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Die ultimativ subjektive Liste 2014

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Boxer des Jahres
Gennady Golovkin (31 Kämpfe, 31 Siege, 28 durch KO) ist zurzeit der beste Mittelgewichtler der Welt. In allen Pound for pound Listen steht er ganz oben. Warum hat kein deutscher Veranstalter ihn unter Vertrag genommen, nachdem Universum Box-Promotion seine Tore geschlossen hatte?

Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Der IBF Cruisergewichtsweltmeister Yoan Pablo Hernandez (30 Kämpfe, 29 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) hat sich 2014 mehrfach politisch geäußert und gegen den Völkermord an den Jesiden im Nordirak demonstriert. Das ist nicht nur sehr ehrenwert. Normalerweise äußern sich Profiboxer in Deutschland ja nicht politisch, es sei denn, dass sie ihrer Bewunderung für Wladimir Wladimirowitsch Putin Ausdruck verleihen wollen, oder wenn sie darüber sprechen, dass die Bevölkerung in Russland noch nicht reif sei für eine Demokratie. Dies Engagement vom Hernandez bringt ihm den Titel Boxer des Jahres (ehrenhalber) ein.

Boxerin des Jahres
Özlem Sahin (19 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 1 Unentschieden) wurde am 21.06.2014 Weltmeisterin der WIBF, WBF und GBU im Minimumgewicht. Ohne Veranstalter und ohne Manager erreichte sie dies. Seit 2007 boxt sie nun als Profiboxerin unter wechselnden Trainern. Sie ist ohne Zweifel eine der attraktivsten Boxerinnen der Welt.

KO des Jahres
Habe ich verpasst.
Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben.

Rookie des Jahres (männlich)
Manager Rainer Gottwald verkündete lautstark, sein Schützling Vincent Feigenbutz (19 Kämpfe, 18 Siege, 17 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) könne jetzt Arthur Abraham schlagen. Nun, das bezweifle ich schon. Aber Feigenbutz hat einen guten Punch, und mit einem Mehr an Technik kann der Karlsruher noch weit kommen. Er ist auch seit kurzem bei Sauerland Event unter Vertrag.

Rookie des Jahres (weiblich)
Die Weltergewichtlerin Ornella Domini (8 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO) aus der Schweiz hat zwar erst 8 Kämpfe bestritten, ist aber bereits auf Position 6 der unabhängigen Weltrangliste – und das ohne Titelkampf.

Ringrichter des Jahres
Manfred Küchler vom BDB. Bereits am 14.10.2011 hatte er einem Heimboxer, nämlich Alexander Petkovic, eine Niederlage erspart, indem er beherzt eingriff. Am 26.07.2014 wurde er nun noch zum Wiederholungstäter. Er sorgte nämlich dafür, dass Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO), die von Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) ganz regelkonform KO geschlagen worden war, doch ihren WM Titel behalten durfte. Das schaffte er, indem er kurzerhand die Siegerin disqualifizierte.
Ich möchte hier noch mal bemerken, dass es mir persönlich absolut schleierhaft ist, wieso der Bund Deutscher Berufsboxer einen solchen Mann, der offensichtlich das Boxen so sehr hasst, dass er immer wieder versucht, dessen Glaubwürdigkeit zu zerstören, in seinen Reihen duldet. Manfred Küchler vom BDB gebührt eigentlich nicht der Titel Ringrichter des Jahres, sondern wohl eher skandalösester Ringrichter aller Zeiten oder schlechtester Ringrichter aller Zeiten.

Absteiger des Jahres (männlich)
2014 war für Robert Stieglitz (52 Kämpfe, 47 Siege, 27 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) ein Seuchenjahr. Erst verlor er den Rückkampf gegen Arthur Abraham und war damit auch seinen WBO Titel im Super Mittelgewicht los. Und dann erreichte er gegen Felix Sturm nur ein Unentschieden.

Absteiger des Jahres (weiblich)
Elina Tissen (20 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen) bestritt im Oktober 2013 erst einen Kampf ohne sanktionierenden Verband, den sie gewann. 2014 boxte sie nur einmal. Sie gewann auch wieder. Ihre Gegnerin kam mit einem Rekord von 9 Kämpfen, 4 Siegen, 4 Niederlagen und ein Unentschieden in den Kampf. Das war dann auch noch ein WM Kampf im Federgewicht nach Version WIBF und GBU. – Ich werde mich ehrlich bemühen, nie wieder über diese Frau zu schreiben, die sich selber Maschine nennt.

