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Eva Rolle und die NADA
Die Geschichte ist schon ziemlich alt. Geklärt aber ist bis heute eigentlich noch immer so gut wie nichts. Der Fall wurde hinlänglich in der Presse behandelt. Jürgen Doberstein boxte am 27.02.2015 gegen Cagri Ermis um die IBF Mediterranean und East/West Europe Titel im Super Mittelgewicht. Veranstalterin war Eva Rolle aus Berlin, die gebeten worden war, diesem Kampf in ihrer Show eine Plattform zu geben. Ermis gewann den Kampf nach Punkten. Die Punktrichterwertung (113:115, 113:115 und 112:115) war wohl korrekt.
Nach der Niederlage stellten nun Doberstein und sein Team Nachforschungen an. Heraus kam dabei, dass die Dopingkontrolle nach dem Kampf nicht durch die NADA durchgeführt worden war. Diese Tatsache allein wäre noch nicht weiter erwähnenswert, denn kein Veranstalter der GBA ist gezwungen, mit der NADA zusammenzuarbeiten. Doberstein aber hat ein Dokument/Zettel vorgelegt, das er offenbar als Beleg für sein Ergebnis in der Dopingkontrolle erhalten hat, und dieses Dokument bzw. Zettel sieht tatsächlich so aus, als ob es von der NADA käme – tut es aber nicht. Es steht nämlich auf dem Dokument NADA drauf. Das Problem ist nur, dass es nicht von der NADA stammt. Die NADA bestätigte auch, dass sie keine Dopingkontrolle bei besagter Veranstaltung von Frau Rolle durchgeführt hat.
Prompt stand der Verdacht des Betruges, der Urkundenfälschung und anderer Straftaten im Raum. Die Bild-Zeitung titelte schmissig. „Pippi und 1000 Euro weg!“ Eva Rolle verkündete, wenn ich mich rechts entsinne, sie wolle eine Pressekonferenz abhalten, um alle Sachverhalte zu klären. Diese Pressekonferenz fand aber leider nie statt. Stattdessen veröffentlichte sie am 30.03.2015 ein Video von 8:30 Minuten Länge. Das Video ist auch irgendwie ganz unterhaltsam: da bellt immer wieder ein Hund, den man aber nicht sieht. Zum Sachverhalt selbst äußerte sich Frau Rolle dann nur sehr kurz, wenn ich denn richtig mitgeschrieben habe, mit folgenden Worten:
„Wenn man die NADA beauftragt, ist natürlich nur einzig allein die Dopingkontrolle 1.000 Euro, die man dann zu bezahlen hat. Die NADA wir allerdings bei uns erst dann eingesetzt, wenn es Titelkämpfe ab Internationale-, Interconti- bis hoch zu den Weltmeisterschaften geht. […] Die NADA ist auch gar nicht ein vorgeschriebenes Organ der Weltverbände. Was ganz wichtig ist. Also bei den Europatitelkämpfen beauftragen wir ganz normal Labore. D.h. ein Medizinstudent war vor Ort, der in den vorgeschriebenen Urinbehältern die Dopingprobe durchführte, es an die Apotheke weiter gab, die die es dann ins Labor 28, in Berlin, zur Dopingüberprüfung untersucht hat. Beide Ergebnisse sind negativ. Dass ein Zettel, kein Protokoll, aus dem Internet, als Vorlage von der NADA verwendet wurde, hatte ein Stück damit zu tun, um die Richtlinien einzuhalten. Es wurde sich weder sich als NADA vorgestellt, noch wurde als NADA unterschrieben. Das habe ich schon mit der NADA geklärt.“
Soweit die Ausführungen von Frau Eva Rolle. Leider ist Frau Rolle nicht ganz genau. Sie behauptet da, alles schon mit der NADA geklärt zu haben. Mir liegt jedoch ein Schreiben der NADA vor, in dem sich das ganz anders anhört:
„Bestätigen können wir, dass es sich nicht um eine Kontrolle der NADA handelte, das NADA-Logo aber missbräuchlich auf den Kontrollunterlagen verwendet wurde. Das ist aus Sicht der NADA natürlich nicht in Ordnung. Wir haben entsprechende rechtliche Schritte eingeleitet. Zum einen haben wir mit unserer Anzeige die strafrechtlichen Ermittlungen ermöglicht. Daneben haben wir auch die Möglichkeit, auf zivilrechtlicher Ebene vorzugehen (Unterlassungsklage und Schadensersatzanspruch). Dafür warten wir aber die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ab. Wie groß der Schaden ist, lässt sich im Moment aber nicht von uns bemessen.“ – Fassen wir kurz zusammen: Frau Rolle sagt, sie habe den Vorfall geklärt. Die NADA schreibt, es sei Strafanzeige erstattet worden, um sich zivilrechtliche Schritte vorzubehalten.
