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Internationaler Box Frühschoppen – “All For Eddy“

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Am Sonntag, dem 18.12.2016, gab es in Bielefeld einen Box-Frühschoppen. Das ist an sich schon etwas ziemlich Bemerkenswertes. Aber nicht genug damit, fungierte noch als Veranstalterin die gerade mal 14 Jahre alte Ranee Schröder, die damit wohl der/die jüngste Boxpromoter/in der Welt sein dürfte. Ein großesTransparent machte den Zweck der Veranstaltung deutlich. “Wir kämpfen gemeinsam für Eduard Gutknecht” bedeckte eine Wand des Sportpalastes in Bielefeld. “All For Eddy” war das Motto der Veranstaltung, wo Geld für den immer noch im Koma liegenden Boxer gesammelte wurde.
Im Vorfeld gab es offenbar ein paar seltsame Verwerfungen. So soll Winfried Spiering von Seiten des BDB dafür kritisiert worden sein, dass zwei seiner Boxer vom Wiking Boxteam auf einer GBA Veranstaltung boxten. Dabei wurde wohl übersehen, dass es sich um eine Veranstaltug zu Gunsten von Gutknecht handelte. Spiering hat, wie man hört, alle BDB Titel seiner Boxer nun zurückgegeben. Die GBA hat die Veranstalter- und Sanktionierungsgebühren Eddy Gutknecht gespendet.
Es gab fünf Profiboxkämpfe zu sehen. Den Anfang machten im Super Weltergewicht Angelo Frank (9 Kämpfe, 9 Siege, 6 durch KO) und Jan Balog (44 Kämpfe, 10 Siege, 5 durch KO, 32 Niederlagen, 7 durch KO, 1 Unentschieden). Frank begann verhalten. Er schaute sich seinen Gegner in Ruhe an, während dieser versuchte, Treffer zu landen. Schon bald wurde jedoch der Kampf schnell und hart. Es gab viele Schlabtäusche, die meist nur die Deckung des Gegners prüften. Beide kamen nur selten durch, wobei Frank die klareren Treffer setzte. In der zweiten Runde schlug Balog vermehrt zum Körper, was Frank nicht weiter beeindruckte. Ende der Runde kam Frank mit einem schönen rechten Haken zum Kopf durch, der Balog zu Boden brachte. Ringrichter Thomas Hackenberg zählte ihn an. In der dritten Runde erodierte Balog sichtlich. Er versuchte noch, seine Schwäche durch Schwinger, die aber nur die stabile Deckung von Frank trafen, zu kaschieren. In der vierten Runde nahm Balog immer mehr Treffer. Immer und immer wieder kam Frank mit seinen Schlägen, besonders seinen Aufwärts- und Kopfhaken durch. Zur nächsten Runde trat Balog nicht mehr an. Er hatte sich wohl den Rücken verletzt. Sieger durch TKO in Runde 5: Angelo Frank.

Im nächsten Kampf ging es um den vakanten WBF International Titel und die UBO Intercontinental Meisterschaft im Leichtgewicht. Sie wurden ausgeboxt zwischen Jean Moraiti (29 Kämpfe, 14 Siege, 2 durch KO, 10 Niederlagen, 1 durch KO, 4 Unentschieden) und Nikoloz Berkatsashvili (43 Kämpfe, 27 Siege, 10 durch KO, 16 Niederlagen, 14 durch KO). Der Titelkampf der beiden war kurz und sehr kurzweilig. Der sehr bewegliche Moraiti trieb Berkatsashvili vor sich her und bestimmte das Kampfgeschehen. Er zeigte einen guten Jab und schnelle Hände. Aber am Anfang sah es so aus, als wären die Schläge von Berkatsashvili härter. Bei aller Dominanz von Moraiti, hatte Berkatsashvili doch auch seine Momente. In der zweiten Runde erhöhte Moraiti den Druck. Nach drei schönen Linken zum Kopf ging Berkatsashvili das erste Mal auf die Bretter. Kurz danach saß er erneut auf dem Ringboden. Diesmal war er gestolpert. Ein rechter Kopfhaken schickte ihn wieder runter. Er gab aber nicht auf, sondern stellte sich ein weiteres Mal, um kurze Zeit später wieder zu Boden zu gehen – diesmal nach einer Links-Rechts-Kombination. Er stellte sich erneut, aber nur, um direkt in der nächsten Situation zwei bis drei Kopftreffer zu nehmen, die ihn erneut fällten. Nun hatte Ringrichter Thomas Hackenberg genug gesehen und nahm den Verteidigungsunfähigen Berkatsashvili aus dem Kampf. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 2:55 Minuten: Jean Moraiti.

