Posts Tagged ‘Veranstalterin’
Die ultimativ subjektive Liste 2017
Boxer des Jahres
Wladimir Klitschko (69 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO) stieg am 29.04.2017 im Wembley Stadion in London zum letzten Mal in den Ring. Er verlor gegen Anthony Joshua. Es hätte vermutlich keiner vorher ernsthaft erwartet, dass Klitschko im Herbst seiner Karriere noch einmal zu einer solchen Leistung fähig wäre.
Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Alexander Mengis und Eduard Gutknecht zahlen einen hohen Preis für ihre Liebe zum Boxen.
Boxerin des Jahres
2017 sah ich in Deutschland keine Boxerin, die diesen Titel verdient hätte.
KO des Jahres
Im Viertelfinale der World Boxing Super Series, im Turnier im Cruisergewicht, knockte der Kubaner Yunier Dorticos (22 Kämpfe, 22 Siege, 21 durch KO) den Russen Dmitry Kudryashov (23 Kämpfe, 21 Siege, 21 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) in der zweiten Runde durch eine perfekte Rechte zur Schläfe aus.
Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben und bei denen Boxer um den Sieg betrogen wurden.
Rookie des Jahres
Sherif Morina (6 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO) ist seit eineinhalb Jahren Profi. Er boxt im Weltergewicht und boxt mit hohem Risiko, sowohl was seinen Kampfstil als auch was die Auswahl seiner Gegner anbelangt.
Überschätzter Boxer des Jahres
Christian Hammer (27 Kämpfe, 22 Siege, 12 durch KO, 5 Niederlagen, 2 durch KO) alias Cristian Ciocan boxte am 15. Dezember 2017 um den WBO International Titel im Schwergewicht gegen Alexander Povetkin (34 Kämpfe, 33 Siege, 23 durch KO, 1 Niederlage). Auf meinem Punktzettel gewann er keine Runde.
Überschätzte Boxerin des Jahres
Es gibt sie, aber ich will sie hier nicht mit einer Nennung ehren.
Punktrichter des Jahres
Urs Schneider (BDB), ein Punktrichter der in seiner ganzen Karriere noch kein einziges Fehlurteil gefällt hat: Hinzu kommt ein vorbildlicher Auftritt als Supervisor.
Ringrichter des Jahres
Jens-Uwe Baum (GBA) agiert unauffällig und unaufgeregt, auch wenn es im Ring hektisch wird.
Absteiger des Jahres (männlich)
Der am 22.12.2014 verstorbene Erfolgstrainer Fritz Sdunek war so etwas wie der Säulenheilige des deutschen Boxens. Eine Reportage im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zeigte, dass er wohl doch so heilig nicht war.
Absteiger des Jahres (weiblich)
Gab es sie?
Aussteiger des Jahres
Der Wuppertaler Schwergewichtler und Kultboxer Werner Kreiskott (46 Kämpfe, 25 Siege, 17 durch KO, 19 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden) machte im Oktober seinen letzten Kampf. Er war ein Boxer, der seine Kämpfe gewann, der aber auch verlor und beides machte er mit Würde. Viele werden ihn im Ring vermissen. Alle aber sind, wie ich, froh, dass er den richtigen Zeitpunkt für seinen Rücktritt gewählt hat.
Veranstalter des Jahres
Die 15-jährige Ranee Schröder dürfte wahrscheinlich immer noch die jüngste Promoterin der Welt sein. Sie war Veranstalterin des WBF WM-Kampfes im Cruisergewicht zwischen Serdar Sahin und Javier Sanabria auf der Messe „Mode, Heim und Handwerk“ am 18. November 2017 in der Messe Essen.
Veranstaltung des Jahres
Die GBA ging am 18. November 2017 neue Wege, um Werbung für das Profiboxen in Deutschland zu machen: Sie veranstaltete selber eine Profiboxveranstaltung, und zwar in der Messehalle Halle 7 der Messe Essen. Auf der Messe „Mode, Heim und Handwerk“, einer Verbrauchermesse, gab es Profiboxen zu sehen und die Zuschauer waren die Messebesucher, die vorbei kamen.
Boxevent des Jahres
Da findet eine Schwergewichtsweltmeisterschaft in Deutschland statt und die Halle ist nicht ausverkauft. Da wird jemand, der seit ewiger Zeit in Deutschland lebt, Weltmeister im Schwergewicht und ein Teil der Presse fragt nach seinem Pass. In der Arena Oberhausen fand am 15.11.2017 eines der seltsamsten Boxevents aller Zeiten statt: Manuel Charr vs. Alexander Ustinov.
Fehlentscheidung des Jahres
Am 04. März 2017 gab Araik Marutjan sein Profidebüt gegen Serhii Ksendzov. Sauerlands neuer Mittelgewichtler Marutjan dominierte den Kampf. Dann erlitt er einen Achillessehnen-Abriss und konnte nicht weiter boxen. Im Ring wurde offenbar ein “No Contest“ verkündet. Später wandelte der BDB das Urteil in einen Sieg für Marutjan um.
Trainer des Jahres
Habe ich nicht gesehen.
Entgleisung des Jahres
Malte Müller-Michaelis und Gerhard Pfeil schrieben in „Der Spiegel“: „Die Promoter witterten das schnelle Geld. Statt Talente ordentlich auszubilden, schickten sie unfertige Athleten ins Feuer. Durchschnittsboxer wie Sven Ottke oder Markus Beyer wurden zu Weltmeistern hochgejazzt.“
Boxkampf des Jahres (männlich)
Im Wembley Stadion in London versuchte Wladimir Klitschko (69 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO) am 29.04.2017 gegen Anthony Joshua noch mal Weltmeister im Schwergewicht zu werden. Vorher hatte kaum jemand geglaubt, dass der einundvierzigjährige Herausforderer Klitschko zu einer solchen Leistung, wie er sie dann zeigte, nochmal fähig sein würde. Womöglich hätte er den Kampf sogar gewinnen können, hätte er in den Kunstpausen von Joshua nur konsequent angegriffen. Seine Ecke aber, allen voran sein Bruder Vitali, verhinderten dies.
Boxkampf des Jahres (weiblich)
Özlem Sahin (25 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) besiegte am 05.08.2017 in Essen auf sehr beeindruckende Weise Sandy Coget (16 Kämpfe, 8 Siege, 7 Niederlagen, 1 Unentschieden). Durch einen technisch sehr gut und hart geführten Kampf verteidigte Sahin ihren UBO Weltmeister- und ihren WBF Interconti-Titel.
Comeback des Jahres (männlich)
Habe ich übersehen.
Comeback des Jahres (weiblich)
Habe ich übersehen.
Bester Show Act des Jahres
Der Ringsprecher Dave Kaufmann sang bei der Freiluftveranstaltung in Gelsenkirchen am 08. Juli 2017 „New York, New York“ – großartig.
Ringsprecher des Jahres
Thomas Bielefeld ist die Stimme des Profiboxens in Deutschland.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Leichtgewichtler Gabor Veto (31 Kämpfe, 31 Siege, 23 durch KO) hat 2017 nicht geboxt. Dennoch verdient er einen WM Kampf. Er sitzt in einer Falle: Er lebt in der Schweiz, ist Ungar und ist zu stark, um ohne Not eine Chance auf einen Titelkampf zu bekommem.
Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Die Leichtgewichtlerin Beke Bas (10 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO) dürfte reif für eine WM sein. Sie eine Kriegerin, die nach vorne geht und den Sieg erkämpfen will.
Boxer, der zu Unrecht übersehen wird (männlich)
Der in Kanada lebende Kolumbianer Oscar Rivas (22 Kämpfe, 22 Siege, 16 durch KO) wird nie genannt, wenn es um einen WM Kampf geht. Der 22-jährige ist einer denen, die im Schwergewicht ganz weit oben mitmischen könnten.
