Box-Blog

Posts Tagged ‘Yoan Pablo Hernandez

Die ultimativ subjektive Liste 2014

leave a comment »

Boxer des Jahres
Gennady Golovkin (31 Kämpfe, 31 Siege, 28 durch KO) ist zurzeit der beste Mittelgewichtler der Welt. In allen Pound for pound Listen steht er ganz oben. Warum hat kein deutscher Veranstalter ihn unter Vertrag genommen, nachdem Universum Box-Promotion seine Tore geschlossen hatte?

Boxer des Jahres (ehrenhalber)
Der IBF Cruisergewichtsweltmeister Yoan Pablo Hernandez (30 Kämpfe, 29 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) hat sich 2014 mehrfach politisch geäußert und gegen den Völkermord an den Jesiden im Nordirak demonstriert. Das ist nicht nur sehr ehrenwert. Normalerweise äußern sich Profiboxer in Deutschland ja nicht politisch, es sei denn, dass sie ihrer Bewunderung für Wladimir Wladimirowitsch Putin Ausdruck verleihen wollen, oder wenn sie darüber sprechen, dass die Bevölkerung in Russland noch nicht reif sei für eine Demokratie. Dies Engagement vom Hernandez bringt ihm den Titel Boxer des Jahres (ehrenhalber) ein.

Boxerin des Jahres
Özlem Sahin (19 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 1 Unentschieden) wurde am 21.06.2014 Weltmeisterin der WIBF, WBF und GBU im Minimumgewicht. Ohne Veranstalter und ohne Manager erreichte sie dies. Seit 2007 boxt sie nun als Profiboxerin unter wechselnden Trainern. Sie ist ohne Zweifel eine der attraktivsten Boxerinnen der Welt.

KO des Jahres
Habe ich verpasst.
Schlechteste Veranstaltung des Jahres
Alle Veranstaltungen von großen Promotern, die das Geld nicht wert waren, das die Fernsehsender und die Zuschauer an den Kassen bezahlt haben.

Rookie des Jahres (männlich)
Manager Rainer Gottwald verkündete lautstark, sein Schützling Vincent Feigenbutz (19 Kämpfe, 18 Siege, 17 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) könne jetzt Arthur Abraham schlagen. Nun, das bezweifle ich schon. Aber Feigenbutz hat einen guten Punch, und mit einem Mehr an Technik kann der Karlsruher noch weit kommen. Er ist auch seit kurzem bei Sauerland Event unter Vertrag.

Rookie des Jahres (weiblich)
Die Weltergewichtlerin Ornella Domini (8 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO) aus der Schweiz hat zwar erst 8 Kämpfe bestritten, ist aber bereits auf Position 6 der unabhängigen Weltrangliste – und das ohne Titelkampf.

Ringrichter des Jahres
Manfred Küchler vom BDB. Bereits am 14.10.2011 hatte er einem Heimboxer, nämlich Alexander Petkovic, eine Niederlage erspart, indem er beherzt eingriff. Am 26.07.2014 wurde er nun noch zum Wiederholungstäter. Er sorgte nämlich dafür, dass Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO), die von Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) ganz regelkonform KO geschlagen worden war, doch ihren WM Titel behalten durfte. Das schaffte er, indem er kurzerhand die Siegerin disqualifizierte.
Ich möchte hier noch mal bemerken, dass es mir persönlich absolut schleierhaft ist, wieso der Bund Deutscher Berufsboxer einen solchen Mann, der offensichtlich das Boxen so sehr hasst, dass er immer wieder versucht, dessen Glaubwürdigkeit zu zerstören, in seinen Reihen duldet. Manfred Küchler vom BDB gebührt eigentlich nicht der Titel Ringrichter des Jahres, sondern wohl eher skandalösester Ringrichter aller Zeiten oder schlechtester Ringrichter aller Zeiten.

Absteiger des Jahres (männlich)
2014 war für Robert Stieglitz (52 Kämpfe, 47 Siege, 27 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) ein Seuchenjahr. Erst verlor er den Rückkampf gegen Arthur Abraham und war damit auch seinen WBO Titel im Super Mittelgewicht los. Und dann erreichte er gegen Felix Sturm nur ein Unentschieden.

Absteiger des Jahres (weiblich)
Elina Tissen (20 Kämpfe, 18 Siege, 6 durch KO, 2 Niederlagen) bestritt im Oktober 2013 erst einen Kampf ohne sanktionierenden Verband, den sie gewann. 2014 boxte sie nur einmal. Sie gewann auch wieder. Ihre Gegnerin kam mit einem Rekord von 9 Kämpfen, 4 Siegen, 4 Niederlagen und ein Unentschieden in den Kampf. Das war dann auch noch ein WM Kampf im Federgewicht nach Version WIBF und GBU. – Ich werde mich ehrlich bemühen, nie wieder über diese Frau zu schreiben, die sich selber Maschine nennt.

Aufsteiger des Jahres (männlich)
Der Weltergewichtler Robert Tlatlik (16 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO) schickt sich an, in die europäische Spitze vorzustoßen.

Aufsteiger des Jahres (weiblich)
Nicole Wesner – Leichtgewicht – 9 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, bereits Weltmeisterin der WIBF und WBF, Nummer 8 der unabhängigen Weltrangliste – Was soll ich mehr schreiben?

