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Die zweite Profiboxveranstaltung im „Generation“ in Moers
Der Veranstalter Hani ElJarie veranstaltete am 19.08.2016 zum zweiten Mal in der Diskothek Generation in Moers. Es gab 8 Profikämpfe zu sehen, von denen immerhin drei sehr sehenswert waren.
Der erste Kampf des Abends war kurz und seltsam. Im Cruisergewicht trafen Lars Kolecki (3 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) und Robert Szalach (4 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) aufeinander. Szalach ließ die linke Führhand lässig immer wieder fallen und versuchte, seinen Gegner mit von der Hüfte aus geschlagenen Führhänden und rechten Kopfhaken abzukontern. Kolecki versuchte, mit überfallartigen Angriffen, die in schneller Folge kamen, ans Ziel zu gelangen. Damit hatte er auch weitgehend Erfolg. Dreimal kam er mit seiner Rechten zum Kopf durch und es sah so aus, als hätte eine Szalach auch beeindruckt. Kolecki konnte aber seine Vorteile nicht nutzen. Zum Ende der Runde wurde Szalach stärker. Kolecki nahm Schlag um Schlag, der ihn erschütterte. Immer wieder drehte er sich ab. Dann hatte der GBA Ringrichter Kornelius Bernds genug gesehen und brach den ungleich gewordenen Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 1 Minute 25: Robert Szalach, der den ersten Sieg seiner Profikarriere einfuhr.
Auch der folgende Kampf im Federgewicht zwischen Marc Schulz (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Emre-Han Semiz (10 Kämpfe, 9 Niederlagen, 7 durch KO, 1 Sieg, 1 durch KO) endete überraschend. Schulz war der technisch bessere Boxer. Semiz boxte unorthodox und versuchte es eher mit linken und rechten Schwingern. Manche fanden sogar ihr Ziel. Dennoch sah alles danach aus, als würde Semiz seine zehnte Niederlage in Folge kassieren. Am Ende kam er dann wieder mit einer Aktion durch, wobei er aber wohl den Kehlkopf seines Gegners traf. Die Ecke von Schulz warf das Handtuch. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2 Minuten 59 Sekunden: Emre-Han Semiz.
Der dritte Kampf im Leichtgewicht zwischen Sergej Vib (13 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch KO, 7 Niederlagen, 5 durch KO) und Lorans Elyas (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 1 durch KO) ging über die Distanz. Elyas wechselte immer wieder die Auslage und nahm zwischenzeitlich auch mal eine originelle Kampfstellung ein. In der ersten Runde konnte er sich aufgrund seines Reichweitenvorteils auch seinen Gegner vom Hals halten und punkten. Ab der zweiten Runde machte Vib dann mehr Druck und kam häufiger an Elyas ran. Der nahm immer wieder Treffer und versuchte durch Abdrehen, Faxenmachen und Weglaufen das Schlimmste zu verhindern. In der dritten Runde nahm Vib wieder Tempo raus. Er beschränkte sich darauf, seine Vorteile nicht zu verlieren. Am Ende der Runde musste er sogar eine Rechte zur Stirn nehmen, die Wirkung zeigte. Elyas sah seine Chance, stürmte auf Vib zu und fällte ihn mit einem unbeabsichtigten Kopfstoß. Der Rundengong ertönte, als Vib noch auf dem Boden kniete. Im letzten Durchgang passierte nicht mehr viel. Vib tat genug, um den Kampf zu bestimmen. Am Ende gab er noch mal Gas. Er versuchte noch zu einem KO Erfolg zu kommen, aber er schaffte es nicht. Einstimmiger Punktsieger: Sergej Vib.
Dann maßen die beiden Super Mittelgewichtler Dominik Tietz (9 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) und der Debütant Ivan Vib ihre Kräfte. Der Kampf war kurz und einseitig. Tietz verteilte gut. Am Ende der Runde wurde Vib durch eine Rechte zum Körper gefällt. Er kam zwar noch einmal hoch und wollte sich auch wieder zum Kampf stellen. Aber der Ringrichter Michael Erdinc nahm ihn aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2 Minuten 51 Sekunden: Dominik Tietz.