Aufsteiger des Jahres (männlich)
Der Weltergewichtler Robert Tlatlik (16 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO) schickt sich an, in die europäische Spitze vorzustoßen.

Aufsteiger des Jahres (weiblich)
Nicole Wesner – Leichtgewicht – 9 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, bereits Weltmeisterin der WIBF und WBF, Nummer 8 der unabhängigen Weltrangliste – Was soll ich mehr schreiben?

Aussteiger des Jahres (männlich)
Markus Tomala (11 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, 2 Niederlagen) erklärte mir vor ein paar Monaten, er sei noch im Training und warte auf Kämpfe. Aber ich habe den Verdacht, dass er nie wieder in den Ring steigt. Seinen letzten Kampf bestritt Tomala am 16.12.2012. In ihm zeigte er, was aus ihm hätte werden können. Ich habe dem Düsseldorfer Schwergewichtler locker zugetraut, Deutscher Meister zu werden. Auch eine Europameisterschaft traute ich ihm zu. Man mag mich für einen Träumer halten, aber sogar einen heißen Tanz mit einem der Klitschkos habe ich für möglich gehalten. Schade!

Aussteiger des Jahres (weiblich)
Die Federgewichtlerin Goda Dailydaite (9 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) boxte 2013 zum letzten Mal. Sie verlor gegen Ina Menzer (31 Kämpfe, 30 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage) in deren Abschiedskampf. Offensichtlich konzentriert sie sich jetzt auf ihr Lehramtsstudium.

Veranstalter des Jahres
Veranstalter des Jahres kann nur sehr schwer ein großer Veranstalter mit TV Vertrag werden. Die Großen bekommen viel Geld für ihre Veranstaltungen, aber häufig wirken ihre Shows billig und die Gegner ihrer Boxer sehen schlecht aus. Offensichtlich verschwindet einfach zu viel Geld in den Taschen der Veranstalter, die dann eben zu wenig Geld für ihre Veranstaltungen ausgeben. Da lobe ich mir die vielen Kleinen, die mit viel Mut, viel Enthusiasmus und Liebe – und wenig Geld – veranstalten.
Drei möchte ich hier stellvertretend für viele andere nennen: Benedikt Poelchau, Patrick Driessen, Timor Khalil und Peter M. Pospichal.
Der Veranstalter Benedikt Poelchau ist erneut Veranstalter des Jahres geworden. Zwar veranstaltet er nur selten, aber wenn, dann richtig gut. Seine Show im Volkshaus in Zürich, am 30.08.2014 war einfach vorbildlich. An Poelchau sollten sich die großen und mit TV-Verträgen ausgestatteten Promoter ein Beispiel nehmen. Noch besser wäre es aber, wenn ein Fernsehsender seine Show übertragen würde.

Veranstaltung des Jahres
Die Veranstaltung im Volkshaus in Zürich am 30.08.2014 von Benedikt Poelchau war so gut, dass einer dieser ewigen Nörglern nur bemängeln konnte, dass bei seiner Show die Nummerngirls zu schnell waren.

Boxevent des Jahres
Diese Kategorie sollte ich eventuell ganz streichen. Wenn es nämlich ein Event, also eine Großveranstaltung, nicht schafft, Veranstaltung des Jahres zu werden, warum sollte man ihr dann noch den Trostpreis „Boxevent des Jahres“ zukommen lassen, nur weil die Veranstalter viel Geld dafür bekommen haben?

Fehlentscheidung des Jahres
Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) hat Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO) absolut regelkonform KO geschlagen. Der Ringrichter Manfred Küchler vom BDB hat seiner Verachtung für den Sport und das Publikum Ausdruck verliehen, indem er Mathis disqualifizierte. Dass die Entscheidung später in ein No Contest umgewandelt wurde, ändert nichts an dem Skandal.

Trainer des Jahres
Fritz Sdunek (geb. am 18. April 1947 in Lüssow – gest. am 22. Dezember 2014 in Hamburg). Der große Fritz ist tot. Wie kein anderer verkörperte er den Trainer, der bei und mit seinen Schützlingen war. Man hatte nie den Eindruck, dass er seine Boxer als Mittel zum Zweck des Geldverdienens sah. Er war vielleicht der beste und ehrlichste deutsche Trainer aller Zeiten.