Es folgte ein auf sechs Runden angesetzter Kampf im Halbschwergewicht mit Elvis Hetimi (8 Kämpfe, 8 Siege, 8 durch KO). Eigentlich hätte er ausfallen müssen, denn der eigentlich vorgesehene Gegner sagte ein paar Stunden vor dem ersten Gong ab. Kurzfristig sprang der Bielefelder Kickboxer Mario Schröder ein. Schröder stieg in den Ring und er hatte schon Probleme. Hetimi boxte abgeklärt und suchte den KO. Schröder zeigte aber viel Herz. Zum Ende der Runde hin zog er sich einen Cut über dem rechten Auge zu, den er selber verschuldet hatte. Nur mit viel Mühe erreichte er den Schlussgong. Nach den ersten beiden Runden, in denen Schröder noch versucht hatte mitzuboxen, versuchte er nun, nur noch über die Distanz zu kommen. Ich gebe zu, ich hatte gehofft, Schröder würde es schaffen. Aber am Ende der letzten Runde erwischte ihn ein harter Aufwärtshaken, der ihn fällte. Sieger durch KO in Runde 6 nach 2:15 Minuten: Elvis Hetimi.

Als nächstes war ein Kampf im Weltergewicht zu sehen zwischen Artur Müller (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) und Lukas Radic (14 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO, 11 Niederlagen, 7 durch KO). Müller hatte 2010 ein erfolgreiches Profidebüt gegeben, danach aber nicht mehr geboxt. Unter der Führung von Kai Gutmann machte er nun einen erneuten Versuch. Müller boxte in der ersten Runde noch etwas nervös und überhastet. Das führte dazu, dass es zum Ende der Runde zu einer munteren Keilerei kam. In den folgenden Runden boxte Müller dann abgeklärter. Er beherrschte die Ringmitte und dominierte den Kampf. Er zeigte ein schöne linke Führhand und eine gute und schnelle Beinarbeit. Immer wieder kam er mit seinem linken Cross durch. In der dritten Runde setzte er dann vermehrt seine Rechte ein. Radic nahm mehrere harte Rechte um Kopf, die ihn zum Wackeln brachten. In der vierten und letzten Runde suchte Müller den KO. Radic nahm viel, aber er erreichte, wenn auch mit Mühe, das Kampfende stehend. Sieger nach Punkten (40:36): Artur Müller.

Der Hauptkampf des Abends war ein boxerischer Leckerbissen. Malik Zinad (7 Kämpfe, 7 Siege, 6 durch KO), der von Donny Lalonde gemanaged wird, verteidigte seinen WBF International Titel im Halbschwergewicht gegen Beka Aduashvili (28 Kämpfe, 19 Siege, 9 durch KO, 9 Niederlagen, 8 durch KO). Zinad boxte spektakulär. Er zeigte schnelle Hände, gute Reflexe und eine gute Übersicht. Die verlor er selbst beim wildesten Schlagabtausch, wie in Runde 2, nicht. Nahezu alle Schläge konnte er blocken und selber Treffer setzen. Er zeigte sehr gutes, sehr schönes Boxen. Das Ende für Aduashvili kam dann in der fünften Runde. Wie aus dem Nichts traf ihn ein Kinnhaken, der ihn zu Boden zwang. Kurze Zeit später schickte Zinad ihn erneut zu Boden. Der sehr souveräne Ringrichter Alexander Plumanns zählte ihn dort aus. Sieger durch KO In Runde 5, nach 1:53 Minuten: Malik Zinad.