Besonders bemerkenswert ist Rolles Argumentation hinsichtlich des vermeintlichen NADA Protokolls bzw. des ominösen Zettels. Zur Wiederholung: „Dass ein Zettel, kein Protokoll, aus dem Internet, als Vorlage von der NADA verwendet wurde, hatte ein Stück damit zu tun, um die Richtlinien einzuhalten. Es wurde sich weder sich als NADA vorgestellt, noch wurde als NADA unterschrieben.“ Hier kann man nur fassungslos sein. Wenn ein Labor mit einer Dopingprobe beauftragt wird, gibt es auch ein schriftliches Ergebnis. Wieso wird das dann aber nicht vorgelegt? Was soll denn diese Mühe, irgendetwas aus dem Internet herunter zu laden?
Nach meiner Meinung ist da noch gar nichts geklärt. Ich habe allerdings auch nur wenig Hoffnung, dass wir noch mehr Informationen bekommen werden.
(C) Uwe Betker
Gedanken über die Adidas/ Double D Boxhandschuhe
Wenn ich die Übertragung der ARD von dem Rückkampf zwischen Marco Huck (40 Kämpfe, 37 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Firat Arslan (42 Kämpfe, 33 Siege, 21 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) um den Weltmeistertitel der WBO im Cruisergewicht Revue passieren lasse, vermisse ich etwas. Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, dass im Vorbericht, während der Übertragung, in einer Pressemitteilung von Sauerland Event oder auch danach darüber berichtet worden wäre, dass Huck, laut Medienberichten, ursprünglich mit zwei verschiedenen Handschuhen in den Ring steigen sollte. Dies ist umso erstaunlicher als doch eigentlich alle Beteiligten ein Interesse an der Klärung des Sachverhaltes haben müssten.
Die Boxhandschuhe von Adidas werden nicht von Adidas im fränkischen Herzogenaurach hergestellt. Die französische Firma Double D lässt die Handschuhe herstellen und vertreibt sie. Die Firma gehört David Douillet, der Olympiasieger der Judokas 1996 und 2000 sowie Weltmeister 1993, 1995 und 1997 wurde. Er hat gute politische Kontakte. So war er zwischen 2011 und 2012 Sportminister.
Die Adidas Boxhandschuhe, Double D, hatten nicht das erste Mal gravierende Qualitätsprobleme. Schon im letzten Jahr fielen vor einem WM Kampf von Sauerland Event Handschuhe auf, die nicht das erforderliche Gewicht hatten. Wer mit Handschuhen in den Ring steigt, die mit Rosshaar gefüllt sind, hat einen klaren Vorteil gegenüber einem, der Handschuhe mit normaler Schaumstofffüllung trägt. Sein Schlag ist nämlich sehr viel härter. Sollte Double D/Adidas viele von diesen Handschuhen verkauft haben und sollten diese dann in Wettkämpfen verwendet worden sein, müssten dann die Ergebnisse dieser Kämpfe nicht annulliert werden? Jeder KO oder TKO, der mit Handschuhen von Double D erreicht wurde, kann angezweifelt werden. Boxt nicht der DBV, Deutsche Boxsport Verband, generell mit den französisch/pakistanischen Handschuhen?
Wenn nun Adidas/ Double D wirklich Handschuhe produziert und verkauft hat, die so ein eklatantes Qualitätsproblem haben, müssten die dann nicht durch eine Rückrufaktion eingezogen werden? Oder sollte Adidas alias Double D vielleicht besser eine Verbraucherwarnung veröffentlichen, die darauf hinweist, dass diese Handschuhe ein größeres Verletzungsrisiko darstellen und sportliche Wertkämpfe massiv beeinflussen könnten?
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass Adidas Opfer von Manipulationen Dritter wurde. Müssten wir dann aber nicht davon ausgehen, dass eine oder mehrere Personen der Sauerland Event GmbH oder aus deren Umkreis versucht hätten, den Ausgang des Rückkampfes zwischen Marco Huck und Firat Arslan zu beeinflussen? Würde das dann aber nicht bedeuten, wir wären da wohl in kriminellen Gefilden angelangt. Betrug und vorsätzliche Körperverletzung, wenn auch nur versuchte, sind für mich jedenfalls keine Kavaliersdelikte, sondern Straftaten.
Es besteht also noch erheblicher Klärungsbedarf.
© Uwe Betker