Boxer, der zu Unrecht übersehen wird (weiblich)
Verena Kaiser (10 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO) ist Weltmeisterin der WIBF und GBU im Weltergewicht.
Boxkampf, den wir 2018 nicht sehen wollen (männlich)
Irgendwelche Come-Back-Kämpfe von Boxern, die durch sind und nur noch einmal Kasse machen wollen, obwohl sie schon genug Geld verdient haben.
Boxkampf, den wir 2018 nicht sehen wollen (weiblich)
Alle schlechten.
Boxkampf, den wir 2018 sehen wollen (männlich)
Einen Kampf von Agit Kabayel (17 Kämpfe, 17 Siege, 12 durch KO) gegen einen Top-Ten Mann im Schwergewicht.
Boxkampf, den wir 2018 sehen wollen (weiblich)
Ein Aufeinandertreffer der beiden deutschen Minimumgewichtlerinnen Tina Rupprecht (7 Kämpfe, 7 Siege, 3 durch KO) und Özlem Sahin (25 Kämpfe, 23 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) wäre einer der besten Frauenboxkämpfe, die 2018 weltweit möglich wären.
© Uwe Betker
Eine sehr ungewöhnliche Boxveranstaltung
Profiboxveranstaltungen finden an den verschiedensten Orten statt: Hallen jeglicher Größe, Auto- und Möbelhäuser, Fußballstadien und Aschenplätze, Marktplätze und Säle von Kneipen. Auch Messehallen waren schon häufig Austragungsort. Aber eine Messehalle während einer laufenden Publikumsmesse, das ist mir noch nicht unter gekommen. Die Zuschauer der Boxkämpfe waren m.a.W. die Messebesucher.
Halle 7 der Messe Essen war der Ort, wo am 18. November 2017, also am Samstag, mittags die Fäuste flogen. Die Messe „Mode, Heim und Handwerk“ selber ist eine Verbrauchermesse, auf der man wohl so ziemlich alles, was es auf er Welt gibt, kaufen kann: japanische Automobile, Handtaschen, Rolltore, heilende Steine, Rückenmassagen, Hosen und Mäntel, Schmuck und Dinge, die ich noch nie gesehen habe. Hinzu kommen die verschiedensten Selbsthilfegruppen, Imbisse, Hilfsorganisationen, Feldjäger, Handwerksorganisationen und Vereine. In besagter Halle 7 stellten sich hauptsächlich die verschiedensten lokalen Vereine vor, vor allem Sportvereine. Und hier nun wurde geboxt.
Bereits beim Wiegen am Vortag zeichnete sich ab, dass die Veranstaltung sehr ungewöhnlich werden würde. Im Vorprogramm zum Wiegen wurde schon mal Bauchtanz und Rockabilly Tanz und Gesang geboten. Letztgenanntes wurde von Mitgliedern der „Wirtschaftswunder-Revue“ grandios aufgeführt. Und zum Bauchtanz wäre zu sagen: Gab es je vorher Bauchtanz im Rahmen einer Boxveranstaltung? Am Kampftag selbst traten auch alle wieder auf, verstärkt durch eine Sängerin. Für mich sollte es ruhig mehr Bauchtänzerinnen und mehr Tänzer- und Sängerinnen von der „Erdbeerbrause“ Revue geben. Ringsprecher und Conférencier war Thomas Bielefeld, die Stimme des Boxens in Deutschland.
So ungewöhnlich wie der Veranstaltungsort war auch der Veranstalter. Denn dieser war die German Boxing Association. Vermutlich war es das erste Mal, dass ein deutscher Boxverband selber als Veranstalter fungierte. Das liegt wohl daran, dass die GBA hier zum einen Werbung für den Boxsport machen und zum anderen das karitative Projekt GIBEI (https://gibei.jimdo.com/) unterstützen wollte. Veranstalterin des WBF WM-Kampfes war die 15-jährige Ranee Schröder, die wohl immer noch die jüngste Promoterin der Welt sein dürfte.
Leider gab es insgesamt nur zwei Kämpfe zu sehen. Allein am Kampftag wurden drei Kämpfe krankheitsbedingt abgesagt. Mustafa Isa und Issac Maganga gaben ihr Profidebüt im Cruisergewicht. Isa, ein syrischer Flüchtling, dessen Lebensgeschichte schon durch die Medien gegangen ist, boxte abgeklärt und ruhig. Er machte von Anfang an Druck und trieb Maganga vor sich her. Mehrfach stellte er ihn an den Seilen und deckte ihn ein. Magangas etwas unorthodoxe Doppeldeckung blockte jedoch viele Schläge ab. Mit seinen Schlägen auf der Außenbahn war Maganga auch nicht ungefährlich. Die erste Runde war munter. Die zweite Runde wurde dann härter geführt. Das lag zum einen daran, dass Isa den Druck erhöhte, zum anderen daran, dass Maganga nun auch durch die Mitte schlug. In der dritten Runde erhöhte Isa erneut den Druck. Die Ecke von Maganga kam mit dem Wurf des Handtuchs einem Niederschlag zuvor.
Sieger durch TKO in Runde 3 nach 1:35 Minuten: Mustafa Isa.
Der Hauptkampf des Tages war die Weltmeisterschaft nach Version WBF im Cruisergewicht zwischen Serdar Sahin (29 Kämpfe, 27 Siege, 18 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Diego Javier Sanabria (82 Kämpfe, 60 Siege, 46 durch KO, 9 Niederlagen, 6 durch KO, 3 Unentschieden). Sahin, der über ein Jahr nicht geboxt hatte, zeigte schön systematisches und ruhiges Boxen. Besonders gefiel mir seine steife linke Führhand, mit der er den Kampf bestimmte. Nur wenige Male setzte Sahin, der Sven Ottke in der Ecke hatte, seine Rechte ein. Sanabria versuchte nur selten Aktionen, und wenn er es tat, dann kamen sie über die Außenbahn und waren für Sahin nur mäßig gefährlich. Die erste Runde war von Abtasten geprägt. Anfang der zweiten Runde stellte Sahin seinen Gegner an den Seilen. Eine Rechte zum Kopf über die Deckung, gefolgt von drei weiteren Schlägen – und Sanabria knickte ein, ging aber nicht zu Boden. Die gleiche Aktion, an gleicher Stelle, nur mit ein paar Schlägen mehr, ließ Sanabria am Ende der Runde erneut einknicken. Damit hatte Sahin den Schlüssel gefunden, mit dem Sanabria zu knacken war. In der dritten Runde nahm Sahin sich die Zeit, die Lücke zu suchen, die er dann auch fand. Ein harter Leberhaken, gefolgt von einer Rechten zum Kopf fällte Sanabria. Der kam zwar noch mal hoch, aber Ringrichter Mike Wissenbach zählte den noch schwankenden Mann aus.
Sieger durch KO in Runde 2, nach 1:55 Minuten: Serdar Sahin.
Es war eine sehr ungewöhnliche Boxveranstaltung, eine, die Werbung für den Boxsport machte. Es ist jetzt auch Zeit, Werbung fürs Boxen zu machen und das Publikum zurück an den Ring zu locken. Ich persönlich würde mir wünschen, dass jedes Jahr im Rahmen der „Mode, Heim und Handwerk“ so eine Veranstaltung stattfindet, mit hoffentlich dann mehr Kämpfen.
© Uwe Betker
Die dritte Assassin Fighting Championship
Die Eissporthalle in Dorsten ist wieder einmal zu einem Ort geworden, an dem man gewesen sein musste, um man harte Profiboxkämpfe zu sehen. Es begann mit zwei 8-jährigen Jungen, die einen K1 Kampf zeigten. Anschließend gab es zwei Amateurboxkämpfe und dann folgten noch zwölf Profiboxkämpfe, von denen einige richtig klasse waren.
