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Jahresrückblick 2011 – She’s A Rainbow: Frauenboxen

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Obwohl im deutschen Fernsehen kein Frauenboxen zu sehen ist, – wenn man einmal von den Ausschnitten absieht, die die ARD manchmal zeigt – ist das Frauenboxen nicht tot. Im Gegenteil, bei den boxenden Frauen gibt es relativ viele, die das Zeug dazu haben, Weltklasseboxerinnen zu werden, bzw. die schon weltklasse sind. Da aber die weibliche Form des Profiboxens gründlich durch die Möchtegernnachfolgerinnen von Regina Halmich diskreditiert wurde, gibt es keinen deutschen TV-Sender, der noch den Mut hätte, Frauenboxen zu zeigen.
Daher müssen Boxerinnen schon sehr überzeugend sein, um Trainer zu finden, die sich darauf einlassen, mit ihnen zu arbeiten. Geld ist mit ihnen jedenfalls zurzeit nicht zu verdienen. Einer der überzeugt wurde, ist Manni Faber in Krefeld. Er ging 2011 mit der Leichtgewichtlerin Derya Saki (1 Kampf, 1 Sieg, 1 KO) an den Start. Saki sah in ihrem ersten Kampf so beeindruckend aus, dass sie eindeutig zu den großen Talenten zu rechen ist.
In Dortmund arbeitet Thorsten Brück mit Goda Dailydait (6 Kämpfe, 6 Siege, 2 durch KO). Dailydait, eine technisch gut ausgebildete Boxerin, ist wohl die beste deutsche Federgewichtlerin. Damit hat sie dann allerdings auch die damit verbundenen Probleme: Wie bekommt man Kämpfe und wer soll sie bezahlen?
Von Karlsruhe aus versucht Dominik Junge mit Raja Amasheh (13 Kämpfe, 12 Siege, 3 durch KO, 1 Unentschieden) die Weltspitze im Fliegengewicht anzugreifen. Gerade weil Amasheh 2011 inkonsistente Leistungen zeigte – sie hat neben Arbeit und Boxen auch noch ihren Master gemacht – ist zu erwarten, dass sie bald einen gewaltigen Leistungssprung machen wird und die anderen im Fliegengewicht boxenden Deutschen (Syuzanna Kentikyan und Nadia Raoui) herausfordern wird.
Wenn das Boxen gerecht und fair wäre und eben nicht so, wie es nun mal ist, wäre Nadia Raoui (15 Kämpfe, 13 Siege, 3 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) schon Weltmeisterin der WBA und WBO. So aber gaben die zwei deutschen Punktrichter des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), Werner Kasimir und Frank-Michael Maaß, ihr nicht den Sieg im Kampf gegen Syuzanna Kentikyan (24.04.2010), obwohl nahezu alle Beobachter sie klar haben gewinnen sehen. Nun versucht sie weiter von Herne aus, zusammen mit ihren Trainern Dirk Kiekhäfer und Dr. Andreas Künkler, Weltmeisterin zu werden.
Syuzanna, genannt Susianna, Kentikian (30 Kämpfe, 29 Siege, 16 durch KO) darf sich immer noch Weltmeisterin der WBA und WBO im Fliegengewicht nennen. Sie gehört zu der Generation von Boxerinnen, die von ihrem Veranstalter Universum Box-Promotion als Nachfolgerin von Regina Halmich präsentiert wurden. Ihr umstrittener Sieg über Nadia Raoui und ihr No Contests über Arely Mucino (17.07.2010) gehören zu den Kämpfen, die das Frauenboxen wohl nachhaltig beschädigt haben. Ihre sportlichen „Leistungen“ und ihr kurzzeitiges Werben für ein Süßwarenprodukt, das im Verhältnis mehr Fett und Zucker beinhaltet als z. B. eine Sahnetorte, haben der selbsternannten „Killer Queen“ den Spottnamen „Milch-Schnitte“ eingetragen. Mittlerweile boxt sie zusammen mit anderen Boxerinnen für Ulf Steinforth und sein SES Sports Events. Sie wird betreut von Magomed Schaburow.
Mario Guedes aus Aachen trainiert Jessica Balogun (23 Kämpfe, 22 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage), eine der besten Weltergewichtlerinnen der Welt. Damit wäre sie die logische und zwangsläufige Wahl als Gegnerin für die norwegische Boxerin Cecilia Braekhus (19 Kämpfe, 19 Siege, 5 durch KO), die für Sauerland Event boxt. Es ist aber zu befürchten, dass Balogun, weil sie eben so gut ist, erst dann ihre Chance bekommt, wenn keine billigeren und leichteren Gegnerinnen mehr in der Rangliste zu finden sind.
Die für mich beste und attraktivste Boxerin ist die Interims Weltmeisterin der WIBF im Junior Fliegengewicht, Özlem Sahin (14 Kämpfe, 13 Siege, 4 durch KO, 1 Unentschieden). Die natürliche Minimumgewichtlerin, die von Conny Mittermeier in Stuttgart trainiert wird, boxte zuletzt auf den Veranstaltungen von Arena Boxpromotion. Offensichtlich hat sie aber keinen Vertrag mit dem Veranstalter Ahmet Öner. Obwohl die deutschen und türkischen Medien ungewöhnlich stark und positiv auf sie reagieren und sie immer wieder Gegenstand der Berichterstattung ist, hat sich noch kein TV-Sender gefunden, der den Mut hätte, ihre Kämpfe zu übertragen. Es scheint mir auch, als ob Arena Boxpromotion kein Konzept hätte, was sie mit Sahin machen wollen.
Trotz allem – das Frauenboxen lebt.
© Uwe Betker

