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Über die Behandlung eines hochmalignen Karzinoms mit einem Placebo

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Doping im Sport stellt so etwas wie ein sich rasend schnell ausbreitendes Krebsgeschwür dar. Behandelt wird dieses Krebsgeschwür aber mit unbrauchbaren Medikamenten. Es geht hier nicht einfach darum, ein paar Sekunden oder Millesekunden schneller, ein paar Zentimeter weiter oder höher zu kommen und auch nicht um die illegale Beschaffung eines Vorteils gegenüber der Konkurrenz. Es geht hier um Betrug, denn es handelt sich um nicht weniger als um Betrug an den Zuschauern, den Medien und den Sponsoren.
Vermutlich ist Doping im Boxen die übelste Form des Dopings. Hier ist der Doper nicht nur ein Betrüger. Ein Boxer, der dopt, verübt, zumindest nach meinem Rechtsempfinden, vorsätzlich Körperverletzung. Er nimmt nämlich billigend in Kauf, seinem Gegenüber einen körperlichen Schaden zuzufügen. Ein dopender Boxer will seinen Gegner KO schlagen. Er will ihn körperlich schädigen. Er nimmt in Kauf, dass sein Opfer in späteren Jahren Folgeschäden seiner Schläge entwickelt. Einem solchen Boxer ist vermutlich sogar egal, wenn sein Gegner an den Folgeschäden sterben sollte.
http://www.ardmediathek.de/tv/Sport-inside/Doping-im-Boxen-Ring-frei/WDR-Fernsehen/Video?bcastId=1493328&documentId=51022504
Und doch ist kaum jemand bereit, etwas gegen diese Missstände zu tun. Sieht man sich das dann an, was tatsächlich getan wird, so fühlt man sich erinnert an den Einsatz eines Medikaments ohne Wirkung bei einer Krebstherapie: Doping wird nicht öffentlich gemacht, es werden Sperren verhängt, die nicht länger dauern als eine normale Pause zwischen den Kämpfen, die errungenen Siege werden nicht aberkannt. Auch die Dokumentation „Doping im Boxen – Ring frei“, die unlängst im öffentlich-rechtlichen Fernsehen lief, zieht ein ernüchterndes Fazit: „Die Glaubwürdigkeit der Dopingbekämpfung und der Protagonisten im Profiboxen, sie ist weiter hoch problematisch. In einer Sportart, in der vorsätzliche Körperverletzung die Regel ist, wurde offensichtlich viel zu lange nicht richtig hingeschaut.“
Auch wenn die angesprochene Dokumentation nicht sehr viele neue Informationen enthält, so ist sie doch definitiv sehenswert und präsentiert Details, über die man sich Gedanken machen sollte. Was mir persönlich bemerkenswert erschien, ist, dass sich Robert Rolle (18 Kämpfe, 17 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) als einziger traut, vor der Kamera zu erklären, dass Doping im Profiboxen eine große Rolle spielt.
Zu beachten sind auch zwei Äußerungen von Thomas Pütz, dem Präsidenten des Bundes Deutscher Berufsboxer. Die eine besagt, wenn ich es richtig verstanden habe, dass der BDB das kleinste Glied in der Kette des Profiboxens sei und die BDB-Mitglieder praktisch die Dopingkontrollen finanzierten. In der anderen Äußerung sagt er, wenn ich es denn richtig mitbekommen habe, dass es nicht die Aufgabe des BDB sein könne, überführte Doper der BILD-Zeitung zu melden. – Wie gesagt, wenn ich alles richtig verstanden habe.
Beiden Äußerungen von Pütz kann man nur zustimmen. Gleichwohl gibt es für diese Probleme, glaube ich, Lösungen. Man könnte beispielsweise hingehen und bei einer Jahreshauptversammlung einfach ein paar Änderungen im BDB Regelwerk beschließen.
Man müsste auch nicht überführte Doper ausgerechnet bei der BILD-Zeitung denunzieren, sondern könnte ja alle Doper der Europäischen Box Union und gegebenenfalls den involvierten Weltverbänden melden. Gleichzeitig könnte man auf der Internetseite des BDB wochenaktuell die Liste der gesperrten Boxer veröffentlichen und den einzelnen Sperren noch den Grund, wieso der Boxer/die Boxerin gesperrt ist, hinzufügen. Das wäre ein Höchstmass an Transparenz, ohne denunziatorisch zu sein.
Auch die Finanzierung von mehr Dopingkontrollen, könnte man über das Regelwerk erledigen, indem man z.B. festschreibt, dass pro Börse von 50.000 Euro zwei Dopingkontrollen zu bezahlen sind. Auf diese Weise würden dann gut verdienende Boxer auch Dopingkontrollen von anderen Kämpfen mit finanzieren.
Und wenn man schon mal dabei ist, so könnten auch gleich die Sperren für Doping verlängert werden. Ich wäre hier für eine einjährige oder auch eineinhalbjährige Sperre beim ersten Vergehen und zwei oder drei Jahre für den Wiederholungsfall. Auch finde ich, dass das Ergebnis eines Boxkampfes, bei dem ein überführter Doper gesiegt hat, automatisch in ein No Contest verwandelt werden könnte.
