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Eine Schwergewichtsweltmeisterschaft in Deutschland nebst Vorprogramm
Die Arena in Oberhausen war am 26.11.2017 der Austragungsort für die WBA Weltmeisterschaft im Schwergewicht. Die Halle war gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Vermutlich mochten zu wenige Manuel Charr zutrauen, Weltmeister zu werden.
Insgesamt waren fünf Kämpfe zu sehen. Den Anfang machten Mohammed Berkdash (12 Kämpfe, 12 Siege, 9 durch KO) und Istvan Zeller (57 Kämpfe, 38 Siege, 12 durch KO, 19 Niederlagen, 13 durch KO) mit einem Sechsrunder im Halbschwergewicht. Der Rechtsausleger Berkdash beherrschte die Ringmitte und trieb sein Gegenüber vor sich her. Der versuchte vor allem, dem Schlagabtausch zu entgehen. Es gab nur zwei erwähnenswerte Aktionen in der ersten Runde und bei diesen hatte Zeller schon Schwierigkeiten. In der zweiten Runde ging Zeller nach einem rechten Kopfhaken runter und BDB Ringrichter Jürgen Langos zählte bis acht. In der dritten Runde nutzte Zeller dann jede Gelegenheit, Zeit zu gewinnen, indem er zu Boden glitt, weil er sich runter gedrückt oder geschubst fühlte. In der vierten Runde meine ich gesehen zu haben, dass er einmal zurückschlug. Kaum war das aber geschehen, rutschte er, angeblich geschoben, durch die Ringseile. In der fünften Runde wurde Zeller, dann mal ein Punkt abgezogen für seine Verzögerungstaktik. Er hatte es geschafft, mehrfach mit Kopf und Oberkörper durch die Seile zu gehen. In der sechsten Runde wackelte der Pazifist Zeller noch mehrfach, aber er erreicht den Schlussgong. Bemerkenswert an dem Kampf war die stoische Ruhe, mit der Berkdash zu Werke ging. Er ließ sich kaum irritieren und boxte einfach seinen Kampf. Einstimmiger Punktsieger: Mohammed Berkdash.
Anschließend stiegen Ryan Hatton (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Attial Orsos (39 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO, 23 Niederlagen, 20 durch KO, 1 Unentschieden) für einen Vierrunder im Halbschwergewicht in den Ring. Der Kampf gestaltete sich ganz anders als der vorangegangene. Beide stellten sich nämlich zum Kampf. Hatton boxte sauber und verteilte gut. Eine Linke zum Körper kombiniert mit einer Rechten zum Kopf fällte Orsos das erste Mal. Kurze Zeit später kam Hatton mit einem harten Leberhaken durch und Langos zählte durch. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:53 Minuten: Ryan Hatton.
Im Superfedergewicht trafen sodann Marek Jerzejewski (13 Kämpfe, 13 Siege, 12 durch KO) und Karoly Gallovich (16 Kämpfe, 10 Siege, 6 Niederlagen, 5 durch KO) für einen Achtrunder aufeinander. Der Kampf war kurz und knackig. Jerzejewski stellte seinen Gegner direkt in seiner Ecke und fällte ihn mit Körperhaken. Gallovich stellte sich wieder, wurde wieder gestellt und ging nach brutalen Körperhaken erneut zu Boden. Ringrichter Maurizio Rinaudo zählte den sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmenden Gallovich aus. Sieger durch KO in Runde 1, nach 49 Sekunden: Marek Jerzejewski.
Sam Maxwell (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) und Ozcar Fiko (54 Kämpfe, 29 Siege, 15 durch KO, 24 Niederlagen, 11 durch KO, 1 Unentschieden) maßen ihre Kräfte in einem Sechsrunder im Superleichtgewicht. Maxwell machte von der ersten Sekunde an Druck. Er zeigte gutes Boxen, eine schöne Führhand und er verteilte gut. Nach ca. zwei Minuten lief Fiko in eine Rechte von Maxwell hinein und ging zu Boden. Er schaffte es, wieder hoch zu kommen und das Ende der Runde zu erreichen. In der zweiten Runde erhöhte Maxwell den Duck, aber Fiko hielt dagegen. Fiko boxte tapfer und versuchte, sich mit Schwingern und indem er in den Gegner hereinstürmte Maxwell vom Hals zu halten. In der nächsten Runde kam Maxwell aber wieder mit einer harten Rechten zum Kopf durch, die Fiko einknicken und seinen Mundschutz verlieren ließ. Dadurch dass der Mundschutz erst mal gesäubert und wieder eingeschoben werden musste, gewann Fiko zwar Zeit, aber es nutzte ihm nichts. Kurze Zeit später fiel er krachend auf die Bretter. Ein rechter Kopfhaken hatte ihn gefällt. Fiko kam zwar wieder hoch und stellte sich dem Kampf, aber noch weitere Treffer zu Körper und Kopf ließen ihn zu Boden sinken. Der Ringrichter stoppte den Kampf.