Aussteiger des Jahres (männlich)
Markus Tomala (11 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, 2 Niederlagen) erklärte mir vor ein paar Monaten, er sei noch im Training und warte auf Kämpfe. Aber ich habe den Verdacht, dass er nie wieder in den Ring steigt. Seinen letzten Kampf bestritt Tomala am 16.12.2012. In ihm zeigte er, was aus ihm hätte werden können. Ich habe dem Düsseldorfer Schwergewichtler locker zugetraut, Deutscher Meister zu werden. Auch eine Europameisterschaft traute ich ihm zu. Man mag mich für einen Träumer halten, aber sogar einen heißen Tanz mit einem der Klitschkos habe ich für möglich gehalten. Schade!

Aussteiger des Jahres (weiblich)
Die Federgewichtlerin Goda Dailydaite (9 Kämpfe, 8 Siege, 2 durch KO, 1 Niederlage) boxte 2013 zum letzten Mal. Sie verlor gegen Ina Menzer (31 Kämpfe, 30 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage) in deren Abschiedskampf. Offensichtlich konzentriert sie sich jetzt auf ihr Lehramtsstudium.

Veranstalter des Jahres
Veranstalter des Jahres kann nur sehr schwer ein großer Veranstalter mit TV Vertrag werden. Die Großen bekommen viel Geld für ihre Veranstaltungen, aber häufig wirken ihre Shows billig und die Gegner ihrer Boxer sehen schlecht aus. Offensichtlich verschwindet einfach zu viel Geld in den Taschen der Veranstalter, die dann eben zu wenig Geld für ihre Veranstaltungen ausgeben. Da lobe ich mir die vielen Kleinen, die mit viel Mut, viel Enthusiasmus und Liebe – und wenig Geld – veranstalten.
Drei möchte ich hier stellvertretend für viele andere nennen: Benedikt Poelchau, Patrick Driessen, Timor Khalil und Peter M. Pospichal.
Der Veranstalter Benedikt Poelchau ist erneut Veranstalter des Jahres geworden. Zwar veranstaltet er nur selten, aber wenn, dann richtig gut. Seine Show im Volkshaus in Zürich, am 30.08.2014 war einfach vorbildlich. An Poelchau sollten sich die großen und mit TV-Verträgen ausgestatteten Promoter ein Beispiel nehmen. Noch besser wäre es aber, wenn ein Fernsehsender seine Show übertragen würde.

Veranstaltung des Jahres
Die Veranstaltung im Volkshaus in Zürich am 30.08.2014 von Benedikt Poelchau war so gut, dass einer dieser ewigen Nörglern nur bemängeln konnte, dass bei seiner Show die Nummerngirls zu schnell waren.

Boxevent des Jahres
Diese Kategorie sollte ich eventuell ganz streichen. Wenn es nämlich ein Event, also eine Großveranstaltung, nicht schafft, Veranstaltung des Jahres zu werden, warum sollte man ihr dann noch den Trostpreis „Boxevent des Jahres“ zukommen lassen, nur weil die Veranstalter viel Geld dafür bekommen haben?

Fehlentscheidung des Jahres
Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO) hat Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO) absolut regelkonform KO geschlagen. Der Ringrichter Manfred Küchler vom BDB hat seiner Verachtung für den Sport und das Publikum Ausdruck verliehen, indem er Mathis disqualifizierte. Dass die Entscheidung später in ein No Contest umgewandelt wurde, ändert nichts an dem Skandal.

Trainer des Jahres
Fritz Sdunek (geb. am 18. April 1947 in Lüssow – gest. am 22. Dezember 2014 in Hamburg). Der große Fritz ist tot. Wie kein anderer verkörperte er den Trainer, der bei und mit seinen Schützlingen war. Man hatte nie den Eindruck, dass er seine Boxer als Mittel zum Zweck des Geldverdienens sah. Er war vielleicht der beste und ehrlichste deutsche Trainer aller Zeiten.

Entgleisung des Jahres
Die Entgleisung des Jahres ist eigentlich nichts weiter als eine unglaublich ehrliche Reaktion. Als Ulli Wegner auf der Pressekonferenz mitgeteilt wurde, was der ARD Experte Henry Maske über den Sieg von Yoan Pablo Hernandez (30 Kämpfe, 29 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) über Firat Arslan (44 Kämpfe, 34 Siege, 21 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) gesagt hatte, war er empört. Wegner polterte: „Dass Henry von einem Fehlurteil spricht, ist eine Schweinerei von ihm. Wer das so sieht, der kann nicht mehr mein Freund sein.“

Boxkampf (männlich) des Jahres
fand nicht in Deutschland statt.

Boxkampf (weiblich) des Jahres
Özlem Sahin (18 Kämpfe, 17 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden) bestritt am 21.06.2014 ihren ersten WM Kampf. Es ging um die WIBF, WBF und GBU Titel im Minimumgewicht. Eindrucksvoll besiegte sie Thuion Thanyathada alias Buangern OnesongchaiGym (18 Kämpfe, 11 Siege, 2 durch KO, 6 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden). Von Runde zu Runde stärker werdend, schickte sie ihre Gegnerin in der sechsten Runde nach einer längeren Kombination zu Boden. Wieder auf den Beinen, deckte Sahin sie weiter mit Schlägen ein, unter denen Thanyathada zusammenbrach und ausgezählt wurde. – Ein großartiger Kampf von eine großartige Weltmeisterin.

