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„Das ist respektlos und schlechter Stil.“
Stellen wir uns einmal vor, Ahmet Öner verkündet: Odlanier Solis wird im Dezember diesen Jahres im Wembley Stadium gegen den WBA-Weltmeister David Haye antreten, und dabei sollen alle WM-Titel im Schwergewicht vereinigt werden. Mit Sicherheit könnte man in der Presse dann nicht wenige bissige Kommentare zu lesen bekommen. Öner müsste sich fragen lassen, wie er denn dazu käme, schon vorab Verträge abzuschließen, obwohl sein Boxer Solis noch gar nicht gegen einen der beiden Klitschkos angetreten sei und damit auch noch keinen WM-Titel gewonnen habe.
Öner hat eine solche Ankündigung natürlich nicht gemacht. Es gab allerdings die Ankündigung, dass Tomasz Adamek (44 Kämpfe, 43 Siege, 28 durch KO, 1 Niederlage) im September in Polen gegen einen der beiden Klitschko Brüder die Chance bekommen wird, um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht zu boxen. Zurzeit steht nur noch nicht fest, gegen welchen Klitschko Adamek boxen wird.
Der WBC-Champion Vitali Klitschko (43 Kämpfe, 41 Siege, 38 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) muss vorher noch gegen Odlanier Solis (17 Kämpfe, 17 Siege, 12 durch KO) antreten, und zwar am 19.03.2011 in Köln. Der IBF und WBO-Weltmeister Wladimir Klitschko (58 Kämpfe, 55 Siege, 49 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) will seinen ausgefallenen Kampf gegen Dereck Chisora (14 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO) am 30.04.2011 in Mannheim nachholen.
Wenn auch anzunehmen ist, dass Wladimir Klitschko im April eher einen schweren Tag im Büro haben dürfte als eine schwere Titelverteidigung und auch Solis eher nur Außenseiterchancen einzuräumen sind, so ist doch eine solche Veröffentlichung der weiteren Pläne eine, wie ich finde, Respektlosigkeit gegenüber den Herausforderern. Sicherlich, ein Kampf Klitschko gegen Adamek muss, erst recht wenn er in einem Fußballstadion stattfinden soll, von langer Hand geplant werden. Wofür ich aber kein Verständnis habe, das ist, dass diese Planungen öffentlich gemacht werden müssen. Und dann werden sie noch von Vitali Klitschko, Bernd Bönte, dem Manager der Klitschkos, und Tom Loeffler, dem Berater der Klitschkos, ausführlich kommentiert und die Veranstaltung vorab beworben. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Ahmet Öner, der sich gerne als Underdog mit rauen Manieren geriert, ein solches Verhalten wohl treffend auf den Punkt bringt, indem er dazu bemerkt: „Das ist respektlos und schlechter Stil.“
© Uwe Betker
Gibt es Universum Box-Promotion noch?
Wenn ich die Entwicklungen bei Universum so beobachte, dann scheint es mir fast so, als hätte der vormals größte Veranstalter von Profiboxkämpfen diesseits des Atlantiks seinen Betrieb eingestellt. Man sehe sich nur einmal die Internetpräsenz an. Da ist festzustellen, dass sie ziemlich veraltet ist. Immer noch werden da die beiden Schwergewichtler Markus Tomala (9 Kämpfe, 7 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen) und Mahmoud Omeirat Charr (16 Kämpfe, 16 Siege, 8 durch KO) als Universum-Boxer geführt. Als Außenstehender weiß man dann einfach nicht, wer überhaupt noch für den hamburger Veranstalter boxt und wer nicht. Ja, man kann sich sogar schon die Frage stellen, ob Universum Box-Promotion überhaupt noch existiert.
Offensichtlich hat Universum nicht wenige seiner Boxer entweder rausgeschmissen oder hat ihre Verträge nicht verlängert oder hat sie zum Gehen bewegt. Andere werden jedoch durch Prozesse daran gehindert, woanders zu boxen, wie es unlängst dem WBA-Weltmeister im Mittelgewicht Gennady Golvkin (20 Kämpfe, 20 Siege, 17 durch KO) erging. Auch ist ja die Frage: Ist ein Veranstalter immer noch ein Veranstalter, auch wenn er nicht mehr selber veranstaltet, sondern seine Boxer nur noch ins Ausland schickt?
