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Der BDB und die EBU

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Selbst wenn die Verbindung zwischen dem ältesten deutschen Profiboxverband, dem Bund Deutscher Berufsboxer, und der European Boxing Union im Himmel geschlossen worden sein sollte, so wird sie doch auf der Erde gelebt. Und genau da kommt es zwischen beiden immer wieder zu Konflikten. Kurz, der BDB hat schon wieder Ärger mit der EBU und mit einem anderen nationalen Verband.
So wie ich mich erinnere – Irrtümer sind natürlich möglich – begann alles damit, dass der BDB es schlicht versäumte, der EBU mitzuteilen, dass die Dopingprobe von Erkan Teper von dessen Kampf gegen Newfel Ouatah, am 13.06.2014, positiv war. Dabei hatte es sich um einen EBU Titelkampf gehandelt. Dann war Tepers Dopingprobe aus dem Kampf gegen David Price, am 17.07.2015, wieder positiv. Auch das war ein EBU Titelkampf. Die Information erfolgte hier nun ein paar Monate später.
Wie es sich darstellt, war die EBU wohl über die Handhabung der Dopingfälle Erkan Teper nicht amüsiert. Sie sperrten Teper zunächst mal bis zum 17.07.2017. Dann gingen sie hin und stuften den Status des BDB als vollwertiges Mitglied im Januar 2016 zu dem eines vorläufigen Mitglieds herab. Allerdings wurde der BDB bereits wenige Monate später, im Juni, schon wieder hochgestuft.
Am 03.07.2016 lizenzierte der BDB dann Tepers Kampf gegen Derric Rossy, obwohl die vom BDB selbst verhängte Sperre noch nicht in voller Länge abgelaufen war. Teper konnte so also zwei Wochen vor Ablauf der Sperre seinen Kampf bestreiten. Positiv bei der Sache ist, dass sich, wohl erstmalig, ein mit BDB Lizenz Boxender Trainingskontrollen unterziehen musste. Das war bis dahin für Boxer, die ja „Weltbürger“ sind, nicht möglich.
Schon wieder scheint dir EBU nicht besonders amüsiert, dass die sowieso schon kurze BDB-Sperre von Teper noch weiter verkürzt worden war. Die EBU teilte in einer Erklärung an die Mitgliederverbände mit, dass der BDB nicht mehr als vollwertiges Mitglied, sondern nur noch als „vorläufiges Mitglied“ geführt wird. Stefan Braune wurde dann auch gleich noch aus dem Vorstand der EBU ausgeschlossen. Es war die Rede von „einem deutlichen, mangelnden Respekt gegenüber der Suspendierungs-Regeln“.
Hinzu kommt nun noch, dass das „vorläufige Mitglied“ BDB mit dem Vollmitglied NPBF Ärger hat. Der Norwegian Professional Boxing Federation gefällt es nämlich nicht besonders, dass der deutsche Verband Shows in Norwegen sanktioniert, wie es am 01.10.2016 im „Spectrum“ in Oslo geschehen ist. Hier boxten Cecilia Braekhus (29 Kämpfe, 29 Siege, 8 durch KO) gegen Anne Sophie Mathis (33 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) gegeneinander. Es ging um die Titel WBC, WBA, IBF, WBO und IBO im Weltergewicht. Hinzu kam das Profidebüt von Kevin Melhus (1 Kampf, 1 Sieg, 1 durch KO) gegen Christian Dulz (2 Kämpfe, 1 Sieg, 1 Niederlage, 1 durch KIO) im Cruisergewicht.
Das Problem bei Auslandseinsätzen nationaler Verbände ist, soweit ich richtig informiert bin, dass sie laut EBU-Vereinbarung einfach nicht erlaubt sind, d.h. kein Verband in der EBU wildert auf dem Gebiet ein es anderen. – Der Österreichische Verband macht eine Ausnahme.
Soweit ich also informiert bin, hat nun der BDB in Norwegen gewildert und dort eine Veranstaltung sanktioniert. Das ist schon deswegen besonders pikant, man könnte auch sagen besonders unsolidarisch, weil in Norwegen noch bis vor kurzem das Profiboxen verboten war. Einem Verband, der dafür gekämpft hat, dass dieses Verbot nach mehr als 30 Jahren aufgehoben wird, nun die erste große Show dann wegzunehmen, ist vermutlich nicht so ganz nett.
Angeblich gibt es eine Mail des BDB an den Veranstalter First Lady Promotion (FLP), in der der BDB schreibt, dass die NPBF eine Veranstaltung dieser Größe nicht veranstalten soll. Gleichzeitig soll der BDB in dieser Mail auf seine brillante Erfahrung bei der Sanktionierung von WM-Kämpfen und seinen Ruf im Kampf gegen das Doping hingewiesen haben.
Auch wenn man noch gutwillig hervorhebt, dass die eingesetzten BDB-Mitglieder bei dem Titelkampf in einer anderen Funktion in Erscheinung traten, Frank Michael Maass als Ringrichter für einen der Weltverbände, Malte Müller Michaelis als Supervisor des WBC und Beate Poeske als Supervisorin der WBO, hat der BDB doch eine Grenze überschritten. Im Vorprogramm boxte immerhin Kevin Melhus. Der Cruisergewichtler Melhus ist Norweger und lebte in Skien, Norwegen, womit Melhus auch mit einer norwegischen Lizenz boxen muss. Eine Lizenz vom norwegischen Verband hat er aber nicht. Er boxte dennoch auf besagter Veranstaltung. Der BDB Mann Rene Fiebig war der Ringrichter und Maurizio Rinaudo Punktrichter – und er ist, wenn ich mich richtig erinnere, ebenfalls BDB-Mitglied. Soweit der NPBF und ich das beurteilen können, widerspricht das eindeutig den EBU Regeln.
Schaut man sich die ganzen Probleme an, die der Bund Deutscher Berufsboxer mit der European Boxing Union hat, dann könnte man glatt auf die Idee kommen, der BDB hat überhaupt keine Lust, sich an die EBU-Regeln zu halten. Dann kann man sich aber auch weiter fragen, warum der BDB eigentlich nicht aus der EBU austritt. Das würde doch wohl allen helfen. Oder ist es für einen nationalen Profiboxverband wirklich so erstrebenswert, einen Rekord in Mitgliedschaftsrunterstufungen aufzustellen?
© Uwe Betker