Comeback des Jahres (männlich)
Graciano Rocchigiani versucht sein Comeback. Nachdem 2012 bekannt wurde, dass er sein komplettes Vermögen durchgebracht hat und Hartz IV bezieht. Nun betreibt er ein eigenes Box Gym.

Comeback des Jahres (weiblich)
2013 musste Rola El Halabi (15 Kämpfe, 14 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage) bei ihrem Comebackkampf, nachdem sie sich von ihren Verletzungen erholt hatte, eine bittere Niederlage einstecken. Damals zeigte sie sich als große und faire Verliererin. Mittlerweile ist sie die Nummer 6 in der unabhängigen Weltrangliste im Junior Weltergewicht und Weltmeisterin der Verbände WIBF, WIBA und UBF.

Bester Show Act des Jahres
Was ist besser als Nummerngirls? – Nummerngirls und Gogo-Tänzerinnen oder Sambatänzerinnen. Auf der Veranstaltung von Patrick Driessen, am 08.11.2014 in Voerendaal bei Heerlen, gab es nicht nur gutes Boxen zu sehen, sondern auch Gogo-Tänzerinnen. Wieso gibt es eigentlich nicht auf allen Profiboxveranstaltungen Gogo-Tänzerinnen?

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (männlich)
Der Mittelgewichtler Istvan Szili (20 Kämpfe, 18 Siege, 7 durch KO, 2 Unentschieden) könnte innerhalb eines halben Jahres Weltmeister werden. Absolut unverständlich warum kein deutscher Veranstalter mit TV-Vertrag den sympathischen, deutsch sprechenden und klasse boxenden Szili unter Vertrag nimmt. Aber vielleicht sind es ja genau diese drei Eigenschaften, die man nicht haben will.

Boxer, der einen WM-Kampf verdient (weiblich)
Melanie Zwecker (6 Kämpfe, 5 Siege, 2 durch KO) ist eine Federgewichtlerin aus Karlsruhe, die sich innerhalb ihrer zwei Jahre als Profi sehr schnell entwickelt hat. In ihrem letzten Kampf wurde sie World Boxing Federation International Champion. Wenn sie sich weiter in dem Tempo entwickelt, traue ich ihr Ende 2015 einen WM Titel zu.

Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Der Berliner Mittelgewichtler Arthur Hermann (15 Kämpfe, 14 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage) wird hier meist übersehen, schlicht weil er in London lebt und trainiert und vor allem in Großbritannien boxt. Hermann ist jedoch ein Mann mit Potential.

Boxkampf, den wir 2015 sehen wollen (männlich)
Schön wäre, wenn der WBA Weltmeister im Halbschwergewicht Jürgen Brähmer (47 Kämpfe, 45 Siege, 33 durch KO, 2 Niederlagen) mal wieder gegen einen halbwegs guten Boxer antreten würde. Zsolt Erdei (35 Kämpfe, 34 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage), der von 2004 bis 2009 Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht war, wäre da eine gute Wahl.

Boxkampf, den wir 2014 sehen wollen (weiblich)
Wenn es einen Rückkampf geben muss, dann den zwischen Christina Hammer (18 Kämpfe, 17 Siege, 8 durch KO) und Anne Sophie Mathis (31 Kämpfe, 27 Siege, 23 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO).
© Uwe Betker

Written by betker

30. Dezember 2014 at 23:59

Veröffentlicht in Boxen

Tagged with , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Von Boxexperten im Fernsehen

leave a comment »