Entgleisung des Jahres
Die Entgleisung des Jahres ist eigentlich nichts weiter als eine unglaublich ehrliche Reaktion. Als Ulli Wegner auf der Pressekonferenz mitgeteilt wurde, was der ARD Experte Henry Maske über den Sieg von Yoan Pablo Hernandez (30 Kämpfe, 29 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) über Firat Arslan (44 Kämpfe, 34 Siege, 21 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) gesagt hatte, war er empört. Wegner polterte: „Dass Henry von einem Fehlurteil spricht, ist eine Schweinerei von ihm. Wer das so sieht, der kann nicht mehr mein Freund sein.“

Boxkampf (männlich) des Jahres
fand nicht in Deutschland statt.

Boxkampf (weiblich) des Jahres
Özlem Sahin (18 Kämpfe, 17 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden) bestritt am 21.06.2014 ihren ersten WM Kampf. Es ging um die WIBF, WBF und GBU Titel im Minimumgewicht. Eindrucksvoll besiegte sie Thuion Thanyathada alias Buangern OnesongchaiGym (18 Kämpfe, 11 Siege, 2 durch KO, 6 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden). Von Runde zu Runde stärker werdend, schickte sie ihre Gegnerin in der sechsten Runde nach einer längeren Kombination zu Boden. Wieder auf den Beinen, deckte Sahin sie weiter mit Schlägen ein, unter denen Thanyathada zusammenbrach und ausgezählt wurde. – Ein großartiger Kampf von eine großartige Weltmeisterin.

Comeback des Jahres (männlich)
Graciano Rocchigiani versucht sein Comeback. Nachdem 2012 bekannt wurde, dass er sein komplettes Vermögen durchgebracht hat und Hartz IV bezieht. Nun betreibt er ein eigenes Box Gym.

Comeback des Jahres (weiblich)
2013 musste Rola El Halabi (15 Kämpfe, 14 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage) bei ihrem Comebackkampf, nachdem sie sich von ihren Verletzungen erholt hatte, eine bittere Niederlage einstecken. Damals zeigte sie sich als große und faire Verliererin. Mittlerweile ist sie die Nummer 6 in der unabhängigen Weltrangliste im Junior Weltergewicht und Weltmeisterin der Verbände WIBF, WIBA und UBF.

Bester Show Act des Jahres
Was ist besser als Nummerngirls? – Nummerngirls und Gogo-Tänzerinnen oder Sambatänzerinnen. Auf der Veranstaltung von Patrick Driessen, am 08.11.2014 in Voerendaal bei Heerlen, gab es nicht nur gutes Boxen zu sehen, sondern auch Gogo-Tänzerinnen. Wieso gibt es eigentlich nicht auf allen Profiboxveranstaltungen Gogo-Tänzerinnen?

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Mittelgewichtler Istvan Szili (20 Kämpfe, 18 Siege, 7 durch KO, 2 Unentschieden) könnte innerhalb eines halben Jahres Weltmeister werden. Absolut unverständlich warum kein deutscher Veranstalter mit TV-Vertrag den sympathischen, deutsch sprechenden und klasse boxenden Szili unter Vertrag nimmt. Aber vielleicht sind es ja genau diese drei Eigenschaften, die man nicht haben will.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Melanie Zwecker (6 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO) ist eine Federgewichtlerin aus Karlsruhe, die sich innerhalb ihrer zwei Jahre als Profi sehr schnell entwickelt hat. In ihrem letzten Kampf wurde sie World Boxing Federation International Champion. Wenn sie sich weiter in dem Tempo entwickelt, traue ich ihr Ende 2015 einen WM Titel zu.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Der Berliner Mittelgewichtler Arthur Hermann (15 Kämpfe, 14 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage) wird hier meist übersehen, schlicht weil er in London lebt und trainiert und vor allem in Großbritannien boxt. Hermann ist jedoch ein Mann mit Potential.

Boxkampf, den wir 2015 sehen wollen (männlich)
Schön wäre, wenn der WBA Weltmeister im Halbschwergewicht Jürgen Brähmer (47 Kämpfe, 45 Siege, 33 durch KO, 2 Niederlagen) mal wieder gegen einen halbwegs guten Boxer antreten würde. Zsolt Erdei (35 Kämpfe, 34 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage), der von 2004 bis 2009 Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht war, wäre da eine gute Wahl.