Es war zu vernehmen, dass Malik Zinad und Elvis Hetimi im Februar oder März in Hamburg gegeneinander antreten sollen. Das würde ein Knallerkampf zu werden versprechen.
An einem Sonntagmorgen musste ich aufstehen wie an einem normalen Werktag und das, um zu einem Box Frühschoppen zu fahren. Aber der Weg hat sich gelohnt. Die Veranstalterin Ranee Schröder hat eine wirklich gute Show auf die Beine gestellt. Dabei muss ich erwähnen, dass als Show-Act Troy Afflick, ein unglaublich guter Soulsänger, auftat. Ich hoffe, Ranee Schröder macht als Veranstalterin weiter.
© Uwe Betker

Ein Freitagabend in Duisburg

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Von außen sieht das Tentorium wie ein, oder sogar meherere, Zirkuszelte aus. Von innen sieht es wie eine Discothek aus- und ist auch eine. Dies nun war der Ort, an dem die Veranstalterin Flora Selimi am Freitag den 09.09.2016 ihre erste Boxshow stattfinden ließ. Es gab Amateurkämpfe – die sollen auch gut gewesen sein – und neun Profikämpfe zu sehen.
Es begann mit einem Frauenboxkampf. Die 16-jährige Johanna Kölln (3 Kämpfe, 3 Siege, 3 durch KO) boxte gegen die Debütantin Dennise Doormann. Der Kampf war kurz und einseitig. Kölln kam nicht in den Ring, um Gefangene zu machen. Ihre Gegnerin hatte ihren Angriffen einfach nichts entgegen zu setzen. Mehr als ein paar Sekunden an Zeit konnte sie auch durch wiederholtes Abdrehen nicht gewinnen. Schon bald sank sie, nach einer harten Kombination zum Kopf, an den Seilen zu Boden. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:14 Minute: Johanna Kölln.
Die Leichtgewichtlerin Kölln ist die jüngste deutsche Profiboxerin aller Zeiten. Sie kommt nicht, wie viele andere Boxerinnen vom Kick- oder Thaiboxen, sondern vom Ballett. Wir dürfen gespannt sein, wie sie sich, wenn sie denn dranbleiben sollte, entwickeln wird. Mich jedenfalls, hat sie für sich eingenommen.
Auch der folgende Kampf war nur unwesentlich länger. In ihm trafen im Weltergewicht Aliskhan Yunusov, der sein Debüt gab, und Cemal Gülsen (12 Kämpfe, 1 Sieg, 11 Niederlagen, 10 durch KO) aufeinander. Gülsen verschanzte sich hinter seiner Doppeldeckung und versuchte, mit Schwingern Treffer zu landen. Yunusov boxte für die Gallerie. Er wechselte seine Auslage, ließ seine Hände lässig tief hängen und schlug aus allen Positionen. Zur zweiten Runde trat Gülsen verletzungsbedingt nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 2: Aliskhan Yunusov.
Ebenfalls im Weltergewicht boxten Surkho Bugaev (2 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO) und Ziya Goekalp (9 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 8 Niederlagen, 5 durch KO). Beide Boxer zeigte ein technisch gutes und sauberes Boxen. Es gab viele intensive Schlagabtäusche, aus denen Bugaev häufig als Sieger hervorging. Er boxte durch die Mitte und kam nicht selten durch die Deckung seine Gegners durch. Goekalp versuchte es über die Außenbahn. Zur dritten Runde trat Goekalp leider nicht mehr an. Sieger durch TKO in Runde 3: Surkho Bugaev.
Bugaev war ein guter Amateur und hat diverse Titel geholt. Bereits am 24. wird er in Heerlen gegen den ungeschlagenen Djiby Diagne (2 Kämpfe, 2 Siege, 1 durch KO) antreten. Das wird mit Sicherheit ein toller Kampf – und ein richtungweisender für beide Boxer. – Für mich sieht das schwer nach einem Ausflug ins Nachbarland aus.
