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Ein Besuch in einer der schönsten Kampfarenen Deutschlands
Direkt gegenüber dem Schloss Borbeck wurde am 02. August 1950 in Essen Borbeck die Dubois-Arena als Box-Arena eröffnet. Benannt ist sie nach dem Gründer und ersten Präsidenten des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), Ernst Dubois (1900–1957). In der Hochzeit des Boxens, nach dem letzten Weltkrieg, besuchten bis zu 25.000 Zuschauer die Veranstaltungen mit Amateur- und Profiboxkämpfen. Am 01. Mai 1957 boxte der große Archie Moore gegen den Deutschen Meister im Schwergewicht Hans Kalbfell. Es war Moores 191ter Kampf und er war bereits 43 Jahre alt. Aber seine unsterblichen Ringschlachten gegen Yvonne Durelle und sein Kampf gegen Muhammad Ali lagen noch vor ihm. Max Schmeling fungierte in Essen als Ringrichter. Moore ging ohne Mühe über die angesetzten zehn Runden und gewann leicht nach Punkten.
Die Veranstaltung am 11. September 2021, über die hier berichtet wird, wurde auch von den Trainerlegenden Ulli Wegner und Georg Bramowski besucht.
Es begann mit drei Kämpfen, in denen Boxer ihre Profidebüts gaben. In dem ersten traf Zvezdan Vasic (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) auf den rumänischen Debütanten Claudio Dinu Lupo im Super Leichtgewicht. Das Kräftemessen war kurz und knackig. Bereits nach wenigen Sekunden holte Vasic sein Gegenüber mit einem rechten Kopfhaken von den Beinen. Auf dem Boden sitzend wurde Dinu Lupo vom GBA Ringrichter Cornelius Bernds ausgezählt.
Sieger durch KO nach 45 Sekunden: Zvezdan Vasic.
Im zweiten Kampf trafen zwei Debütanten, Flamur Haxha und Majed Maaruf, im Halbschwergewicht aufeinander. Der Auftritt von Maaruf war dabei allerdings mehr ein Beispiel dafür, wie ein Profidebüt nicht abzulaufen hat, bzw. wer nicht Profiboxer werden sollte. Von der ersten Sekunde an machte er Faxen, schlug sich martialisch auf die Brust, ließ die Deckung runter und wechselte die Auslage. Boxen aber, tat er nicht. Entweder er machte Faxen oder er schlug weite langsame Schwinger oder er versteckte sich hinter etwas, was er wohl für eine Doppeldeckung hielt. Haxha ließ sich dagegen nicht beirren, stiefelte seinem Gegner hinterher und stellte ihn immer wieder in den Ecken, wo er ihn eindeckte. In der zweiten Runde kam dann das unvermeidliche Ende für Maaruf. Nachdem er viele Körpertreffer genommen hatte, nahm er nun auch Schläge zum Kopf. In der Ecke von Haxha ging er das erste Mal zu Boden. Seine Ecke, überfordert wie er selbst, versäumte es, ihm eine weitere unnötige Bestrafung zu ersparen und ein Handtuch zu werfen. Stattdessen stellte sich Maaruf wieder dem Kampf und nahm mehrere harte Schläge zum Kopf. Auf dem Boden sitzend, hilflos versuchend aufzustehen wurde er von Ringrichter Bernds ausgezählt. Nachdem er eine Weile im Ring gesessen hatte, wollte er dann den Kampf fortsetzen. Er hatte offensichtlich nicht mitbekommen, dass er KO geschlagen worden war. Man kann Maaruf nur wünschen, nie wieder der Versuchung zu erliegen, in einen Boxring zu steigen.
Sieger durch KO in Runde 2 nach 1:14 Minuten: Flamur Haxha.
Im dritten Kampf maßen Eduard Müller (2 Kämpfe, 2 Siege 2 durch KO) und Benjamin Alijan im Weltergewicht ihre Kräfte. Müller, der Lokalmatador, ließ dem Debütanten Alijan keine Chance. Bereits in seiner ersten Aktion erschütterte er seinen Gegner mit einer Rechten zum Kopf. Kurze Zeit später fällte dann eine Rechts-Links-Kombination zum Kopf Alijan endgültig. Auf dem Boden sitzend wurde er ausgezählt.
Sieger durch KO in Runde 1 nach 1:14 Minuten: Eduard Müller.
Im vierten Kampf trafen im Super Mittelgewicht Yasir Malik (5 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO) und Lars Burry (13 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch K0, 7 Niederlagen, 6 durch KO) für einen Sechsrunder aufeinander. Malik, der über ein Jahr nicht geboxt hatte, machte den Kampf. Er trieb Burry vor sich her. Immer wieder ging er zum Körper. Burry hielt dagegen. In der zweiten Runde gingen beide ein höheres Tempo. Malik bearbeitete weiter den Körper und brachte Burry mit Körpertreffer auch zu Boden. Der kam zwar nochmal wieder hoch, aber zu langsam. Ringsrichter Bernds zählte ihn aus.
Sieger durch KO in Runde 2, nach 2:15 Minuten: Yasir Malik.
Auch für den folgenden Kampf stieg ein Lokalmatador in den Ring, Tim Vößing (6 Kämpfe, 6 Siege, 3 durch KO). Er boxte gegen Muhammadjon Hajotof (4 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Es war ein Kräftemessen im Cruisergewicht und es war auch sechs Runden lang ein Kräftemesse. Vößing hatte seine besten Momente, wenn er lang boxte, Hajotof bei Schlagabtauschen. Es war schlicht ein Kampf, der von Runde zu Runde verbissener und härter geführt wurde. Mit zunehmender Dauer verloren sich die boxerischen Linien und es wurde zu einer hin und her wogenden Ringschlacht. Am Ende der sechs Runden stand eine denkbar knappe Punktrichterentscheidung, die bei dem Verlierer auf Unverständnis stieß
Punktsieger durch Mehrheitsentscheidung (56:57, 59:58 und 57:56): Tim Vößing.