Das Cutman Seminar von Olaf Schröder

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Googlet man den Begriff „Cutman“, so findet man bei Wikipedia, eingebettet in den Artikel über „Cut (Boxen)“, folgende Definition: „In der Ecke eines jeden Profi-Boxsportlers steht während des Kampfs neben dem Trainer und einem Helfer oder Physiotherapeuten ein so genannter „Cutman“ bereit. Dieser kümmert sich ausschließlich um die Versorgung von Cuts, Schwellungen und Nasenbluten. Sollte die Wunde im Laufe des Kampfes weiterhin bluten oder sich vergrößern, ist der Ringrichter gehalten, den Kampf abzubrechen. Auch der Ringarzt kann diese Entscheidung vom Ringrichter einfordern. Cutmen sind auch bei anderen Vollkontakt-Sportarten wie z. B. Kickboxen im Einsatz.“ Der oder diejenigen, die dies geschrieben haben, sind offensichtlich nur selten bei Profiboxveranstaltungen gewesen. Da sieht man nämlich sehr viele verschiedene Typen von Cutmen. Sehr beliebt ist es, einen Freund als Cutman mitzunehmen, damit er umsonst in die Veranstaltung kann. Nach dem rheinischen Motto: „Et hätt noch emmer joot jejange.“ Man konnte auch schon Trainerlegenden bei WM Kämpfen ohne Cutman in den Ring steigen sehen. Es kommt wie es kommen kann, der Weltmeister kommt mit einer Platzwunde in die Pause und er berühmte Trainer lernt, dass Multitasking doch nicht ganz so einfach ist. Am Ende hat der Boxer durch TKO verloren, wenn ich mich recht entsinne.
Da gibt es aber zum Beispiel auch noch die Ehefrau des Boxers, die in ihrer Funktion als Cutwoman lauter in den Ring schreit als der Trainer. Was dazu führt, dass der sekundierte Boxer klammert, um seiner Angetrauten zu sagen: „Schatz, lass mich bitte boxen.“ – Habe ich selber gesehen und gehört.
Ein Typ Cutman ist aber gefühlt in der Mehrheit. Das ist der Mann, der mit dem Handtuch den Boden aufwischt, um dann mit demselben Handtuch durch das Gesichts seines Schützlings zu fahren und gegebenenfalls auch damit die blutende Wunde zu behandeln. Von diesen Cutmen, aber es gibt auch Trainer die das machen, wimmelt es nur so an den Ringen.
Einige jedoch nehmen ihr Tun auch ernst. Einer von ihnen ist Olaf Schröder, einer der wenigen bekannten deutschen Cutmen. Bemerkenswert ist, dass er auch ein Cutman Seminar anbietet. Das habe ich unlängst besucht. Was mir da auffiel, war, dass kaum ein Teilnehmer aus dem Bereich Boxen kam. Gar vom Profiboxen kam keiner.
Der Bielefelder Olaf Schröder ist seit über drei Jahrzehnten an den Boxringen überall auf der Welt zu finden. So stand er u. A. in der Ecke von Firat Arslan, Francois Botha, Christina Hammer, Richel Hersisia, Raymond Joval, Milan und Lukas Konecny, Mihaly Kotai, Luan Krasniqi, Natascha Ragosina, Axel Schulz, Robert Stieglitz und Jan Zaveck.
Das Seminar gliederte sich fünf fakultative und zwei optionale Themen:
1.) Grundvoraussetzungen
2.) Ausrüstung des Cutman
3.) Arbeiten in der Ringecke
4.) Arten von Verletzungen
5.) Nach dem Kampf
6.) Professionelles Bandagieren (mit Kai Gutmann)
7.) Regelkunde bei Verletzungen
Kai Gutmann, Promoter, Trainer und Inhaber der Sportschule Tosa Inu in Lemgo, übernahm den Part des professionellen Bandagierens. Er führte nicht nur in die Theorie ein und demonstrierte sie, sondern er ließ die Seminarteilnehmer sich auch, unter seiner Anleitung, gegenseitig bandagieren.
Das Seminar war sehr lehrreich, informativ und, was sehr selten ist, unterhaltsam. Ob ich dadurch zu einem richtigen Cutman geworden bin? Das weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass ich, auch ohne praktische Erfahrung, es auf jeden Fall besser machen kann als die Vielen, die mit ihren Handtüchern den Ringboden zu wischen pflegen. Ich würde ihnen, wie auch allen anderen Interessierten, dieses Seminar empfehlen.
© Uwe Betker