Wikipedia definiert den Experten wie folgt: „Experte, von lateinisch expertus ‚erprobt‘, (auch Fachmann/Fachfrau, Pl. Fachleute , Fach- oder Sachkundiger, Spezialist) ist ein Schlagwort und bezeichnet als solches eine Person, die über überdurchschnittlich umfangreiches Wissen auf einem Fachgebiet oder mehreren bestimmten Sacherschließungen oder über spezielle Fähigkeiten verfügt oder der diese Eigenschaften zugeschrieben werden. Neben dem theoretischen Wissen kann eine kompetente Anwendung desselben, also praktisches Handlungswissen, für einen Experten kennzeichnend sein.“ Also ein Experte ist ein Fachmann. Ein Boxexperte ist dann ein Fachmann in Sachen Boxen. So weit, so banal.
Ein Grundproblem mit Experten ist nun aber, dass sie zwar fachkundig sein mögen, also über ein überdurchschnittlich umfangreiches Wissen auf einem Fachgebiet verfügen, nur heißt das noch lange nicht, dass sie Andere auch daran teilhaben lassen – und das auch dann nicht, wenn sie öffentlich als Experten auftreten. Als bestes Beispiel können da die Boxexperten im Fernsehen herangezogen werden. Einschränkend muss ich hier sagen: Das gilt vor allem für Experten im deutschen Fernsehen. Z.B. die amerikanischen Experten nämlich sind sehr viel kritischer als die deutschen. Das hat grob gesagt vor allem drei Gründe: 1. Die Bindung zwischen TV Sender und Veranstalter ist in den Staaten nicht so eng. 2. In den USA gibt es mehr Zuschauer, die sich tatsächlich fürs Boxen interessieren. 3. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es dort eine wirklich kritische Berichterstattung über Boxen, die sogar Tradition hat. Hierzulande herrscht dagegen mehr so was wie Hofberichterstattung.
Ein Beispiel zur Illustration:
Henry Maske, der ehemalige Weltmeister im Halbschwergewicht, nutzte seine Popularität als Boxer, um nach Beendigung seiner Karriere als Boxexperte für die ARD zu fungieren. Von 2007 an kommentierte er die Veranstaltungen seines ehemaligen Veranstalters Sauerland Event. Hierbei wurde er, positiv ausgedrückt, seinem Image als Gentleman gerecht. Negativ ausgedrückt, beschönigte er, was gezeigt wurde und er schreckte auch nicht davor zurück, die schlimmsten Fehlentscheidungen, wie z.B. den Punktsieg von Marco Huck über Denis Lebedev am 19.12.2010, schönzureden. Willfährig versicherte er den Zuschauern und dem ihn bezahlenden TV Sender, das, was sie zu sehen bekamen, sei gut gewesen.
Erst nachdem die ARD ihren Ausstieg aus dem Boxen à la Sauerland verkündet hatte, zeigte sich Maske ein einziges Mal kritisch. Nach dem Kampf von Firat Arslan gegen den IBF-Weltmeister Yoan Pablo Hernandez am 16.08.2014 sagte er in der ARD, er habe Arslan als Sieger gesehen. Nun könnte man ja meinen, dass Maske zum Ende seiner ARD-Experten-Karriere doch wenigsten einmal die Fernsehzuschauer von seinem überdurchschnittlich umfangreichen Wissen hätte profitieren lassen. Man kann die Sache aber auch anders verstehen. Zur selben Zeit nämlich ging das Gerücht um, Henry Maske werde in Zukunft für Z! Promotion der Brüder Zastrow tätig sein und die hätten sich nun um einen TV-Vertrag bei der ARD bemüht. Auf der Pressekonferenz nach dem Kampf zeigten sich die Verantwortlichen von Sauerland recht dünnhäutig. Ulli Wegner kündigte Maske öffentlich seine Freundschaft auf und Wilfried Sauerland stellte Maskes Fähigkeit als Experte fürs Boxen in Frage. Leider habe ich das Video von der Pressekonferenz nicht mehr im Internet gefunden.
Kritik ist ja nun auch nicht gerade etwas, was ein TV-Sender oder ein Veranstalter von einem Experten hören will. So wurde z.B. Axel Schulz als Experte bei SAT.1 abgelöst, als er es doch am 25.06.2011 tatsächlich gewagt hatte, die Leistung von Felix Sturm gegen Matthew Macklin zu kritisieren.
Man kann natürlich verstehen, dass ein TV-Sender, der schließlich Geld zahlt für eine Veranstaltung, von einem Experten, den er auch bezahlt, nicht unbedingt hören will, dass das, was da gekauft wurde von schlechter Qualität ist. Gleichzeitig möchte ich den Verantwortlichen der Fernsehsender aber zu bedenken geben, dass mit jeder Show die schöngeredet und mit jeder Fehlentscheidung, die weggeredet wird, ihr Produkt an Glaubwürdigkeit verliert – genauso wie auch die Experten. Allen Beteiligten würde ein mehr an Mut und Rückgrat da m. E. schon gut tun.
© Uwe Betker

Die Abschiedsshow von Sauerland Event bei der ARD

leave a comment »