Boxkampf, den wir 2014 sehen wollen (weiblich)
Wenn es einen Rückkampf geben muss, dann den zwischen Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO) und Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO).
© Uwe Betker

Written by betker

30. Dezember 2014 at 23:59

Veröffentlicht in Boxen

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„Das ist respektlos und schlechter Stil.“

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Stellen wir uns einmal vor, Ahmet Öner verkündet: Odlanier Solis wird im Dezember diesen Jahres im Wembley Stadium gegen den WBA-Weltmeister David Haye antreten, und dabei sollen alle WM-Titel im Schwergewicht vereinigt werden. Mit Sicherheit könnte man in der Presse dann nicht wenige bissige Kommentare zu lesen bekommen. Öner müsste sich fragen lassen, wie er denn dazu käme, schon vorab Verträge abzuschließen, obwohl sein Boxer Solis noch gar nicht gegen einen der beiden Klitschkos angetreten sei und damit auch noch keinen WM-Titel gewonnen habe.
Öner hat eine solche Ankündigung natürlich nicht gemacht. Es gab allerdings die Ankündigung, dass Tomasz Adamek (44 Kämpfe, 43 Siege, 28 durch KO, 1 Niederlage) im September in Polen gegen einen der beiden Klitschko Brüder die Chance bekommen wird, um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht zu boxen. Zurzeit steht nur noch nicht fest, gegen welchen Klitschko Adamek boxen wird.
Der WBC-Champion Vitali Klitschko (43 Kämpfe, 41 Siege, 38 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) muss vorher noch gegen Odlanier Solis (17 Kämpfe, 17 Siege, 12 durch KO) antreten, und zwar am 19.03.2011 in Köln. Der IBF und WBO-Weltmeister Wladimir Klitschko (58 Kämpfe, 55 Siege, 49 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) will seinen ausgefallenen Kampf gegen Dereck Chisora (14 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO) am 30.04.2011 in Mannheim nachholen.
Wenn auch anzunehmen ist, dass Wladimir Klitschko im April eher einen schweren Tag im Büro haben dürfte als eine schwere Titelverteidigung und auch Solis eher nur Außenseiterchancen einzuräumen sind, so ist doch eine solche Veröffentlichung der weiteren Pläne eine, wie ich finde, Respektlosigkeit gegenüber den Herausforderern. Sicherlich, ein Kampf Klitschko gegen Adamek muss, erst recht wenn er in einem Fußballstadion stattfinden soll, von langer Hand geplant werden. Wofür ich aber kein Verständnis habe, das ist, dass diese Planungen öffentlich gemacht werden müssen. Und dann werden sie noch von Vitali Klitschko, Bernd Bönte, dem Manager der Klitschkos, und Tom Loeffler, dem Berater der Klitschkos, ausführlich kommentiert und die Veranstaltung vorab beworben. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Ahmet Öner, der sich gerne als Underdog mit rauen Manieren geriert, ein solches Verhalten wohl treffend auf den Punkt bringt, indem er dazu bemerkt: „Das ist respektlos und schlechter Stil.“
© Uwe Betker

Gibt es Universum Box-Promotion noch?

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Wenn ich die Entwicklungen bei Universum so beobachte, dann scheint es mir fast so, als hätte der vormals größte Veranstalter von Profiboxkämpfen diesseits des Atlantiks seinen Betrieb eingestellt. Man sehe sich nur einmal die Internetpräsenz an. Da ist festzustellen, dass sie ziemlich veraltet ist. Immer noch werden da die beiden Schwergewichtler Markus Tomala (9 Kämpfe, 7 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen) und Mahmoud Omeirat Charr (16 Kämpfe, 16 Siege, 8 durch KO) als Universum-Boxer geführt. Als Außenstehender weiß man dann einfach nicht, wer überhaupt noch für den hamburger Veranstalter boxt und wer nicht. Ja, man kann sich sogar schon die Frage stellen, ob Universum Box-Promotion überhaupt noch existiert.
Offensichtlich hat Universum nicht wenige seiner Boxer entweder rausgeschmissen oder hat ihre Verträge nicht verlängert oder hat sie zum Gehen bewegt. Andere werden jedoch durch Prozesse daran gehindert, woanders zu boxen, wie es unlängst dem WBA-Weltmeister im Mittelgewicht Gennady Golvkin (20 Kämpfe, 20 Siege, 17 durch KO) erging. Auch ist ja die Frage: Ist ein Veranstalter immer noch ein Veranstalter, auch wenn er nicht mehr selber veranstaltet, sondern seine Boxer nur noch ins Ausland schickt?
Gleichzeitig hörte ich letzte Woche ein Gerücht, demzufolge Klaus-Peter Kohl, der alte und neue Chef von Universum, sich nach Weihnachten in Nizza mit den Klitschkos getroffen hat, um darüber zu verhandeln, mit bei RTL zu boxen.
© Uwe Betker