Man könnte außerdem Vertragsstrafen ins Regelwerk hineinschreiben. Ein überführter Doper könnte verpflichtet werden, die Hälfte seiner Gage als Strafe in einen Spezialfond des BDBs einzuzahlen. Aus diesem Fond könnten dann wiederum Dopingtests finanziert werden.
Mit mehr Dopingtests, mit härteren Strafen und mit mehr Transparent wäre meiner Meinung nach ein Chance gegeben, gegen das wuchernde Krebsgeschwür Doping ernsthaft etwas zu tun, das mehr wäre als nur die Verabreichung eines Placebos.
© Uwe Betker

Über Felix Sturm, Doping im deutschen Profiboxen und über Doping im Allgemeinen

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Felix Sturm (49 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) hat ein Problem. Der amtierende Super Champion der WBA war laut Presseberichten bei seinem letzten Sieg über Fedor Chudinov (14 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) am 20.02.2016 in Oberhausen, der nicht einmal unumstritten war, gedopt. In seiner Dopingprobe fand man die verbotene Substanz Hydro-XY-Stanozolol. Stanozolol ist, laut Wikipedia „ein synthetisches anaboles Steroid, das sich vom Testosteron ableitet. Der Besitz von nicht geringen Mengen Stanozolol (gemäß Dopingmittel-Mengen-Verordnung über 150 mg) zu Dopingzwecken steht laut Arzneimittelgesetz in Deutschland unter Strafe.“
Ich muss zugeben, dass ich kein Spezialist für Doping bin, daher kann ich auch nichts sagen über den Nutzen von Stanozolol beim Boxen. Thomas Pütz, der Präsident des BDB, wird wie folgt zitiert: „Dieses Mittel bringt einem Boxer noch nicht einmal was – es kommt aus dem Bereich des Bodybuilding.“ Viele schreibende Kollegen haben diese Information aufgegriffen und kolportieren sie. Wenn man aber Stanozolol googlet, kann man den Eindruck bekommen, dass dieses anabole Steroid im Leistungssport aber doch immerhin sehr weit verbreitet ist. Positiv getestet auf Stanozolol wurden u. a. der Leichtathletiksuperstar Ben Johnson. Aber auch Langstreckenläufer, Gewichtheber, Ringer, Baseballspieler und natürlich nicht zu vergessen Radsportler. Wie gesagt, ich bin kein Dopingspezialist, und natürlich kann ich mich irren. Aber mir scheint Stanozolol nun kein Mittel vor allem für Bodybuilder zu sein, sondern eher so was wie ein Universalmittel für alle Doper in allen Sportarten.
Eine Anmerkung vom Präsidenten des Bundes Deutscher Berufsboxer ist noch bemerkenswert. Er sagte wohl: „Mich hat das auch völlig überraschend getroffen. Die WBA hat uns nicht informiert. Sturm ist lizenzierter Boxer des BDB, der Kampf hat in Deutschland stattgefunden und nach den Regeln des BDB. Wir haben den Kampf beaufsichtigt. Das ist für mich alles komisch und undurchsichtig. Die WBA hätte zunächst uns informieren müssen. So einen Vorgang habe ich noch nie erlebt.“
Seltsam ist es schon, dass das Ergebnis acht Wochen nach dem Kampf erst herauskommt. Auch das Verhalten der World Boxing Association ist seltsam. Andererseits meine ich mich dunkel erinnern zu können, dass es da auch schon mal einen nationalen Verband gab, der ein Dopingvergehen nicht an den internationalen Verband gemeldet hat. Meine Erinnerung kann mich aber auch täuschen.
Sturm, der Hauptbetroffene, zeigte sich geschockt. Es sagte gegenüber einer Boulevardzeitung: „Ich kann beschwören, dass ich wissentlich solch ein Mittel nicht genommen habe.“ Und dann weiter: „Ich bin sicher hundertmal getestet worden, mit Blut und Urin. Nie hat es was gegeben. Ich habe ein absolut reines Gewissen. Ich werde jetzt einen Anwalt nehmen.“
Auch für Profisportler gilt die Unschuldsvermutung und daher sollte man Sturm auch zubilligen, dass er bis zum Beweis seiner Schuld als unschuldig zu gelten hat. Aber gerade das mit dem Beweis ist so eine Sache. Sturm kann natürlich die B-Probe öffnen und analysieren lassen. Aber an wie viele Dopingfälle kann ich mich erinnern, bei denen die B-Probe ein anderes Ergebnis erbrachte als die vorangegangene? – Keinen.
Man kann natürlich auch hingehen, was ziemlich in Mode gekommen ist, und die Genauigkeit der Testverfahren von Urinproben in Frage stellen. Dadurch würde dann jede Dopingprobe zur reinen Makulatur verkommen. Wie gesagt, ich bin kein Spezialist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass durch eine Blutprobe, die mehr als acht Wochen nach dem Kampf genommen wird, eine verbotene Substanz genauer festzustellen ist als durch eine Urinprobe direkt nach dem Kampf.