Sieger durch KO in Runde 3, nach 1:50 Minuten: Sam Maxwell.
Nach einer einstündigen Pause kam dann der Hauptkampf. Es war natürlich die WBA Weltmeisterschaft im Schwergewicht zwischen Manuel Charr (35 Kämpfe, 31 Siege, 17 durch KO, 4 Niederlagen, 3 durch KO) und Alexander Ustinov (36 Kämpfe, 34 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlage). Es war Ustinov, der in den ersten drei Runden den Kampf machte. Er beherrschte weitestgehend die Ringmitte und trieb Charr vor sich her. Er nutzte seinen Reichweitenvorteil. Charr dagegen boxte verhalten. Er verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und konterte selten. In der zweiten Runde fing Ustinov dann an, seine Führhand fallen zu lassen, um Charr zu einer Aktion zu verleiten. Ustinov sah bis dahin aus, wie der sichere Sieger. In der dritten Runde zog Charr sich einen Cut über dem linken Auge zu. Das veranlasste Charr nun, mehr zu machen und er kam auch mit schönen einzelnen Händen ins Ziel.
In der vierten Runde übernahm Charr das Kommando im Ring. Er kam mehrfach mit seiner linken Graden und seinem rechten Cross durch. Er ging mehr in den Infight, wo er punktete und Ustinov passiv blieb. Der Kampf hatte sich gedreht. In der folgenden Runde bestimmte Charr den Kampf und Ustinov konnte ihn sich nicht mehr vom Hals halten. Ustinovs Manager Wlad Runow, der bis dahin ruhig am Ring gesessen hatte, hielt es auf seinem Platz nicht mehr aus. Er ging in die Ecke seines Schützlings und brüllte in den Ring. In der sechsten Runde versuchte Ustinov mit der ausgestreckten Führhand den Abstand zu Charr zu halten. Dieser wich aber nach rechts aus und brachte eine Rechte zum Kopf durch. Das veranlasste Ustinov dazu, diesen Klitschko-Trick nicht mehr zu versuchen. Nach ca. einer Minute des siebten Durchgangs nahm Ustinov einen linken Haken zum Kinn, der ihn einknicken ließ. Danach nahm er immer wieder Schläge, die ihn auch mehrfach einknicken ließen. Er fiel aber nicht. Am Ende der nächsten Runde brachte ein knackiger linker Kinnhaken Ustinov schließlich zu Boden. Der gute WBA Ringrichter Tony Weeks zählte acht und dann war auch schon die Runde zu Ende. In der neunten Runde trieb Charr seinen Gegner vor sich her und suchte die Lücke. Er suchte den KO. Der aber kam nicht. Manager Runow verließ währenddessen die Halle. Zu Beginn der zehnten Runde tanzte Charr nur noch um Ustinov herum, ohne ihn anzugreifen. Er zeigte ihm, dass er nicht müde war und sehr viel schneller als sein Gegner. Bis zum Schlussgong verwaltete und baute Charr seinen Punktevorsprung aus, ohne noch ein großes Risiko zu gehen. Zur letzten Runde kam Runow wieder.
Am Ende stand ein einstimmiger und recht deutlicher Punktsieg (Stefano Carozza 115:111, John Porturaj 116:111, Stanley Christodolou 115:112) für Manuel Charr. Seine ersten Worte zu den Zuschauern in der Halle lauteten: „Deutschland ist Weltmeister!“
© Uwe Betker
Die Wuppertaler Fight Night mit einem sensationellen Schwergewichtler
Die Wuppertaler Box-, Schwergewichts- und Veranstalterinstitution Werner Kreiskott organisierte am 21.03.2015 wieder eine Fight Night in seinem Gym in Wuppertal. Wieder einmal zeigte sich, dass man mit nur einem Hochring, ein paar Stühlen, ein paar Tischen und viel Idealismus eine gute Veranstaltung auf die Beine stellen kann. Es gab neben vier Profiboxkämpfen, drei Kämpfe nach K1 Regeln und 5 Boxkämpfe zu sehen.
