Box-Blog

Posts Tagged ‘Wilfried Sauerland

Einen vor, zwei zurück – Profiboxen 2019

with 3 comments

Das Profiboxen in Deutschland ist in keinem guten Zustand. 2018 verstarben Graciano Rocchigiani, Karl Mildenberger und Markus Beyer, womit gleich drei Boxer, die Großes für das Boxen in Deutschland getan haben, nicht mehr da sind. Auch sonst erscheint mir das Profiboxen angeschlagen.
Es gibt noch immer keinen großen TV-Sender, der bereit wäre, wieder Boxen zu zeigen. Die Zeiten, wo ein Millionenpublikum vor den TV Geräten mitfieberte, wenn ein deutscher Boxer in den Ring stieg, sind weiterhin vorbei. Der zurzeit größte Veranstalter in Deutschland dürfte SES Boxing von Ulf Steinforth sein. Und das liegt nicht zuletzt an seinem Haussender, dem MDR.
Sauerland Event, der ehemalige Platzhirsch, überträg bis Ende 2020 bei SPORT1. Geplant sind oder waren 20 Box-Events pro Jahr. Die Veranstaltungen finden, wenn meine Beobachtungen richtig sind, vor relativ kleinem Publikum statt. Offensichtlich will Sauerland das auch genau so. Der Gründer von Sauerland Event, Wilfried Sauerland, hatte angekündigt, sich wieder selber mehr um das Geschäft in Deutschland kümmern zu wollen, das in den letzten Jahren wohl eher vernachlässigt worden ist. Man darf gespannt sein, ob er seine Firma wieder zu alten Höhen führen kann. Mit dem Super Weltergewichtler Abass Baraou (4 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO) hat er eines der größten Boxtalente in Deutschland unter Vertrag. Es sind allerdings auch Zweifel möglich, ob Baraou es schaffen kann, so viele Fans zu bekommen wie sie beispielsweise ein Henry Maske hatte, nicht zuletzt auch deshalb, weil kein großer TV-Sender die Werbetrommel für ihn rührt.
Zwei Ereignisse bewegten in den letzten Tagen die Boxöffentlichkeit. Zum einen kursierte das Gerücht, der ehemalige ukrainische Weltmeister im Schwergewicht Wladimir Klitschko (69 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO) plane sein Comeback. Es sieht so aus, als wäre nichts dran an diesem Gerücht. Klitschko hat unlängst Comebackabsichten dementiert. Später aber hat Alexander Krassyuk, General Director von K2 Promotions, das Gerücht nochmal befeuert. Ob nun ein Comeback von Wladimir Klitschko stattfinden wird oder nicht, an der Situation des Profiboxens in Deutschland ändert das nichts.
Einen Kampf allerdings zwischen Felix Sturm (49 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) und Arthur Abraham (53 Kämpfe, 47 Siege, 30 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO) scheint es aber tatsächlich bald zu geben. Vor sechs bis zehn Jahren wäre das ein Superkampf gewesen.
Man könnte natürlich sagen: Besser spät als nie. Und die eingefleischten Abraham- und Sturm-Fans werden sich vermutlich auf den Kampf freuen. Aber man kann das auch ganz anders sehen.
Der Kampf wurde bereits als „Altherrenboxen“ bezeichnet. Der heute 38jährige Abraham boxte nach seiner Niederlage gegen den Briten Chris Eubank jr., am 15 Juli 2017, 2018 nur einmal. Dabei besiegte er am 28. April 2018, nicht unumstritten, Patrick Nielsen.
Felix Sturm ist mittlerweile 40 Jahre alt. Nahezu zwei Jahre stand er nicht mehr im Ring. Wir erinnern uns, dass nach seinem Rückkampf gegen Fedor Chudinov, am 20 Februar 2016, sowohl seine A- als auch seine B-Probe positiv auf die anabole Substanz Hydroxy-Stanozolol getestet worden war. Der Wirkstoff Stanozolol, ein muskelaufbauendes anaboles Steroid, wurde bekannt, als er 1988 bei Ben Johnson nach seinem 100-m-Goldlauf im Olympia-Finale in Seoul nachgewiesen worden war.
Sturm hatte nach Bekanntwerden der Dopingvorwürfe angekündigt – wenn mich meine Erinnerungen nicht sehr täuschen -, kämpfen zu wollen wie ein Löwe, um seine Unschuld zu beweisen. Über diesen Kampf um seine Unschuld kann ich nichts sagen. Fest steht, dass die Staatsanwaltschaft Köln Sturm angeklagt und ihm „Selbstdoping, Teilnahme an einem Wettkampf unter Selbstdoping und gefährliche Körperverletzung“ vorgeworfen hat. Vor wenigen Tagen lehnte nun allerdings die 8. Große Strafkammer in Köln die Eröffnung eines Hauptverfahrens ab, da kein hinreichender Tatverdacht gegen den Ex-Champion laut Anti-Dopinggesetz bestehe.
Der Weg für einen Kampf zwischen Abraham und Sturm ist also frei. Man kann wohl davon ausgehen, dass sich ein TV-Sender finden wird, der den Kampf zeigen und finanzieren wird. Man kann sich allerdings auch fragen, ob dieser Kampf gut für das Boxen in Deutschland ist.
Man kann natürlich andererseits auch so argumentieren, dass jede Boxveranstaltung gut fürs Boxen und dementsprechend jeder Boxkampf, der im Fernsehen zu sehen ist, Werbung für das Boxen sei, zumal, wenn so bekannte Boxer wie Sturm und Abraham boxen. Ich persönlich bin mir da allerdings nicht so sicher, dass ein solcher Kampf wirklich eine positive Werbung fürs Boxen darstellt.
Die beiden Herren haben ihren boxerischen Zenit schließlich schon lange überschritten. Am Ende ihrer langen und erfolgreichen Karriere wollen diese beiden Boxer offenbar nochmal ihr Altersruhegeld aufstocken. Sportlich aber, ist der Kampf relativ uninteressant. Wenn nun ein solcher Kampf das einzige sein soll, was von einem großen TV-Sender noch ausgestrahlt wird, dann steht das Boxen in Deutschland schon ziemlich dicht am Abgrund.
Ich habe den bösen Verdacht, dass die großen deutschen TV-Sender schlicht keinen Mut haben, sich einfach nicht trauen, nochmal wieder ins Boxen einzusteigen. Es gibt eine Handvoll Boxer in Deutschland, die durchaus das Potential hätten, ein Millionenpublikum in ihren Bann zu ziehen. Aber die Sender haben schlechte Erfahrungen gemacht und warten nun auf ein Eier legendes Wollmilchschwein. D.h. selbst wenn sie bereit wären, sich einen Boxer mal näher anzuschauen, würden sie doch vermutlich bei ihm immer etwas finden, das ihm fehlt. Offenbar sind die Sender dermaßen ängstlich, dass es ihnen nicht mal reicht, wenn sie auf gute deutsche Boxtalente mit Charisma stoßen. Da muss wohl noch etwas mehr dazukommem. Und so fehlt dann zuletzt auch immer irgendetwas, das Publikumswirksamkeit garantieren soll: Vorstrafen, Scheidung, sonstige Dramen. Stattdessen gibt es dann einen Kampf mit Arthur Abraham und Felix Sturm.
© Uwe Betker