Geschenke für Susianna Kentikian

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Syuzanna, genannt Susianna Kentikian (27 Kämpfe, 27 Siege, 16 durch KO) ist die Weltmeisterin im Fliegengewicht der Verbände WIBF, WBA und WBO. Sie hat im letzten Jahr neben Training, Boxkämpfen, Werbeaufnahmen und sonstigen öffentlichen Auftritten die Zeit gefunden ein Buch zu schreiben. Worüber ich immer wieder stolpere, ist der Titel: „Mir wird nichts geschenkt!“ Ich möchte ihr hier etwas entgegenhalten, einfach weil ich nicht daran glaube, dass man Erfolg nur aus sich selbst heraus haben kann. Und dieser Titel suggeriert schließlich genau das.
Es wäre vermutlich für jede Boxerin der Welt ein Geschenk, bei dem mächtigsten und einflussreichsten Veranstalter von Frauenboxkämpfen einen Vertrag zu bekommen. Für vermutlich jede Boxerin der Welt wäre es auch ein Geschenk, dann noch von einem Fernsehsender wie Pro7 und von Stefan Raab als Boxerin gezeigt und zur Hauptkämpferin gemacht zu werden, um dadurch zu einer vermutlich doch gut verdienenden Werbeträgerin gemacht zu werden.
Wenn ich auch ihre Leistung durchaus anerkenne, so ist Frau Kentikian, meiner Meinung nach, aber nicht die beste Boxerin und auch die bestaussehende Boxerin in Deutschland. Sie ist zum großen Teil auch ein Produkt des guten Willens von Vielen. Damit will ich nicht sagen, dass sie nicht hart für ihren Erfolg und ihren sozialen Aufstieg gearbeitet hat.
Aber, wie immer Frau Kentikian es selbst sehen mag, Weltmeisterin ist sie heute noch immer, weil die zwei deutschen Punktrichtern des Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) Werner Kasimir und Frank-Michael Maaß ihr den Sieg im Kampf gegen Nadia Raoui (24.04.2010) zuerkannten, obwohl nahezu alle Beobachter sich einig waren, dass sie den Kampf klar verloren hatte. Wenn das kein Geschenk ist?
Sie ist heute immer noch Weltmeisterin, weil ihr gegen Arely Mucino (17.07.2010) ein „No Contest“ zuerkannt wurde, wo andere eine TKO-Niederlage durch Aufgabe bekommen hätten. Auch hier würde ich von einem Geschenk sprechen wollen.
Nun bekommt die selbsternannte „Killer Queen“ es am 26. März 2011 im Universum Gym in Hamburg mit der Mexikanerin Ana Arrazola (27 Kämpfe, 19 Siege, 16 durch KO, 5 Niederlagen, 3 Unentschieden) zu tun. Das ist eigentlich eine gute Wahl. Arrazola ist die Nummer 6 der unabhängigen Weltrangliste. Trotzdem bin ich der Meinung, hier wird der Frau, die von vielen als „Milchschnitte“ bezeichnet wird, eine Gegnerin „geschenkt“. Ich sehe nämlich folgendes Muster: Verliert Frau Kentikian gegen eine Gegnerin, bekommt sie den Sieg doch trotzdem geschenkt. Einen Rückkampf gibt es dann natürlich nicht, denn der wäre zu gefährlich. Stattdessen schenkt man ihr eine neue Gegnerin, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass Frau Kentikian es gegen eine andere Gegnerin besser hinbekommt. Das war bei Nadia Raoui so und später auch bei Arely Mucino. Ich sehe hier ganz viele Geschenke. Wie Frau Kentikian zu der Überzeugung kommt, dass ihr nichts geschenkt würde, verstehe ich persönlich nicht.
© Uwe Betker

Killer Queen oder Milchschnitte?