Den ersten dieser Profikämpfe bestritten im Super Weltergewicht Azad Dogru (15 Kämpfe, 15 Niederlagen, 15 durch KO) und Marcus Jakobs, der sein Debüt gab. Der Kampf war geprägt von Hektik. Jakobs ging etwas ungestüm nach vorne und Dogru lief um sein Leben. Dogru ging erst in der Ecke von Jakobs zu Boden, dann in seiner eigenen und schließlich in einer neutralen Ecke. Die Niederschläge waren mehr das Ergebnis von Dogrus Überforderung, als der Schlagwirkung von Jakobs geschuldet. Der GBA-Ringrichter Kornelius Bernds winkte beim dritten Niederschlag den Kampf ab. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:31 Minuten: Marcus Jakobs.
Danach stiegen Eduino Dos Santos und Ahmet Akil, beides Debütanten, für eine Schwergewichtsbegegnung in den Ring. Dos Santo machte den Kampf. Er trieb seinen Gegner vor sich her. Akil verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und versuchte, den Schlägen auszuweichen. Immer wenn er nah an Dos Santos stand, deckte er ihn mit Schlägen zum Körper ein. Zur zweiten Runde trat er nicht mehr an: Sieger durch TKO in Runde 2: Eduino Dos Santos.
Ebenfalls im Schwergewicht boxten sodann David Gegeshideze (40 Kämpfe, 20 Siege, 6 durch KO, 19 Niederlagen, 15 durch KO, 1 Unentschieden) und Sascha Prinz (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO) gegeneinander. Gegeshideze, ein sehr zäher Handlungsreisender in Sachen Boxen, machte es Prinz schwer. Der kam auch in der ersten Runde nur einmal mit einem schönen rechten Cross durch, der Gegeshideze beeindruckte. Es sah ganz danach aus, als hätte Prinz vier Runden harte Arbeit vor sich. Dann kam Prinz aber, zu Anfang der zweiten Runde, mit einem brutalen rechten Körperhaken durch, der Gegeshideze zu Boden sinken ließ. Während der Ringrichter Kazim Kurnaz noch zählte, kam das Handtuch geflogen. Sieger durch TKO in Runde 2, Nach 29 Sekunden: Sascha Prinz.
Im Super Weltergewicht maßen anschließend Devor Matic (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 2 durch KO) und Yaser Yüksel (4 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO) ihre Kräfte. Ich möchte aber lieber sagen, die Beiden verglichen ihre boxerischen Fähigkeiten. Yüksel spielte tatsächlich ein grausames Spiel mit seinem Gegner. Wie eine Katze mit einer gefangenen Maus spielt, so spielte Yüksel mit Matic. Ohne Deckung, nur auf seine Reflexe und schnellen Beine vertrauend, machte er gerade eben genug, um Matic seine Dominanz spüren zu lassen. Ende der ersten Runde schlug er ihn durch einen Kopftreffer zu Boden. Den Kampf sodann zu beenden, dazu machte er aber dann keine Anstalten. Immer weiter ging das Spiel. Die dritte Runde endete genauso wie die erste – nur dass es diesmal ein Körpertreffer war. In der vierten Runde kam Matic zweimal mit einer Rechten durch, was Yüksel gar nicht gefiel. Er erhöhte daraufhin den Druck und machte Ernst. Er stellte Matic in einer neutralen Ecken und ließ ihn nicht mehr raus. Matic ging zu Boden. Diesmal setzte Yüksel nach und stellte Matic erneut. In dessen eigener Ecke deckte er ihn ein. Wieder musste Matic zu Boden. Hier nun beendete Kornelius Bernds das grausame aber kurzweilige Spiel. Sieger durch TKO in Runde 4, nach 1:11 Minuten: Yaser Yüksel.
Es folgte eine Begegnung im Super Mittelgewicht zwischen Muharem Özkul und Jerome Kock (4 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO). Kock begann gut. Er beherrschte die Ringmitte und trieb Özkul vor sich her. Der Kampf war munter, auch weil Özkul entschlossen schien, in seinem Profidebüt nicht zu verlieren. Immer wieder versuchte er, Kock mit Körpertreffern langsamer zu machen. Aber zur dritten Runde trat er dann doch nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3: Jerome Kock.
Dann boxten Drazjan Janjanin (30 Kämpfe, 15 Siege, 14 durch KO, 15 Niederlagen, 7 durch KO) und Kristijan Krstacic (15 Kämpfe, 14 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) im Cruisergewicht gegeneinander. Krstacic begann verhalten, kreiste um seinen Gegner herum. Kontinuierlich erhöhte er den Druck. Immer wieder ging er mit der Linken zur Leber – das mochte Janjanin augenscheinlich gar nicht. Zur zweiten Runde trat Janjanin dann auch nicht mehr an. Er gab vor, sich den Ellenbogen seiner Linken verletzt zu haben. Sieger durch TKO in Runde 2: Kristijan Krstacic.
Es folgte eine richtig harte Ringschlacht. Nikoloz Berkatsahvili (48 Kämpfe, 29 Siege, 12 durch KO, 19 Niederlagen, 17 durch KO) traf im Leichtgewicht auf Atilla Koyabasi (9 Kämpfe, 9 Siege, 5 durch KO). Koyabasi wollte so schnell wie möglich in den Schlagabtausch. Er wollte ganz offensichtlich den KO-Sieg. Dementsprechend schnell führten die Beiden die Begegnung, die wirklich sehr schnell, sehr hart und sehr intensiv war. Zuerst schickte ein harter rechter Kopfhaken Berkatsahvili zu Boden. Ringrichter Izzet Kurnaz bekam danach aber erst recht viel zu tun. Der Kampf wurde noch härter und nun auch unsauber von beiden Seiten geführt. Es gab viele wilde Schlagabtäusche. Berkatsahvili fand sich noch mehrfach auf dem Ringboden wieder, allerdings wurde er nicht angezählt, denn es waren Ausrutscher und Schupser. Irgendwann hatten dann sowohl Berkatsahvili als auch Koyabasi je einen Cut an einem Auge. Anfang der zweiten Runde kam Koyabasi erneut mit einer harten Rechten zum Kopf durch, die Berkatsahvili zu Boden zwang. Kurze Zeit später war er wieder auf dem Boden, Erschöpfung und ein paar Schläge waren Schuld daran. Hier nun beendete der Ringrichter den Kampf: Sieger durch TKO in Runde 2, nach 54 Sekunden: Atilla Koyabasi.
Im Schwergewicht maßen danach Asad Adrovic (4 Kämpfe, 1 Sieg, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Eugen Buchmüller (8 Kämpfe, 8 Siege, 5 durch KO) ihre Kräfte. Der bereits 36 Jahre alte Buchmüller beeindruckte. Er zeigte sehr-sehr schnelle Hände. Er trieb Adrovic vor sich her. Dieser hielt aber tapfer dagegen. Buchmüller boxte sehr souverän. Zum Ende der ersten Runde sickerte Blut aus dem linken Ohr von Adrovic. Zur zweiten Runde konnte er deshalb nicht mehr antreten: Sieger durch TKO in Runde 2. Eugen Buchmüller.
Im Anschluss kämpften Giorgi Khulelidze (16 Kämpfe, 9 Siege, 2 durch KO, 7 Niederlagen, 6 durch KO) und Yusuf Kangül (15 Kämpfe, 12 Siege, 6 durch KO, 3 Niederlagen, 1 Unentschieden) im Super Mittelgewicht gegeneinander. Beide trafen sich im Ring und suchten den Schlagabtausch. Beide boxten nur an, um sodann in den Abtausch zu gehen. Es gab viele intensive Schlagabtäusche, bei denen der starke Kangül die Oberhand behielt. Anfang der zweiten Runde kam er mit einer schönen Rechten zum Kopf durch, die Khulelidze auf die Bretter schickte. Der zerfiel dann zusehens. Kurze Zeit später fand er sich in einer neutralen Ecke erneut auf dem Boden wieder. Ein Leberhaken hatte ihn gefällt. Seine Ecke hatte nun endlich Erbarmen mit ihm und warf das Handtuch. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 42 Sekunden: Yusuf Kangül.