Ein Problem jedenfalls scheint sich mir immer wieder zu zeigen: Die verschiedenen Verbände und Länder haben in der Regel nur ein sehr schwaches Interesse daran, überhaupt gegen Doping vorzugehen. Wir erinnern uns an den Fall Fuentes. Solange die Überführten nur Radfahrer waren, wurde fleißig ermittelt und wurden Dopingsünder überführt. Kaum wurde sichtbar, dass auch Fußballer dopen, wurden die Akten schnell versiegelt. Die spanische Justiz wollte offensichtlich keine Beweise gegen Fußballer, schon gar nicht spanische, wahrnehmen.
Der von uns doch so verehrte Trainer von Bayern München Josep „Pep“ Guardiola i Sala war tief in einen Dopingfall verwickelt. 2001 wurde er positiv auf Nandrolon getestet, einem anabolen Steroid. Er wurde sogar für vier Monate (!) gesperrt. 2005 wurde er als erster Spieler wegen Dopings zu einer Haftstrafe von sieben Monaten und einer Geldstrafe von 9.000 Euro verurteilt. Er legte Berufung ein und blieb bis zur Verhandlung in Freiheit. 2009 wurde er dann von sämtlichen Dopingvorwürfen freigesprochen. Interessant finde ich vor allem, dass niemals öffentlich die Frage gestellt wurde, ob man einen Mann, der bis zu den Hüften in eine Dopingaffäre verwickelt war, denn überhaupt als Trainer – als „Vorbild für die Jugend“ – nehmen kann.
Die Dopingskandale im deutschen Profiboxen häufen sich. Es stand oder steht der Verdacht im Raum, dass der Schwergewichtler Erkan Teper (15 Kämpfe, 15 Siege, 10 durch KO) am 17.07.2015 gegen David Price zum zweiten Mal gedopt war.
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Europameister im Halbschwergewichts Igor Mikhalkin (19 Kämpfe 18 Siege, 9 durch KO, 1 Niederlage) am 12.03.2016 gegen Patrick Bois positiv auf Meldonium getestet worden ist. Das Herz- und Kreislaufmedikament steht seit Anfang des Jahres aber auf der WADA-Liste für verbotene Substanzen. Mikhalkin gibt die Einnahme von Meldonium zu. Gibt aber zu bedenken: „bis vor wenigen Monaten war das ja auch erlaubt und in Russland absolut gängig. Ich habe nicht mitbekommen, dass es inzwischen verboten ist. Ich hatte es sowieso abgesetzt gehabt. Aber offenbar dauert es sehr lange, bis es im Körper komplett abgebaut wird.“ – Mir drängt sich aber die Frage auf: Nur weiß ich nicht, warum man Meldonium überhaupt nehmen sollte, wenn man keine Herz- Kreislaufprobleme hat.
Und nun ist also der Verdacht aufgetaucht, dass Felix Sturm in seinem letzten Kampf gedopt war. Wie schon gesagt, wir glauben natürlich alle, dass Sturm ein sauberer und fairer Sportsmann ist, der nicht dopt. Nichtsdestotrotz haben wir ein massives Dopingproblem im Profiboxen in Deutschland. Wir dürfen gespannt sein, ob die deutschen Verbände das nun auch lösen wollen, z.B. durch Trainingskontrollen und abschreckende Strafen – oder ob sie es aussitzen wollen.
© Uwe Betker

BDB ehrt Ebby Thust

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Der Taubenzüchter-Verein Recklinghausen hat seine Jahreshauptversammlung in Recklinghausen. Das hat den Vorteil, dass die Mitglieder des Taubenzüchter-Vereins entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto zur Versammlung kommen können. Ein Verein wie der 1. FC Bayern München, ein Fußballverein mit weltweiten Geschäftlichen Verzweigungen, hält seine Jahreshauptversammlung natürlich in München ab. Selbst die deutschen Weltkonzerne halten ihre Aktionärsversammlungen in Deutschland ab. Was nun die Vereine betrifft, so machen sie das, damit ihre Mitglieder eben entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto zur Versammlung kommen können. Oder anders ausgedrückt: Für Vollversammlungen werden normalerweise eben Orte gesucht, die für ihre Mitglieder erreichbar bzw. zumutbar sind. Zumutbarkeit ist der entscheidende Begriff im Vereinsrecht.
Der BDB, der älteste deutsche Boxverband in Deutschland – er wurde, wenn ich es richtig gehört habe 1949 gegründet -, geht nun erstmals einen anderen Weg. Der Bund Deutscher Berufsboxer lässt seine diesjährige Generalversammlung im Ausland, nämlich in Spanien, auf Mallorca, „der schönen Sonneninsel“, stattfinden. Zugrunde liegt dem ein Beschluss des BDB-Vorstands, des Präsidenten Thomas Pütz und des Vize-Präsidenten Volker Grill. Es ist vermutlich das erste Mal, dass ein deutscher Verein, wenn man von der Kriegszeit absieht, seine jährliche Versammlung im Ausland abhält.