Ungewohnte Bescheidenheit

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Die Zeiten der großen Hallen scheinen für Universum Box-Promotion erst einmal vorbei zu sein. Nach dem Verlust des TV-Vertrages mit dem ZDF übt man sich in ungewohnter Bescheidenheit. Die nächste Veranstaltung am 19. November findet im eigenen Gym in Hamburg statt. Dabei wird gleichzeitig ein neues Konzept der Übertragung ausprobiert. Zunächst einmal wird der Kampf von dem eventuell zukunftsträchtigsten Boxer im Stall, Jack Culcay (6 Kämpfe; 6 Siege, 4 durch KO) von Bild.de im Internet übertragen. Dann werden die Kämpfe des früheren WBA Weltmeisters Ruslan Chagaev (28 Kämpfe, 26 Siege, 17 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO, 1 Unentschieden), Denis Boytsov (27 Kämpfe, 27 Siege, 22 durch KO) und Rakhim Tschachkijew (6 Kämpfe, 6 Siege, 5 durch KO) auf dem Sportspartensender SPORT 1, dem früheren DSF zu sehen sein. Außerdem werden noch der lang verletzte Machmut Charr genannt Manuel Charr (14 Kämpfe, 14 Siege, 7 durch KO) und Marcel Meyerdiercks (17 Kämpfe, 17 Siege, 5 durch KO) kämpfen.
Wie man an dem TV Programm ablesen kann, setzt Klaus-Peter Kohl vorwiegend auf die Karte „schwere Jungs“. Bis auf Culcay, den Amateurweltmeister, und Meyerdiercks sind nämlich alle Schwergewichtler oder Cruisergewichtler. Die Überlegung, die dahintersteckt, ist wohl die: Habe ich einen Weltmeister im Schwergewicht, bekomme ich auch wieder einen lukrativen TV-Vertrag. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Universum ihren Kader erheblich verkleinert. Viele bekannte Namen sind verschwunden. Andere werden ins Ausland geschickt, um dort zu boxen. – Noch vor Jahren wäre es kaum denkbar gewesen, dass Kohl einen Boxer auf einer anderen Veranstaltung boxen lässt.
Mit Chagaev hat Universum den Pflichtherausforderer des WBA-Weltmeisters David Haye (26 Kämpfe, 25 Siege, 23 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) unter Vertrag. Damit haben sie zumnidest eine theoretische Chance, einen Schwergewichtsweltmeister zu bekommen. Dementsprechend dürfte Klaus-Peter Kohl sehr froh darüber sein, dass seine ehemaligen Zugpferde, die Klitschkos, sich nicht dazu überwinden können, gegen Haye zu boxen. Was passiert aber, wenn Chagaev die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt? Wie lange kann und will Kohl dann noch den Betrieb aufrecht erhalten? Aber was sagt man noch gleich über Totgesagte?
© Uwe Betker