Die Veranstalterin Edda Essaoudi (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) bestritt den einzigen Frauenboxkampf des Abends. Sie boxte im Federgewicht gegen Nikolina Vokie. Der Kampf war kurz und hart. Essaoudi trieb ihre Gegnerin vor sich her und deckte sie mit Schlägen ein, kaum dass sie sie gestellt hatte. Schon bald war klar, dass sie Vokie keine Chance lassen würde. Essaoudi stellte sie an den Seilen und ließ sie nicht mehr weg. Unter dem Schlaghagel brach Vokie zusammen und die Ecke warf das Handtuch. Siegerin durch TKO in Runde 1, nach 57 Sekunde: Edda Essaoudi.
Im vorletzten Kampf des Abend trafen Ramazi Gogichashvili (48 Kämpfe, 28 Siege, 15 durch KO, 18 Niederlagen, 12 durch KO, 2 Unentschieden) und Tahir Kahrovic (6 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO), genannt Tommy Punch, aufeinander. Es handelte sich um eine Junioren Weltmeisterschaft im Cruisergewicht, nach Version WBU. Beide Boxer agierten hinter einer kompakten Doppeldeckung. Gogichashvili besetzte die Ringmitte und Punch kreiste um ihn herum. In der zweiten Runde machte Punch mehr Druck, wodurch es zu mehr Aktionen kam. Ringrichter Sergej Kovalenko hatte am Ende der Runde seine liebe Mühe, Punch und Gogichashvili zu trennen. In der vierten Runde wurde der Kampf härter. Punch wurde für Schlagen mit dem Ellenbogen ermahnt. Ende der Runde ging Gogichashvili zu Boden, nach einer Rechten zum Körper. Später ging er in der neutrale Ecke, nach vielen Treffern, die er nehmen musste, erneut zu Boden. Das wiederholte sich nach kurzer Zeit am gleichen Ort dann noch mal. Gogichashvili hatte offensichtlich den Ehrgeiz, das Ende der Runde zu erreichen, was ihm auch gelang. Zur nächsten Runde trat er allerdings nicht mehr an, Sieger durch TKO in Runde 5: Tahir Kahrovic.
Den Hauptkampf des Abends bestritt der Veranstalter Ilias Essoaudi (10 Kämpfe, 10 Siege, 8 durch KO). Er boxte gegen Chris Hermann (37 Kämpfe, 22 Siege, 13 durch KO, 14 Niederlagen, 12 durch KO, 1 Unentschieden). Dabei ging es um die WBU-Weltmeisterschaft im Super Weltergewicht. Der Kampf war kurz, weil Essoaudi nicht lange fackelte. Ein linker Körperhaken ließ Hermann zum ersten Mal auf die Bretter gehen. Etwas später schickte eine Rechte zum Kopf Herrmann beinahe durch die Seile. Kurz vor Ende der ersten Runde war er wieder am Boden. Diesmal war es allerdings ein Ausrutscher. Aber es war allen in der Halle klar, dass Herrmann kurz vor dem Ende war. In der zweiten Runde vollendete Essoaudi sein Werk. Zu Beginn der Runde zwang eine schöne Kombination sein Gegenüber erneut zu Boden. Dann fällte ein schöner brutaler Leberhaken Herrmann ein weiteres Mal. Es kam nun schließlich ein Handtuch geflogen. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 1:22 Minuten: Ilias Essoaudi.
Abschließend muss gesagt werden: Die Veranstaltungen des Ehepaars Essaoudi werden immer besser. – Wann ist die nächste Profiboxveranstaltung in der Eissporthalle in Dorsten?
(C) Uwe Betker
Ein schöner Nachmittag in Oberhausen
Das ASK Gym in Oberhausen war am Nachmittag und am frühen Abend des 11. März 2017 Austragungsort einer schönen Kampfsportveranstaltung. Es gab insgesamt 29 Kämpfe zu sehen, 20 Kick-Box-Kämpfe, fünf Amateurboxkämpfe und vier Profiboxkämpfe.
Den Anfang bei den Profis machten Hasan Kurnaz (4 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Elmin Handanagic (11 Kämpfe, 11 Niederlagen, 8 durch KO) im Schwergewicht. Die erste Runde begann verhalten. Handanagic beherrschte die Ringmitte, machte aber zu wenig und vor allem nutzte er seinen Reichweitenvorteil nicht. Kurnaz versuchte mit Körperhaken ans Ziel zu kommen. Ende der Runde kam er dann mit einer schönen Links-Rechts-Kombination zum Kopf durch.
Die zweite Runde wurde von beiden munter geführt. Sie machten mehr und es sah so aus, als ob der Kampf sich gut entwickeln würde. Leider verletzte sich Handanagic den rechten Ellebogen. Zur dritten Runde trat er nicht mehr an: Sieger durch TKO in Runde 3: Hasan Kurnaz.
Als nächstes stiegen im Mittelgewicht Jerome Kock (3 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und Darko Vasiljevic (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO) in den Ring. Kock boxte variabel und machte Druck. Er verteilte seine Schläge schön auf Körper und Kopf. Vasiljevic schlug meist Grade zum Kopf, die Kock aber allesamt auspendelte. In der zweiten Runde erhöhte Kock den Druck. Man spürte, dass er den KO wollte. Mehrfach kam er mit der linken Graden, gefolgt von einem rechten Aufwärtshaken durch. Zum Ende der Runde verschärfte sich das Tempo und die Zahl der Schlagabtäusche erhöhte sich. Dieses Tempo wurde auch in der dritten Runde gehalten, aber Vasiljevic weigerte sich auf die Bretter zu gehen. Vielmehr setzte er sich zur Wehr. Auch in der vierten Runde ging es so weiter. Kock versuchte, Vasiljevic durch einen Schlaghagel noch in den letzten 15 Sekunden zu Boden zu zwingen. Umsonst. Punktsieger: Jerome Kock.
Im Halbschwergewicht trafen Benjamin Blindat (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) und Mahir Celik aufeinander. Der Kampf war bereits zu Ende, bevor er noch richtig angefangen hatte. Nach ein paar Sekunden des gegenseitigen Abtastens kam Blindat mit einer Rechten zum Kopf durch, die Celik erst einknicken und dann zu Boden gleiten ließ. Zwar versuchte die Ecke von Celik das Auszählen noch durch einen Handtuchwurf zu verhindern, doch der Ringrichter Thomas Hackenberg ließ sich nicht beirren und zählte bis zehn. Sieger durch KO in Runde 1, nach 43 Sekunden: Benjamin Blindat.
Der Hauptkampf des Abends war das Profidebüt von Eda Essaoudi, die auch selbst als Veranstalterin fungierte. Sie boxte im Super Federgewicht gegen Kristina Jeftenic (8 Kämpfe, 8 Niederlagen, 7 durch KO). Essaoudi, die Ehefrau des Super Weltergewichtlers Ilias Essaoudi, der auch ihr Trainer ist, machte von Anfang an Druck. Sie boxte beweglich und schlug schöne Links-Rechts-Kombinationen. Sie wirkte für eine Debütantin erstaunlich ruhig und abgeklärt. Jeftenic versuchte zu überleben, zu kontern und zu klammern. Auch in der zweiten Runde zeigte Essaoudi gutes Boxen. Ende der zweiten Runde veränderte sich der Charakter des Kampfes. Es wurde verbissener gefightet. Hierdurch verlor Essaoudi ein wenig ihre boxerische Linie. Ende der dritten Runde, die noch härter als die vorangegangen war, sah es kurz danach aus, als wollte Jeftenic aufgeben. In der vierten und letzen Runde wollte Essaoudi den KO erzwingen. Hierdurch erleichterte sie es Jeftenic, ihr den Kampf kaputt zu machen. Am Ende stand aber als eindeutige Punksiegerin: Eda Essaoudi.