Man könnte jetzt kleinlich werden und mit so etwas wie Vereinsrecht und der darin festgeschriebenen Zumutbarkeit kommen. Zur BDB-Gernalversammlung auf Mallorca kann jedenfalls kaum jemand einfach so zu Fuß oder mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto kommen – außer wohl Ebby Thust. Eben seinetwegen findet nämlich die Veranstaltung gerade dort statt. Der BDB-Vorstand hat beschlossen, die „Generalversammlung 2016 diesmal am Wohnort unseres Ehrenmitglieds und Berufungsausschuss-Vorsitzenden Ebby Thust“ stattfinden zu lassen.
Wer nun also ein Wochenende Zeit hat und BDB Mitglied ist, der kann ein „limitiertes Kontingent für ein Flug-Hotel-Arrangement“ nutzen und für den „sensationellen Sonderpreis“ von 199,00 Euro am 18.03.2016 von Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, München und Stuttgart nach Mallorca fliegen, dann im Marriott’s Club Son Antem Golf Hotel all inclusive nächtigen, um dann am Sonntag, dem 20.3.2016 die Rückreise anzutreten. „Bei den Standardflugzeiten ist der Transfer vom und zum Flughafen im Pauschalpaket enthalten.“ Die Übernachtung erfolgt, wenn nicht anders gewünscht in einem Doppelzimmer, Einzelzimmerzuschlag 55,00 Euro. Jeder Teilnehmer darf eine Begleitperson, die nicht BDB-Mitglied sein muss, mitbringen, der auch dieser Sonderpreis zur Verfügung gestellt wird. Die Versammlung selber findet im Marriott Hotel „Son Antem“ in Llucmajor statt. Es wird „ein fantastisches Rahmenprogramm einschließlich geplanter Boxveranstaltung am Samstag, dem 19.3.2016, versprochen. Das ganze Paket wurde von Ulrich Bittner angeboten.
Wie gesagt, natürlich könnte man jetzt kleinlich mit so etwas wie Vereinsrecht und Zumutbarkeit argumentieren. Aber wer wird denn kleinlich sein wollen, wenn doch der Bund Deutscher Berufsboxer hier sein „Ehrenmitglied und Berufungsausschuss-Vorsitzenden Eberhard „Ebby“ Thust“ anlässlich seiner 50-jährigen Vereinsmitgliedschaft für sein Lebenswerk ehren will.
(C) Uwe Betker

Die Aufgabe des Alleinstellungsmerkmals vom BDB

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Der Bund Deutscher Berufsboxer steht unter Druck. Er wird kritisiert wegen seines Verhaltens im Dopingfall Erkan Teper. Der sportliche Direktor von Tepers Veranstalter Z!-Promotion, Hagen Döring, droht sogar öffentlich mit einer Schadensersatzforderung von einer Millionen Euro. – Unter einer Millionen macht man es wohl nicht mehr. – Über der ganzen Geschichte liegt ein Ruch von Vertuschung. Unzählige Fragen sind noch nicht geklärt: Warum wurde die EBU über Tepers auffällige A-Probe, bei dem Price Kampf, erst in Helsinki, unmittelbar vor dem Europameisterschaftskampf, informiert? Warum wurde das Ergebnis des Kampfes gegen Newfel Ouatah nicht annulliert, obwohl Teper doch erwiesenermaßen gedopt war? Wieso wurde dieses Doping der EBU nicht fristgerecht mitgeteilt? Die Liste der offenen Fragen ist noch um ein Vielfaches verlängerbar.
Die EBU geht öffentlich auf Distanz zum BDB. Dass sie über die auffällige A-Probe nicht durch den deutschen Verband informiert wurde, ist ein massiver Verstoß gegen grundlegende Regeln. Das hatte dann auch die Herabstufung des BDB zur Folge, der nun kein vollwertiges Mitglied der europäischen Boxgemeinschaft mehr ist, sondern nur noch ein vorübergehendes. Über den Verbleib soll in der nächsten Vollversammlung der EBU entschieden werden.
Was unterscheidet den Bund Deutscher Berufsboxer von der German Boxing Association? Nicht viel. Die eine Vereinigung ist älter als die andere, die dafür aber mehr Mitglieder hat. Die eine sanktioniert die größeren Veranstaltungen, die andere sanktioniert aber mehr. Die Gebühren sind unterschiedlich. Der Unterschied zwischen BDB und GBA ist allerdings in fast allen Bereichen nur ein gradueller. Das einzige, was den BDB wirklich von der GBA unterscheidet, ist die Mitgliedschaft bei der Europäischen Box Union. Die EBU nimmt pro Land nämlich nur einen nationalen Verband auf. Dadurch sind es die ältesten nationalen Verbände, die Mitglieder sind.