Als nächstes gab es einen Sechsrunder im Mittelgewicht. Ali El Said (11 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 2 Unentschieden) boxte gegen Armani Aziz (11 Kämpfe, 1 Sieg, 9 Niederlagen, 1 Unentschieden). Azis zeigte schönes grades, aber variables Boxen. Dabei nutzte er auch seinen Reichweitenvorteil. El Said versuchte, sich an seinen Gegner heranzuschieben, um dann am Mann zu explodieren. Der Kampf war äußerst kurzweilig. Die erste Runde dominierte Azis durch seine saubere Technik und seine variableren Kombinationen. In der folgenden Runde brachte El Said mehr Hände ins Ziel, auch weil er den Druck erhöhte. In der dritten punktete Aziz schön mit Körpertreffern. In der Vierten fing er an, die Auslage zu wechseln und kleine Showeinlagen einzustreuen. Die beiden letzten Runden wurde der Kampf immer verbissener und härter geführt.
Punktsieger durch Mehrheitsentscheidung (58:56, 59:57 und 58:58): Ali El Said. Den Kampf habe ich so nicht gesehen. Ich hätte Armani Aziz zumindest ein Unentschieden gegeben.
Hiernach boxten wieder zwei Debütanten gegeneinander, Aschaf Ziane und Dwight Kelschebach. Selten gab es in der letzten Zeit einen technisch so guten und ausgeglichenen Kampf von Debütanten. Leider konnte Kelschebach nicht zur dritten Runde der Mittelgewichtsbegegnung antreten. Er hatte sich das rechte Handgelenk verletzt.
Sieger durch TKO in Runde 3: Aschaf Ziane.
Auch im achten Kampf des Abends trafen im Cruisergewicht Jefferson Sosa (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) und Dusco Vujicic (9 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 6 Niederlagen, 6 durch KO) aufeinander. Sosa nutzte den Kampf für eine Art Schaulaufen. Er war in allen Belangen seinem Gegner überlegen. Er spielte mit ihm nach Belieben. Mehrfach ließ er von ihm ab, wenn er die Gefahr sah, sein Gegner könnte zu früh KO gehen. Nach der dritten Runde, in der Vujicic Konditionsprobleme bekam, machte Soza dann Ernst. Er ließ ihn, nachdem er ihn in einer neutralen Ecke gestellt und mit einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf erschüttert hatte, nicht wieder raus. Vielmehr holte er ihn mit einem brutal harten Körperhaken runter. Vujicicw Ecke warf das Handtuch
Sieger durch TKO in Runde 4, nach 1:50: Jefferson Sosa.
Vor dem letzten Kampf setzte Nieselregen ein. Dadurch schien dem Gegner von dem Essener Schwergewichtler Patrick Korte (18 Kämpfe, 17 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO), Zaal Kvezereli (6 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO), die Lust am Boxen vergangen zu sein. Der Georgier verdiente jedenfalls nicht einen einzigen Cent seiner Börse, was man aber vorher nicht ahnen konnte. Kvezereli lief von Anfang an weg, markierte eine Verletzung – kurz, er zeigte ein unwürdiges Verhalten. Nach ein paar Treffern flog dann ein Handtuch in den Ring. Das Verhalten von Zaal Kvezereli war eine Schande. Schade, dass Korte die Möglichkeit zu boxen kaputt gemacht worden war.
Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:40 Minuten: Patrick Korte.
Es ist großartig, dass die schöne Dubois-Arena wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt wird. Hoffentlich gibt es dort bald wieder Boxen zu sehen.
© Uwe Betker
Jack Culcay vs. Demetrius Andrade – ein Vorbericht
Wenn Jack Robert Culcay-Keth (23 Kämpfe, 22 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage) am 11. März 2017 in der Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen in den Ring steigt, dann wird der Ausgang dieses Kampfes, wie wohl kein Kampf vorher, den Rest seiner Karriere bestimmen.
Jack Culcay wurde, nachdem er Weltmeister der Amateure im Weltergewicht in Mailand geworden war, 2009 Profi. Er galt als eines der größten deutschen Boxtalente. Er wurde im Super Weltergewicht WBA Inter Continental Champion, Europameister der EBU, Interimsweltmeister der WBA und kampflos „richtiger“ Weltmeister der WBA. Er ist seit sechseinhalb Jahren Profi und nunmehr 31 Jahre alt. Culcay muss nun langsam die Erwartungen, die in ihn gesteckt wurden, erfüllen. Eben dies wird aber gegen den Herausforderer Demetrius Andrade (23 Kämpfe, 23 Siege, 16 durch KO) nicht einfach werden.
Andrade ist mit 185 cm Größe ganze 13 cm größer als Culcay. Culcay muss einen erheblichen Reichweitennachteil ausgleichen. Bei der Amateurweltmeisterschaft 2007 in Chicago konnte er das nicht. Dort unterlag er im Viertelfinale dem späteren Tourniersieger Demetrius Andrade.
Der Kampf zwischen Andrade und Culcay verspricht ein Superkampf zu werden. Austragungsort ist gleichwohl die relativ kleine Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen, die ohne Innenraumbestuhlung nur 2.250 Sitzplätze haben soll. Wir dürfen auch auf die Einschaltquoten gespannt sein. In einer Pressemeldung war zu lesen, dass der Kampf auf ProSieben MAXX zu sehen sein wird.
Team Sauerland tut alles dafür, dass Culcay gewinnt. Er bekommt sogar maßangefertigte Boxhandschuhe. Allerdings irritiert mich das ein wenig, denn, soweit ich recht informiert bin, müssen die Handschuhe identisch sein.