Ein Versuch, die Krise des deutschen Profiboxens einzuordnen

with 4 comments

In der achten und neunten Klasse hatte ich einen Sozial- und Wirtschaftskundelehrer, der nicht müde wurde zu erklären: „In der Freien Marktwirtschaft wird über Angebot und Nachfrage bestimmt, ob etwas produziert wird, wie viel produziert wird und zu welchem Preis es verkauft wird.“ Nun ist Profiboxen, mal ganz unsentimental betrachtet, ein Produkt wie jedes andere auch und als solches muss es erstmal am Markt bestehen. Daher kann man auch die entsprechenden Kriterien hier zur Anwendung bringen.

Die Ware Profiboxen ist nun in Deutschland in einer tiefen Krise. Seine Qualität kann man als mäßig bezeichnen. Die Nachfrage ist gering und der Preis auch. Das war „in der guten alten Zeit“ auch mal ganz anders. Ab 1990 boxte Henry Maske für Wilfried Sauerland, der dadurch etwas schuf, das man „Boxen Made in Germany“ nennen könnte. Sauerland hatte mit Maske, Axel Schulz, Markus Beyer und Sven Ottke ein deutsches Produkt, deutsche Helden, für den deutschen Absatzmarkt. Es wurde die Marke von 18 Millionen bei den Einschaltquoten geknackt und man erreichte zwischenzeitlich einen Marktanteil von über 73 Prozent.

Im Zuge der hohen Nachfrage wurden auch andere Veranstalter groß, wie Universum Box-Promotion. Universum konzentrierte sich auf osteuropäische Boxer, denen man allerdings z. T., zwecks besserer Vermarktbarkeit, deutsche Namen gab. Die großen TV Sender wie RTL, das Erste und ZDF übertrugen Profiboxen. Und hierzulande wurden mit den Klitschko-Brüdern Boxer, die das Schwergewicht lange Zeit prägten, aufgebaut. Das Boxen Made in Germany war zu einem gewinnträchtigen Premiumprodukt geworden.

Dann kam es zu einer klassischen Überproduktionskrise. D.h. der Widerspruch zwischen den Produktionsgewinnen der Veranstalter und dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion wurde offensichtlich. Die Veranstalter bauten immer mehr Boxer auf, die sie als vermeintliche Jahrhundertboxer, Nachfolger von X, Nachfolger von Y  usw. bewarben. Zwar stieg die Anzahl der Boxer bei den großen Veranstaltern mit TV-Verträgen, aber die Qualität sank. Dies blieb sowohl beim Publikum als auch bei den TV-Sendern nicht unbemerkt. Einer nach dem anderen verabschiedeten sich alle großen Sender vom Boxen. Der Markt bereinigte sich. Universum verschwand ganz. Sauerland Promotion verfolgte eine andere Strategie. Unprofitable Standorte wurden geschlossen und Angestellte wurden, um Kosten zu senken, entlassen. Man konzentrierte sich auf profitablere Absatzmärkte. Stichworte: Skandinavien und World Boxing Super Series.

Der deutsche Absatzmarkt scheint im Augenblick für Sauerland kaum noch von besonderem Interesse zu sein. Die Einschaltquoten kann man nur noch mäßig nennen und das Interesse des Publikums vor Ort ist schlecht. Vermutlich will man auch gar nicht mehr Zuschauer in den Hallen haben. Selbst bei einer Vervierfachung der Zuschauerzahl würde man auf kein Interesse stoßen.

Die verbliebenen Konkurrenten von Sauerland haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Boxen ist zu einer Randsportart verkommen und kaum noch zu vermarkten. Selbst SES, das einen Vertrag mit dem MDR hat und damit der größte Konkurrent ist, hat wohl keinen Boxer in ihren Reihen, der mehrere Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte locken könnte.

Das Grundproblem des Profiboxens in Deutschland kann man so beschreiben, dass das Angebot offensichtlich nicht so aussieht, dass es eine große Nachfrage nach sich zöge. Dabei ist es durchaus nicht so, dass es in Deutschland nicht genug gute Boxer oder neue Konzepte gäbe. Das Problem scheint  eher zu sein, dass die etablierten Veranstalter keinen Input von außen annehmen können. Würden sie das nämlich tun, so verhielten sie sich zwar professionell, müssten sich dann aber solche Fragen stellen wie: Wieso habe wir diesen Boxer übersehen? Wieso haben wir nicht diesen Trainer unter Vertrag? Wieso hatten wir nicht die Idee?

Wir dürfen gespannt sein, ob das Produkt Profiboxen überhaupt noch eine Zukunft in Deutschland hat.

