Posts Tagged ‘Tamas Laska’
Ein Kampf von Martin Houben
Die Stadthalle von Alsdorf war am 16.10.2021 Austragungsort der „Explosion Fight Night“ vom Rings of Glory Fightclub. Insgesamt gab es 22 Kämpfe zu sehen, aber nur der letzte war ein Profiboxkampf. Zwischendurch gab es Show-Acts mit Tanzen und der Ringsprecher Ray Martin sang „Bad, Bad Leroy Brown“ von Jim Croce in der Version von Frank Sinatra. Die Halle war ausverkauft und es fühlte sich nach alter Normalität an.

(C) Gregor Kaplonski
Weit nach 24:00 Uhr ging Martin Houben (11 Kämpfe, 10 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) zum Ring. Dort traf er auf Tamas Laska (47 Kämpfe, 19 Siege, 10 durch KO, 27 Niederlagen, 16 durch KO, 1 Unentschieden) aus Budapest. Houben war der größere Boxer und er war willens und fähig seinen Reichweitenvorteil zu nutzen. Laska hatte kein Rezept gegen Houben. Er versuchte es mit Auslagenwechsel und mit seltenen überfallartigen Angriffen. Nur einmal konnte er dabei eine Hand ins Ziel bringen, vermutlich der einzige Treffer den Houben nehmen musste. Ansonsten verpufften alle Bemühungen von Laska. Houben machte und bestimmte den Kampf. Er boxte ruhig an und verteilte gut. Am Ende der ersten Runde kam er dann mit einer schönen Rechten zum Kopf, gefolgt von einem harten rechten Körperhaken durch, die seinen Gegner sichtlich mitnahmen. In der zweiten Runde etablierte Houben seinen Rhythmus. Mit der gleichen Kombination holte er seinen Gegner nach 2 Minuten von den Beinen. BDB Ringrichter Mustafa Erenay zählte bis acht. Laska war damit endgültig auf die Verliererstraße eingebogen. Houben aber nahm sich Zeit. Gegen Ende der Runde verlor Laska seinen Mundschutz. Ob Konditionsmangel, Verzweiflung oder der Versuch, eine zusätzliche Pause zu erhalten, der Grund hierfür war, ist nicht zu sagen. Jedenfalls, in der dritten Runde kam das nicht mehr überraschende Ende des Kampfes dann schnell. Nach 28 Sekunden war es vorbei. Houben hatte mit seiner Führhand Laska erschüttert, dann mit mehreren Treffern eingedeckt und schließlich mit einer Rechten zum Kopf gefällt.
(C) Uwe Betker
Gastbeitrag: Ein schöner Abend in Euskirchen
Euskirchen, 04. September 2021
Es war spät, sehr spät am Abend, als Andy Höschler in den Ring trat, um den Titel des Internationale Deutschen Meister im Schwergewicht zu erringen. Und als ob der 36-jährige Kölner ein Mitgefühl für die lange ausharrenden Besucher an diesem kühler werdenden Spätsommerabend zeigte, so wenig davon bekam sein Kontrahent Toni Thes zu spüren. Bereits in der zweiten Runde war Schluss und Andy konnte beide Fäuste in den Nachthimmel über Euskirchen heben. Gewonnen!

Dabei zeigte sich der 35-jährige Thes kampfeswillig. Als erster in den Ring gestiegen, malträtierte er mehrfach mit seinen Knien die Polsterung seiner Ringecke – ganz im Sinne eines Kickboxers, um sich zu motivieren. Genutzt hat es bekanntlich wenig. Schon in der zweiten Runde musste der Magdeburger nähere Bekanntschaft mit dem Ringboden machen. Warum? In dieser frühen Phase des Kampfes fand Höschler heraus, was dem Magdeburger überhaupt nicht schmeckte: Körpertreffer. Und damit deckte Höschler seinen Gegner ab der vierten Minute regelrecht ein. Als dieser nach einer kraftvollen und präzisen links-rechts-links Hakenserie zum Körper das zweite Mal in der Runde angezählt wurde, war es auch das letzte Mal, dass in diesem Kampf gezählt werden musste. Thes ging zu Boden – und das war´s. So fand der lange Boxabend für Zuschauer, Veranstalter und Kämpfer ein versöhnliches Ende. Wobei der Anfang des Open Air Boxabends nicht vergessen werden darf. Gutes Matchmaking bescherte den Zuschauern spannende, teils ausgeglichene und faire Kämpfe.