Als der berliner Veranstalter Sauerland Event noch um die Vertragsverlängerung bei der ARD kämpfte, verkündete der Chef, Kalle Sauerland, immer wieder, er wolle „Kämpfe auf Augenhöhe“ sehen. Nun hat er aber die Vertragsverlängerung nicht bekommen und wechselt zu SAT.1. Am 06. Dezember 2014 findet in Oldenburg die letzte Show von Sauerland für die ARD statt. Dies ist noch mal eine Möglichkeit, den von Kalle Sauerland formulierten Anspruch auch an der realisierten Veranstaltung zu messen.
Den Hauptkampf bestreitet der WBA Halbschwergewichtsweltmeister Jürgen Brähmer (46 Kämpfe, 44 Siege, 32 durch KO, 2 Niederlagen). Er boxt gegen Pawel Glazewski (25 Kämpfe, 23 Siege, 5 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO). Der Veranstalter schreibt in einer Pressemeldung: „Der Schlagkraft Glazewskis fiel mit Roy Jones Jr. sogar schon eine Legende des Boxsports zum Opfer, der sich nach einem Niederschlag nur knapp über die Zeit retten konnte.“ Diese Sätze kann man aber getrost als Beschönigung betrachten. Der Herausforderer hat nämlich nur eine KO Rate von 20%, während Brähmer immerhin 69,57% aufzuweisen hat. Glazewski ist, was die Schlagkraft angeht, also hoffnungslos unterlegen.
Glazewski ist auch nur die Nummer 41 in der unabhängigen Weltrangliste. Ein Karo Murat (28 Kämpfe, 25 Siege, 15 Siege, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), der schließlich seinen letzten Kampf verloren hat, ist auf Position 33 und damit besser platziert. Glazewski ist noch nicht einmal der beste polnische Boxer in seiner Gewichtsklasse. Das ist nämlich Andrzej Fonfara (29 Kämpfe, 25 Siege, 15 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO), der auch an Position 12 in der Welt ist. Positiv ausgedrückt: Jürgen Brähmer boxt gegen den zweitbesten polnischen Boxer im Halbschwergewicht. Negativ ausgedrückt: Brähmer boxt gegen einen Mann, der keine Chance gegen ihn haben dürfte. Alles andere als eine KO Sieg für ihn wäre eine Sensation.
Natürlich kann man sich unzählige Szenarien vorstellen, die Glazewski eine Chance eröffnen könnten, als Sieger den Ring zu verlassen. Brähmer könnte z.B. im Ring ausrutschen und sich ein Bein brechen. Oder, Brähmer könnte ausrutschen und sich eine Hand brechen. Oder, er könnte sich das Knie verrenken. Also es gibt unzählige Möglichkeiten. Aber wenn man sich nur die Kampfpaarung anschaut, dann muss man feststellen: Pawel Glazewski hat keine Chance und diese Ansetzung ist definitiv kein Kampf auf Augenhöhe. Sauerland Event bietet der ARD mit anderen Worten zum Abschied eine der Veranstaltungen an, für die sie immer wieder, auch von Boxfans, kritisiert wurden.
Zu groß ist wohl die Angst in Berlin, Brähmer einen Gegner auf Augenhöhe, also einen gleichstarken Gegner, zuzumuten. Die Personaldecke für Hauptkämpfer ist ja nun auch mit dem Weggang von Marco Huck (41 Kämpfe, 39 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), dem Weltmeister der WBO im Cruisergewicht, deutlich dünner geworden. Und Brähmer ist nun auch bereits 36 Jahre alt; seine Tage als Weltmeister sind dementsprechend gezählt.
Auch wenn man viel Verständnis für Sauerland Event aufbringen will, so ist doch nicht zu verstehen, warum man für die letzte ARD Show noch mal einen so schwachen Gegner aussucht. Soll die Show als Visitenkarte für Veranstaltungen, die zukünftig bei SAT.1 zu erwarten sind, anzusehen sein, dann kann einem schon das Grauen kommen. Wieso boxt Brähmer eigentlich nicht gegen Zsolt Erdei (35 Kämpfe, 34 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage)? Erdei war von 2004 bis 2009 Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht. Dann bestimmte seinerzeit die Stallregie von Universum Box-Promotion, er soll hoch gehen ins Cruisergewicht, damit Brähmer um einen WM Titel boxen kann. Allein aus dieser Tatsache ergäbe sich schon genug Spannung für einen guten Kampf. Brähmer dürfte zwar bei dieser Paarung Favorit sein, aber Erdei wäre bestimmt nicht hoffnungslos unterlegen – wie jetzt der Herr aus Polen, der ihn boxen darf. Ein Kampf zwischen Brähmer und Erdei ist auch, wie ich finde, schon lange überfällig. Gut, natürlich kann es sein, dass Brähmers Management seinem Schützling nicht zutraut, gegen Erdei gewinnen zu können. Das kann dann aber nur heißen, dass wir auf SAT.1 Brähmer nur gegen handverlesene Gegner zu sehen bekommen, nämlich solche in der Preisklasse von Pawel Glazewski.
Zur Ehrenrettung von Sauerland Event muss allerdings ergänzt werden, dass bei der Veranstaltung auch Yoan Pablo Hernandez (30 Kämpfe, 29 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) gegen Ola Afolabi (28 Kämpfe, 21 Siege, 10 durch KO, 3 Niederlagen, 4 Unentschieden) im Cruisergewicht seinen IBF Titel verteidigen soll. Das ist nun schon eine richtig gute Kampfansetzung – aber nur als Vorkampf zu Brähmer.
© Uwe Betker

Eine Prognose: Hernandez vs. Arslan

leave a comment »