Die Veranstaltung im ASK Gym in Oberhausen war entspannt, angenehm und sportlich interessant. Sowohl Eda Essaoudi als auch Benjamin Blindat sahen für mich so aus, als sollte man sie im Auge behalten.
© Uwe Betker
Die dritte A.F.C Fight Night in Dorsten
Bei der dritten Ausgabe der A.F.C Fight Night am 28.01.2017 im Gym vom Team Assassin in Dorsten gab es, wenn ich richtig gezählt habe, vierzehn K1 Kämpfe, sechs WCO Boxkämpfe und zehn Profiboxkämpfe zu sehen. Dieses sehr umfangreiche Programm wurde von der Veranstalterin Eda Essaoudi auf die Beine gestellt. Ich muss sagen, es war eine lange Veranstaltung. Es begann am frühen Nachmittag und endete kurz vor Mitternacht.
Die Profikämpfe begann mit einer Art bösem Spiel, wie es jeder kennt. Eine Katze jagt eine Maus. Harun Sipahi (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) war die Katze und Gordan Zoric (23 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 20 Niederlagen, 20 durch KO) die Maus. Es war ein einseitiges und grausames Spiel. Sipahi machte in der ersten Runde nur ein einziges Mal ein wenig ernst und schickte damit Zoric schon direkt auf die Bretter. In der zweiten Runde ging Sipahi dann daran, das Spiel zu beenden. Eine Linke schickte Zoric zu Boden. Wenig später traf eine weitere Linke die Nase von Zoric, was ihm offensichtlich weh tat. Er wurde erneut angezählt. Der Ringrichter Kazim Kurnaz bewahrte Zoric, die Maus also, vor weiteren Schmerzen und nahm ihn aus dem Kampf. Das Spiel fand im Super Mittelgewicht statt. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 1:20 Minuten: Harun Sipahi.
Es folgten im Halbschwergewicht Michael Klempert (5 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Tahir Kahrovic (4 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO). Kahrovic wirkte kompakter und physisch überlegen. Er machte von Anfang an Druck. Er dominierte mit dem einfachen, aber immer gern gesehenen Rezept, linke Grade gefolgt von einer rechten Grade. In der zweiten Runde nahm er noch ein paar Körperhaken ins Repertoire und Klempert nahm immer mehr. Zur dritten Runde trat dieser dann nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3: Tahir Kahrovic.
Sodann stiegen Adnan Zilic (36 Kämpfe, 13 Siege, 13 durch KO, 24 Niederlagen, 14 durch KO) und Omar Darwich (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) für einen Kampf im Weltergewicht in den Ring. Zilic versuchte, mit Schwingern zu imponieren. Omar aber ließ sich davon nicht beeindrucken. Er machte Druck. Dann zog er ein Linke zum Körper durch, die traf. Zilic knickte ein, verdrehte sich das rechte Knie und der Kampf war zu Ende. Sieger durch TKO in Runde 2 nach 1:06: Omar Darwich.
Auch der Kampf im Super Weltergewicht zwischen Arber Dodaj (8 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO, 3 Niederlagen, 2 Unentschieden) und Mirko Sikora (5 Kämpfe, 5 Niederlagen, 5 durch KO) ging nicht über die Distanz; er war sogar ausgesprochen kurz. Dodaj fällte seinen Gegner nach 59 Sekunden durch zwei Körpertreffer. Sieger durch KO in Runde 1: Arber Dodaj.
Hiernach stiegen Slobodan Vukic (2 Kämpfe, 2 Niederlagen, 2 durch KO) und Salahadin Simmou (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) für einen Kampf im Super Weltergewicht in den Ring. Es begann munter. Dann kam Simmou mit einen linker Haken zum Kopf durch und Vukic ging zu Boden. In der nächsten Aktion deckte Simmou sein Gegenüber mit Haken zu Körper und Kopf ein. Vukic ging zu Boden und wurde ausegzählt. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:57 Minuten: Salahadin Simmou.
Im Super Weltergewicht trafen Ilias Essaoudi (9 Kämpfe, 9 Siege, 7 durch KO) und Azad Dogru (12 Kämpfe, 12 Niederlagen, 12 durch KO) aufeinander. Die Begegnung war einseitig. Dogru versuchte nur zu überleben. Seine Bemühungen waren jedoch von nur wenig Erfolg gekrönt. Er musste in der ersten Runde zweimal zu Boden und zur zweiten trat er dann gar nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2: Ilias Essaoudi.
Anschließend boxten im Halbschwergewicht Leo Tchoula (26 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 17 Niederlagen, 12 durch KO) und Jamny Kumande (5 Kämpfe, 5 Siege, 4 durch KO) gegeneinander. In der ersten Runde tasteten sich beide ab. Es wurde viel fintiert und es gab wenig Aktionen – das war gutes Boxen. Zum Ende hin erhöhte Kumnande das Tempo. Am Anfang der zweiten Runde musste Tchoula nach einer Links-Rechts-Kombination zum Körper runter und wurde ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 2, nach 48 Sekunden: Jamny Kumande.
Hiernach trafen Chris Herrmann (34 Kämpfe, 21 Siege, 12 durch KO, 12 Niederlagen, 10 durch KO, 1 Unentschieden) und Antonio Hoffmann (15 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) im Super Weltergewicht aufeinander. Herrmann versuchte, sich Hoffmann vom Hals zu halten, was ihm aber nur bedingt gelang. Am Ende von Runde eins nahm Hoffmann mehrere Kopfhaken. Zu Anfang des nächsten Durchgangs musste Herrmann sogar runter. Danach wurde der Kampf unsauber. Hoffmann verlor etwas seine boxerische Linie, die er aber gegen Ende der Runde wiederfand und Herrmann dann in dessen Ecke erneut zu Boden schlug. Zur dritten Runde trat Hoffmann nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3: Antonio Hoffmann.
Es boxten dann noch zwei Schwergewichtler gegeneinander: Engin Solmaz (47 Kämpfe, 7 Siege, 4 durch KO, 37 Niederlagen, 21 durch KO, 3 Unentschieden) und Oezcan Cetinkaya (34 Kämpfe, 24 Siege, 17 durch KO, 11 Niederlagen, 5 durch KO). Beide begannen verhalten und meine Konzentration schwand allmählich. In der ersten Runde gab es nur wenig Aktionen. Um mich herum wurden schon die Stühle gestapelt. Solmaz agierte meist von der Ringmitte aus. Cetinkaya kreiste um herum und versuchte harte Treffer ins Ziel zu bringen. Zur fünften Runde trat Solmaz nicht mehr an: Sieger durch TKO in Runde 5: Oezcan Cetinkaya.
Es gab noch einen Kampf zwischen Cemal Gülsen und Misto Abdulaev.
Von dem habe ich aber nichts mehr gesehen. Ich war schlicht zu müde. – Habe ich schon erwähnt, dass die Veranstaltung sehr lang war?
© Uwe Betker
Internationaler Box Frühschoppen – “All For Eddy“
Am Sonntag, dem 18.12.2016, gab es in Bielefeld einen Box-Frühschoppen. Das ist an sich schon etwas ziemlich Bemerkenswertes. Aber nicht genug damit, fungierte noch als Veranstalterin die gerade mal 14 Jahre alte Ranee Schröder, die damit wohl der/die jüngste Boxpromoter/in der Welt sein dürfte. Ein großesTransparent machte den Zweck der Veranstaltung deutlich. “Wir kämpfen gemeinsam für Eduard Gutknecht” bedeckte eine Wand des Sportpalastes in Bielefeld. “All For Eddy” war das Motto der Veranstaltung, wo Geld für den immer noch im Koma liegenden Boxer gesammelte wurde.