Das Team um Culcay gibt sich optimistisch. Trainer Ulli Wegner: „Ohne übertreiben zu wollen: Ich kann Unmögliches möglich machen.“ Und weiter: „Die Experten unterschätzen Jack Culcays Leistungsfähigkeit. Das wird nicht nur Jacks schwerster Kampf, sondern auch Andrades – wahrscheinlich so schwer, dass der Amerikaner den Ring nicht als Sieger verlassen wird!“ Auch Culcay ist siegessicher: „Ich habe Power für die vollen zwölf Runden und werde der Welt beweisen, dass ich gegen die stärksten Boxer der Welt bestehen kann. Und dann geht es auf nach Amerika!“
Auch Moritz Klatten, der Manager von Culcay, spricht von Amerika: „Mit einem Sieg über Andrade kann sich Jack über Nacht einen Namen in den USA und damit weltweit machen. Fights gegen die absoluten Topstars der Branche sind dann keine Utopie mehr, sondern werden Realität.“
Die Äußerungen Amerika betreffend sind interessant. Damit wird doch wohl ankündigt, dass Culcay nach einem Sieg und damit dem Gewinn seines ersten „richtigen“ Weltmeisterschaftskampfes nicht mehr nahezu ausschließlich in Deutschland boxen will und soll, sondern in den USA. Man muss kein Hellseher oder Gedankenleser sein, um zu erkennen, dass das wohl finanzielle Gründe hat.
Amerika ist aber noch Zukunftsmusik, denn vorher muss Culcay wie gesagt erst noch den Titelverteidiger Andrade bezwingen. Und das wird nicht ganz einfach werden, ganz im Gegenteil. Und was macht Jack Robert Culcay-Keth, wenn er nicht gewinnt?
© Uwe Betker
Das Ende des Profiboxens in Deutschland
Wäre dies ein etwas altertümlicher Bericht über Politik, dann würde er wohl so anfangen: „Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautete…“. Es ist aber ein Bericht übers Profiboxen in Deutschland – also fängt er anders an:
Es kursiert das Gerücht, dass Sat.1 zum April nächsten Jahres die Zusammenarbeit mit Sauerland Promotion praktisch einstellen will. Es sollen dann nur noch drei bis vier Boxveranstaltungen, und zwar Weltmeisterschaften, übertragen werden. Wohl gemerkt, das ist nur ein Gerücht, aber es kommt doch „aus gut unterrichteten Kreisen“.
Angeblich hat die Entscheidung auch schon Folgen. Es heißt da etwa, dass wohl die Trainer in Zukunft nicht mehr von dem Berliner Veranstalter bezahlt werden, vielmehr sollen das die Boxer selber tun. Meinem Informanten zufolge, wurde diese Entscheidung einem Trainer von Sauerland bereits mitgeteilt. Offen ist noch, ob dies auch für Ulli Wegner gelten soll. Ich werde aber nicht müde zu wiederholen, dass es sich hier nur um ein Gerücht handelt.
Eine solche Entscheidung von Sat.1 würde praktisch der Anfang vom Ende des Profiboxens in Deutschland, so wie wir es heute kennen, darstellen. Unberührt bleibt davon aber die Frage, ob, in absehbarer Zeit, danach dann vielleicht etwas Neues – und auch Erwähnenswertes – entstehen wird und kann.
Versuchen wir doch einmal durchzuspielen, was passiert:
Sat.1 überträgt nur noch drei bis vier Veranstaltungen von Sauerland im Jahr. Überträgt der Sender dann zusätzlich weiterhin Kämpfe von Felix Sturm, der bis jetzt noch keine wahrnehmbaren Anstalten getroffen hat, sich von dem Vorwurf, ein Doper, und damit ein Betrüger, zu sein, rein zu waschen. Die Frage ist, ob der Sender aus Unterföhring bei München Adnan Ćatić noch weiter geschätzte 1,5 Millionen Euro (das ist natürlich auch nur ein Gerücht) für einen Kampf überweisen will, obwohl doch die Staatsanwaltschaft weiterhin ermittelt.
RTL überträgt seit geraumer Zeit nur noch Wladimir Klitschko und Marco Huck. Was aber passiert, wenn Klitschko den Kampf, der aktuell im Gespräch ist, gegen Anthony Joshua, nicht gewinnen kann oder sogar KO geht? – Beides durchaus realistische Szenarien. Können wir davon ausgehen, dass der 40-jährige Klitschko dann noch einmal von vorne anfängt? Oder geht die Ära Klitschko endgültig zu Ende? Und was wird dann RTL weiter machen? Wird der Sender aus Köln weiter die Kämpfe von Muamer Hukić zeigen? Oder zieht er sich dann ganz aus dem Boxen zurück?
Es bleiben da noch SES-Boxing und der Mitteldeutsche Rundfunk. Hier hört man (auch dies ist nur ein Gerücht), dass der MDR schon zum Teil unzufrieden mit der Qualität der Veranstaltungen ist. Und massive Unzufriedenheit soll auch der Grund für den faktischen Ausstieg von Sat.1 aus dem Boxen sein.
Für das Profiboxen in Deutschland hieße das, es blieben nur noch das Internet, ein öffentlich-rechtliches Regionalprogramm und Spartenkanäle. Das dürfte dann der Anfang vom Ende des Profiboxens, in der jetzigen Form jedenfalls, in Deutschland sein. Zwangsläufig wird das Profiboxen schrumpfen.