Als Eisbrecher bei den Profikämpfen betrat der Lokalmatador Mario Beniesch den Ring. In seinem Debutkampf traf er im Superweltergewicht auf Mansour Muhammadi, der seinen zweiten Profikampf absolvierte. Ein unbequemer Gegner wie sich herausstellte. Zwar rang er den 25-jährigen Muhammadi nach Punkten in vier Runden nieder, doch leicht machte es ihm sein Gegenüber nicht. Auffallend war, dass Beniesch seine möglichen Vorteile als Rechtausleger überhaupt nicht nutzte. Stattdessen ließ er sich auf einen teilweise wilden Fight ein. Insbesondere in der dritten Runde flogen die Hände auf beiden Seiten und führten vereinzelt zu Treffern. In der vierten Runde wurde deutlich, dass Beniesch keinen Zugriff fand – er stand nicht tief und stabil genug, um dem Kampf nachhaltig seinen Stempel aufzudrücken. Nach dem Schlußgong waren beide Fighter stehend k.o., konnten aber auf einen spannenden Kampf verweisen, der nach Punkten für den Lokalmatador gewertet wurde.

Über sechs Runden stieg Emran Aliju im Mittelgewicht gegen Mohamad Narit Kharit anschließend ins Quadrat und ließ von Beginn an keine Zweifel an seinen Siegeswillen aufkommen. Bereits in der ersten Runde schickte der Euskirchener seinen Gegner mit einem linken Haken zu Boden, der mit einem Cut am rechten Auge bereits zur ersten Ringpause ging.
Wild aus der Ecke stürmte Kharit zwar zur zweiten Runde, konnte damit Aliju allerdings nicht überraschen, der wiederum seinerseits auf einen schnellen KO zu spekulieren schien – mitnichten. Stattdessen zeigte der 19-jährige Kharit Nehmerqualitäten, die aber näher und kritisch betrachtet werden sollte. Zwei Niederschläge und ein fast Niederschlag bereits bis zum Ende der zweiten Runde. Stetig blickte er in seine Ecke nach einem Coaching, wodurch er abgelenkt einige Treffer einstecken musste, lassen an der Kampfreife des Syrers zweifeln. Unverständlicher Höhepunkt dann in der vierten Runde: Unmotiviert und ohne ersichtlichen Grund drehte sich Kharit vom Kampf ab und wollte in seine Ecke gehen. Aliju ließ sich die Chance nicht nehmen, setze nach und stand knapp vor einem KO-Sieg. Doch es bleibt die Frage: Hatte zu diesem Zeitpunkt der 19-jährige Kharit die Orientierung verloren? Die letzten beiden Runde vergingen unspektakulär. Der zweite Sieg von vier Kämpfen in seiner Profillaufbahn hatte Emran Aliju „eingetütet“.

Ein weiteres Profidebut feierte Mirco Höller, ebenfalls aus Euskirchen, im Cruisergewicht. Er traf auf einen den Boxfans alten Bekannten, den 47jährigen Michael Klempert aus Frankfurt. Der 34-jährige Höller konnte zu keinen Zeitpunkt seinen Reichweitenvorteil nutzen und fand kein probates Mittel gegen den erfahrenen Hessen. Er musste sich nach sechs Runden nach Punkten geschlagen geben. Dabei wäre ein Remis nach vier Runden möglich gewesen. Was Höller dazu bewegte in seinem Debut über sechs Runden gehen zu wollen, ist ein weiteres Geheimnis des Boxsports. Der Sieg von Klempert, dem Handlungsreisenden in Sachen Profiboxen, lässt das Herz eines Boxfans höher schlagen, der ein Faible für Außenseiter und Journeyman hat.

Über vier Runden musste sich dagegen Benny Blindert, Euskirchen, im Halbschwergewicht mit Tamas Laska (Ungarn) auseinandersetzen. Es wurden vier überlange Runden, denn die Sehnenverletzung an seiner rechten Schlaghand ließen ihn wohl verhaltener boxen, als er es sich selber vorgestellt hatte. So dominierte der Euskirchener zwar aus der Ringmitte den Kampf und damit auch den 24-jährigen Budapester, erarbeitete sich trotzdem keine sehr großen Vorteile. Ein Punktsieg war das Resultat, so dass Blindert seine makellose Weste auf 13 Profisiege hinaufschraubte.
Kommentar:
Auf ein Wort. Die Veranstaltung war eine Benefizveranstaltung für die Opfer der Flutkatastrophe. Ein Autohaus stellte einen E-Wagen einer französischen Marke zur Verfügung. Zahlreiche Helfer diese Veranstaltung unterstützten pro bono die Sache, dass dieser Boxabend überhaupt „gestemmt“ werden konnte. All dies und das noch weit darüberhinausgehende, hier nicht erwähnte, gebührt größten Respekt und erfährt den Dank und die Anerkennung des Autors.
Allerdings – und leider muss dies auch erwähnt werden – waren die Zeitverzögerungen äußerst ermüdend.
(C) Manfred Fammler