Im Vorfeld gab es offenbar ein paar seltsame Verwerfungen. So soll Winfried Spiering von Seiten des BDB dafür kritisiert worden sein, dass zwei seiner Boxer vom Wiking Boxteam auf einer GBA Veranstaltung boxten. Dabei wurde wohl übersehen, dass es sich um eine Veranstaltug zu Gunsten von Gutknecht handelte. Spiering hat, wie man hört, alle BDB Titel seiner Boxer nun zurückgegeben. Die GBA hat die Veranstalter- und Sanktionierungsgebühren Eddy Gutknecht gespendet.
Es gab fünf Profiboxkämpfe zu sehen. Den Anfang machten im Super Weltergewicht Angelo Frank (9 Kämpfe, 9 Siege, 6 durch KO) und Jan Balog (44 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO, 32 Niederlagen, 7 durch KO, 1 Unentschieden). Frank begann verhalten. Er schaute sich seinen Gegner in Ruhe an, während dieser versuchte, Treffer zu landen. Schon bald wurde jedoch der Kampf schnell und hart. Es gab viele Schlabtäusche, die meist nur die Deckung des Gegners prüften. Beide kamen nur selten durch, wobei Frank die klareren Treffer setzte. In der zweiten Runde schlug Balog vermehrt zum Körper, was Frank nicht weiter beeindruckte. Ende der Runde kam Frank mit einem schönen rechten Haken zum Kopf durch, der Balog zu Boden brachte. Ringrichter Thomas Hackenberg zählte ihn an. In der dritten Runde erodierte Balog sichtlich. Er versuchte noch, seine Schwäche durch Schwinger, die aber nur die stabile Deckung von Frank trafen, zu kaschieren. In der vierten Runde nahm Balog immer mehr Treffer. Immer und immer wieder kam Frank mit seinen Schlägen, besonders seinen Aufwärts- und Kopfhaken durch. Zur nächsten Runde trat Balog nicht mehr an. Er hatte sich wohl den Rücken verletzt. Sieger durch TKO in Runde 5: Angelo Frank.
Im nächsten Kampf ging es um den vakanten WBF International Titel und die UBO Intercontinental Meisterschaft im Leichtgewicht. Sie wurden ausgeboxt zwischen Jean Moraiti (29 Kämpfe, 14 Siege, 2 durch KO, 10 Niederlagen, 1 durch KO, 4 Unentschieden) und Nikoloz Berkatsashvili (43 Kämpfe, 27 Siege, 10 durch KO, 16 Niederlagen, 14 durch KO). Der Titelkampf der beiden war kurz und sehr kurzweilig. Der sehr bewegliche Moraiti trieb Berkatsashvili vor sich her und bestimmte das Kampfgeschehen. Er zeigte einen guten Jab und schnelle Hände. Aber am Anfang sah es so aus, als wären die Schläge von Berkatsashvili härter. Bei aller Dominanz von Moraiti, hatte Berkatsashvili doch auch seine Momente. In der zweiten Runde erhöhte Moraiti den Druck. Nach drei schönen Linken zum Kopf ging Berkatsashvili das erste Mal auf die Bretter. Kurz danach saß er erneut auf dem Ringboden. Diesmal war er gestolpert. Ein rechter Kopfhaken schickte ihn wieder runter. Er gab aber nicht auf, sondern stellte sich ein weiteres Mal, um kurze Zeit später wieder zu Boden zu gehen – diesmal nach einer Links-Rechts-Kombination. Er stellte sich erneut, aber nur, um direkt in der nächsten Situation zwei bis drei Kopftreffer zu nehmen, die ihn erneut fällten. Nun hatte Ringrichter Thomas Hackenberg genug gesehen und nahm den Verteidigungsunfähigen Berkatsashvili aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 2:55 Minuten: Jean Moraiti.
Es folgte ein auf sechs Runden angesetzter Kampf im Halbschwergewicht mit Elvis Hetimi (8 Kämpfe, 8 Siege, 8 durch KO). Eigentlich hätte er ausfallen müssen, denn der eigentlich vorgesehene Gegner sagte ein paar Stunden vor dem ersten Gong ab. Kurzfristig sprang der Bielefelder Kickboxer Mario Schröder ein. Schröder stieg in den Ring und er hatte schon Probleme. Hetimi boxte abgeklärt und suchte den KO. Schröder zeigte aber viel Herz. Zum Ende der Runde hin zog er sich einen Cut über dem rechten Auge zu, den er selber verschuldet hatte. Nur mit viel Mühe erreichte er den Schlussgong. Nach den ersten beiden Runden, in denen Schröder noch versucht hatte mitzuboxen, versuchte er nun, nur noch über die Distanz zu kommen. Ich gebe zu, ich hatte gehofft, Schröder würde es schaffen. Aber am Ende der letzten Runde erwischte ihn ein harter Aufwärtshaken, der ihn fällte. Sieger durch KO in Runde 6 nach 2:15 Minuten: Elvis Hetimi.
Als nächstes war ein Kampf im Weltergewicht zu sehen zwischen Artur Müller (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Lukas Radic (14 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 11 Niederlagen, 7 durch KO). Müller hatte 2010 ein erfolgreiches Profidebüt gegeben, danach aber nicht mehr geboxt. Unter der Führung von Kai Gutmann machte er nun einen erneuten Versuch. Müller boxte in der ersten Runde noch etwas nervös und überhastet. Das führte dazu, dass es zum Ende der Runde zu einer munteren Keilerei kam. In den folgenden Runden boxte Müller dann abgeklärter. Er beherrschte die Ringmitte und dominierte den Kampf. Er zeigte ein schöne linke Führhand und eine gute und schnelle Beinarbeit. Immer wieder kam er mit seinem linken Cross durch. In der dritten Runde setzte er dann vermehrt seine Rechte ein. Radic nahm mehrere harte Rechte um Kopf, die ihn zum Wackeln brachten. In der vierten und letzten Runde suchte Müller den KO. Radic nahm viel, aber er erreichte, wenn auch mit Mühe, das Kampfende stehend. Sieger nach Punkten (40:36): Artur Müller.
Der Hauptkampf des Abends war ein boxerischer Leckerbissen. Malik Zinad (7 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO), der von Donny Lalonde gemanaged wird, verteidigte seinen WBF International Titel im Halbschwergewicht gegen Beka Aduashvili (28 Kämpfe, 19 Siege, 9 durch KO, 9 Niederlagen, 8 durch KO). Zinad boxte spektakulär. Er zeigte schnelle Hände, gute Reflexe und eine gute Übersicht. Die verlor er selbst beim wildesten Schlagabtausch, wie in Runde 2, nicht. Nahezu alle Schläge konnte er blocken und selber Treffer setzen. Er zeigte sehr gutes, sehr schönes Boxen. Das Ende für Aduashvili kam dann in der fünften Runde. Wie aus dem Nichts traf ihn ein Kinnhaken, der ihn zu Boden zwang. Kurze Zeit später schickte Zinad ihn erneut zu Boden. Der sehr souveräne Ringrichter Alexander Plumanns zählte ihn dort aus. Sieger durch KO In Runde 5, nach 1:53 Minuten: Malik Zinad.
Es war zu vernehmen, dass Malik Zinad und Elvis Hetimi im Februar oder März in Hamburg gegeneinander antreten sollen. Das würde ein Knallerkampf zu werden versprechen.
An einem Sonntagmorgen musste ich aufstehen wie an einem normalen Werktag und das, um zu einem Box Frühschoppen zu fahren. Aber der Weg hat sich gelohnt. Die Veranstalterin Ranee Schröder hat eine wirklich gute Show auf die Beine gestellt. Dabei muss ich erwähnen, dass als Show-Act Troy Afflick, ein unglaublich guter Soulsänger, auftat. Ich hoffe, Ranee Schröder macht als Veranstalterin weiter.