Sollten sich nun Vertreter des Amateurboxens – pardon, des Olympischen Boxens – die Hände reiben und sich darüber freuen, dass „ihre“ Boxer zukünftig nun nicht mehr von den „bösen“ Profis abgeworben werden, dann ist das ein wenig kurz gedacht. Gibt es nämlich kein Profiboxen mehr im Fernsehen zu sehen, dann werden auch immer weniger Jungen und Mädchen überhaupt den Weg zum Boxen finden. Und dann haben wir nicht nur eine Krise des Profiboxens, sondern auch des Amateurboxens.
© Uwe Betker
Ein Schwanengesang auf Arthur Abraham
Arthur Abraham (49 Kämpfe, 44 Siege, 29 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) verlor am 09.04.2016 in der MGM Garden Arena in Las Vegas gegen Gilberto Ramirez (34 Kämpfe, 34 Siege, 24 durch KO) nach Punkten. Durch diese Niederlage verlor er seinen Weltmeistertitel im Super Mittelgewicht nach Version WBO. So weit, so normal. Bemerkenswert an die Niederlage ist, wie sie zustande kam. Die Punktwertungen der Punktrichter (Adalaide Byrd 120:108, Glenn Trowbridge 120:108 und Glenn Feldman 120:108) geben den Kampfverlauf nämlich sehr genau wieder: Abraham konnte keine einzige Runde gewinnen. Vor dem Kampf hatte er noch angekündigt, dass die Zuschauer den besten Abraham aller Zeiten zu sehen bekommen würden. Aber das Gegenteil war der Fall.
Aufgrund der desaströsen Leistung, die er 36-jährigen Abraham hier zeigte, wurde in den einschlägigen Medien unverholen darüber spekuliert, ob dieser Kampf nicht das Ende seiner langen und sehr erfolgreichen Karriere als Profiboxer sei. Ich möchte mich hier nicht an diesen Spekulationen beteiligen. Vielmehr möchte ich mich daran erinnern, was für ein großer Fighter Abraham einst war.
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich Abraham zum ersten Mal traf. Ich besuchte das Sauerland Gym in Köln, beim Müngersdorfer Stadion, um dort ein Interview mit Markus Beyer zu führen, der sich auf einen Titelkampf vorbereitete. Wie immer, wenn möglich, schaute ich mir die ganze Trainigseinheit ein. An der Tür des Gyms hing eine Liste, der Plan für das Sparring. Als letzter auf der Liste stand Arthur Abraham, der damals noch Artur geschrieben wurde. Er sollte 8 Runden Sparring machen. Ich hatte bis dahin weder Abraham gesehen und noch von ihm gehört. Er stand ganz am Anfang seiner Karriere.
Der junge Mittelgewichtler Abraham absolvierte die ersten vier Runden mit dem Sparringspartner von Markus Beyer, einem Super Mittelgewichtler. Danach traf er auf einen Sparringspartner von Kai Kurzawa, einem Halbschwergewichtler. Das Sparring war gut und man sah, dass Abraham kein Schlechter war. Man sah auch, dass er sich im Sparring nicht geschont hatte. Er pumpte und war fertig. Als Abraham sich durch die Seile zwängte, ertönte die knarzige Stimme von Ulli Wegner „Artur, du bist noch nicht fertig. Du musst noch vier Runden machen.“ Abraham: „Aber Trainer, ich habe die acht Runden doch gemacht. Auf dem Plan stehen acht Runden.“ Wegner ließ das nicht gelten: „Artur, du kannst nicht richtig lesen. Auf dem Plan stehen zwölf Runden.“
Abraham kletterte zurück in den Ring und bekam es nun mit einem Cruisergewichtler zu tun. Abraham war am Ende seiner Kraft, er atmete schwer, aber immer wenn sein Sparringspartner auch nur eine kleine Pause machte, um Atem zu holen oder sich zu orientieren, explodierte Abraham. Er war offensichtlich wütend und versuchte das Sparring durch einen Niederschlag vorzeitig zu beenden. Das schaffte er nicht. Aber er schaffte es, mich für sich einzunehmen. Ich fuhr nach Hause mit der Aufnahme eines Interviews und der Gewissheit, einen zukünftigen Weltmeister gesehen zu haben.
Arthur Abraham boxt am 16.07.2016 in Berlin gegen Tim Robin Lihaug (16 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Lihaug ist die Nummer 74 in der Weltrangliste
(C) Uwe Betker
Rezension: „Mit Links und 40 Fieber“ von Monty Gräßner
Monty Gräßners Buch „Mit Links und 40 Fieber“ hat den Untertitel „Die außergewöhnliche Karriere des Boxweltmeisters Markus Beyer“. Es erschien 2009. Es ist haptisch ein ungewöhnlich schönes Buch. Es ist ca. 20 mal 13 Zentimeter groß, liegt gut in der Hand und ist sogar fadengeheftet. Für meinen Geschmack sind die Fotos allerdings etwas zu klein.
Die Karriere von Beyer wird über die klassische 15 Runden/Kapitel Distanz erzählt. Das Buch in ungewöhnlich gut und klar strukturiert. In jedem einzelnen Kapitel wechseln sich Gräßner und Beyer, wohl O-Töne aus Interviews, ab, und am Ende steht immer ein kurzes Interview mit einer dritten Person. Da das Buch von 2009 ist, finden sich hier auch Dinge, die in einer Neuauflage oder einer Überarbeitung wohl so nicht mehr stehen würden. Eineinhalb Kapitel haben sich auf jeden Fall überholt, weil sie über die Hochzeit und Liebe zu Daniela Haak gehen. Soweit ich es mitbekommen habe, gehen Beyer und Haak mittlerweile getrennte Wege. Das Kapitel über die diversen TV-Auftritte bei Stefan Raab und Co. interessierten mich auch nur mäßig.