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Das Gerücht, das schon seit Wochen zu hören ist, hat sich nun bestätigt. Susianna Kentikian (27 Kämpfe, 27 Siege, 16 durch KO), die amtierende Weltmeisterin nach Version WIBF, WBA und WBO im Fliegengewicht, wechselt zu SES Boxing. Sie boxt aber wohl am 26. März 2011 noch einmal in Universum Gym in Hamburg, bevor es dann endgültig aufgegeben wird. Ihr Kampf wird am selben Tag von BILD.de übertragen.
Vielleicht lässt Frau Kentikian damit nun endgültig ihre Vergangenheit hinter sich. Sportlich war das Jahr 2010 ein Desaster. Erst schusterten die zwei deutschen Punktrichter Werner Kasimir und Frank-Michael Maaß der eingebürgerten Armenierin den Sieg im Kampf gegen die deutsche Nadia Raoui (24.04.2010) zu. Dieses Urteil bescherte uns, nach meiner Meinung, eines der übelsten und beschämendsten Fehlurteile der letzten Jahre. Und es beschädigte zum anderen das Frauenboxen in Deutschland massiv.
Dann zeigte sich die „süße“ (BILD Zeitung) Syuzanna von einer ihrer weniger netten Seiten. Was nach der Urteilsverkündung passierte, war fast schon peinlicher als die Punktwertungen von Kasimir und Maaß. Die Werbeträgerin für ein Süßwarenprodukt tat, wohl in absoluter Verkennung der Realität, jegliche Kritik an dem Urteil und an ihrer Leistung als „einseitig“ ab. Wie inzwischen leider schon fast üblich, kam es nicht zu dem versprochenen Rückkampf gegen die Dame aus Herne. Kentikian und ihr Veranstalter Spotlight Boxing bzw. Universum Box-Promotion erklärten lapidar, Raoui hätte eine zu hohe Börse verlangt. Damit war dann das Thema Rückkampf vom Tisch.
Der folgende Kampf beschädigte den Ruf von Frau Kentikian noch weiter. Gegen die weitgehend unbekannte Mexikanerin Arely Mucino boxte sie alles andere als souverän. Sie zog sich eine Cutverletzung im Haar zu, und was dann daraus folgte, wäre bei einem Männerkampf als Aufgabe gewertet worden. Aber sie hatte ein weiteres Mal Glück und der Kampf wurde als „No Contest“ gewertet. Wieder zeigte sie sich anschließend von ihrer nicht ganz so „süßen“ Seite. Sie machte doch allen Ernstes den Vorschlag, ihre beiden letzten Gegnerinnen sollten erst mal gegeneinander boxen, um sich das Recht zu erwerben, ein weiteres Mal gegen sie antreten zu dürfen. Für mich klang das schlicht wie eine Verhöhnung von Nadia Raoui und Arely Mucino.
Nun hat die Boxerin, die in den einschlägigen Foren im Internet gerne als Milchschnitte bezeichnet wird, in Magdeburg bei Ulf Steinforth eine neue sportliche Heimat gefunden. Nachdem sie jetzt durch das Schreiben ihrer Autobiographie „Mir wird nichts geschenkt!“ ihre schwierige Lebensgeschichte aufgearbeitet hat, kann sie jetzt ja daran gehen, ihre sportlichen „Altlasten“ abzuarbeiten. Es ist zu hoffen, dass Sport Events Steinforth die selbsternannte „Killer Queen“ gegen Raoui und Mucino antreten lässt. Frau Kentikian hat da, auch wenn sie selbst das wohl nicht so sieht, einiges wieder gut zu machen. Die Frage, was sie eigentlich ist, Killer Queen oder Milchschnitte, ist zurzeit nämlich noch nicht geklärt.
© Uwe Betker