Im fünften Kampf des Abends traten im Mittelgewicht Dogan Kurnaz (6 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 4 Niederlagen, 3 durch KO) und Alexander Mai gegeneinander an. Die erste Runde gehörte Mai. Er bestimmte das Kampfgeschehen, ohne aber entscheidende Akzente setzen zu können. Kurnaz beschränkte sich auf gelegentliche Konter. Mit Beginn der zweiten Runde übernahm dann Kurnaz das Kommando. Obwohl kleiner, machte er mehr und zwang Mai immer wieder Schlabtäusche auf. In der dritten Runde erhöhte Kurnaz weiter den Druck. Immer wieder ging er mit der Linken zum Körper, was Mai augenscheinlich nicht mochte, aber auch kein Rezept dagegen fand. Zum Ende pumpte er hart. Mit dem Gong zur vierten Runde gab Mai auf. Sieger durch TKO in Runde 4, nach 1 Sekunde: Dogan Kurnaz.
Danach trat das neue Schwergewichtstalent Patrick Korte (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) an. Er bekam es mit Ismael Altintas (28 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 21 Niederlagen, 8 durch KO, 4 Unentschieden) zu tun. Korte startete mit einem unglaublichen Tempo. Drei Minuten lang schlug er ohne Pause auf Altintas ein. Auch vom Rufen seines Trainers Sebastian Tlatlik ließ er sich nicht davon abhalten. Dieser schob sich hinter seiner Doppeldeckung verschanzt stoisch die ganze Zeit an Korte ran. Ich habe keinen einzigen Schlag von ihm gesehen. Aber er überraschte Korte, der es gewohnt ist, dass seine Gegner in der ersten Runde unter seinen Schlägen zusammenbrechen.
Zu Beginn der zweiten Runde änderte Altintas seine Taktik. Er fing nämlich an zurückzuschlagen, was lauten Szenenapplaus auslöste. Der Kampf wurde dann auch munterer. Korte deckte sein Gegenüber immer noch ein, reduzierte aber seine Schlagfrequenz. Altintas schob sich an seinen Gegner heran und versuchte zu kontern. Die vierte Runde war die beste und interessanteste, denn in ihr war zu sehen, was aus Patrick Korte werden kann, wenn er denn mal auf seinen Trainer hört und boxt. Korte arbeitete schön mit seiner steifen Führhand und zog bei Gelegenheit die Rechte nach. Er verteilte gut und hatte den Kampf vollkommen unter Kontrolle. Sieger durch einstimmigen Punktentscheid: Patrick Korte.
Ein paar Worte zu beiden Boxern. Altintas ist ein Prüfstein für jeden Schwergewichtler. Er lässt seine Gegner gerne schlecht aussehen und er kann unglaublich einstecken – so viel, dass man sich als Zuschauer schon Sogen macht. Aus Korte kann noch etwas werden. Er hat die physischen Voraussetzungen eines guten Schwergewichtlers. Er ist groß und explosiv. Die Frage ist nur, ob er seine Emotionen unter Kontrolle bekommen kann und auf seinen Trainer hört.
Auch die Leichtgewichtshoffnung Marek Jedrzejewski (10 Kämpfe, 10 Siege, 9 durch KO) wurde geprüft. Er bekam es mit Bakhtiyar Isgandarzada (20 Kämpfe, 11 Siege, 4 durch KO, 9 Niederlagen, 5 durch KO) zu tun. Der Kampf der Beiden war ein Leckerbissen für Freunde der Boxtechnik, wobei immer noch genug Schlagkraft im Spiel war, so dass auch ein KO möglich war. Acht Runden lang war Boxen, Fintieren und harte und intensive Schlagabtausche zu sehen. Jedrzejewski gewann für mich bis auf die erste alle Runden. Er hatte bei den Schlagabtauschen immer eine Hand mehr im Ziel und seine Deckung war sehr gut. Einstimmiger Punktsieger: Marek Jedrzejewski.
Hauptkampf des Abends war die auf sechs Runden angesetzte Begegnung im Mittelgewicht zwischen Sahan Aybay (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) und Marco Martini (10 Kämpfe, 8 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen). Es war das Aufeinandertreffen von zwei Rechtsausleger. In gewissem Sinne war dieser Kampf das Gegenteil von des vorangegangenen. Es war nämlich eine hart umkämpfte Ringschlacht. Aybay konnte nur selten seinen Reichweitenvorteil nutzen und seinen Jab etablieren. Martini trug ihm immer wieder den Kampf an. Er konnte jedoch nicht so am Körper von Aybay explodieren, dass er hiermit den Kampf für sich hätte entscheiden können. So gab es viele harte Schlagabtäusche. Am Ende stand ein einstimmiger, für mich recht knapper, Punktsieg für Sahan Aybay.