Als primär am Boxen Interessiertem kommt mir der Boxer Beyer und seine Kämpfe doch etwas zu kurz. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob Kollege Gräßner ein Boxfachmann ist. Jedenfalls sehen die Interviews, in denen sowohl Weggefährten als auch Freunde und Verwandte von Beyer zu Wort kommen, nicht so danach aus. Einige Zuschreibungen von Personen sind zumindest ungenau. Andere fehlen komplett. Das Interview mit Kai Ebel ist absolut nichtssagend. Dafür ist das mit Ulli Wegner zu kurz; hier hätte man schon mal nachfragen können. Mit dem mit Joey Kelly konnte ich einfach nichts anfangen. Wilfried Sauerland erzählt, eigentlich hätte er Thomas Ullrich haben wollen, am Ende hätte es dann aber Streit um Geld gegeben. Leider wurde auch hier nicht nachgefragt. Ein Register wäre auch nicht schlecht gewesen. Gut gefiel mir dagegen, dass Gräßner schreibt, dass der Ex-Bundestrainer der Amateure Helmut Ranzer alle Interviewanfragen ignoriert hat.
„Mit Links und 40 Fieber“ lässt sich gut und flüssig lesen. Man bekommt es an einem verregneten Sonntagnachmittag durch. Besonders gut gefallen hat mir immer, wenn Beyer selber zu Wort kommt. Viele meiner Erwartungen wurden nicht erfüllt. Aber empfehlen kann man das Buch dennoch – schon, weil es im Internet sehr preiswert zu haben ist.
(C) Uwe Betker
Ein Rückblick auf das letzte Jahr der sportlichen Karriere von Marco Huck
Von Marco Hucks letztem Kampf war das Bild im Internet am häufigsten zu sehen, auf dem er besinnungs- und wehrlos auf dem zweiten Seil von unten liegt , über ihm stehend: der Ringrichter David Fields, der ihn auszählt. Huck (42 Kämpfe, 38 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) ist nicht mehr Weltmeister der WBO im Cruisergewicht. Das sollte nun Grund genug sein, das letzte Jahr seiner sportlichen Karriere Revue passieren zu lassen.
Im Sommer letzten Jahres war die Welt von Huck noch in Ordnung. Am 30. August absolvierte er im Garry Weber Stadion in Halle ein leichtes Sparring. Dabei besiegte er den Italiener Mirko Laghetti, einen handverlesenen Gegner. Aus blieb dabei allerdings das angekündigte Zerbröseln der Hartweizen Nudeln. Er brauchte für die „Spagetti à la Laghetti“ doch zwölf Runden. Dies war sein letzter Kampf für Sauerland Events GmbH.
Sauerland hatte ihn, den Kickboxer, 2004 unter Vertrag genommen. Da Huck spät und über den Umweg des Kickboxens zum Boxen gekommen war, wurde aus ihm, trotz der Bemühungen von Trainer Ulli Wegner, kein technischer Boxer, sondern ein harter, technisch limitierter Fighter, der den KO sucht. Trotz schlechterer Voraussetzungen und allein durch Fleiß, Härte und die Hilfe seines Veranstalters wurde er Europameister und Weltmeister der World Boxing Organisation.
Nach seinem Kampf gegen Laghetti trennte sich Huck von seinem Veranstalter. Vermutlich war Geld der Grund hierfür. Es geht schließlich fast immer um Geld. Huck gründete mit seinem Bruder Kenan Hukić eine eigene Promotion-Firma – nach dem Vorbild der Klitschkos und Felix Sturms. Er und sein Bruder, der nun sein Promoter, Manager und Geschäftsführer seiner Firma ist, versuchte er, sich selber ins Gespräch zu bringen als ein möglicher Gegner für Wladimir Klitschko (66 Kämpfe, 63 Siege, 53 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO). „Jetzt bin ich frei für Klitschko!“ Aber natürlich war solch ein Kampf nicht zu vermarkten. Wieso sollte der zur Zeit beste Schwergewichtler der Welt und amtierende Weltmeister der IBF, WBO und Super Champion der WBA gegen jemanden boxen, der seinen einzigen Schwergewichtskampf nicht gewinnen konnte. – Huck verlor am 25.02.2012 gegen Alexander Povetkin. Seine Leistung war keine Offenbarung. Auf keinen Fall aber war sie eine, die ihn als einen möglichen Herausforderer für Klitschko qualifiziert hätte. Gleichwohl wurde er nach diesem Kampf nicht müde, Klitschko herauszufordern.
Der als Muamer Hukić in Novi Pazar, im heutigen Serbien geborene Huck versuchte nach seinem Weggang von Sauerland einen deutschen TV-Sender für seine Kämpfe zu interessieren. Diese Bemühungen waren jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Zeljko Karajica, der Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland sagte öffentlich: „Huck muss mit Sauerland einen Deal machen, wenn er in Sat.1 boxen will. Es wird keinen separaten Vertrag mit Huck Sports Promotion geben.“ Und Wilfried Sauerland gab zum Besten, Huck würde sich überschätzen.
Da Huck keinen TV-Vertrag in Deutschland bekam, ging er in die USA. Die Überlegung, die hinter diesem Schritt stand, war gut. Mit seinem Boxstil und seinem WM -Titel standen ihm die Türen offen. Geplant war eine relativ einfache Titelverteidigung gegen den als zweitklassig angesehenen Kryrsztof Glowacki. Dann sollte er gegen die Ringlegende Roy Jones jun. (67 Kämpfe, 59 Siege, 42 durch KO, 8 Niederlagen, 4 durch KO) antreten. Zwei überzeugende Siege, die auch realistisch waren, und er wäre eine feste Größe auf dem US-amerikanischen Markt geworden. Aber dazu kam es nicht. Er verlor nämlich durch KO in Runde 11.