Kein Grund zum Jubeln

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Wenn man den Gerüchten aus dem Ausland Glauben schenken kann, wird es bald einen Titelvereinigungskampf mit deutscher Beteiligung geben. Angeblich soll der WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht aus Kasachstan, Beibut Shumenov (11 Kämpfe, 10 Siege, davon 6 durch KO und 1 Niederlage), gegen den WBO-Weltmeister Jürgen Brähmer (38 Kämpfe, 36 Siege, davon 29 durch KO und 2 Niederlagen) antreten. Eigentlich ist eine Titelvereinigung ein Grund zur Freude. Die will sich aber bei mir irgendwie nicht einstellen. Der Grund dafür heißt Zsolt Erdei.
Eigentlich heißt der Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht doch Zsolt Erdei (31 Kämpfe, 31 Siege, 17 durch KO). Jedenfalls war er das von 2004 bis 2009, bis – ja bis sein damaliger Veranstalter Klaus-Peter Kohl ihn wohl gezwungen hat, seinen Titel aufzugeben, um eine Gewichtsklasse höher, im Cruisergewicht, zu boxen. Zwar wurde er direkt, durch eine Mehrheits-Punktentscheidung Weltmeister vom Verband WBC, gleichzeitig aber war unübersehbar, dass der 1,78 Meter große Erdei hier nichts zu suchen hat.
Erdei folgte der Stallregie von Universum Box-Promotion, die dem Stralsunder Brähmer unbedingt einen WM-Titel zuschanzen wollte. Brähmer war sein WBA-Titel vorher (22.11.2008) von dem Argentinier Hugo Hernan Geray abgenommen worden. Aber Kohl setzte und setzt weiter auf Brähmer – jenen Brähmer, der medial vom „Jahrhunderttalent“ zum „Knastboxer“ abstieg. Erdei, der zwölfmal um den WBO-Titel erfolgreich geboxt hat, hat sich mittlerweile einen anderen, einen amerikanischen Veranstalter gesucht.
Was hat das nun aber mit meiner Unzufriedenheit über eine Titelvereinigung zu tun?
Nun, ich kann mich halt des Eindrucks nicht erwehren, dass Brähmers Veranstalter lieber eine solche Titelvereinigung will als einen Kampf gegen den, so nenne ich ihn mal, legitimen Weltmeister Erdei. Der 27jährige Shumenov ist wohl die einfachere Aufgabe für das ehemalige „Jahrhunderttalent“. Ich hoffe, das Erdeis neuer Veranstalter Lou DiBella es seinem neuen Schützling ermöglicht, bald doch noch gegen seinen ehemaligen Stallgefährten um diesen Gürtel zu boxen. Als WBO-Super-Champion kann er jederzeit den Weltmeister herausfordern.
Ich gestehe: Ich mag diese Verschiebereien von Titeln innerhalb eines Boxstalles nicht. Titel gehören sich, nach meiner Meinung, im Ring gewonnen und verloren. Was soll das denn, dem einen eigenen Boxer den Titel wegzunehmen, um ihn dann dem anderen zuzuschanzen? – Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich die Gründe dafür in diesem Fall wirklich wissen möchte.
© Uwe Betker

Welchen Sinn macht noch das Super Six Turnier?

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Es war eine gute Idee. Die Idee nämlich, die sechs besten oder zumindest sechs sehr gute Boxer einer Gewichtsklasse in einem Turnier gegeneinander antreten zu lassen. Am Ende sollten es der WBA-Supermittelgewichtsweltmeister Mikkel Kessler aus Dänemark, der WBC-Weltmeister Carl Froch aus England, der IBF-Mittelgewichtsweltmeister Arthur Abraham (29) aus Deutschland, der ehemalige Weltmeister Jermain Taylor aus den USA sowie Andre Ward und Andre Dirrell auch aus den USA unter sich ausmachen. Die paritätische Vergabe der Plätze an drei Europäer und drei US-Amerikaner ist dem un-amerikanischen Fernsehmarkt geschuldet und war auch die größte strukturelle Schwäche des Turniers. Lucian Bute, Károly Balzsay und Robert Stieglitz blieben, weil Europäer, außen vor. Auch ein Kelly Pavlik hätte das Turnier bereichert.

Der erste, der aus dem Turnier ausstieg war Jermain Taylor. Taylor ging bereits vorher der Ruf voraus, durch seine beiden Niederlagen in Folge gegen Pavlik und seiner KO-Niederlage gegen Froch „weich“ geworden zu sein. Es wurde nämlich behauptet, dass er die Schläge nicht mehr verträgt. Es kam so wie befürchtet. Taylor ging in seinem ersten Kampf gegen Abraham KO und zog sich aus dem Turnier zurück. Mikkel Kessler erklärte auf einer Pressekonferenz, dass er wegen einer Augenverletzung seine Teilnahme am Turnier abbrechen müsse. Sprach’s und setzte sich, trotz Augenverletzung, in sein Auto und fuhr von dannen. Und nun stieg mit Andre Dirrell, der Abraham besiegte, auch der dritte Teilnehmer aus. Dirells Management teilte mit, sein Schützling habe „neurologische Probleme“.

Damit stellt sich nun die Frage, ob die mit rund 50 Millionen Dollar dotierte Bestenermittlung überhaupt noch Sinn macht. Immerhin sind von den ursprünglich Angetretenen nur noch die Hälfte übrig. Auch muss man sich im Hinblick auf ein geplantes Nachfolgeturnier im Cruisergewicht fragen, ob ein Turnier von zwei bis drei Jahren Dauer überhaupt praktikabel ist.

© Uwe Betker