Die Diskothek Generation in Moers scheint sich als Austragungsort für Profiboxveranstaltungen etabliert zu haben. Am 09. September findet die nächste statt.
© Uwe Betker
Großartiges Boxen in Fürth
Fürth war bis jetzt noch nicht verzeichnet auf meiner persönlichen Deutschlandkarte des Profiboxens. Aber mit der Veranstaltung, die am Samstag, dem 26. März 2016, in der Stadthalle Fürth stattfand, hat sich dies geändert. Geboten wurde hier Profiboxen, Kickboxen und Muaythaiboxen – insgesamt neun Kämpfe. Einer, der zweite Hauptkampf des Abends, war denn auch die WKU Muaythai-EM im Halbschwergewicht zwischen Eugen Main und Andrej Simkulic. Der Nürnberger Main verlor, weil er sich einen 10 bis 15 Zentimeter langen, stark blutenden Cut auf der Stirn zugezogen hatte. Die drei Runden waren, sofern ich das überhaupt beurteilen kann, bis dahin wirklich gut gewesen.
Die ersten beiden Profiboxkämpfe des Abends bestritten die Debütanten und Brüder Martén und Sascha Arsumanjan. Sehr bemerkenswert war dabei die Auswahl der Gegner aus der Tschechei, die beide auf Boxrec einen Stern haben. Das waren schon wirklich sehr mutige Ansetzungen.
Im ersten dieser beiden Boxkämpfe maßen Robert Blazo (44 Kämpfe, 13 Siege, 5 durch KO, 29 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden) und Martén Arsumanjan im Super Mittelgewicht ihre Kräfte. Der Debütant Arsumanjan machte seine Sache sehr gut. Er boxte mit einer lässig hängenden Führhand, zeigte eine gute Beinarbeit und wechselte immer wieder für kurze Zeit die Auslage. Blazo boxte meist hinter einer ziemlich kompakten Doppeldeckung. Er war offensichtlich nicht nach Fürth gekommen, um sich kampflos geschlagen zu geben. Am Ende der ersten Runde stellte er Arsumanjan an den Seilen und deckte ihn mit Schlägen ein, die jedoch meist nur die Deckung trafen. In der unmittelbar darauf folgenden Szene stellte Arsumanjan Blazo an den gegenüberliegenden Seilen und deckte ihn seinerseits ein, wobei er zumeist zum Kopf ging und auch häufiger traf als sein Gegner. In den folgenden Runden steigerten sich Härte und Tempo des Kampfes immer mehr. Arsumanjans Physis war beeindruckend. Er kämpfte systematisch seinen Gegner nieder. In der vierten und letzten Runde wollte er den KO und der erfahrene Blazo hatte seine liebe Not den Schlussgong zu erreichen. Am Ende des beeindruckenden Profidebüts stand ein eindeutiger Punktsieg für Martén Arsumanjan.
Im Halbschwergewicht gab dann Sascha Arsumanjan gegen Josef Obeslo (37 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 28 Niederlagen. 3 durch KO) sein Debüt als Preisboxer. Die erste Runde verlief seltsam. Bis kurz vor Schluss war es ein Duell der Führhände, wobei Obeslo immer wieder mit seinem Jab an der rechten Führhand seines Gegeners vorbei kam und punktete. Am Ende der Runde stellte Arsumanjan Obeslo in einer neutralen Ecke und deckte ihn mit Kombinationen ein. Obeslo hatte seine Schwierigkeiten. Jedoch kämpfte er sich aus der Ecke heraus. Die zweite Runde begann Arsumanjan in der Normalauslage, wurde immer stärker und kam immer wieder mit Einzelschlägen und mit Kombinationen durch. Er bekam den Kampf in den Griff. In der dritten Runde suchte Arsumanjan den KO. Obeslo, seinerseits versuchte über die Zeit zu kommen. Das führte dann zu vielen harten und zum Teil auch unfairen Schlagabtäuschen, bei denen der eine immer wieder auf den Hinterkopf schlug und der andere zu tief abduckte und versuchte, mit dem Ellenbogen zu schlagen. Die vierte und letzte Runde wurde dann noch härter und verbissener geführt. Obeslo hielt nun noch mehr gegen und hatte durchaus seine Momente, in denen seine Schläge auch ihr Ziel fanden. Dann ließ eine rechte und linke Gerade zum Kopf Obeslo rückwärts quer durch den Ring taumeln, bis die Seile ihn aufhielten. Für der Rest der Zeit standen beide Kontrahenten Fuß an Fuß und schlugen aufeinander ein. Am Ende des beeindruckenden Profidebüts stand ein eindeutiger Punktsieg für Sascha Arsumanjan.