Gleichzeitig hörte ich letzte Woche ein Gerücht, demzufolge Klaus-Peter Kohl, der alte und neue Chef von Universum, sich nach Weihnachten in Nizza mit den Klitschkos getroffen hat, um darüber zu verhandeln, mit bei RTL zu boxen.
© Uwe Betker
Ungewohnte Bescheidenheit
Die Zeiten der großen Hallen scheinen für Universum Box-Promotion erst einmal vorbei zu sein. Nach dem Verlust des TV-Vertrages mit dem ZDF übt man sich in ungewohnter Bescheidenheit. Die nächste Veranstaltung am 19. November findet im eigenen Gym in Hamburg statt. Dabei wird gleichzeitig ein neues Konzept der Übertragung ausprobiert. Zunächst einmal wird der Kampf von dem eventuell zukunftsträchtigsten Boxer im Stall, Jack Culcay (6 Kämpfe; 6 Siege, 4 durch KO) von Bild.de im Internet übertragen. Dann werden die Kämpfe des früheren WBA Weltmeisters Ruslan Chagaev (28 Kämpfe, 26 Siege, 17 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden), Denis Boytsov (27 Kämpfe, 27 Siege, 22 durch KO) und Rakhim Tschachkijew (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) auf dem Sportspartensender SPORT 1, dem früheren DSF zu sehen sein. Außerdem werden noch der lang verletzte Machmut Charr genannt Manuel Charr (14 Kämpfe, 14 Siege, 7 durch KO) und Marcel Meyerdiercks (17 Kämpfe, 17 Siege, 5 durch KO) kämpfen.
Wie man an dem TV Programm ablesen kann, setzt Klaus-Peter Kohl vorwiegend auf die Karte „schwere Jungs“. Bis auf Culcay, den Amateurweltmeister, und Meyerdiercks sind nämlich alle Schwergewichtler oder Cruisergewichtler. Die Überlegung, die dahintersteckt, ist wohl die: Habe ich einen Weltmeister im Schwergewicht, bekomme ich auch wieder einen lukrativen TV-Vertrag. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Universum ihren Kader erheblich verkleinert. Viele bekannte Namen sind verschwunden. Andere werden ins Ausland geschickt, um dort zu boxen. – Noch vor Jahren wäre es kaum denkbar gewesen, dass Kohl einen Boxer auf einer anderen Veranstaltung boxen lässt.
Mit Chagaev hat Universum den Pflichtherausforderer des WBA-Weltmeisters David Haye (26 Kämpfe, 25 Siege, 23 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) unter Vertrag. Damit haben sie zumnidest eine theoretische Chance, einen Schwergewichtsweltmeister zu bekommen. Dementsprechend dürfte Klaus-Peter Kohl sehr froh darüber sein, dass seine ehemaligen Zugpferde, die Klitschkos, sich nicht dazu überwinden können, gegen Haye zu boxen. Was passiert aber, wenn Chagaev die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt? Wie lange kann und will Kohl dann noch den Betrieb aufrecht erhalten? Aber was sagt man noch gleich über Totgesagte?
© Uwe Betker
Kein Grund zum Jubeln
Wenn man den Gerüchten aus dem Ausland Glauben schenken kann, wird es bald einen Titelvereinigungskampf mit deutscher Beteiligung geben. Angeblich soll der WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht aus Kasachstan, Beibut Shumenov (11 Kämpfe, 10 Siege, davon 6 durch KO und 1 Niederlage), gegen den WBO-Weltmeister Jürgen Brähmer (38 Kämpfe, 36 Siege, davon 29 durch KO und 2 Niederlagen) antreten. Eigentlich ist eine Titelvereinigung ein Grund zur Freude. Die will sich aber bei mir irgendwie nicht einstellen. Der Grund dafür heißt Zsolt Erdei.
Eigentlich heißt der Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht doch Zsolt Erdei (31 Kämpfe, 31 Siege, 17 durch KO). Jedenfalls war er das von 2004 bis 2009, bis – ja bis sein damaliger Veranstalter Klaus-Peter Kohl ihn wohl gezwungen hat, seinen Titel aufzugeben, um eine Gewichtsklasse höher, im Cruisergewicht, zu boxen. Zwar wurde er direkt, durch eine Mehrheits-Punktentscheidung Weltmeister vom Verband WBC, gleichzeitig aber war unübersehbar, dass der 1,78 Meter große Erdei hier nichts zu suchen hat.