© Uwe Betker

Rezension: „Mit Links und 40 Fieber“ von Monty Gräßner

leave a comment »

Monty Gräßners Buch „Mit Links und 40 Fieber“ hat den Untertitel „Die außergewöhnliche Karriere des Boxweltmeisters Markus Beyer“. Es erschien 2009. Es ist haptisch ein ungewöhnlich schönes Buch. Es ist ca. 20 mal 13 Zentimeter groß, liegt gut in der Hand und ist sogar fadengeheftet. Für meinen Geschmack sind die Fotos allerdings etwas zu klein.
Die Karriere von Beyer wird über die klassische 15 Runden/Kapitel Distanz erzählt. Das Buch in ungewöhnlich gut und klar strukturiert. In jedem einzelnen Kapitel wechseln sich Gräßner und Beyer, wohl O-Töne aus Interviews, ab, und am Ende steht immer ein kurzes Interview mit einer dritten Person. Da das Buch von 2009 ist, finden sich hier auch Dinge, die in einer Neuauflage oder einer Überarbeitung wohl so nicht mehr stehen würden. Eineinhalb Kapitel haben sich auf jeden Fall überholt, weil sie über die Hochzeit und Liebe zu Daniela Haak gehen. Soweit ich es mitbekommen habe, gehen Beyer und Haak mittlerweile getrennte Wege. Das Kapitel über die diversen TV-Auftritte bei Stefan Raab und Co. interessierten mich auch nur mäßig.
Als primär am Boxen Interessiertem kommt mir der Boxer Beyer und seine Kämpfe doch etwas zu kurz. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob Kollege Gräßner ein Boxfachmann ist. Jedenfalls sehen die Interviews, in denen sowohl Weggefährten als auch Freunde und Verwandte von Beyer zu Wort kommen, nicht so danach aus. Einige Zuschreibungen von Personen sind zumindest ungenau. Andere fehlen komplett. Das Interview mit Kai Ebel ist absolut nichtssagend. Dafür ist das mit Ulli Wegner zu kurz; hier hätte man schon mal nachfragen können. Mit dem mit Joey Kelly konnte ich einfach nichts anfangen. Wilfried Sauerland erzählt, eigentlich hätte er Thomas Ullrich haben wollen, am Ende hätte es dann aber Streit um Geld gegeben. Leider wurde auch hier nicht nachgefragt. Ein Register wäre auch nicht schlecht gewesen. Gut gefiel mir dagegen, dass Gräßner schreibt, dass der Ex-Bundestrainer der Amateure Helmut Ranzer alle Interviewanfragen ignoriert hat.
„Mit Links und 40 Fieber“ lässt sich gut und flüssig lesen. Man bekommt es an einem verregneten Sonntagnachmittag durch. Besonders gut gefallen hat mir immer, wenn Beyer selber zu Wort kommt. Viele meiner Erwartungen wurden nicht erfüllt. Aber empfehlen kann man das Buch dennoch – schon, weil es im Internet sehr preiswert zu haben ist.
(C) Uwe Betker

Ein Rückblick auf das letzte Jahr der sportlichen Karriere von Marco Huck

leave a comment »

Von Marco Hucks letztem Kampf war das Bild im Internet am häufigsten zu sehen, auf dem er besinnungs- und wehrlos auf dem zweiten Seil von unten liegt , über ihm stehend: der Ringrichter David Fields, der ihn auszählt. Huck (42 Kämpfe, 38 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) ist nicht mehr Weltmeister der WBO im Cruisergewicht. Das sollte nun Grund genug sein, das letzte Jahr seiner sportlichen Karriere Revue passieren zu lassen.

Im Sommer letzten Jahres war die Welt von Huck noch in Ordnung. Am 30. August absolvierte er im Garry Weber Stadion in Halle ein leichtes Sparring. Dabei besiegte er den Italiener Mirko Laghetti, einen handverlesenen Gegner. Aus blieb dabei allerdings das angekündigte Zerbröseln der Hartweizen Nudeln. Er brauchte für die „Spagetti à la Laghetti“ doch zwölf Runden. Dies war sein letzter Kampf für Sauerland Events GmbH.
Sauerland hatte ihn, den Kickboxer, 2004 unter Vertrag genommen. Da Huck spät und über den Umweg des Kickboxens zum Boxen gekommen war, wurde aus ihm, trotz der Bemühungen von Trainer Ulli Wegner, kein technischer Boxer, sondern ein harter, technisch limitierter Fighter, der den KO sucht. Trotz schlechterer Voraussetzungen und allein durch Fleiß, Härte und die Hilfe seines Veranstalters wurde er Europameister und Weltmeister der World Boxing Organisation.

Nach seinem Kampf gegen Laghetti trennte sich Huck von seinem Veranstalter. Vermutlich war Geld der Grund hierfür. Es geht schließlich fast immer um Geld. Huck gründete mit seinem Bruder Kenan Hukić eine eigene Promotion-Firma – nach dem Vorbild der Klitschkos und Felix Sturms. Er und sein Bruder, der nun sein Promoter, Manager und Geschäftsführer seiner Firma ist, versuchte er, sich selber ins Gespräch zu bringen als ein möglicher Gegner für Wladimir Klitschko (66 Kämpfe, 63 Siege, 53 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO). „Jetzt bin ich frei für Klitschko!“ Aber natürlich war solch ein Kampf nicht zu vermarkten. Wieso sollte der zur Zeit beste Schwergewichtler der Welt und amtierende Weltmeister der IBF, WBO und Super Champion der WBA gegen jemanden boxen, der seinen einzigen Schwergewichtskampf nicht gewinnen konnte. – Huck verlor am 25.02.2012 gegen Alexander Povetkin. Seine Leistung war keine Offenbarung. Auf keinen Fall aber war sie eine, die ihn als einen möglichen Herausforderer für Klitschko qualifiziert hätte. Gleichwohl wurde er nach diesem Kampf nicht müde, Klitschko herauszufordern.
Der als Muamer Hukić in Novi Pazar, im heutigen Serbien geborene Huck versuchte nach seinem Weggang von Sauerland einen deutschen TV-Sender für seine Kämpfe zu interessieren. Diese Bemühungen waren jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Zeljko Karajica, der Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland sagte öffentlich: „Huck muss mit Sauerland einen Deal machen, wenn er in Sat.1 boxen will. Es wird keinen separaten Vertrag mit Huck Sports Promotion geben.“ Und Wilfried Sauerland gab zum Besten, Huck würde sich überschätzen.
Da Huck keinen TV-Vertrag in Deutschland bekam, ging er in die USA. Die Überlegung, die hinter diesem Schritt stand, war gut. Mit seinem Boxstil und seinem WM -Titel standen ihm die Türen offen. Geplant war eine relativ einfache Titelverteidigung gegen den als zweitklassig angesehenen Kryrsztof Glowacki. Dann sollte er gegen die Ringlegende Roy Jones jun. (67 Kämpfe, 59 Siege, 42 durch KO, 8 Niederlagen, 4 durch KO) antreten. Zwei überzeugende Siege, die auch realistisch waren, und er wäre eine feste Größe auf dem US-amerikanischen Markt geworden. Aber dazu kam es nicht. Er verlor nämlich durch KO in Runde 11.
Nach dieser Niederlage steht Huck nun vor dem Scherbenhaufen seiner Karriere. Da nutzte auch nichts, einen Rückkampf zu fordern. Warum sollte er ihn auch bekommen. Hat er denn selbst Denis Lebedev einen Rückkampf gewährt, nachdem er am 19.12.2010 von diesem vermöbelt worden war und durch die zwei Punkrichter Lahcen Oumghar und Manuel Oliver Palomo den Sieg geschenkt bekommen hatte? – Nein.
Es fiel auf: Huck boxte in seinem letzten Kampf technisch um Klassen schlechter als sonst. Durch seinen Weggang von Sauerland war er gezwungen, sich auch einen neuen Trainer zu suchen. Ulli Wegner, der ihn als Trainer zum Weltmeister gemacht hatte, durfte ihn nicht mehr trainieren. Aus einem mir unerfindlichen Grund nahm er sich dann einen amerikanischen Trainer. Er plauderte selber in einem Interview darüber, dass er einmal zu spät zum Training in seinem Trainingslager in Las Vegas gekommen sei, weil er im Casino festhing. Das spricht ja wohl nicht gerade dafür, dass er seinen Gegner und seinen Trainer Don House sonderlich ernst genommen hätte.