Den ersten Kampf der Profiboxer bestritten Mohammed Maramcheel (5 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO) und Ziya Gökalp (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 1 durch KO) im Superleichtgewicht. Der auf acht Runden angesetzte Kampf wurde auf sehr hohem technischem Niveau geführt. In der ersten Hälfte der ersten Runde war Maramcheel der Aktivere. Gökalp konzentrierte sich aufs Kontern. Es gab insgesamt nur sehr wenige Treffer, weil beide eine sehr gute Deckungsarbeit zeigten. Beide pendelten viele Schläge aus. In der zweiten Hälfte der Runde kehrte sich der Kampfverlauf um. Die ersten zwei Drittel des zweiten Durchgangs gehörten dann wieder Maramcheel, Er war der aktivere Boxer und brachte mehr Hände ins Ziel. Zum Ende der Runde hatte aber auch Gökalp wieder seine Momente. Kurz vor dem Gong kam er sogar mit einer schönen Körper-Kopf-Kombination durch. Die dritte Runde war härter umkämpft. Es sah so aus, als hätte Gökalp den Kampf im Griff. Er traf mehr. Dann am Ende der Runde, nach einer Schlagkombination, bei der eine linke Grade ins Leere ging, hielt er sich die Schulter. Nach einer kurzen Unterbrechung boxte er die verbleibenden Sekunden weiter und versuchte durch Schwinger den Kampf vorzeitig für sich zu entscheiden, was ihm aber nicht gelang. In der Ringpause gab er auf. Sieger durch TKO in Runde 4 Mohammed Maramcheel.
Der folgende Kampf im Schwergewicht war zwar kurz, aber und intensiv und geradezu sensationell. Tyrone Spong (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO), der ehemalige K1 Weltmeister, bestritt seinen zweiten Profikampf. Sein Gegner, Emre Altintas (17 Kämpfe, 10 Siege, 6 durch KO, 6 Niederlagen 5 durch KO), wollte nicht die Opferrolle annehmen, sondern ging selber konzentriert und aggressiv ans Werk. Beide schenkten sich nichts. Ein Schlagabtausch folgte dem nächsten. Ein harter linker Körperhaken brachte Altintas zu Boden. Er wurde angezählt und kam wieder hoch, aber bereits in der nächsten Aktion fällte Spong ihn mit einem weiteren brutalen linken Körperhaken. Altintas ging zu Boden und jedem Zuschauer in der Halle war klar, dass er nicht wieder rechtzeitig hochkommen würde. Seine Ecke warf dann auch das Handtuch, um dem Auszählen zuvorzukommen.
TKO in Runde 1, nach 1:54 Minuten.
Ich bin ganz sicher, dass wir schon bald sehr viel von Tyrone „King of the Ring“ Spong hören werden. Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, Spong war einfach sensationell.
Auch der folgende Kampf war kurz. Slim Ben Khalifa (4 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Alexander Nagaev maßen im Super Mittelgewicht ihre Kräfte. Khalifa deckte seinen Gegner mit Schlägen ein. Immer wieder stellte er ihn am Ringseil und verteilte die Schläge gut. Schon bald nahm Nagaev nur noch. Als er in seiner Ecke erneut gestellt wurde und sich abdrehte, ging der gute GBA Ringrichter Thomas Hackenberg dazwischen und brach das ungleiche Gefecht ab.
TKO in Runde 1 nach 2:22 Minuten.
Zum Abschluss gab es noch einen Vierrunder im Superweltergewicht. Marco Martini (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) kämpfte gegen Yesilat Berkta (19 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 17 Niederlagen, 7 durch KO). Martini dominierte den Kampf. Ende der zweiten Runde kam er mit einer harten Rechts-Links-Kombination zum Kopf durch, die seinen Gegner sichtlich erschütterte. Es sah nach einem vorzeitigen Ende aus, aber Berkta schaffte es. In der folgenden Runde wurde er sogar stärker. Die vierte und letzte Runde gehörte dann wieder Martini und es sah noch mal danach aus, dass er durch KO gewinnen könnte. Aber der Kampf musste zweimal unterbrochen werden, weil sich Tape bei Berkta gelöst hatte, und diese Verschnaufpausen konnte er nutzen. Am Ende stand ein eindeutiger Punktsieg für Martini.
Die Veranstaltungen, die Werner Kreiskott in seinem Gym im Wuppertal organisiert, sind sowieso Kult – ein Muss für jeden Boxfan. Diesmal aber war sie wirklich großartig, nicht zuletzt durch den Auftritt von Tyrone „King of the Ring“ Spong. Ich freue mich schon auf die nächste Veranstaltung.
(C) Uwe Betker