Wladimir Klitschko gegen Jürgen Brähmer

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Der IBF und WBO Weltmeister im Schwergewicht Wladimir Klitschko will seinen Titel nicht gegen Dereck Chisora und David Haye verteidigen, sondern gegen Jürgen Brähmer, dem WBO-Weltmeister im Halb Schwergewicht. – Eine absurde Ankündigung? Mag sein. Aber Ankündigungen dieser Art gibt es wirklich.
Die Weltmeisterin nach Version WIBF, WBA und WBO im Fliegengewicht Susianna Kentikian (27 Kämpfe, 27 Siege, 16 durch KO) boxt am 29. Januar 2011 in Hamburg gegen Teeraporn Pannimit (18 Kämpfe, 13 Siege, 5 durch KO, 3 Niederlagen). Die 18jährige Pannimit, die sich Female Rambo nennt, ist Weltmeisterin der WBO jedoch im Minimumgewicht, also zwei Gewichtsklassen unterhalb der Gewichtsklasse, in der Frau Kentikian boxt. An diesem Punkt ist der Vergleich Klitschko/Brähmer mit Kentikian/Pannimit zutreffend. Denn in den niedrigen Gewichtsklassen wirkt sich der Gewichtsunterschied genau so aus, wie in den höheren. Das heißt Frau Kentikian ist größer, hat eine größere Reichweite und vor allem eine sehr viel größere Schlaghärte.
Hier aber hören auch schon die Gemeinsamkeiten auf. Brähmer hätte nämlich gegen einen Klitschko größere Chance als Pannimit gegen Kentikian. Obwohl Pannimit Weltmeisterin ist, hat sie bis jetzt nur gegen No-Names geboxt. Die Thailänderin errang ihren Titel (02.04.2010) gegen Eun-Young Huh aus Korea, die einen Kampfrekord von 7 Kämpfen, 6 Siegen, 1 Unentschieden hatte. Sie verteidigte den Titel (22.11.2010) gegen Jujeath Nagowa von den Philippinen, die einen Kampfrekord von 18 Kämpfe, 9 Sieg2, 5 durch KO, 8 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden hatte.
Die selbsternannte Killer Queen konnte im letzten Jahr in keinem ihrer beiden Kämpfe auch nur ansatzweise sportlich überzeugen. Wir erinnern uns: Sie verdankte den Erfolg der Titelverteidigung gegen Nadia Raoui aus Herne (24.04.2010) sehr viel mehr den deutschen Punktrichtern Werner Kasimir und Franz-Michael Maaß als ihrer eigenen boxerischen Leistung. In ihrer zweiten Titelverteidigung gegen Arely Mucino aus Mexiko (17.07.2010) verdankte sie dem Ringarzt ein No Contest, der den Kampf aufgrund einer Cutverletzung im Haaransatz abbrach, die bei einem Männerboxkampf wohl nie zu einem Abbruch geführt hätte.
Ich gebe zu, ich hatte gehofft, dass Frau Kentikian und ihr Veranstalter Universum Box-Promotion den Mut aufbringen würden, ihre „Altlasten“ vom letzten Jahr abzuarbeiten. D.h. ich hoffte, es würde einen Rückkampf mit Arely Mucino und Nadia Raoui geben. Aber das Vertrauen in die sportlichen Fähigkeiten von Frau Kentikian ist wohl so stark gesunken, dass es inzwischen, wie es aussieht, nur noch darum geht, ein Opfer zu finden.
© Uwe Betker