Jeder weiß, dass ein Trainerwechsel nicht unproblematisch ist. Noch schwieriger ist es, wenn der Trainer aus einer ganz anderen Trainerschule kommt. Relativ selten nur kamen europäische Boxer mit amerikanischen Trainern zum Erfolg. Zu unterschiedlich sind beide Boxschulen. Und „Umschulungen“ auf einen anderen Stil gehen in der Regel nicht gut. Wenn Huck nun in seinem Trainer den Sündenbock für seinen Titelverlust gefunden zu haben glaubt, so ist das einfach billig. Er hat sich House doch selbst ausgesucht, der außerdem – abgesehen von Bermane Stiverne – aktuell auch keinen Top-Boxer betreut.
Hucks Deckung war schlecht. Die Kondition war schlecht. Die Linke hängen lassen, um den Gegner zum Angriff zu verleiten, war ein suboptimale Idee. Die Verständigung in der Ringecke war auch schlecht. Sich nur über einen Dolmetscher zu verständigen, kann nun auch einfach nicht hilfreich sein, vor allem, wenn man nur maximal 60 Sekunden Zeit hat zu kommunizieren. Wie schon gesagt Captain Hook hat sich seinen Trainer selbst ausgesucht und alle Probleme waren vorher bekannt.
Huck sucht inzwischen einen neuen Trainer. Es sieht im Moment danach aus, als würde Graciano Rocchigiani sein neuer Trainer werden. Auch hier sehe ich Schwierigkeiten voraus. Aber Huck wird schon wissen, warum er Rocky will. Neue sportliche Aufgaben hat er aber immer noch keine.
© Uwe Betker

Written by betker

25. Oktober 2015 at 23:59

Veröffentlicht in Boxen

Tagged with , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Von Boxexperten im Fernsehen

leave a comment »

Wikipedia definiert den Experten wie folgt: „Experte, von lateinisch expertus ‚erprobt‘, (auch Fachmann/Fachfrau, Pl. Fachleute , Fach- oder Sachkundiger, Spezialist) ist ein Schlagwort und bezeichnet als solches eine Person, die über überdurchschnittlich umfangreiches Wissen auf einem Fachgebiet oder mehreren bestimmten Sacherschließungen oder über spezielle Fähigkeiten verfügt oder der diese Eigenschaften zugeschrieben werden. Neben dem theoretischen Wissen kann eine kompetente Anwendung desselben, also praktisches Handlungswissen, für einen Experten kennzeichnend sein.“ Also ein Experte ist ein Fachmann. Ein Boxexperte ist dann ein Fachmann in Sachen Boxen. So weit, so banal.
Ein Grundproblem mit Experten ist nun aber, dass sie zwar fachkundig sein mögen, also über ein überdurchschnittlich umfangreiches Wissen auf einem Fachgebiet verfügen, nur heißt das noch lange nicht, dass sie Andere auch daran teilhaben lassen – und das auch dann nicht, wenn sie öffentlich als Experten auftreten. Als bestes Beispiel können da die Boxexperten im Fernsehen herangezogen werden. Einschränkend muss ich hier sagen: Das gilt vor allem für Experten im deutschen Fernsehen. Z.B. die amerikanischen Experten nämlich sind sehr viel kritischer als die deutschen. Das hat grob gesagt vor allem drei Gründe: 1. Die Bindung zwischen TV Sender und Veranstalter ist in den Staaten nicht so eng. 2. In den USA gibt es mehr Zuschauer, die sich tatsächlich fürs Boxen interessieren. 3. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es dort eine wirklich kritische Berichterstattung über Boxen, die sogar Tradition hat. Hierzulande herrscht dagegen mehr so was wie Hofberichterstattung.
Ein Beispiel zur Illustration:
Henry Maske, der ehemalige Weltmeister im Halbschwergewicht, nutzte seine Popularität als Boxer, um nach Beendigung seiner Karriere als Boxexperte für die ARD zu fungieren. Von 2007 an kommentierte er die Veranstaltungen seines ehemaligen Veranstalters Sauerland Event. Hierbei wurde er, positiv ausgedrückt, seinem Image als Gentleman gerecht. Negativ ausgedrückt, beschönigte er, was gezeigt wurde und er schreckte auch nicht davor zurück, die schlimmsten Fehlentscheidungen, wie z.B. den Punktsieg von Marco Huck über Denis Lebedev am 19.12.2010, schönzureden. Willfährig versicherte er den Zuschauern und dem ihn bezahlenden TV Sender, das, was sie zu sehen bekamen, sei gut gewesen.
Erst nachdem die ARD ihren Ausstieg aus dem Boxen à la Sauerland verkündet hatte, zeigte sich Maske ein einziges Mal kritisch. Nach dem Kampf von Firat Arslan gegen den IBF-Weltmeister Yoan Pablo Hernandez am 16.08.2014 sagte er in der ARD, er habe Arslan als Sieger gesehen. Nun könnte man ja meinen, dass Maske zum Ende seiner ARD-Experten-Karriere doch wenigsten einmal die Fernsehzuschauer von seinem überdurchschnittlich umfangreichen Wissen hätte profitieren lassen. Man kann die Sache aber auch anders verstehen. Zur selben Zeit nämlich ging das Gerücht um, Henry Maske werde in Zukunft für Z! Promotion der Brüder Zastrow tätig sein und die hätten sich nun um einen TV-Vertrag bei der ARD bemüht. Auf der Pressekonferenz nach dem Kampf zeigten sich die Verantwortlichen von Sauerland recht dünnhäutig. Ulli Wegner kündigte Maske öffentlich seine Freundschaft auf und Wilfried Sauerland stellte Maskes Fähigkeit als Experte fürs Boxen in Frage. Leider habe ich das Video von der Pressekonferenz nicht mehr im Internet gefunden.
Kritik ist ja nun auch nicht gerade etwas, was ein TV-Sender oder ein Veranstalter von einem Experten hören will. So wurde z.B. Axel Schulz als Experte bei SAT.1 abgelöst, als er es doch am 25.06.2011 tatsächlich gewagt hatte, die Leistung von Felix Sturm gegen Matthew Macklin zu kritisieren.
Man kann natürlich verstehen, dass ein TV-Sender, der schließlich Geld zahlt für eine Veranstaltung, von einem Experten, den er auch bezahlt, nicht unbedingt hören will, dass das, was da gekauft wurde von schlechter Qualität ist. Gleichzeitig möchte ich den Verantwortlichen der Fernsehsender aber zu bedenken geben, dass mit jeder Show die schöngeredet und mit jeder Fehlentscheidung, die weggeredet wird, ihr Produkt an Glaubwürdigkeit verliert – genauso wie auch die Experten. Allen Beteiligten würde ein mehr an Mut und Rückgrat da m. E. schon gut tun.
© Uwe Betker