Im Halbschwergewicht trafen Erdogan Kadrija (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) und Sascha Balaschew aufeinander. Bereits der erste richtige Jab erschütterte den Gegner von Kadrija. Die folgende Kombination ließ ihn einknicken und mit einem Handschuh den Boden berühren. Nach dem Anzählen deckte Kadrija ihn mit mehreren Kombinationen ein und ließ ihn schwer KO gehen. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 27 Sekunden: Erdogan Kadrija.
Mohammed Bekdash (9 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO) und Mihaita Cosma (6 Kämpfe, 6 Niederlagen, 6 durch KO) boxten im Halbschwergewicht gegeneinander. Bekdash nutzte klug seinen Reichweitenvorteil. Sein Gegner kam einfach nicht an ihn heran und wenn, dann kamen die Beiden sich mit den Köpfen gefährlich nahe. Dies regte Bekdash offensichtlich auf und er suchte den schnellen KO. Cosma zeigte schon bald eine Obererarmverletzung an und gab auf. Sieger durch TKO in Runde 1, nach 2:55 Minuten: Mohammed Bekdash.
Ilhami Aydemir (12 Kämpfe, 11 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage) und Jovica Jovanovic (10 Kämpfe, 2 Siege, 2 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO) maßen im Weltergewicht ihre Kräfte. Beide zeigten in der ersten Runde schönes, technisches Boxen. Beide verteilten ihre Schläge gut. In der zweiten Runde erhöhte Aydemir den Druck und Jovanovic war dann irgendwann diesem Druck nicht mehr gewachsen. Er wurde an den Seilen gestellt und nahm Schlag um Schlag, bis ihn der Ringrichter schließlich aus dem Kampf nahm. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 1:50 Minuten: Ilhami Aydemir.
Danach gab es noch einen Kampf im Halbschwergewicht. Elvis Hetemi (5 Kämpfe, 5 Siege, 5 durch KO) vom Wiking Boxteam trat gegen Leo Tochoula (25 Kämpfe, 9 Siege, 8 durch KO, 16 Niederlagen, 11 durch KO) an. Hetemi begann explosiv. Schon nach kuzer Zeit fällte eine schöne linke Grade zum Kopf Tochoula und er ging zu Boden. Er versuchte wieder aufzustehen, bekam aber einen Wadenkrampf und wurde ausgezählt. Noch eine halbe Stunde später musste er von seinen Betreuern gestützt werden. Sieger durch KO in Runde 1, nach 1:40 Minuten: Elvis Hetemi. Hetemi soll noch in diesen Jahr um die Deutsche Meisterschaft boxen.
Den Hauptkampf bestritten im Weltergewicht Sherif Morina (2 Kämpfe, 2 Siege) und Mohammad Farazi (3 Kämpfe, 3 Niederlagen, 3 durch KO). Vor dem Kampf drehte Morina eine Ehrenrunde um den Ring, um seine Fans richtig in Stimmung zu bringen. Die trieben ihren Mann dann auch über die ganzen vier angesetzten Runden nach vorne. Beide Boxer suchten und fanden den Schlabtausch. Morina schlug durch die Mitte und kam sogar nicht selten durch die Doppeldeckung von Farazi durch. Der wiederum kam über die Außenbahn. In der dritten Runde passiert das, was sich bereits von Anfang an abgezeichnet hatte. Morina saß auf seinem Hosenboden im Ring. Ein Schwinger hatte ihn außer Balance erwischt und zu Boden geschickt. Er wurde angezählt. Farazi witterte seine Chance. Er schubste seinen Gegner in die Seile, hielt ihn mit der Linken fest und zog mit der Rechten durch. – So weit, so unfair. Der souveräne GBA-Ringrichter Kornlius Bernds hatte aber vorher laut und vernehmlich ein „Break“ gerufen. Er ahndete das grobe Foul mit einem Punktabzug. Der Kampf wurde dadurch aber nicht ruhiger. Bis zur letzten Sekunde standen die beiden Konrahenten sich gegenüber und deckten sich mit Schlägen ein. Am Ende der vier Runden stand ein knapper, aber verdienter Punktsieg (38:37) für Sherif Morina.
Ich kann die Veranstalterin Flora Selimi nur ermutigen weiterzumachen. Ihre erste Veranstaltung war ein vielversprechender Anfang. Das Tentorium war gut gefüllt und die Zuschauer hatten ihren Spaß.
© Uwe Betker