Wie schon gesagt der BDB und dessen Präsidium steht unter Druck. Dies ist eventuell auch der Grund dafür, dass sich Thomas Pütz, der Präsident des ältesten deutschen Profiboxverbandes, so äußert, wie er sich äußert. Das führt zu Schlagzeilen wie „Herabstufung durch EBU lässt den Bund Deutscher Berufsboxer kalt“ oder „Den Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) lässt die vorübergehende Herabstufung durch die European Boxing Union (EBU) auf ein „vorläufiges Mitglied“ völlig kalt.“
Präsident Pütz zeigt sich stark und selbstbewusst. „Wir sind kein vollwertiges Mitglied mehr, sondern nur noch ein vorübergehendes“, sagte er. „Mir ist aber nicht bekannt, dass das Folgen haben wird. Die EBU braucht uns mehr als wir die EBU.“ An anderer Stelle sagt er: „Ja und? Im Prinzip ändert sich nichts, wir haben in den letzten zwei, drei Jahren vielleicht dreimal mit der EBU zusammengearbeitet“, und weiter: „Ich habe kein Problem mit der EBU, lasse mich von denen aber auch nicht wie eine Sau durchs Dorf treiben.“
Wie schon gesagt, dass klingt stark und selbstbewusst. Ich bin allerdings intellektuell etwas überfordert mit dem Satz von der Sau und dem Dorf. Denn wieso bedeutet es, eine Sau durch das Dorf zu treiben, wenn auf der Einhaltung von Regeln bestanden wird? Sei’s drum. Für problematisch halte ich vor allem diese Abwertung der EBU, nämlich dieses „die EBU braucht uns mehr als wir die EBU“ und „wir haben in den letzten zwei, drei Jahren vielleicht dreimal mit der EBU zusammengearbeitet“. In meinen Augen stellt die EBU so etwas wie das Alleinstellungsmerkmal des BDB dar. Es ist m. E. das einzig Wichtige, nämlich eben das, was ihn noch von seinem Konkurrenten unterscheidet. Und das so lapidar mal eben zur Seite zu schieben, halte ich für regelrecht fahrlässig.
(C) Uwe Betker

Über Erkan Teper, BDB, Doping und Betrug

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Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks hat der Ahlener Profiboxer Erkan Teper (14 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO) juristische Probleme. Er soll bei zwei internationalen Kämpfen positiv auf Doping getestet worden sein. Sowohl bei seinem letzten Kampf, am 17.07.2015, gegen den Engländer David Price als auch beim Aufeinandertreffen mit dem Franzosen Newfel Ouatah, am 13.06.2014, war er positiv getestet worden. Beides waren Europameisterschaftskämpfe der EBU.
Gegen den 33-jährigen Teper ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft München. Gegenüber dem Sportinformationsdienst (sid) bestätigte die Staatsanwaltschaft dies. „Bei der Staatsanwaltschaft München I sind derzeit zwei Ermittlungsverfahren gegen Herrn Teper wegen des Verdachts des unerlaubten Besitzes von Arzneimitteln in nicht geringer Menge zu Dopingzwecken im Sport anhängig“, so ein Sprecher der Behörde. „Die Verfahren gehen auf zwei Mitteilungen der NADA über das Ergebnis von Dopingkontrollen beim Beschuldigten zurück, die hier Anfang Juli 2014 bzw. Mitte August 2015 eingegangen sind.“
Es soll im April diesen Jahres Durchsuchungen gegeben haben. Dabei sollen in Tepers Auto und in seinem Hotelzimmer in der Sportschule Vitalis im Bayerischen Wald verschiedene verbotene Substanzen (Clenbuterol, Testosteron, Wachstumshormone und Metandienon) gefunden worden sein.
Was diese Nachricht zu einem Skandal macht, ist nicht die Tatsache, dass Teper einmal bewiesen und einmal vermutlich gedopt hat, sondern der Umgang der anderen Beteiligten damit. Dass Tepers Veranstalter Z!-Promotion bis jetzt keine Stellungnahme abgegeben hat, ist verständlich, aber nicht gerade mutig. Teper will sich bis jetzt auch nicht äußern – ebenfalls verständlich. Interessant ist aber das Verhalten des BDB.
Betrachten wir einmal die Rolle des Bundes Deutscher Berufsboxer e.V. näher. Es beginnt damit, dass Teper am 13. Juni 2014 gegen Ouatah Europameister wird. Vier Wochen später erhielt der BDB einen positiven Dopingbefund. Der Europameister „wurde angeschrieben, reagierte nicht und verzichtete offenbar auf die Öffnung der B-Probe. Er wurde neun Monate gesperrt,“ so Thomas Pütz, Präsident des ältesten deutschen Verbandes. Hier fängt es an: Der BDB geht nicht etwa hin und lässt das Ergebnis des Kampfes annullieren. Da stellt sich doch die Frage: Hat der BDB eigentlich die European Boxing Union über das Doping informiert? Sollte er das nämlich nicht getan haben, so wäre das ein eklatanter Verstoß gegen die Regeln.