Erdei folgte der Stallregie von Universum Box-Promotion, die dem Stralsunder Brähmer unbedingt einen WM-Titel zuschanzen wollte. Brähmer war sein WBA-Titel vorher (22.11.2008) von dem Argentinier Hugo Hernan Geray abgenommen worden. Aber Kohl setzte und setzt weiter auf Brähmer – jenen Brähmer, der medial vom „Jahrhunderttalent“ zum „Knastboxer“ abstieg. Erdei, der zwölfmal um den WBO-Titel erfolgreich geboxt hat, hat sich mittlerweile einen anderen, einen amerikanischen Veranstalter gesucht.
Was hat das nun aber mit meiner Unzufriedenheit über eine Titelvereinigung zu tun?
Nun, ich kann mich halt des Eindrucks nicht erwehren, dass Brähmers Veranstalter lieber eine solche Titelvereinigung will als einen Kampf gegen den, so nenne ich ihn mal, legitimen Weltmeister Erdei. Der 27jährige Shumenov ist wohl die einfachere Aufgabe für das ehemalige „Jahrhunderttalent“. Ich hoffe, das Erdeis neuer Veranstalter Lou DiBella es seinem neuen Schützling ermöglicht, bald doch noch gegen seinen ehemaligen Stallgefährten um diesen Gürtel zu boxen. Als WBO-Super-Champion kann er jederzeit den Weltmeister herausfordern.
Ich gestehe: Ich mag diese Verschiebereien von Titeln innerhalb eines Boxstalles nicht. Titel gehören sich, nach meiner Meinung, im Ring gewonnen und verloren. Was soll das denn, dem einen eigenen Boxer den Titel wegzunehmen, um ihn dann dem anderen zuzuschanzen? – Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich die Gründe dafür in diesem Fall wirklich wissen möchte.
© Uwe Betker
Welchen Sinn macht noch das Super Six Turnier?
Es war eine gute Idee. Die Idee nämlich, die sechs besten oder zumindest sechs sehr gute Boxer einer Gewichtsklasse in einem Turnier gegeneinander antreten zu lassen. Am Ende sollten es der WBA-Supermittelgewichtsweltmeister Mikkel Kessler aus Dänemark, der WBC-Weltmeister Carl Froch aus England, der IBF-Mittelgewichtsweltmeister Arthur Abraham (29) aus Deutschland, der ehemalige Weltmeister Jermain Taylor aus den USA sowie Andre Ward und Andre Dirrell auch aus den USA unter sich ausmachen. Die paritätische Vergabe der Plätze an drei Europäer und drei US-Amerikaner ist dem un-amerikanischen Fernsehmarkt geschuldet und war auch die größte strukturelle Schwäche des Turniers. Lucian Bute, Károly Balzsay und Robert Stieglitz blieben, weil Europäer, außen vor. Auch ein Kelly Pavlik hätte das Turnier bereichert.
Der erste, der aus dem Turnier ausstieg war Jermain Taylor. Taylor ging bereits vorher der Ruf voraus, durch seine beiden Niederlagen in Folge gegen Pavlik und seiner KO-Niederlage gegen Froch „weich“ geworden zu sein. Es wurde nämlich behauptet, dass er die Schläge nicht mehr verträgt. Es kam so wie befürchtet. Taylor ging in seinem ersten Kampf gegen Abraham KO und zog sich aus dem Turnier zurück. Mikkel Kessler erklärte auf einer Pressekonferenz, dass er wegen einer Augenverletzung seine Teilnahme am Turnier abbrechen müsse. Sprach’s und setzte sich, trotz Augenverletzung, in sein Auto und fuhr von dannen. Und nun stieg mit Andre Dirrell, der Abraham besiegte, auch der dritte Teilnehmer aus. Dirells Management teilte mit, sein Schützling habe „neurologische Probleme“.
Damit stellt sich nun die Frage, ob die mit rund 50 Millionen Dollar dotierte Bestenermittlung überhaupt noch Sinn macht. Immerhin sind von den ursprünglich Angetretenen nur noch die Hälfte übrig. Auch muss man sich im Hinblick auf ein geplantes Nachfolgeturnier im Cruisergewicht fragen, ob ein Turnier von zwei bis drei Jahren Dauer überhaupt praktikabel ist.
© Uwe Betker