Gemein! – Fast alle sind auf Marco Huck neidisch.

with 2 comments

Marco Huck (41 Kämpfe, 39 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) ist von gemeiner Missgunst von Seiten gemeiner Neider umgeben. Da beweist er, dass er der größte und beste Cruisergewichtler aller Zeiten ist – und was passiert? Ganz viele Menschen gönnen ihm seinen Triumph nicht, wo doch der Muamer Hukić aus Ugao seine 13. Titelverteidigung absolviert hat. Damit hat er schließlich den Rekord von Johnny Nelson eingestellt. Das ist doch wohl großartig!
Der angesprochene Johnny Nelson war sogar höchstselbst angereist, um Huck boxen zu sehen. Leider zollte er unserem Huck aber nicht den ihm gebührenden Respekt, sondern stänkerte nur rum: „In meiner Glanzzeit hätte ich Huck ausgeknockt. Mit einem halben Jahr Vorbereitung würde ich ihn klar schlagen.“ Schade, dass Nelson nicht die Klasse von Huck würdigen kann.
Hucks Einstellung des Rekords von Nelson ist tausendmal besser als die sieben erfolgreichen Titelverteidigungen hintereinander von Anaclet Wamba (1991-94), oder auch die 4 Jahre und 10 Monate, die derselbe Mann den Titel ohne Unterbrechung innehatte – woran man nur wieder die Großartigkeit von Huck ablesen kann.
Huck sagte erst kürzlich: „Langsam verliere ich die Lust in meiner Gewichtsklasse. Ich brauche neue Motivation!“ Und ein paar Tage später: „Ich gehe keiner Herausforderung aus dem Weg. Ich bin bereit für alles, Cruiser- oder Schwergewicht.“ So spricht ein wahrer Champion! Huck ist nie jemandem aus dem Weg gegangen, und er boxt immer nur die Stärksten. In seinem letzten Kampf boxte er sogar gegen einen Landwirt aus Italien, Mirko Larghetti (22 Kämpfe, 21 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage). Auf diesen Kampf der Titanen hatte sich Huck auch akribisch vorbereitet. In Kienbaum bei Berlin hatte er fast einhundert Sparringsrunden absolviert. Und sein Trainer Ulli Wegner hat ihm schon „sehr starke Trainingspartner ausgesucht. Sie waren so stark, dass sich der Champion sogar darüber beschwert haben soll… Aber Wegner kannte keine Gnade, war knallhart.“ Das ist ein Champion!
Trotz der schweren der Aufgabe, fand Huck dennoch Zeit, sich von seiner sensiblen Seite zu zeigen. Huck dichtet – nicht so wie Muhammad Ali -, sondern richtig lyrisch und schön. Vor dem Kampf deklamierte er auf einer Pressekonferenz: „Aus Larghetti mache ich Spaghetti.“ Danach packte er ein Bündel Spaghetti und zerbrach es. Huck: „Das passiert am Sonnabend mit Larghetti, ich zerbreche ihn.“ – Ist das nicht schön? Wahre Lyrik, die eine empfindsame Seele schrieb.
Aber dann traten wieder diese Neider auf. Larghetti, der härteste aller denkbaren Gegner, ging einfach nicht KO. Er ging erst am Ende der letzten Runde zu Boden, so dass die Zeitung dann schreiben konnte: „Mit dem letzten Schlag ging der italienische Box-Bauer zu Boden!“ Aber es war kein KO. Gemein! Der letzte Schlag, der, der den italienischen Herkules fällte, kam nämlich nach dem Gong. Selbst die Zeitnehmer sind neidisch auf Huck.
Immerhin stellte sich doch Promoter Kalle Sauerland auf Hucks Seite: „Wir schauen uns das Video noch mal genau an. Notfalls legen wir Protest ein. Für einen Champion ist ein K.o.-Sieg schon wichtig.“ Da ist es nur ein schwacher Trost, dass der Landwirt direkt nach Ende des Kampfes zum Röntgen des Kopfes ins Krankenhaus musste.
Selbst Axel Schulz schien neidisch zu sein. Der schrieb nämlich: „Und jetzt noch zu der Frage: Schwergewicht oder weiter Cruisergewicht? Ganz klar: Marco sollte im Cruisergewicht bleiben. Da ist er sehr gut aufgehoben. Wie wäre es mit einer Revanche gegen Ami Steve Cunningham? Gegen den hat er ja schließlich eine Niederlage kassiert. Auch Vereinigungskämpfe gegen den Polen Wlodarczyk oder den Russen Denis Lebedev sind hochinteressant. Und die hat er noch längst nicht gewonnen…
Im Schwergewicht kommen ganz andere Kanonen geflogen. Verhält sich Huck dann so offen wie in Runde 7 oder 8, dann geht der gute Käpt’n Huck unter, k.o. Und: Das Wort Klitschko sollte Marco lieber nicht in den Mund nehmen. Über diesen Marco Huck, wie in Halle/Westfalen, lacht sich Wladimir nämlich bestimmt kaputt. Zwischen Huck und Klitschko liegen gute 20 Kilo Gewichtsunterschied. Und boxerisch Welten.“
Ist das nicht gemein von Axel?
Kaum trennt sich Huck von seinem langjährigen Veranstalter Wilfried Sauerland, wird der auch gemein zu ihm. Anstatt ihm viel Glück für seine weitere boxerische Entwicklung und für seine Vermarktung zu wünschen, bekommen wir so Sätze zu hören wie: „Er überschätzt sich hier selbst“.
Unser Marco Huck ist von gemeinen Neidern mit ihrer gemeinen Missgunst umzingelt. Es wird Zeit, dass wir alle aufstehen und unseren Marco gegen diese Gemeinlinge verteidigen.
© Uwe Betker