Trainer und Boxerin des Jahres

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Zum Ende eines jeden Jahres sind alle Sportjournalisten, die im Verband Deutscher Sportjournalisten organisiert sind, aufgerufen, den „Sportler der Jahres“ zu wählen. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Snookerspieler, ein Behindertensportler oder ein Voltigierer nur eine theoretische Chance haben, die Auszeichnung in Empfang zu nehmen.
Der BoxSport, die einzige deutsche Box-Zeitschrift, geht einen anderen Weg. Sie befragt ihre Leser. Dieses Jahr gewann hier in der Kategorie bester Trainer: Ulli Wegner. Oder besser gesagt, er vereinigte die meisten abgegebenen Stimmen auf sich. Aber es gab auch eine „Expertenjury“, die Fritz Sdunek kürte. Daher wurde der Titel geteilt. An dieser Stelle kann man sich natürlich schon fragen, warum denn erst die Leser gefragt werden, wenn die Zeitschrift dann deren Votum doch nicht traut?
Eine interessante andere Titelvergabe erfolgte in der Kategorie „Boxerin des Jahres“. Den ersten Platz erreichte Cecilia Braekhus, ihr folgten Susianna Kentikian und Jessica Balogun. Die gebürtige Kolumbianerin, die für Sauerland Event boxt, „bekam 976 Stimmen und sechs Jury-Punkte“, was immer das auch heißen mag. Um es deutlich zu sagen: 976 Leser (!) waren der Meinung, dass die Norwegerin, die mittlerweile bevorzugt in Dänemark boxt, die Boxerin des Jahres sein soll. Mich persönlich erstaunt diese Wahl allerdings doch ein wenig.
Frau Braekhus (16, Kämpfe, 16 Siege, 4 durch KO) boxte im Jahr 2010 insgesamt dreimal, zweimal in Dänemark und einmal in Deutschland. Wenn ich mich recht entsinne, wurden zwei der drei Kämpfe abschnittsweise als Beimischung von der ARD gezeigt. Sie bestritt ihren ersten Kampf des Jahres 2010 (15.05.2010) gegen Victoria Cisneros (15, Kämpfe, 5 Siege. 1 KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden), also gegen eine Gegnerin mit negativem Kampfrekord. Danach boxte sie (30.10.2010) gegen die ungeschlagene Mikaele Lauren (6 Kämpfe, 6 Siege, 1 durch KO). Aber mit nur sechs Kämpfen ist eine solche Gegnerin eher als Anfängerin in Sachen Profiboxen anzusehen. Über die Unwürdigkeit von Eva Halasi (8 Kämpfe, 6 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlage, 2 durch KO), die Braekhus dann auch standesgemäß in der dritten Rune KO schlug (20.11.2010), habe ich schon mehrfach hier geschrieben. Was also qualifiziert die selbsternannte „First Lady“ nun zur „Boxerin des Jahres“? Ich zumindest kann es nicht sehen.
Die Wahl der Vorjahressiegerin Susianna Kentikian (28 Kämpfe, 27 Siege, 16 durch KO, 1 keine Wertung) auf den zweiten Platz ist, so finde ich, nur noch absurd. Syuzanna Kentikyan, so heißt die in Yerevan, Armenien geboren Dame wirklich, hat 2010 überhaupt nur zweimal geboxt. Das erste Mal wurde sie von Nadia Raoui aus Herne (24.04.2010) vermöbelt. Zwei in meinen Augen unfähige deutsche Punktrichter (Werner Kasimir und Franz-Michael Maaß – die Namen muss man sich merken) sahen aber Frau Kentikian aus Gründen, die, wie ich glaube, viele wissen möchten, als Siegerin.
Die Titelverteidigerin zeigte nach dem Kampf, wie ich finde, eine eklatante Unfähigkeit zur Selbstkritik und zur realistischen Wahrnehmung der eigenen Leistung und der Realität. Ihre Äußerungen verrieten eine maßlose Selbstüberschätzung sowie richtig schlechten Stil. Zu einem Rückkampf kam es nicht, obwohl der Veranstalter Klaus-Peter Kohl nach dem Kampf angekündigt hatte, über einen Rückkampf nachzudenken wolle. Es ist nicht bekannt, ob er heute, mehr als 8 Monate später, immer noch darüber nachdenkt.
Stattdessen kämpfte die selbsternannte „Killer Queen“ gegen eine vermeintlich schwächere Gegnerin, Arely Mucino (17.07.2010). Auch hier sah Frau Kentikian alles andere als gut aus. Sie kam überhaupt nicht in den Kampf. Als sie sich dann eine Cutverletzung im Haaransatz zuzog, der bei einem Männerboxkampf wohl nie zu einem Abbruch geführt hätte, wurde der Kampf zu einem No Contest erklärt. Hierdurch waren ihre WM-Gürtel wieder einmal gerettet. Auch nach diesem Kampf legte sie ein ähnliches Verhalten wie schon nach ihrer Begegnung mit Raoui an den Tag.
Fassen wir das Boxjahr von Frau Kentikian zusammen: Zwei Kämpfe, ein skandalöses Fehlurteil, ein glücklicher Kampfabbruch und Äußerungen der Boxerin, die ihr nicht gerade schmeicheln. Was hat Frau Kentikian auf Platz zwei zu suchen?
Erfreulich ist, dass Jessica Balogun Platz drei erreichte. Balogun (19 Kämpfe, 18 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) hat bereits einige Gürtel eingesammelt, wenn auch von kleineren Verbänden. Sie ist wohl eine der stärksten Weltergewichtlerinnen der Welt und damit eine direkte Konkurrenz für Cecilia Braekhus. Besonders erfreulich wird ihre Platzierung noch dadurch, dass hinter ihr kein großer Veranstalter steht. Dementsprechend waren ihre Kämpfe aber auch noch nicht im Fernsehen zu sehen, jedenfalls nicht im überregionalen. Ich würde auf jeden Fall die Boxerin von Mario Guedes auf eine höhere Position setzen.
© Uwe Betker