspendeln. Alles sah also nach einem einseitigen Gefechts aus.
Aber Wolke ließ sich nicht beirren und suchte seine Chance. Er hatte bereits in der ersten Runde seine Momente und sie wurden von Minute mehr. Immer wenn Vib eine Pause machte, kam Wolke. Bereits am Ende der ersten Runde schien Vib langsamer zu werden. Hinzu kam, dass sein rechter Haken, den er zu häufig schlug, zu unpräzise kam und keine rechte Wirkung erzielte. Am Ende stand ein Punktsieg für Wolke, mit 2:1 Punktrichterstimmen.
Ein paar Worte zum Matchmaking: Die Kampfpaarungen, die alle Henryk Adam zusammengestellt hatte, waren alle gut und ausgeglichen. In keinem Kampf stand der Sieger vorher fest.
Der zweite Kampf fand im Halbschwergewicht statt. Ahliman Gurbanov traf auf David Saric. Saric war der bessere Boxer, dafür wirkte Gurbanov härter und stabiler. Trotzdem musste Gurbanov Mitte der ersten Runde, nach zwei Links-Rechts-Kombinationen zum Kopf, zu Boden. Er wurde angezählt und kam wieder hoch. Den Rest der Runde kämpfte er um sein Überleben. Im folgenden Durchgang versuchte er durch rechte Schwinger und durch Keilen zum Erfolg zu kommen. Der Kampf wurde immer verbissener und schmutziger geführt. Der GBA Ringrichter Mustafa Erenay hatte alle Hände voll zu tun, einen fairen Kampf zu gewährleisten, was ihm auch gelang. Er und seine Punktrichterkollegen machten ihren Job vorbildlich.
Die dritte Runde war noch intensiver. Am Anfang der vierten und letzten Runde stellte Saric Gurbanov in seiner Ecke und deckte ihn mit einem nicht enden wollenden Schlaghagel ein, dem Gurbanov nichts entgegen setzte. Der Ringrichter ging dazwischen und brach den Kampf ab. TKO Sieg für Saric nach 31 Sekunden.
Im nächsten Kampf, der an Emotionen dem vorangegangen in nichts nachstand, standen sich im Weltergewicht Aria Najafi und Slaibi Slaibi (2 Kämpfe, 2 Unentschieden) gegenüber. Beide hatten viel Fans mitgebracht, die sie lauthals anfeuerten. Najafi war der schnellere, aber kleinere Mann, Slaibi der größere und kompaktere. Nach Vorteilen in der ersten Runde für Najafi, verlor dieser seine boxerische Linie. Immer wieder kam es zu wüsten Schlagabtäuschen. Am Ende der vier Runden stand ein gerechtes Unentschieden.
Im letzten Kampf boxten Michael Erdine und Cheikh Souleymane Fall (3 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) im Halbschwergewicht gegeneinander. In der ersten Runde muss Fall viele Treffer nehmen, die er zum Teil mit putzigen Grimassen beantwortete. In der zweiten Runde beschwerte er sich öfter beim Ringrichter darüber, der rechte Cross, der immer wieder bei ihm einschlug, sei ein Schlag auf den Hinterkopf. – Dem war aber nicht so. Ende der Runde fiel er fast aus dem Ring. In der Ringpause wollte er dann aufgeben. Aber sein Trainer überzeugte ihn weiterzumachen. In der dritten Runde kassierte Fall weiter, brachte aber Erdine zu Boden, was der Ringrichter allerdings nicht als Niederschlag wertete. Auch in der vierten und letzten Runde ging Erdine zu Boden. Diesmal wurde er angezählt. Wenn man einmal von den Niederschlägen absieht, gewann Erdine jede Runde deutlich, daher war auch sein Punktsieg einstimmig und verdient.
Die zweite Veranstaltung von Team Stahl war ein voller Erfolg. Man kann nur hoffen, dass weitere folgen werden.
© Uwe Betker