Nachdenken über Hagen Döring

leave a comment »

Erst war es nur ein Gerücht, und dann kam am 10. Juli sehr schnell die Bestätigung, dass Hagen Döring nicht mehr Mitarbeiter von Sauerland Event ist. „Sauerland Event bestätigt die Trennung von Hagen Döring!“, so die Stellungsname des ehemaligen Arbeitgebers. Angeblich musste er kurzfristig seinen Schreibtisch räumen und sein Mobiltelefon abgeben. Auch von einem Hausverbot ist die Rede. Sein Gehalt bekommt er angeblich bis zum Ende des Jahres weiter bezahlt. Man kann davon ausgehen, dass die Entlassung wohl nicht direkt im Zusammenhang steht mit dem Niedergang und dem drohenden Verlust des TV Vertrags von Sauerland. Wäre das der Fall, so würde man Döring doch bis zum Ende des Jahres für sein Gehalt auch arbeiten lassen. Offensichtlich gibt es andere Gründe für seinen Rauswurf.
Döring kam zum 01.08.2002 zu Sauerland. Er sollte Jean-Marcel Nartz ersetzen. Er war Amateurboxer und wurde Deutscher Meister der Junioren und Vizemeister bei den Senioren. Nach seinem Jurastudium war er Referent von Norbert Blüm, dem ehemaligen Bundesarbeitsminister. Wilfried Sauerland sagte damals über ihn: „Ich schätze die menschliche und fachliche Seite von Hagen Döring sowie seine Liebe zum Boxsport.“
Wieso also wird dem fachlich und menschlich so geschätzten Mitarbeiter nun der Stuhl vor die Türe gestellt? Sauerland und Döring halten sich bedeckt: Wenn man aber diejenigen, die doch gewöhnlich immer gut informiert sind, fragt, dann fällt immer wieder ein Name: Zastrow. Die Gebrüder Zastrow schicken sich nun an, offiziell ins Boxgeschäft einzusteigen. Ihre beiden besten Boxer dürften der Junior Weltergewichtler Timo Schwarzkopf (14 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO) und der Schwergewichtler Erkan Teper (13 Kämpfe, 13 Siege, 9 durch KO) sein. Hinzu kommen noch einige Nachwuchsboxer.
Sollte an diesem Zusammenhang etwas dran sein, dann würde das allerdings kein sonderlich gutes Licht auf Döring werfen. Davon kann auch nicht ablenken, dass die Lichtgestalt des deutschen Boxens, Henry Maske, ihn tatkräftig unterstützt. Döring war schließlich unter Vertrag bei Sauerland Event und es steht zu vermuten, dass in seinem Vertrag auch drinsteht, dass er nicht für andere Veranstalter tätig sein darf. Somit hätte er mutwillig seinen Vertrag gebrochen und seinen Arbeitgeber Sauerland betrogen. – Aber wie schon gesagt, wenn die Gerüchte denn richtig sind.
Es wird auch betont, dass Herr Döring erst mit Z! Promotion zusammenarbeitet, seit er die interne Kündigung erhalten hat. Dann wäre natürlich interessant zu wissen, wann diese Kündigung nun erfolgt ist. Seit Mitte letzten Jahres war nämlich kursierte das Gerücht über die Tätigkeit von Döring für Zastrow. Immer wieder wurde er vor dem Beginn von Zastrow Veranstaltungen gesichtet. Einige Kollegen hat er gebeten, das nicht zu veröffentlichen, mit dem Hinweis, er sei privat da oder er habe nur jemandem einen Gefallen getan usw.
Ob sein Vertragsbruch – oder kann man sagen, sein Hintergehen von Sauerland Event? -, so er denn stattgefunden hat, juristisch zu beweisen ist, ist vermutlich eher unwahrscheinlich. Auch vor Schadenersatzforderungen dürfte er somit sicher sein. Eigentlich müsste er sogar noch regelmäßig bei Sauerland Event vorbei gehen, denn er ist immer noch Vorstand der Boxabteilung von Hertha BSC.
Von der anderen Seite aus gesehen, macht es für die Gebrüder Zastrow durchaus Sinn, sich gerade Hagen Döring ins Boot zu holen. Er ist schließlich ein erfahrener Matchmaker mit exzellenten Kontakten auf der ganzen Welt.
Man könnte aber natürlich auch hingehen und Döring für den Niedergang von Sauerland Event persönlich verantwortlich machen. Schließlich war er der Matchmaker und damit ist er verantwortlich für Kampfpaarungen, die keiner sehen wollte. Er war es auch, der immer dieselben devoten und willfährigen Punkt- und Ringrichter eingeladen hat, die dann dafür sorgten, dass die Sauerland Boxer auch solche Kämpfe gewannen, die sie verloren hatten. Damit aber wurde die Glaubwürdigkeit des Boxens nachhaltig beschädigt. Folgt man dieser Argumentation, so ist er tatsächlich persönlich der Hauptverantwortliche für den Verlust des TV Vertrags mit der ARD.
Auf jeden Fall gehe ich davon aus, dass Hagen Döring schon bald wieder an deutschen Boxringen zu sehen sein wird. Und dann wird er wohl nicht erklären, er sei eigentlich gar nicht da, er sei hier nur ganz privat oder wolle nur jemandem einen Gefallen tun. Vermutlich wird er dann auch nicht darum bitten, dies nicht zu verbreiten. Es wird sich zeigen, ob dann Henry Maske und die Gebrüder Z an seiner Seite sein werden.
© Uwe Betker