Es ist eigentlich eine undankbare Aufgabe, den Ausgang eines Kampfes zu prognostizieren. Trifft die Voraussage ein, sagen die meisten: „Habe ich doch selber vorhergesagt!“ Trifft sie nicht ein, hat man sich lächerlich gemacht. Kleine Anmerkung: Ich habe einmal eine Wette um eine Cola auf den Ausgang eines Boxkampfes verloren. Ganz der gute Verlierer, war ich natürlich erst bereit, meine Schulden zu begleichen, als das Mindesthaltbarkeitsdatum des koffeinhaltigen Erfrischungsgetränks abgelaufen war. Trotzdem möchte ich hier eine Prognose für den am 16. August in Erfurt stattfindenden IBF Weltmeisterschaftskampf im Cruisergewicht abgeben. Hier sollen Yoan Pablo Hernandez (29 Kämpfe, 28 Siege, 14 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) und Firat Arslan (43 Kämpfe, 34 Siege, 21 durch KO, 7 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) aufeinandertreffen.
Es gibt kaum jemanden, der sich für Boxen interessiert und Firat Arslan nicht mag. Spätestens seit seiner ersten Niederlage gegen Marco Huck, am 03.11.2012, lieben fast alle Arslan. Damals vermöbelte er den vermutlich schlecht trainierten WBO Weltmeister Huck. Aber die beiden Punktrichter Paul Thomas und Mickey Vann punkteten jeweils 113:115 für Huck. Es waren wohl vermutlich nur diese Beiden und Mitarbeiter von Sauerland Event sowie eingefleischte Huck-Fans, die den Kampf genauso sahen. Damals fiel bei der TV Übertragung auch das böse B-Wort, nämlich Betrug. Leider werden Paul Thomas und Mickey Vann immer noch von deutschen Veranstaltern und TV Sendern akzeptiert. Das erweckt dann allerdings den Eindruck, dass die Veranstalter und Fernsehsender solches Verhalten zumindest tolerieren, wenn nicht gar wünschen. – Den Rückkampf am 25.01.2014 gewann Huck dann übrigens souverän.
Nun also geht es um Arslan gegen Hernandez, der gerade eine Handverletzung auskuriert hat. Und dennoch – ich will es gleich vorweg sagen – kann ich mir kaum vorstellen, dass Arslan gewinnen kann. Er hat maximal eine Außenseiterchance (20:80). Für den bereits 43-jährigen Herausforderer, dürfte dies tatsächlich überhaupt die letzte Chance sein, wenn man sie denn als realistische Chance ansieht, Weltmeister zu werden. Hernandez ist jünger – er ist 29 Jahre alt – und beweglicher. Sein Boxstil, der dadurch gekennzeichnet ist, immer nach vorne zu gehen, kommt Hernandez entgegen. Der Weltmeister hat eine gute Beinarbeit und er schlägt variabler.
Gerne wird angeführt, dass Arslan mit einer professionellen und erfahrenen Ecke in den Ring geht. Er wird nämlich betreut von Fritz Sdunek. Aber auch ein Sdunek wird es wohl nicht schaffen können, einem Arslan innerhalb von, wie ich gehört habe, vier Wochen viel Neues beizubringen. Sollte der neue Trainer aber nun doch einen positiven Effekt haben, dann dürfte er eher psychologischer Natur sein. Beide Boxer haben eine KO Quote um die 48%. D.h. beide können Gegner KO schlagen, sie sind aber keine ausgesprochenen Puncher. Arslan dürfte dabei gefühlt noch den schwächeren Punch haben. Beide sind in ihrer Karriere schon KO gegangen.
Wenn also die Hand von Hernandez hält, er seine Psyche im Griff hat und er keine konditionellen Probleme bekommt, dürfte es Arslan sehr schwer haben. Arslan kann letztlich nur boxen wie immer. Er wird stur nach vorne gehen, versuchen, Treffer zu landen und hoffen, dass Hernandez nach hinten raus Schwierigkeiten bekommen wird. – Wie schon gesagt: Arslan hat maximal eine Außenseiterchance (20:80). Aber als hoffnungsloser Romantiker würde ich trotzdem auf Arslan setzen.
Am selben Abend sollen noch Tyron Zeuge (14 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO) und Baker Barakat (60 Kämpfe, 40 Siege, 27 durch KO, 16 Niederlagen 7 durch KO, 4 Unentschieden) in den Ring steigen. Bei diesem Kampf im Super Mittelgewicht geht es um den International Titel der International Boxing Federation. Das bedeutet aber letztlich nur, dass die beiden Boxer einen Zehnrundenkampf bestreiten. Es verspricht aber keinen spannenden Kampf. Zeuge wird beeindruckend und eindeutig gewinnen. Er wird aussehen, wie die große deutsche Hoffnung für das Profiboxen. So sehen nämlich alle gut ausgebildeten Boxer aus, die gegen Barakat, der eigentlich ein Kickboxer ist, boxen. Wir können also Tyron Zeuge jetzt schon mal zu seinem Gewinn des IBF International Titel beglückwünschen. Wenn er nicht eindrucksvoll durch KO gewinnt, hat er keine wirklich gute Leistung gezeigt.
© Uwe Betker

Eine Vorschau: Yoan Pablo Hernandez gegen Eric Fields

leave a comment »