Die Geschichte hat aber auch noch eine Fortsetzung. Der Hoffnungsträger der Z!-Promotion Erkan Teper, Boxstall von Alexander Zastrow und Boris Zastrow, ist auf einmal geständig und reuig. Davon gerührt und um andere Boxer abzuschrecken, wurde die Sperre auf sechs Monate reduziert und Tepers Doping nicht öffentlich gemacht. Die Reduzierung der Sperre ermöglichte es dem Hauptprotagonisten dieser ekligen Geschichte, am 14. März 2015 gegen Johann Duhaupas um den Intercontinental Titel der IBF zu boxen.
Danach kämpfte Teper dann erneut um den EBU Titel. Er besiegte am 17. Juli 2015 gegen David Price, der bei Sauerland Event unter Vertrag ist. – Z!-Promotion hatte vorher noch gejubelt, weil sie Sauerland bei der Kampfversteigerung überboten hatten. – Teper wurde wieder positiv getestet. Was weiter passierte, beschreibt der Präsident den BDB Thomas Pütz: „Wieder reagierte Teper auf unsere Schreiben nicht, sich zu äußern, die B-Probe öffnen zu lassen. Deshalb wurde er am 9. Dezember vom BDB für ein Jahr gesperrt. Es wurde beantragt, den Kampf gegen Price als ’no contest‘ zu werten.“
Pütz erklärt also, dass Teper sage und schreibe 145 Tage (in Buchstaben: einhundertfünfundvierzig Tage) nach dem Kampf gesperrt wurde. Das sind viereinhalb Monate. War der BDB nicht fähig, Teper eine zeitnahe Frist zu setzen? Pütz betont, dass man Teper für ein Jahr gesperrt hat. Das nenne ich mal eine richtig abschreckende Strafe für einen Wiederholungstäter! Soweit ich informiert bin, sieht die EBU da eine zweijährige Sperre vor. Aber, da Teper ja wohl erst zum zweiten Mal erwischt worden ist und er beim ersten Mal auch so schön reuig war, kann man wohl Milde walten lassen. Pütz hat irgendwie vergessen zu erwähnen, wann die Sperre in Kraft treten soll. Denn, tritt sie schon mit Erhalt des Befundes in Kraft, dann hat Teper die Hälfte der Sperre schon um. Pütz sagt weiter, der Price-Kampf solle als „no contest“ gewertet werden. Da fragt sich aber, wann der BDB denn der EBU von dem positiven Dopingbefund berichtet hat. Wie mir erst vor kurzem erzählt worden ist, hat der BDB die EBU bis heute noch gar nicht unterrichtet. Das wiederum wäre dann aber ein gravierender Verstoß gegen die Regeln. Auch stellt sich mir noch die Frage, warum eigentlich das Ergebnis des Kampfes gegen Newfel Ouatah nicht in ein „no contest“ geändert worden ist?
Interessant an der ganzen Geschichte ist, dass das Doping von Teper erst öffentlich wurde, nachdem es der Bayerischen Rundfunk veröffentlichte. Der BDB ging nicht im Juli 2014 an die Öffentlichkeit und sagte: Teper hat gedopt. Der BDB ging auch nicht im August 2015 an die Öffentlichkeit und sagte: Teper hat schon wieder gedopt. Da kann man den Eindruck bekommen, dass der BDB entweder vergessen hat, die Öffentlichkeit zu informieren, oder vielleicht wollte er das auch einfach nicht. Das wiederum könnte den Verdacht aufkeimen lassen, dass der BDB die Dopings verheimlichen wollte.
Wer dopt betrügt – das ist jedenfalls meine Meinung. Wenn sich jemand durch unerlaubte Mittel einen Wettbewerbsvorteil verschafft, so nenne ich das Betrug. Erkan Teper hat Newfel Ouatah „betrogen“ und er hat es vermutlich auch gegen David Price gemacht. Bei beiden steht jetzt eine Niederlage im Kampfrekord. Beide hätten nach einem Sieg über Teper andere und lukrativere Angebote bekommen. Es geht hier also schlicht um Geld und um die Existenz von zwei Boxern und deren Familien. Der BDB hat nichts dafür getan, dass das Unrecht, was Duhaupas erfahren hat, wieder Gut gemacht wurde. Das nenne ich Beihilfe zum Betrug.
Sauerland Event, der Veranstalter von David Price, der ja von Teper „betrogen“ worden ist, kündigte schon an, juristische Schritte gegen Erkan Teper, Z!-Promotion und den BDB prüfen zu lassen. Gleichzeitig will sich Price selber auch einen Anwalt nehmen, um gegen die oben Genannten gegebenenfalls juristisch vorzugehen.
Eine zentrale Frage lautet: Wann wurde die EBU vom BDB über die positiven Dopingergebnisse informiert? Wenn die EBU nicht sehr zeitnah nach dem Erhalt der Ergebnisse informiert worden ist, dann kann das doch wohl als Beweis dafür gewertet werden, dass der BDB das Doping von Teper vertuschen wollte. Wenn dem nun wiederum so ist, dann muss m. E. Thomas Pütz und die ganze BDB-Führung zurücktreten. Es kann ja schließlich nicht sein, dass ein Verband einen Dopingsünder und dessen Betrügereien schützt bzw. dadurch stillschweigend gutheißt. Aber auch wenn der BDB die EBU zeitnah informiert haben sollte, bleibt immer noch die Frage, weshalb der BDB die Dopingvergehen von Teper nicht öffentlich gemacht hat.