Nach dieser Niederlage steht Huck nun vor dem Scherbenhaufen seiner Karriere. Da nutzte auch nichts, einen Rückkampf zu fordern. Warum sollte er ihn auch bekommen. Hat er denn selbst Denis Lebedev einen Rückkampf gewährt, nachdem er am 19.12.2010 von diesem vermöbelt worden war und durch die zwei Punkrichter Lahcen Oumghar und Manuel Oliver Palomo den Sieg geschenkt bekommen hatte? – Nein.
Es fiel auf: Huck boxte in seinem letzten Kampf technisch um Klassen schlechter als sonst. Durch seinen Weggang von Sauerland war er gezwungen, sich auch einen neuen Trainer zu suchen. Ulli Wegner, der ihn als Trainer zum Weltmeister gemacht hatte, durfte ihn nicht mehr trainieren. Aus einem mir unerfindlichen Grund nahm er sich dann einen amerikanischen Trainer. Er plauderte selber in einem Interview darüber, dass er einmal zu spät zum Training in seinem Trainingslager in Las Vegas gekommen sei, weil er im Casino festhing. Das spricht ja wohl nicht gerade dafür, dass er seinen Gegner und seinen Trainer Don House sonderlich ernst genommen hätte.
Jeder weiß, dass ein Trainerwechsel nicht unproblematisch ist. Noch schwieriger ist es, wenn der Trainer aus einer ganz anderen Trainerschule kommt. Relativ selten nur kamen europäische Boxer mit amerikanischen Trainern zum Erfolg. Zu unterschiedlich sind beide Boxschulen. Und „Umschulungen“ auf einen anderen Stil gehen in der Regel nicht gut. Wenn Huck nun in seinem Trainer den Sündenbock für seinen Titelverlust gefunden zu haben glaubt, so ist das einfach billig. Er hat sich House doch selbst ausgesucht, der außerdem – abgesehen von Bermane Stiverne – aktuell auch keinen Top-Boxer betreut.
Hucks Deckung war schlecht. Die Kondition war schlecht. Die Linke hängen lassen, um den Gegner zum Angriff zu verleiten, war ein suboptimale Idee. Die Verständigung in der Ringecke war auch schlecht. Sich nur über einen Dolmetscher zu verständigen, kann nun auch einfach nicht hilfreich sein, vor allem, wenn man nur maximal 60 Sekunden Zeit hat zu kommunizieren. Wie schon gesagt Captain Hook hat sich seinen Trainer selbst ausgesucht und alle Probleme waren vorher bekannt.
Huck sucht inzwischen einen neuen Trainer. Es sieht im Moment danach aus, als würde Graciano Rocchigiani sein neuer Trainer werden. Auch hier sehe ich Schwierigkeiten voraus. Aber Huck wird schon wissen, warum er Rocky will. Neue sportliche Aufgaben hat er aber immer noch keine.
© Uwe Betker
Der Superchampion Marco Huck – auf zu neuen Ufern
Es war ein kluger Schachzug von Marco Huck (41 Kämpfe, 39 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), zur WBO Tagung nach Las Vegas zu fliegen. Der Weltmeister der World Boxing Organisation im Cruisergewicht bekam dort den Titel des Superchampions verliehen. Im Gegensatz zu Felix Sturm, der sich auch mal Superchampion nannte, diesen Titel aber den Regeln des Verbandes gemäß überhaupt nicht tragen durfte, ist Huck nun wirklich Superchampion. Die WBO kann den Titel einem Boxer zusprechen, wenn dieser seinen WM Titel 13-mal erfolgreich verteidigt hat.
Huck hat zwar wohl noch ein juristisches Probleme zu lösen, bevor seine Firma (Huck Sports Promotion) ihn vermarkten kann. Sein ehemaliger Veranstalter Sauerland Event stellt sich nämlich auf den Standpunkt, Huck hätte seinen Vertrag noch nicht zur Gänze erfüllt und müsste daher noch weiter für ihn boxen. Huck aber stellt schon mal in Aussicht, dass er im Frühling 2015 gegen die Box-Legende Roy Jones jun. (67 Kämpfe, 59 Siege, 42 durch KO, 8 Niederlagen, 4 durch KO) antreten will. Vorgespräche hat es bei der WBO Tagung auch tatsächlich schon gegeben. Nun ist ein Kampf dieser beiden, sportlich gesehen, nur mäßig interessant. Zwar steht Jones noch auf Position 20 der unabhängigen Weltrangliste, und er trägt den WM Gürtel der WBU, der World Boxing Union, die deutsche Version, aber er ist bereits 45 Jahre alt und boxerisch auch nur noch eine Schatten seiner selbst.
Es kamen mir auch Gerüchte zu Ohren, denen zufolge es auch Gespräche zwischen Huck und Wladimir Klitschko (66 Kämpfe, 63 Siege, 53 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO 3) gegeben haben soll. Huck hat ja auch schon mal einem Ausflug ins Schwergewicht unternommen, nämlich am 25.02.2012. Dabei konnte er allerdings gegen Alexander Povetkin, den ich auch nicht gerade als Offenbarung wahrgenommen habe, nicht überzeugen. Aber seither wird er nicht müde, einen Kampf gegen Klitschko zu fordern.
Bis Huck nun wieder in der Ring steigt, muss er noch einige Probleme aus den Weg räumen. Da wäre zum Beispiel erst mal die Trainerfrage. Sein langjähriger Trainer Ulli Wegner wird ihn wohl nicht trainieren dürfen, da Sauerland es ihm ja wohl kaum erlauben wird, wenn sich Huck mit seinem früheren Arbeitgeber nicht gütlich einigt oder kooperiert. Unlängst weilte Huck in München, wo er bei einem Fitnesscoach ein Training absolvierte – bei einem „Bundeswehroffizier, der über verschiedene Trainerlizenzen verfügt“. Auch über einen US-amerikanischen Trainer wurde in der Presse schon spekuliert.