Der Weltmeister der IBF im Cruisergewicht, Yoan Pablo Hernandez Soarez, hat das letzte Mal am 15.09.2012 geboxt. Das fachkundige und faire bamberger Publikum pfiff und buhte ihn aus, weil es seinen Gegner Troy Ross als Sieger sah und hatte mit ansehen müssen, wie dieser um seinen verdienten Triumph gebracht wurde. Die Punktrichter Michael Pernick, Mickey Vann und Benny Decroos sahen alle den Kubaner als Sieger, sie punkteten 114:113, 115:112 und 116:112. Zu erwähnen ist noch, dass die Leistung der Punktrichter geradezu kongenial ergänzt wurde durch die Leistungen des Ringrichters David Fields. Fields schaffte es immer wieder, das Abdrehen eines schwer getroffenen und torkelnden Hernandez nicht als Aufgabe zu werten.
Eventuell aber hatten ja die Punktrichter recht. Eventuell waren sie und die Angehörigen von Sauerland Event sowie einige Mitarbeiter der ARD die einzigen, die den Kampfverlauf richtig gesehen haben, während der Rest der Welt schlicht keine Ahnung vom Boxen hat. Auf jeden Fall boxt Hernandez in dem jetzt anstehenden Kampf nicht in Bamberg, sondern in Berlin. Ulli Wegner hatte ja schließlich, als Reaktion auf die Pfiffe, dem Publikum gedroht: „Bei so einem knappen Ding sollte das Publikum auf unserer Seite sein. Da muss man überlegen, ob es sich verdient hat, dass man hier noch einmal herkommt.“ Offensichtlich hat man sich etwas überlegt und ist zum Schluss gekommen, dass die Zuschauer in Bamberg Hernandez nicht noch mal verdienen.
Der nächste Gegner von Hernandez heißt natürlich nicht Troy Ross, denn den hat ja der Weltmeister schon das letzte Mal verprügelt. Sauerland Event suchte folglich einen anderen Gegner. Der berliner Veranstalter, der immer wieder das Opfer der Fehlwahrnehmung der unkundigen Zuschauer ist, fand nun für seinen kubanischen Weltmeister einen Gegner, der den Kampfnamen „Danger“ trägt. Daher lohnt es sich einen Blick auf das Gefahrenpotential für den in Deutschland lebenden Titelverteidiger zu werfen.
Eric Fields (22 Kämpfe, 21 Siege, 15 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) ist immerhin die Nummer 37 der unabhängigen Weltrangliste, was ja schon mal nicht schlecht ist, da ja nur 36 besser positioniert sind als er. Auch gibt es 972 Boxer die hinter ihm in der Rangliste stehen, was ihn besonders gefährlich macht. Er ist weiterhin die Nummer 6 in den USA. Es sind zwar 5 über ihn, aber 203 hinter ihm gerankt, was sein Gefahrenpotential noch einmal erheblich steigert. Weshalb aber die IBF, International Boxing Federation, ihn an Position 15 gesetzt hat, wird noch geklärt werden müssen.
Vielleicht geben seine letzten boxerischen Leistungen uns ja Auskunft. Fields gewann seine letzten 10 Kämpfe in Folge. In seinem letzten Kampf, am 27.10.2012, besiegte er einen Mann, Kevin Franklin, nach Punkten, der immerhin die Hälfte seiner 8 Kämpfe gewonnen hatte. Davor besiegte er, am 28.01.2012, einen Mann, Derrick Brown, der seine letzten 4 Kämpfe alle verloren hatte. Davor boxte er am 02.09.2011 gegen Rubin Williams, der vorher 13 Kämpfe in Folge verloren hatte. Davor, am 17.06.2011 und am 14.12.2010, Danny Batchelder und Jose Luis Herrera, die jeweils 5 Kämpfe hintereinander verloren hatten. Am 13.08.2010 besiegte er Harvey Jolly, der immerhin nur 15 von 27 Kämpfen verloren hatte. Davor besiegte er am 21.05.2010 Edward Gutierrez, der 8 Niederlagen in Folge kassiert hatte. Wenn ich es richtig übersehe, hat Herr Fields in seiner ganzen Karriere erst einmal gegen einen Mann aus den Top 100 geboxt. Seine beiden letzten Gegner waren im sehr schlechten 700er, bzw. im mittleren 300er Bereich angesiedelt. Das kann natürlich nur heißen, dass er so super gefährlich ist, dass sich keine anderen Boxer getraut haben, gegen ihn anzutreten. Nun macht auch das Ranking der IBF Sinn.
Yoan Pablo Hernandez Soarez wird gegen den brutal gefährlichen Fields alles, aber auch wirklich alles, geben müssen, um seinen WM Gürtel erfolgreich zu verteidigen. Selten war er in so großer Gefahr. „Danger“ Fields kommt! Der brandgefährliche und superstarke Fields ist ein Boxgigant – der blanke Terror des Cruisergewichts – der Stärkste der Starken – der Unbesiegbare – der Albtraum der Boxer aus Pinar del Rio, Kuba …
Ich bin vor Dankbarkeit gerührt, dass die ARD Sauerland Event Rundfunkgebührengelder für einen solch grandiosen Kampf gibt. Wer möchte auch schließlich schon einen Rückkampf gegen Troy Ross sehen?
© Uwe Betker

Trainer des Jahres

leave a comment »

Ulli Wegner.
Als Yoan Pablo Hernandez am 15.09.2012 wohlverdiente Pfiffe für seine Leistung gegen Troy Ross in Bamberg kassierte und er durch die tatkräftige Hilfe der Punktrichter Michael Pernick, Mickey Vann und Benny Decroos Weltmeister im Cruisergewicht nach Version IBF blieb, verlor Ulli Wegner die Contenance. Er beschimpfte das Publikum: „Bei so einem knappen Ding sollte das Publikum auf unserer Seite sein. Da muss man überlegen, ob es sich verdient hat, dass man hier noch einmal herkommt.“ So offen sprach wohl noch nie ein Mitarbeiter von Sauerland Event.

In memoriam Stefan Raaff

with 3 comments

Der kölner Kickboxer, Trainer und Boxprofi Stefan Raaff ist tot. Der 45-Jährige ist am Montagabend auf einer Straße in Köln durch mehrere Schüsse in den Bauch getötet worden. Liest man den Bericht des kölner Express über diese Ereignisse, so kann man den Eindruck bekommen, Raaff sei Mitglied der „Hells Angels“ gewesen und sein Tod stünde damit in Zusammenhang.
Ich kannte Stefan Raaff und ich habe ihn als einen sehr netten Mann, fairen Sportsmann und guten Boxer kennen und schätzen gelernt. Ich kannte ihn nicht so gut, dass ich ihn meinen Freund hätte nennen können und ich bin mir der Tatsache bewusst, dass man einem Menschen immer nur vor und nicht in den Kopf gucken kann. Aber ich habe doch einige Zweifel an der Rockergeschichte.
Dass Raaff etwas mit den „Hells Angels“ zu tun gehabt haben soll, davon habe ich seltsamerweise nie etwas gehört. Ich kenne auch keinen, der davon etwas gehört hätte. Was aber am meisten dabei überrascht, ist, dass die „Hells Angels“ selbst nicht bestätigt haben, dass einer von ihnen getötet wurde. Angeblich bestreiten sie sogar, dass Raaff jemals ihre Kutte getragen hat. Ich habe also meine Zweifel daran, dass diese Geschichte überhaupt stimmt. Mir kommt es eher so vor, als wollte dort jemand den guten Ruf von Raaff beschädigen.
Der Cruisergewichtler Stefan Raaff (11 Kämpfe, 6 Siege, 2 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) bleibt mir in Erinnerung als einer, der das Boxen gelebt hat. Er trat gegen Alexander Frenkel (04.11.2006) und Yoan Pablo Hernandez (07.06.2008) an, obwohl er wusste, dass er gegen sie keine Chance hatte. Er war ein Boxer, der die Herausforderung liebte. Er bot seinen Zuschauern immer eine gute Show, ob er nun siegte oder verlor. Er hatte in und um Köln viele Fans und er galt als loyaler Freund. Er veranstaltete auch selber kleine Shows. Männer wie Raaff halten das Boxen in Deutschland am Leben.
Tschüs Stefan.
© Uwe Betker