Es folgte der erste und einzige Frauenboxkampf des Abends. Özlem Sahin (22 Kämpfe, 20 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) traf auf Elke Beinwachs (14 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 9 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden), m. a. W. es standen sich hier die zwei besten Minimumgewichtlerinnen im deutschen Sprachraum gegenüber. Von der ersten Runde an machte die Exweltmeisterin Sahin Druck und Beinwachs versuchte nur, dem auszuweichen. Immer wieder kam Sahin mit rechten Kopfhaken durch. Zu Beginn der zweiten Runde trug Beinwachs Sahin den Kampf an, den diese auch annahm. Nach zirka 30 Sekunden hatte Sahin jedoch das Heft wieder in der Hand und gab es dann auch nicht mehr ab. Zum Ende der Runde schien Beinwachs durch einige Treffer beeindruckt. In den folgenden vier Runden bestimmte Sahin das Tempo nach Belieben. Immer wieder variierte sie es, wie sie wollte. Sie kam auch immer wieder und immer häufiger mit Schlägen durch. Es gab wirklich schöne Schlagabtäusche, bei denen Sahin jeweils die Oberhand behielt. Zum Ende des Kampfes wurde die Linke ihre effektivste Waffe. In der letzten Minute der letzten Runde suchte Sahin dann noch den KO Erfolg. Sie zwang Beinwachs immer wieder Schlagabtäusche auf. Und kurz vor dem Gong sah es auch so aus, als würde Beinwachs wackeln. Am Ende des wirklich guten Gefechtes stand dann schließlich als Punktsiegerin Özlem Sahin.
Den ursprünglich auf acht Runden angesetzten Hauptkampf des Abends bestritten im Mittelgewicht Wanik Awdijan (15 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) und Patryk Litkiewicz (27 Kämpfe, 18 Siege, 11 durch KO, 9 Niederlagen, 2 durch KO). Der erst 20-jährige Awdijan war vor dem Kampf die Nummer 6 in Deutschland und die Nummer 139 in der Welt. Sein polnischer Gegner hatte beim Wiegen am Vortag fast fünf Kilo zu viel auf die Waage gebracht und beim Nachwiegen vor dem Kampf war er nur unwesentlich leichter. Daher wurde der Kampf auf sechs Runden reduziert.
Awdijan wollte den Kampf von der ersten Sekunde an so schnell wie möglich beenden, ohne jedoch zu überhasten. Nach dem erstem Gong schlug er gleich eine linke Gerade zum Kopf und eine rechte Gerade zum Körper. Die Rechte kam durch und schon war es allen aufmerksamen Beobachtern klar, dass Litkiewicz am Körper empfindlich ist. Awdijan zeigte einen explosiven und präzisen Jab, schlug dann einen rechten Kopfhaken oder zum Körper. Awdijan arbeitete systematisch und in Ruhe daran, Litkiewicz KO zu schlagen. Anfangs der zweiten Runde kam er dann auch mit einem brutalen rechten Haken zum Kopf durch und fällte seinen Gegner. Zwar kam der wieder hoch und wollte sich zum Kampf stellen, aber der sehr gut und unauffällig agierende österreichische Ringrichter Ernst Salzgeber winkte den Kampf ab, weil Litkiewicz noch wackelte. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 24 Sekunden: Wanik Awdijan.
Zirka 1.200 Zuschauer waren in der Stadthalle Fürth Zeuge einer wirklich guten Veranstaltung, bei der alle vier Profiboxkämpfe bemerkenswert gut und sehenswert waren. Die debütierenden Brüder Martén und Sascha Arsumanjan zeigten erstaunliche Leistung gegen starke Gegner. Mindestens einer von beiden, wird, sofern man das jetzt schon beurteilen kann, seinen Weg machen. Özlem Sahin zeigte, dass sie wieder da ist und auf dem Weg zu einer WM. Mit Wanik Awdijan ist zu rechnen. Auch er dürfte bald um einen Titel boxen. Der Veranstalter Bernard Caplin hat mit seinem „The Champions Club Germany“ eine Marke kreiert. Für mich ist die Metropolregion Nürnberg/Fürth dick und rot auf meiner persönlichen Deutschlandkarte des Profiboxens eingezeichnet.
© Uwe Betker