© Uwe Betker

Von Boxsportjournalisten, Punktrichtern, Ringrichtern – und vom BDB

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Einer der bekanntesten amerikanischen Boxsportjournalisten antwortete einmal auf die Frage, wie er denn zum Boxen gekommen wäre, er hätte angefangen, übers Boxen zu schreiben, weil es ihm das Einfachste schien. Man müsse nur aufschreiben, was man im Ring sieht. Natürlich hat er Recht. Trotzdem muss ich eine Einschränkung machen: es ist doch – leider – etwas schwieriger. Denn es kommt auch darauf an, dass man verständlich und fehlerfrei schreibt. Beides ist nicht immer so einfach, was ich immer wieder schmerzlich bei meinen eigenen Arbeiten feststellen muss. Der beste aller Kollegen sagte sogar einmal: „Meine Rechtschreibung ist (…) etwas wackelig. Sie ist eine gute Rechtschreibung, aber sie wackelt, und die Buchstaben geraten an den falschen Ort.“
Die Tätigkeit eines Punktrichters ist da im Vergleich zu der eines Journalisten doch sehr viel einfacher. Erstmal sollte er einen dunklen oder schwarzen Anzug mit weißem Oberhemd tragen. Damit sind einige Offizielle schon überfordert. Dann soll er den Verlauf eines Kampfes durch eine Punktwertung wiedergeben. Der Gewinner einer Runde bekommt 10 Punkte, der Verlierer einen Punkt weniger. Das erfordert schon die Fähigkeit, eine Subtraktionsaufgabe auf dem Niveau eines Kindergartenkindes oder Erstklässlers durchzuführen. Das hört sich erst mal ganz einfach an – ist es auch. Allerdings müsste man bzw. der Punktrichter auch willens sein, genau das zu tun. Zwei weitere intellektuelle Probleme kommen noch hinzu. Erstens muss man auf den Punktzetteln, auf denen sowohl die Farben der Ecken als auch die Namen der Boxer angegeben sind, die entsprechende Ziffer in die richtige Spalte bzw. das richtige Kästchen eintragen. An dieser Aufgabe ist schon so mancher Punktrichter gescheitert. Das zweite Problem ist ein eher mathematisches. Wenn nämlich ein Boxer angezählt wird oder ihm ein Punkt abgezogen wird, dann muss der Punktrichter die mathematische Aufgabe lösen, jeweils einen Punkt abzuziehen.
Zusammenfassend kann man feststellen: Ein guter Punktrichter muss 1. einen Anzug und ein weißes Oberhemd haben – auch tragen -, 2. von 10 in Einerschritten subtrahieren können und 3. fähig und willens sein, ein Kampfgeschehen wiederzugeben.
Die Anforderungen an einen Ringrichter sind da schon etwas höher. Er sollte eine schwarze Anzughose und ein weißes Hemd tragen. Er sollte, während er im Ring agiert, sein Mobiltelefon nicht benutzen. – Schon absurd, dass man dies wirklich hier schreiben muss. – Er sollte den Boxern nicht im Weg stehen. Ansonsten hat er nur die Aufgabe, darauf zu achten, dass die wenigen Regeln, die es beim Boxen gibt, auch eingehalten werden. Das hört sich einfach an, ist aber nicht immer ganz so einfach. Ringrichter sind meist auch Punktrichter und umgekehrt.
Weshalb aber schreibe ich hier solche Selbstverständlichkeiten auf? – Vor kurzem kam ich nämlich an einem Samstagabend von einer Veranstaltung. Ich schaltete meinen Fernseher an und es lief eine Boxveranstaltung, die ich nur unkonzentriert verfolgte. Dann wurde ein Punkturteil verkündet – und ich bekam eine Angstattacke, fing an zu hyperventilieren. Der Ringsprecher hatte die Punktwertung von Manfred Küchler verkündet.
Manfred Küchler ist vermutlich der berühmteste Punkt- und Ringrichter der Welt. Es gibt vermutlich keinen anderen Offiziellen auf der Welt, der es als Ringrichter geschafft hat, gleich zwei wichtige Kämpfe zu zerstören, deren Ergebnis in sein Gegenteil zu verkehren und den Ruf des Profiboxens in Deutschland in aller Welt nachhaltig zu beschädigen. Der BDB Mann Küchler ist eine Legende! Weltweit!