Gedanken zu einem möglichen Vertragsausstieg der ARD

leave a comment »

Die Gerüchte verdichten sich, dass die ARD erwägt ihren Vertrag mit Sauerland Event nicht zu verlängern. Es kursieren weiterhin Gerüchte, Hagen Döring, Moritz Klatten und Henry Maske hätten bei der ARD mit einem Profiboxkonzept vorgesprochen. Auch Arthur Abraham und Marco Huck hätten beide, unabhängig voneinander, bei TV Sendern eine Plattform für sich gesucht. Soweit die Gerüchteküche.
Interessant ist, abgesehen vom Wahrheitsgehalt, dass nicht wenige Boxfans in Internetforen sich über diese vermeintliche Entwicklung freuen. Immer wieder wird dabei auf die zum Teil grotesken Fehlurteile verwiesen und darauf, dass es bei Sauerland Veranstaltungen es schon wiederholt zu umstrittenen Punkturteilen kam.
Ich persönlich halte Schadenfreude nicht für angebracht. Die Lücke, die dadurch entstanden ist, dass das ZDF aus dem Boxen ausgestiegen ist, ist bis heute nicht ausgefüllt. Wenn nun auch noch die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland aussteigt, gerät das Boxen in Gefahr, komplett zur Randsportart zu verkommen. Selbst wenn andere Sender dann neu ins Boxen einsteigen sollten, bleibt am Ende wohl ein Weniger an Boxen übrig. Sicher ließ die Berichterstattung der ARD häufig professionelle Distanz vermissen. Es ist aber m.E. nicht davon auszugehen, dass mögliche Privatfernsehsender das besser machen. Hier sei nur an Werbung in den Rundenpausen erinnert.
Um es ganz deutlich zu sagen: Wilfried Sauerland hat in Deutschland das Profiboxen gefördert und geprägt wie keine anderer vor ihm. Ein Großteil der Kritik, die heute an Sauerland Event geübt wird, trifft ihn auch nicht persönlich. Er hat sich inzwischen wohl weitgehend aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und seine Mitstreiter der ersten zwei Jahrzehnte, sind auch schon lange nicht mehr dabei.
Vermutlich spielt auch viel Neid und Missgunst mit eine Rolle und das zeigt sich auch an der Kritik an Sauerland Event. Aber der Berliner Veranstalter hat sich letztlich durch viele Entscheidungen auch selber in die Situation gebracht, dass massiv Kritik geübt wird. Wenn ich nun formulieren müsste, ob ich denn für eine Verlängerung des Vertrages wäre, müsste ich mit einem klaren Jein antworten. Natürlich bin ich dafür, dass im Fernsehen Profiboxen gezeigt wird. Aber vieles, was uns in den letzten Jahren so geboten wurde, und damit meine ich sowohl Kampfansetzungen als auch Kampfausgänge, möchte ich auf keinen Fall mehr sehen.
© Uwe Betker

Wladimir Klitschko vs. Alexander Povetkin und vs. Markus Lanz

leave a comment »