© Uwe Betker
Ein Freitagabend in Duisburg
Von außen sieht das Tentorium wie ein, oder sogar meherere, Zirkuszelte aus. Von innen sieht es wie eine Discothek aus- und ist auch eine. Dies nun war der Ort, an dem die Veranstalterin Flora Selimi am Freitag den 09.09.2016 ihre erste Boxshow stattfinden ließ. Es gab Amateurkämpfe – die sollen auch gut gewesen sein – und neun Profikämpfe zu sehen.
Es begann mit einem Frauenboxkampf. Die 16-jährige Johanna Kölln (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) boxte gegen die Debütantin Dennise Doormann. Der Kampf war kurz und einseitig. Kölln kam nicht in den Ring, um Gefangene zu machen. Ihre Gegnerin hatte ihren Angriffen einfach nichts entgegen zu setzen. Mehr als ein paar Sekunden an Zeit konnte sie auch durch wiederholtes Abdrehen nicht gewinnen. Schon bald sank sie, nach einer harten Kombination zum Kopf, an den Seilen zu Boden. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:14 Minute: Johanna Kölln.
Die Leichtgewichtlerin Kölln ist die jüngste deutsche Profiboxerin aller Zeiten. Sie kommt nicht, wie viele andere Boxerinnen vom Kick- oder Thaiboxen, sondern vom Ballett. Wir dürfen gespannt sein, wie sie sich, wenn sie denn dranbleiben sollte, entwickeln wird. Mich jedenfalls, hat sie für sich eingenommen.
Auch der folgende Kampf war nur unwesentlich länger. In ihm trafen im Weltergewicht Aliskhan Yunusov, der sein Debüt gab, und Cemal Gülsen (12 Kämpfe, 1 Sieg, 11 Niederlagen, 10 durch KO) aufeinander. Gülsen verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und versuchte, mit Schwingern Treffer zu landen. Yunusov boxte für die Gallerie. Er wechselte seine Auslage, ließ seine Hände lässig tief hängen und schlug aus allen Positionen. Zur zweiten Runde trat Gülsen verletzungsbedingt nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2: Aliskhan Yunusov.
Ebenfalls im Weltergewicht boxten Surkho Bugaev (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Ziya Goekalp (9 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 8 Niederlagen, 5 durch KO). Beide Boxer zeigte ein technisch gutes und sauberes Boxen. Es gab viele intensive Schlagabtäusche, aus denen Bugaev häufig als Sieger hervorging. Er boxte durch die Mitte und kam nicht selten durch die Deckung seine Gegners durch. Goekalp versuchte es über die Außenbahn. Zur dritten Runde trat Goekalp leider nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3: Surkho Bugaev.
Bugaev war ein guter Amateur und hat diverse Titel geholt. Bereits am 24. wird er in Heerlen gegen den ungeschlagenen Djiby Diagne (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) antreten. Das wird mit Sicherheit ein toller Kampf – und ein richtungweisender für beide Boxer. – Für mich sieht das schwer nach einem Ausflug ins Nachbarland aus.
Im Halbschwergewicht trafen Erdogan Kadrija (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) und Sascha Balaschew aufeinander. Bereits der erste richtige Jab erschütterte den Gegner von Kadrija. Die folgende Kombination ließ ihn einknicken und mit einem Handschuh den Boden berühren. Nach dem Anzählen deckte Kadrija ihn mit mehreren Kombinationen ein und ließ ihn schwer KO gehen. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 27 Sekunden: Erdogan Kadrija.
Mohammed Bekdash (9 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO) und Mihaita Cosma (6 Kämpfe, 6 Niederlagen, 6 durch KO) boxten im Halbschwergewicht gegeneinander. Bekdash nutzte klug seinen Reichweitenvorteil. Sein Gegner kam einfach nicht an ihn heran und wenn, dann kamen die Beiden sich mit den Köpfen gefährlich nahe. Dies regte Bekdash offensichtlich auf und er suchte den schnellen KO. Cosma zeigte schon bald eine Obererarmverletzung an und gab auf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:55 Minuten: Mohammed Bekdash.
Ilhami Aydemir (12 Kämpfe, 11 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage) und Jovica Jovanovic (10 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO) maßen im Weltergewicht ihre Kräfte. Beide zeigten in der ersten Runde schönes, technisches Boxen. Beide verteilten ihre Schläge gut. In der zweiten Runde erhöhte Aydemir den Druck und Jovanovic war dann irgendwann diesem Druck nicht mehr gewachsen. Er wurde an den Seilen gestellt und nahm Schlag um Schlag, bis ihn der Ringrichter schließlich aus dem Kampf nahm. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 1:50 Minuten: Ilhami Aydemir.
Danach gab es noch einen Kampf im Halbschwergewicht. Elvis Hetemi (5 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO) vom Wiking Boxteam trat gegen Leo Tochoula (25 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 16 Niederlagen, 11 durch KO) an. Hetemi begann explosiv. Schon nach kuzer Zeit fällte eine schöne linke Grade zum Kopf Tochoula und er ging zu Boden. Er versuchte wieder aufzustehen, bekam aber einen Wadenkrampf und wurde ausgezählt. Noch eine halbe Stunde später musste er von seinen Betreuern gestützt werden. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:40 Minuten: Elvis Hetemi. Hetemi soll noch in diesen Jahr um die Deutsche Meisterschaft boxen.
Den Hauptkampf bestritten im Weltergewicht Sherif Morina (2 Kämpfe, 2 Siege) und Mohammad Farazi (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO). Vor dem Kampf drehte Morina eine Ehrenrunde um den Ring, um seine Fans richtig in Stimmung zu bringen. Die trieben ihren Mann dann auch über die ganzen vier angesetzten Runden nach vorne. Beide Boxer suchten und fanden den Schlabtausch. Morina schlug durch die Mitte und kam sogar nicht selten durch die Doppeldeckung von Farazi durch. Der wiederum kam über die Außenbahn. In der dritten Runde passiert das, was sich bereits von Anfang an abgezeichnet hatte. Morina saß auf seinem Hosenboden im Ring. Ein Schwinger hatte ihn außer Balance erwischt und zu Boden geschickt. Er wurde angezählt. Farazi witterte seine Chance. Er schubste seinen Gegner in die Seile, hielt ihn mit der Linken fest und zog mit der Rechten durch. – So weit, so unfair. Der souveräne GBA-Ringrichter Kornlius Bernds hatte aber vorher laut und vernehmlich ein „Break“ gerufen. Er ahndete das grobe Foul mit einem Punktabzug. Der Kampf wurde dadurch aber nicht ruhiger. Bis zur letzten Sekunde standen die beiden Konrahenten sich gegenüber und deckten sich mit Schlägen ein. Am Ende der vier Runden stand ein knapper, aber verdienter Punktsieg (38:37) für Sherif Morina.
Ich kann die Veranstalterin Flora Selimi nur ermutigen weiterzumachen. Ihre erste Veranstaltung war ein vielversprechender Anfang. Das Tentorium war gut gefüllt und die Zuschauer hatten ihren Spaß.
© Uwe Betker
Ein Brief von Miriam Bohn an Ina Menzer
Die Veranstalterin von Elina Tissen (18 Kämpfe, 16 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen) hat vor geraumer Zeit einen offenen Brief an Ina Menzer (31 Kämpfe, 30 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage)) geschrieben. Zuerst war ich irritiert, dann verwirrt und schließlich verzweifelt. Ich war intellektuell einfach überfordert und habe wochenlang gegrübelt. Dann kam mir die Erkenntnis. Der Brief ist ein Gesamtkunstwerk! Nur so kann man ihn angemessen würdigen.
Hier folgt nun dieser literarisch wertvolle, ja wirklich großartige und wunderbare Brief von Frau Bohn, versehen mit einem bescheidenen und dilettantischen Versuch, ihm die ihm gebührende Reverenz zu erweisen.