Ein zweites Problem dürfte der TV-Sender sein. Welcher Fernsehsender sollte schon bereit sein, für die Übertragung eines Kampfes von Huck Geld auszugeben? Bei Sat.1, dem größten Box-Sender, hat man, jedenfalls gegenüber der Öffentlichkeit, schon abgewunken. Zeljko Karajica, Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland sagte: „Huck muss mit Sauerland einen Deal machen, wenn er in Sat.1 boxen will. Es wird keinen separaten Vertrag mit Huck Sports Promotion geben.“
© Uwe Betker
Von Boxexperten im Fernsehen
Wikipedia definiert den Experten wie folgt: „Experte, von lateinisch expertus ‚erprobt‘, (auch Fachmann/Fachfrau, Pl. Fachleute , Fach- oder Sachkundiger, Spezialist) ist ein Schlagwort und bezeichnet als solches eine Person, die über überdurchschnittlich umfangreiches Wissen auf einem Fachgebiet oder mehreren bestimmten Sacherschließungen oder über spezielle Fähigkeiten verfügt oder der diese Eigenschaften zugeschrieben werden. Neben dem theoretischen Wissen kann eine kompetente Anwendung desselben, also praktisches Handlungswissen, für einen Experten kennzeichnend sein.“ Also ein Experte ist ein Fachmann. Ein Boxexperte ist dann ein Fachmann in Sachen Boxen. So weit, so banal.
Ein Grundproblem mit Experten ist nun aber, dass sie zwar fachkundig sein mögen, also über ein überdurchschnittlich umfangreiches Wissen auf einem Fachgebiet verfügen, nur heißt das noch lange nicht, dass sie Andere auch daran teilhaben lassen – und das auch dann nicht, wenn sie öffentlich als Experten auftreten. Als bestes Beispiel können da die Boxexperten im Fernsehen herangezogen werden. Einschränkend muss ich hier sagen: Das gilt vor allem für Experten im deutschen Fernsehen. Z.B. die amerikanischen Experten nämlich sind sehr viel kritischer als die deutschen. Das hat grob gesagt vor allem drei Gründe: 1. Die Bindung zwischen TV Sender und Veranstalter ist in den Staaten nicht so eng. 2. In den USA gibt es mehr Zuschauer, die sich tatsächlich fürs Boxen interessieren. 3. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es dort eine wirklich kritische Berichterstattung über Boxen, die sogar Tradition hat. Hierzulande herrscht dagegen mehr so was wie Hofberichterstattung.
Ein Beispiel zur Illustration:
Henry Maske, der ehemalige Weltmeister im Halbschwergewicht, nutzte seine Popularität als Boxer, um nach Beendigung seiner Karriere als Boxexperte für die ARD zu fungieren. Von 2007 an kommentierte er die Veranstaltungen seines ehemaligen Veranstalters Sauerland Event. Hierbei wurde er, positiv ausgedrückt, seinem Image als Gentleman gerecht. Negativ ausgedrückt, beschönigte er, was gezeigt wurde und er schreckte auch nicht davor zurück, die schlimmsten Fehlentscheidungen, wie z.B. den Punktsieg von Marco Huck über Denis Lebedev am 19.12.2010, schönzureden. Willfährig versicherte er den Zuschauern und dem ihn bezahlenden TV Sender, das, was sie zu sehen bekamen, sei gut gewesen.
Erst nachdem die ARD ihren Ausstieg aus dem Boxen à la Sauerland verkündet hatte, zeigte sich Maske ein einziges Mal kritisch. Nach dem Kampf von Firat Arslan gegen den IBF-Weltmeister Yoan Pablo Hernandez am 16.08.2014 sagte er in der ARD, er habe Arslan als Sieger gesehen. Nun könnte man ja meinen, dass Maske zum Ende seiner ARD-Experten-Karriere doch wenigsten einmal die Fernsehzuschauer von seinem überdurchschnittlich umfangreichen Wissen hätte profitieren lassen. Man kann die Sache aber auch anders verstehen. Zur selben Zeit nämlich ging das Gerücht um, Henry Maske werde in Zukunft für Z! Promotion der Brüder Zastrow tätig sein und die hätten sich nun um einen TV-Vertrag bei der ARD bemüht. Auf der Pressekonferenz nach dem Kampf zeigten sich die Verantwortlichen von Sauerland recht dünnhäutig. Ulli Wegner kündigte Maske öffentlich seine Freundschaft auf und Wilfried Sauerland stellte Maskes Fähigkeit als Experte fürs Boxen in Frage. Leider habe ich das Video von der Pressekonferenz nicht mehr im Internet gefunden.
Kritik ist ja nun auch nicht gerade etwas, was ein TV-Sender oder ein Veranstalter von einem Experten hören will. So wurde z.B. Axel Schulz als Experte bei SAT.1 abgelöst, als er es doch am 25.06.2011 tatsächlich gewagt hatte, die Leistung von Felix Sturm gegen Matthew Macklin zu kritisieren.
Man kann natürlich verstehen, dass ein TV-Sender, der schließlich Geld zahlt für eine Veranstaltung, von einem Experten, den er auch bezahlt, nicht unbedingt hören will, dass das, was da gekauft wurde von schlechter Qualität ist. Gleichzeitig möchte ich den Verantwortlichen der Fernsehsender aber zu bedenken geben, dass mit jeder Show die schöngeredet und mit jeder Fehlentscheidung, die weggeredet wird, ihr Produkt an Glaubwürdigkeit verliert – genauso wie auch die Experten. Allen Beteiligten würde ein mehr an Mut und Rückgrat da m. E. schon gut tun.