Wir erinnern uns noch mit Grausen an die beiden skandalösen Auftritte, die ihn unsterblich machten. Am 14.10.2011 disqualifizierte Manfred Küchler den Schwergewichtler Cisse Salif für imaginäre Tiefschläge. Es ging um den vakanten WBA International Titel. Damals trat Salif gegen Alexander Petkovic an und wagte es, den Heimboxer zu schlagen bzw. niederzuschlagen – und das gleich mehrfach. Küchler, darin ganz Küchler, zog daraufhin Salif für einen sauberen und regelkonformen Körperhaken einen Punkt ab. Er wertete den Haken als Tiefschlag. Salif wagte es sodann, Petkovic erneut zu schlagen und mit linken Haken zum Kopf wieder zu Boden zu bringen. Das nahm Küchler dann zum Anlass, ihm erneut für einen imaginären Tiefschlag einen Punkt abzuziehen. Salif wollte die Autorität von Küchler partout nicht akzeptieren und wagte es noch mal, Petkovic aufs Kinn zu schlagen. Dafür wurde er dann ermahnt und mit Disqualifikation gedroht. Salif, die Großartigkeit von Küchler nicht akzeptierend, erdreistete sich dennoch, seinen Gegner erneut zu Boden zu schlagen, was dann für Küchler folgerichtig bei der nächsten Gelegenheit – nämlich einem linken Körperhaken und einem rechten Kopfhaken – zur Disqualifikation führte. Dieser Kampf machte Küchler weltweit berühmt.
Zur Legende wurde er dann am 26.07.2014 im Kampf zwischen Christina Hammer und Anne Sophie Mathis. In diesem Kampf sollte Hammer Weltmeisterin der WBO und WBF im Junior Mittelgewicht werden. Der World Boxing Organization Titel war vakant, und der World Boxing Federation Titel wurde von Anne Sophie Mathis gehalten. Hammer fand nicht in den Kampf und versuchte den Infight durch Klammern zu unterbinden. Mehrfach klemmte Hammer die Führhand ihrer Gegnerin ein, was zur Folge hatte, dass diese ihr mit der Rechten gegen den Kopf schlug. Das passierte auch in der fünften Runde. Hammer klemmte die Führhand von Mathis ein und diese schlug, vollkommen regelkonform, mit ihrer freien Rechten so lange zu, bis der berühmteste Ringrichter der Welt „Stopp!“ rief. Fünfmal traf die Rechte von Mathis die linke Schläfe von Hammer, die zu Boden sank.
Küchler, wohl im Bewusstsein, dass sich nun für ihn die einmalige Chance bot, weltberühmt und unsterblich zu werden, handelte sofort. Kaum war Hammer zu Boden gegangen, signalisierte er mit seinen Händen: Kein Niederschlag, ein Ausrutscher. Als dann Hammer auf sein Zeichen aufzustehen hin nicht reagierte, versuchte er ihr vergeblich aufzuhelfen. Daraufhin hielt er erst mal die Zeit an und ging etwas im Ring spazieren. Als Hammer bei dem Versuch aufzustehen dann doch wieder zu Boden ging, zeigte Küchler einen Schlag auf den Hinterkopf an. Auf Vorschlag von Hammers Trainer, Dimitri Kirnos, zeigte er dann einen Ellenbogenschlag an und disqualifizierte Mathis in geradezu weltmännischer Manier.
Küchler ist ein Wiederholungstäter. Es dürfte keinen anderen Ringrichter geben, der gleich zweimal so skandalös in einem Boxring agiert hat. Er ist wohl der berühmteste und der berüchtigtste Ringrichter der Welt. Mir fallen hier sogar noch ein paar andere Superlative für Küchler ein. Allein die Nennung von Küchlers Namen im Fernsehen, an dem besagten Abend, löste bei mir eine Angstattacke aus. Schlagartig wurde mir bewusst, dass der Bund Deutscher Berufsboxer weiter in unverbrüchlicher Treue zu ihrem Manfred Küchler, dem wohl schlechtesten Ringrichter der Welt, steht.
Wieso aber steht der BDB in solcher Nibelungentreue – oder nennt man das Stalingradtreue? – zu Küchler? Wieso setzt der BDB eigentlich den wohl schlechten Ringrichter der Welt weiter bei seinen Boxveranstaltungen ein? Wieso also? Ich kann mir nun nicht denken, dass Thomas Pütz, der Präsident vom BDB, das Profiboxen einfach hasst und versucht, es zu zerstören. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass man an Küchler festhält, weil man die Zuschauer für abgrundtief dumm hält und sie verachtet. Die einzig vernünftige und nachvollziehbare Antwort, die mir einfällt, lautet: Aus purer Not!
Der Bund Deutscher Berufsboxer hat schlicht nicht genug Punkt- und Ringrichter. Volker Grill, der Vizepräsident Sport, wird, nach meinen Informationen, nicht müde zu betonen, er setze auf die junge Garde und den Nachwuchs. Das heißt doch aber wohl, der BDB hat einfach keine anderen Punktrichter. So kann dann auch ein Manfred Küchler – und das inzwischen schon viermal – nach seinem Hammer-Auftritt wieder vom BDB auf Veranstaltungen eingesetzt werden.
Seit ich mir nun klargemacht habe, dass der Bund Deutscher Berufsboxer Manfred Küchler nicht aus Bös- oder Mutwilligkeit einsetzt, sondern aus einer Notlage heraus, geht auch meine Atmung wieder viel ruhiger.
© Uwe Betker

Written by betker

6. Dezember 2015 at 23:59

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