Am Samstag, dem 05.10.2013 kämpft Wladimir Klitschko (63 Kämpfe, 60 Siege, 51 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) gegen Alexander Povetkin (26 Kämpfe, 26 Siege, 18 durch KO). Der ukrainische Schwergewichtsweltmeister der IBF (International Boxing Federation) und der WBO (World Boxing Organization) und der Super Champion der WBA (World Boxing Association) reist nach Moskau, um dort auf seinen russischen Herausforderer zu treffen.
Alexander Wladimirowitsch Povetkin war die große Schwergewichtshoffung von Sauerland Event. Kalle Sauerland persönlich, der Sohn von Wilfried Sauerland, holte den Goldmedaillengewinner der Olympischen Spielen 2004 in Athen nach Deutschland. Dadurch wurde dann auch medienwirksam der Generationenwechsel beim berliner Veranstalter öffentlich vollzogen. Povetkin blieb jedoch weit hinter den Erwartungen zurück, die man in ihn gesetzt hatte. In seinen acht Jahren als Profi errang er sich durch harte Arbeit den Titel „der zaghafte Zar“ und irgendwie wurde er auch so eine Art Quasi-Weltmeister der WBA im Schwergewicht.
Den Titel „zaghafter Zar“ hat er von mir verliehen bekommen. In einem früheren Internetauftritt gerierte er sich nicht nur als Zar, sondern bezeichnete sich auch selber so. Wie ein richtiger russischer Zar ist er natürlich ein „blütenreiner Demokrat“ und deshalb ist er Mitglied der Kremlpartei „Einiges Russland“. Er hat auch einen Abgeordnetensitz im Gebietsparlament der Oblast Kursk, was ihn wohl zu einem Nebenerwerbsprofiboxer macht. Jedenfalls boxte er in den letzten fünf Jahren nur ein Mal mehr als zweimal im Jahr. Das könnte man wohl so übersetzen: Povetkin kommt zweimal im Jahr nach Deutschland, um hier Geld zu verdienen. Dann geht er wieder zurück in seine Heimat, um dort seiner Haupttätigkeit in Kursk nachzugehen.
Zu dem Adjektiv „zaghaft“ als Zusatz zu seinem selbstgewählten Herrschertitel kam er, weil ihm bislang jedes Mal, wenn er gegen einen der Klitschkos boxen sollte, etwas dazwischen kam. Das eine Mal hindert ihn eine Nebenhöhlenentzündung am Fliegen. Ein anderes Mal lauerten ungeahnte Gefahren für Leib und Leben in der unendlichen Weite der Wälder von Russland, wo er sich dann beim Joggen verletzte. Schließlich erklärte sein Trainer Teddy Atlas, sein Schützling sei noch nicht so weit.
Ach so, beinah hätte ich noch vergessen zu erwähnen, dass Povetkin irgendwie ja Weltmeister der WBA ist. Natürlich ist er nicht der richtige Weltmeister – das ist natürlich noch immer Wladimir Klitschko. Aber da Klitschko auch Weltmeister anderer Verbände ist, machte die WBA ihn zum Super Champion. Eine solche Transformation eines richtigen Weltmeistertitels in einen erfundenen finde ich zwar unnötig, grotesk und schädlich für den Boxsport, aber in diesem Fall entspricht sie den Statuten – im Gegensatz zum Titel von Felix Sturm.
Dadurch, dass der Weltmeistertitel der WBA nun praktisch wieder vakant wurde, konnte Povetkin um ihn boxen, ohne gegen Wladimir Klitschko antreten zu müssen. Durch einen Punktsieg am 27.08.2011 über Ruslan Chagaev wurde er dann auch so eine Art Quasi-Weltmeister.
Nun aber findet der Kampf wohl doch statt. Darüber, was Povetkin nun dazu getrieben haben könnte, jetzt doch gegen einen Klitschko anzutreten, kann man nur spekulieren. Vielleicht drängt sein Veranstalter ihn ja dazu. Ein richtiger Schwergewichtsweltmeister wäre schließlich ein gutes Argument, um dem drohenden Vertrags-Aus bei der ARD etwas entgegen zu setzen. Dem Charme der Quoten eines Schwergewichtsweltmeisters könnte sich die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland denn kaum entziehen können. Aber mit einem Povetkin als richtigem Weltmeister hätte Sauerland Event mit Sicherheit gute Chancen, auch bei einem anderen TV Sender unterzukommen.
Natürlich ist es auch genauso gut möglich, dass ich Povetkin in den letzten Jahren schlicht Unrecht getan habe und es sich wirklich nur um eine Aneinanderreihung von Unfällen und Zufällen handelte, die ihn dann daran gehindert haben gegen einen Klitschko anzutreten. – Es könnte aber auch noch eine ganz andere Erklärung geben. Wenn man sich nämlich mal so umhört, dann findet man kaum jemanden, der ernsthaft mit seinem Sieg rechnen würde. Aber im Schwergewicht ist immer alles möglich.
Interessant dürfte es sein, wie Wolodymyr Wolodymyrowytsch Klytschko mit dem Druck umgeht. Zum einen boxt er in der Heimat seines Gegners. Er boxt aber auch gegen Markus Lanz, denn RTL hat die Übertragung des Boxkampfes aus Moskau auf den Sendeplatz von „Wetten, dass …?“ gelegt. Noch vor gar nicht so langer Zeit, wäre das undenkbar gewesen. Aber seit Lanz sind die Quoten der einstmals großen Samstagabend Unterhaltungsshow im freien Fall begriffen. Zuletzt sahen nur noch 6,7 Millionen zu, während bei einem später boxenden Klitschko schon 10 Millionen einschalteten.
Radio Télévision Luxembourg greift also mit Wladimir Klitschko das ZDF frontal an. Schon heute wird in der Presse spekuliert, ob Lanz, bzw. „Wetten, dass …?“ nach einer Niederlage im direkten Vergleich der Zuschauergunst noch eine Zukunft hat.
Das Zweite Deutsche Fernsehen sollte sich überlegen, ob es nicht wieder ins Boxen einsteigen will, anstatt weiter auf ein 32 Jahre altes Showkonzept und einen Showmaster zu setzen, der vom Publikum nicht akzeptiert wird. Schließlich sollte es doch möglich sein, aus den Fehlern der Vergangenheit, d.h. aus der Zusammenarbeit mit Universum Box-Promotion, zu lernen.
© Uwe Betker

Sauerland Event, WBO, Faustkämpfer Verband Austria und ein Mondmeister

leave a comment »

Es muss wohl eine unerträgliche Vorstellung sein, einen Kampf im Fernsehen zu übertragen, in dem es nicht um irgendeinen Titel geht. Wie kann man sich sonst diese Farce erklären: Arthur Abraham (36 Kämpfe, 33 Siege, 27 durch KO, 3 Niederlagen) gewann am Samstag, dem 14.01.2012 in Offenburg gegen Pablo Oscar Natalio Farias (21 Kämpfe, 19 Siege, 11 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) und wurde damit tatsächlich European Champion, also Europameister der WBO im Super Mittelgewicht. Wohlgemerkt gegen einen Gegner, der in Buenos Aires geboren wurde, der dort lebt und der auch die argentinische Staatsangehörigkeit hat.
Diese monströse Absurdität war nur möglich, weil Sauerland Event es so wollte, die Word Boxing Organisation (WBO) und der Faustkämpfer Verband Austria (FVA) dies sanktionierten und die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) es sich gefallen ließ. Natürlich wussten die entsprechenden Herren aus Berlin, Puerto Rico und Wien, dass Argentinien nicht in Europa liegt. Daher versah man Pablo Oscar Natalio Farias kurzerhand mit einer österreichischen Notlizenz. Hier könnte man natürlich die Frage stellen, ob denn damit der Argentinier nun auch wirklich berechtigt war, um die „Europameisterschaft“ der WBO zu boxen. Hätte er dann nicht eigentlich nur um eine „internationale“ Meisterschaft boxen dürfen?
Sei es, wie es ist. Sauerland Event, WBO und Faustkämpfer Verband Austria haben ihr Ziel erreicht: Arthur Abraham darf sich wieder Champion nennen. Wenn es denn ohne Titel nun mal nicht geht, kann man aber noch kreativer werden. Wieso lässt man beispielsweise Männer nicht um Frauen Weltmeisterschaften boxen? Wenn Nicht-Europäer um europäische Titel boxen können, sollten doch wohl auch Männer um Frauentitel boxen dürfen. Man muss ihnen nur eine entsprechende Lizenz ausstellen. Ich könnte mir da sogar vorstellen, dass eine solche Weltmeisterin dann auch die Akzeptanz des Frauenboxens bei der ARD und bei Wilfried Sauerland erhöht.
Ich hätte da noch einen Vorschlag für Sauerland Event, WBO und FVA. Wenn man schon aus Arthur Abraham nicht einfach so einen „World Champion“ machen kann, warum macht man aus ihm keinen „Moon Champion“. Anstatt sich mit anderen Weltmeistern herum zu schlagen, könnte man ihn gegen irgendeinen Boxer antreten lassen und ihn zum „Mondmeister“ küren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die WBO und der Faustkämpfer Verband Austria das sanktionieren und die ARD es auch übertragen würde.
© Uwe Betker