© Uwe Betker
Gemein! – Fast alle sind auf Marco Huck neidisch.
Marco Huck (41 Kämpfe, 39 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) ist von gemeiner Missgunst von Seiten gemeiner Neider umgeben. Da beweist er, dass er der größte und beste Cruisergewichtler aller Zeiten ist – und was passiert? Ganz viele Menschen gönnen ihm seinen Triumph nicht, wo doch der Muamer Hukić aus Ugao seine 13. Titelverteidigung absolviert hat. Damit hat er schließlich den Rekord von Johnny Nelson eingestellt. Das ist doch wohl großartig!
Der angesprochene Johnny Nelson war sogar höchstselbst angereist, um Huck boxen zu sehen. Leider zollte er unserem Huck aber nicht den ihm gebührenden Respekt, sondern stänkerte nur rum: „In meiner Glanzzeit hätte ich Huck ausgeknockt. Mit einem halben Jahr Vorbereitung würde ich ihn klar schlagen.“ Schade, dass Nelson nicht die Klasse von Huck würdigen kann.
Hucks Einstellung des Rekords von Nelson ist tausendmal besser als die sieben erfolgreichen Titelverteidigungen hintereinander von Anaclet Wamba (1991-94), oder auch die 4 Jahre und 10 Monate, die derselbe Mann den Titel ohne Unterbrechung innehatte – woran man nur wieder die Großartigkeit von Huck ablesen kann.
Huck sagte erst kürzlich: „Langsam verliere ich die Lust in meiner Gewichtsklasse. Ich brauche neue Motivation!“ Und ein paar Tage später: „Ich gehe keiner Herausforderung aus dem Weg. Ich bin bereit für alles, Cruiser- oder Schwergewicht.“ So spricht ein wahrer Champion! Huck ist nie jemandem aus dem Weg gegangen, und er boxt immer nur die Stärksten. In seinem letzten Kampf boxte er sogar gegen einen Landwirt aus Italien, Mirko Larghetti (22 Kämpfe, 21 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage). Auf diesen Kampf der Titanen hatte sich Huck auch akribisch vorbereitet. In Kienbaum bei Berlin hatte er fast einhundert Sparringsrunden absolviert. Und sein Trainer Ulli Wegner hat ihm schon „sehr starke Trainingspartner ausgesucht. Sie waren so stark, dass sich der Champion sogar darüber beschwert haben soll… Aber Wegner kannte keine Gnade, war knallhart.“ Das ist ein Champion!
Trotz der schweren der Aufgabe, fand Huck dennoch Zeit, sich von seiner sensiblen Seite zu zeigen. Huck dichtet – nicht so wie Muhammad Ali -, sondern richtig lyrisch und schön. Vor dem Kampf deklamierte er auf einer Pressekonferenz: „Aus Larghetti mache ich Spaghetti.“ Danach packte er ein Bündel Spaghetti und zerbrach es. Huck: „Das passiert am Sonnabend mit Larghetti, ich zerbreche ihn.“ – Ist das nicht schön? Wahre Lyrik, die eine empfindsame Seele schrieb.
Aber dann traten wieder diese Neider auf. Larghetti, der härteste aller denkbaren Gegner, ging einfach nicht KO. Er ging erst am Ende der letzten Runde zu Boden, so dass die Zeitung dann schreiben konnte: „Mit dem letzten Schlag ging der italienische Box-Bauer zu Boden!“ Aber es war kein KO. Gemein! Der letzte Schlag, der, der den italienischen Herkules fällte, kam nämlich nach dem Gong. Selbst die Zeitnehmer sind neidisch auf Huck.
Immerhin stellte sich doch Promoter Kalle Sauerland auf Hucks Seite: „Wir schauen uns das Video noch mal genau an. Notfalls legen wir Protest ein. Für einen Champion ist ein K.o.-Sieg schon wichtig.“ Da ist es nur ein schwacher Trost, dass der Landwirt direkt nach Ende des Kampfes zum Röntgen des Kopfes ins Krankenhaus musste.
Selbst Axel Schulz schien neidisch zu sein. Der schrieb nämlich: „Und jetzt noch zu der Frage: Schwergewicht oder weiter Cruisergewicht? Ganz klar: Marco sollte im Cruisergewicht bleiben. Da ist er sehr gut aufgehoben. Wie wäre es mit einer Revanche gegen Ami Steve Cunningham? Gegen den hat er ja schließlich eine Niederlage kassiert. Auch Vereinigungskämpfe gegen den Polen Wlodarczyk oder den Russen Denis Lebedev sind hochinteressant. Und die hat er noch längst nicht gewonnen…
Im Schwergewicht kommen ganz andere Kanonen geflogen. Verhält sich Huck dann so offen wie in Runde 7 oder 8, dann geht der gute Käpt’n Huck unter, k.o. Und: Das Wort Klitschko sollte Marco lieber nicht in den Mund nehmen. Über diesen Marco Huck, wie in Halle/Westfalen, lacht sich Wladimir nämlich bestimmt kaputt. Zwischen Huck und Klitschko liegen gute 20 Kilo Gewichtsunterschied. Und boxerisch Welten.“
Ist das nicht gemein von Axel?
Kaum trennt sich Huck von seinem langjährigen Veranstalter Wilfried Sauerland, wird der auch gemein zu ihm. Anstatt ihm viel Glück für seine weitere boxerische Entwicklung und für seine Vermarktung zu wünschen, bekommen wir so Sätze zu hören wie: „Er überschätzt sich hier selbst“.
Unser Marco Huck ist von gemeinen Neidern mit ihrer gemeinen Missgunst umzingelt. Es wird Zeit, dass wir alle aufstehen und unseren Marco gegen diese Gemeinlinge verteidigen.
© Uwe Betker