„Sehr geehrte Frau Menzer,“
– Der Brief fängt höflich an. Das ist schön. –
„wir haben Sie immer als Sportlerin hoch geschätzt und Ihre Leistungen ebenfalls sehr hoch eingestuft.“
– Frau Bohn spricht von sich im Pluralis Majestatis, wie früher die Königinnen und Kaiserinnen. Aber immerhin zeigt sich Frau Bohn in ihrer Funktion als Majestät huldvoll und würdigt die sportliche Leistung von Ina Menzer mit ein paar aufmunternden, warmen Worten. –
„Doch auf das Niveau auf welches Sie sich nun herablassen ist einfach nur beschämend!“
– Hoch gestiegen und tief gefallen. Ihre Majestät entzieht der Boxerin sofort wieder ihre Gunst und watscht sie öffentlich ab. Hat sich Frau Menzer da etwa eine Majestätsbeleidigung zu Schulden kommen lassen. –
„Zunächst haben Sie es bis heute vermieden, gegen Weltmeisterin Elina Tissen anzutreten und gingen lieber den einfachen Weg und verpflichteten Goda Dailydaite für Ihren Abschiedskampf.“
– Das ist also die Majestätsbeleidigung. Frau Menzer hat nicht den Schützling von Frau Bohn für ihren Abschiedskampf gebucht, nämlich Elina Tissen (18 Kämpfe, 16 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen). Das ist ja nun schon wirklich eine Majestätsbeleidigung. Interessant an diesen Ausführungen finde ich aber vor allem, dass hier unterstellt wird, ein Kampf gegen Goda Dailydaite (8 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO) sei der einfachere. Natürlich ist Frau Bohn davon überzeugt, dass ihre Boxerin, die sich selber Maschine nennt – ich verstehe immer noch nicht, warum ein Mensch sich selber zu einem Ding macht -, die tollste Boxerin der Welt ist. Sie ist schließlich ihre Veranstalterin und muss an so etwas glauben, oder zumindest in der Öffentlichkeit so tun. –
„Waren Sie es nicht, die nach ihrer Niederlage durch Janine Garside, immer und immer wieder davon gesprochen hat, sie wolle sich die verlorenen Welttitel zurückholen!?“
– Absolut zutreffende Feststellung! Ina Menzer pausierte nach ihrer Niederlage gegen Garside mehr als ein Jahr. Danach hatte sie, wie alle Boxer von Universum Box-Promotion nach dem Zusammenbruch ihres Veranstalters, Probleme, Kämpfe zu bekommen.-
„Bis heute haben Sie weder Elina Tissen (WIBF) noch Jelena Mrdienovich (WBC) oder gar Alejandra Marina Oliveras (WBO) herausgefordert, um besagte Titel zurück zu hohlen!“
– Frau Menzer, sie haben nicht Elina Tissen herausgefordert? Das wirft natürlich einen riesigen Schatten auf ihre über neunjährige Karriere! –
„Nun ziehen Sie es vor um den Vacanten WIBA, dem Interim der WBF und den unbekannten „Super Champ“ Titel der WIBF zu kämpfen, für den es allerdings Seitens der WIBF bis heute weder einen Vertrag noch eine offizielle Bestätigung gibt!!!“
– Nun, über den „Vertrag“ und über die „offizielle Bestätigung“ kann ich nichts sagen. Aber die dreifache Wiederholung eines Ausrufezeichens ist ja so poetisch und schön. Hier zeigt sich die Meisterin der Satzzeichen.
Ich liebe es, wenn Menschen drei Ausrufezeichen machen. Zum einen sieht das einfach wirklich schmuck aus. Zum anderen haben sie etwas Drängend, etwas Dringliches. Außerdem merkt dann auch wirklich jeder Idiot, dass das Gesagte wichtig ist. –
„Auch ist bei Boxrec lediglich der „Interims“ Titel der WIBF eingetragen und auch dort wird es diesen Titel, laut Boxrec, nicht geben und somit auch nicht eingetragen!“
– Jetzt hat sie es ihr aber gegeben. Und da ist auch wieder dieses schöne, die Bedeutung des Gesagten unterstreichende Ausrufezeichen – diesmal in der einfachen Variante. –
„Es ist doch sehr offensichtlich, dass Sie hier den Titelträgerinnen Ihrer verlorenen Titel bewusst aus dem Weg gegangen sind, um in Ihrem Abschiedskampf gut auszusehen.“
– Das ist ein brutaler Vorwurf: Eine Boxerin sucht sich für ihren Abschiedskampf ihre Gegnerin selbst aus. Das ist hart. Frau Menzer hat doch tatsächlich Frau Bohn nicht gefragt. Ruft nicht Joachim Löw bei Frau Bohn an und lässt sich bei Abschiedsspielen beraten? –
„Dafür haben wir Verständnis.“
– Da ist er wieder, der hübsche Pluralis Majestatis. Ich liebe es einfach. Und dann noch der Wechsel der Emotionen. Erst dieser eiskalt vorgebrachte Vorwurf und dann das majestätische Verständnis. Dieses Spiel mit den Emotionen – das beherrscht die Autorin einfach grandios. –
„Nicht aber dafür dass Sie, nur um mit 3 Gürteln den Ring zu verlassen, sich als ehemalige Top Boxerin auf so ein Niveau herablassen und Ihren Fans einen solchen Kampf zumuten…“
– Ist es nicht toll, wie bedeutungsschwanger diese drei Punkte den Satz beenden? Das ist ja natürlich auch schon harter Tobak. Hier wird Frau Menzer zu einer „ehemaligen Top Boxerin“ degradiert. Und dann diese Zumutung für ihre Fans. Menzer mutet ihren Fans einen Kampf gegen Dailydaite zu – eben jene Dailydaite, gegen die Tissen, die als Worldchampionesse vermarktet wird, ihre Pflichtverteidigung offenbar nicht machen wollte. Das ist schon eine Zumutung. –
„Eins noch, Felix Sturm ist Inhaber eines Super World Titels gewesen und diesen Titel gab es sicher nur, um dem wahren Weltmeister der WBA aus dem Weg zu gehen, Gennady Golovkin!“
– Da ist schon wieder ein Ausrufezeichen. Aber auch wenn hier das Ausrufezeichen ganz wichtig aussieht, so hinkt doch der Vergleich zwischen Sturm-Golovkin und Menzer-Tissen. Sturm boxt schließlich nicht gegen eben die Pflichtherausforderer, denen Golovkin aus dem Weg geht. Aber natürlich verstehen wir, dass Frau Tissen, wenn sie ihre Pflichtverteidigung auch wohl nicht machen will, dennoch die „wahre“ Weltmeisterin ist. Sie ist halt „Worldchampionesse“. –
„Wir denken, dass Sie verstehen was wir damit ausdrücken wollen…“
– Zum Abschluss gibt es dann noch diesen einfach wunderbaren Satz. Beginnend mit dem schönen „wir“, ist er doch einfach zu schön: „Wir denken, dass Sie verstehen was wir damit ausdrücken wollen…“ Hört man da nicht einen leicht koketten kumpelhaften Unterton? Hat hier vielleicht Frau Bohn sogar mit einem Auge verschwörerisch, wenn nicht gar wissend, gezwinkert. Ich liebe solche Sätze! (So jetzt habe ich auch mal ein Ausrufezeichen gemacht.) Und nicht zu vergessen die drei Punkte. Verweisen diese drei Punkte nicht in die Unendlichkeit? Wird hier nicht auf die Sterblichkeit jeder irdischen Existenz verwiesen? Welch philosophische Tiefe, ausgedrückt durch ein Auslassungszeichen. –
Der Brief ist wahrlich ein Gesamtkunstwerk. Das muss man ganz klar feststellen. Damit dürfte sich Frau Miriam Bohn in die erste Liga der Boxschreiber hineingeschrieben haben: Ernst Hemingway, Norman Mailer, Bud Schulberg, Joyce Carol Oates, Bert Randolph Sugar, Nigel Collins und Abbott Joseph Liebling – macht mal alle Platz, Miriam Bohn kommt!
(C) Uwe Betker