Pech oder System?

with 3 comments

Bei der Pressekonferenz nach dem Kampf in Bamberg zwischen Yoan Pablo Hernandez und Troy Ross verlor der Manager Kalle Sauerland ein wenig seine Contenance. Der Trainer des unterlegenen Ross, Christopher Amos, stellte nämlich sinngemäß fest: „In Deutschland nach Punkten zu gewinnen, ist sehr schwierig.“ Damit gab er aber wohl nur die Meinung des Großteils der Boxfans in der Welt und auch in Deutschland wider. Gleichwohl reagierte Herr Sauerland erstaunlich dünnhäutig auf diese Feststellung. Er erwiderte: „Ich kann verstehen, wenn Leute sich über Urteile aufregen, aber in Bezug auf Deutschland kann ich das gar nicht verstehen. Die IBF war heute der Weltverband. Und in den letzten 16 Monaten gab es zwei große IBF Weltmeisterschaften auf deutschem Boden. Zweimal hat der deutsche Weltmeister hier den Titel verloren. Einmal Felix Sturm und einmal unser Sebastian Sylvester.“ Später ergänzte er auf Englisch, wenn ich es denn richtig verstanden habe, die Punktrichter seien keine Deutschen gewesen und ihm gefiele die In-Beziehung-Setzung mit Deutschland nicht.
Natürlich hat Herr Sauerland vollkommen Recht, wenn er Deutschland verteidigt. Fehlurteile gibt es im Boxenschon seit es Boxen überhaupt gibt – und das überall auf der Welt. Argumentativ macht er jedoch einen Salto rückwärts, wenn er durch die Niederlagen von Sturm und Sylvester beweisen will, dass es keine Beziehung zwischen Fehlurteilen und Deutschland gibt, denn beide Boxer hatten doch wohl zu Recht nach Punkten verloren. Als Beobachter von außen könnte man aber nun auf die Idee kommen, es könnte eine Beziehung zwischen Fehlurteilen und Sauerland Event geben. Gefühlt gibt es keinen Veranstalter auf der Welt, bei dessen Veranstaltungen es mehr Fehlurteile gibt, als bei dem berliner Promoter.
Nach meiner Meinung waren z.B. Yoan Pablo Hernandez gegen Troy Ross (15.09.12) und Robert Helenius gegen Dereck Chisora (03.12.2011) krasse Fehlurteile. Marco Huck verlor in meinen Augen klar nach Punkten gegen Firat Arslan am 03.11.2012. Vorher wurde er auch schon gegen Ola Afolabi (05.05.2012), Denis Lebedev (18.12.2010) und noch einmal gegen Afolabi (05.12.2009) zum Sieger erklärt. Bei all diesen Kämpfen habe ich persönlich immer den Gegner von Muamer Hukic als Sieger gesehen. Damit könnte der Mann aus Ugao, Serbien glatt der ungekrönte Weltmeister der Fehlurteile sein. – Ich möchte dazu noch bemerken, dass die oben angeführten sechs Kämpfe nur die sind, die mir spontan einfallen.
Wären Fehlurteile von Punktrichtern Zufall, dann sollte man erwarten, dass sie auch dem Zufallsprinzip folgen müssten. Sie müssten sich dann sowohl auf Boxer, die für wie auf solche, die gegen einen Boxstall antreten, entfallen. Mir will aber partout kein einziges Fehlurteil zu Ungunsten von Sauerland Event einfallen. Ist dies nun Pech oder einer Anhäufung von unglücklichen Zufällen geschuldet – oder steckt etwa ein System dahinter?
Unlängst wurde mir die Geschichte erzählt, dass eine in Deutschland lebende Boxerin sich bitterlich bei ihrem Veranstalter darüber beschwert hätte, er hätte die Punktrichter nicht im Griff gehabt und sie dadurch ihren WM-Titel verloren. Ob die Geschichte nun wahr ist oder nicht, bleibt dahin gestellt. Offensichtlich gibt es aber in Deutschland Veranstalter, bei denen es weniger Fehlurteile gibt als bei anderen.
Den Punktsieg des alten und neuen Weltmeisters im Cruisergewicht nach Version WBO Marco Huck über Firat Arslan, vom 03.11.2012, nenne ich jedenfalls ein Fehlurteil. Und die Häufung der Fehlurteile bei Sauerland Event kommt mir persönlich doch schon sehr bemerkenswert vor.
© Uwe Betker

Foto: Yoan Pablo Hernandez vs. Troy Ross

leave a comment »


(C) Klaus Frevert / http://www.boxfotograf.de

Foto: Yoan Pablo Hernandez vs. Troy Ross

leave a comment »