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Boxen in der Literatur: Ernst Jünger

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An Ernst Jüngers Badezimmerspiegel hing – und hängt auch heute noch – ein Paar weiße Miniboxhandschuhe. Auf dem einen steht geschrieben: Boxclub Freigericht; und auf dem anderen ist ein auf seinen Hinterbeinen stehendes Tier (Fuchs, Wolf oder Hund) mit Boxhandschuhen abgebildet. Bedeutet das, dass Ernst Jünger, der Homme de lettres Deutschlands des letzten Jahrhunderts, Boxfan war? In seinen Werken beschäftigt sich Jünger jedenfalls nicht mit dem Boxen. Lediglich in seinen Tagebüchern finden sich ganze zwei Einträge.


(C) Uwe Betker

Der erste Eintrag:
„Wilflingen, 21. September 1978
Zur Milieu-Theorie. Der schwarze Boxer Sprinks schlug »Ali, den Größten«; seine Börse wurde auf 3,75 Millionen Dollar limitiert. Er kauft sich Luxusautomobile, rast sie ohne Führerschein zuschanden, läßt sich weiße Mädchen zuführen, wird fünfmal verhaftet; die Zeitungen bringen »das Bild des Weltmeisters in Handschellen«.
Er kommt aus den finstersten Slums. »Wenn ich so viel Geld ausgebe, so deshalb, weil ich niemals was hatte.« Ich notiere das wegen eines Geniespruchs:
» Du kannst einen Neger aus dem Ghetto holen, aber nicht das Ghetto aus ihm.«“
(aus Siebzig Verweht II)

Der Eintrag im Tagebuch von Ernst Jünger beruht vermutlich auf einem Artikel in der Zeitschrift „Der Spiegel“ Nummer 38, vom 18.09.1978. In diesem Artikel mit dem Titel „Nie was gehabt“ finden sich alle Fakten die Jünger aufzählt. Interessanterweise ist der zitierte „Geniespruch“ ein Zitat von Leon Spinks selber.

Der zweite Eintrag:
Mike Tyson, Boxchampion aller Klassen, 21 Jahre alt, quasi Analphabet, Ehrendoktor für Geisteswissenschaften der Wilberforce University of Ohio, erwägt, ob er ein Angebot für eine Tournee annehmen soll, das sich auf hundert Millionen Dollar beläuft. Ein Schwarzer — Gesicht und Figur eines Gladiators aus der besten Zeit des Circus maximus. Auch seine Vita erinnert an den Cäsarismus; warum sollte ein Pferd nicht zum Konsul ernannt werden?
Gewalttätig, blickt auf eine Reihe von Vorstrafen zurück. Er gleicht, wie sein Biograph sagt, »einer Bombe, die jederzeit explodieren kann«. Dazu seine Selbstkritik:
»Ich weiß, daß ich ein Arschloch bin — aber das ist nun mal mein Stil. «
Nicht übel — ein Anarch auf seiner Stufe; das gäbe einen Zechgenossen des Trimalchio, eine Figur für den genialen Petronius.“
(aus Siebzig Verweht IV)

Auch hier reagiert Jünger auf einen Artikel aus „Der Spiegel“ Nummer 34, vom 21.08.1989. In diesem Artikel mit dem Titel „Unaufhörlich bumsen“ finden sich alle Fakten die Jünger aufzählt. 1989 war Mike Tyson in aller Munde. Er war mit 20 Jahren zum jüngsten Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten geworden und mit 21 hatte er alle damals bedeutenden Titel vereinigt. Jünger vergleicht Tyson mit Trimalchio.
Trimalchio ist eine Gestalt aus „Das Gastmahl des Trimalchio“, die bekannteste und längste der erhaltenen Episoden aus dem nur fragmentarisch überlieferten Roman Satyricon von Petronius Arbiter.
Über Titus Petronius Arbiter, geboren um 14 – gestorben 66 in Cumae, weiß man wenig. Er war ein römischer Senator und der Autor des erwähnten satirischen Romans Satyricon. Er soll den Tag im Schlaf, die Nacht mit Geschäften verbracht haben. Er war zwar jemand, der mit großem Aufwand den Müßiggang betrieb, gleichzeitig galt er aber nicht als Verschwender, sondern als feinsinniger und gebildeter Kenner feinen Genüsse.
Titus Petronius machte politisch Karriere. Er wurde einer der wenigen Vertrauten von Kaiser Nero, der ihm die Rolle als „Schiedsrichter des feinen Geschmacks“ (arbiter elegantiae) zuwies, wovon sich der Beiname „Arbiter“ ableiten dürfte.
Im Jahre 66 wurde er der Teilnahme an einer Verschwörung gegen Kaiser Nero beschuldigt. Er kam einer Verurteilung durch Selbstmord in Cumae zuvor. Dies machte er mit Stil, betont locker und „natürlich“. Er schnitt sich die Pulsadern auf. In seinem Testament schmeichelte er dem Kaiser nicht, sondern kritisierte dessen Laster.
Protagonist des Romans ist Encolpius: Gemeinsam mit zwei Gefährten wird er von einem Bekannten zu einem Gastmahl mitgenommen, das Gastmahl von Trimalchio. Trimalchio ist ein ehemaliger Sklave, ein neureicher Emporkömmling. Trimalchio, umgeben von Schmarotzern, ist bemüht, seine Gäste mit außergewöhnlichen Speisen, Darbietungen und seiner Belesenheit zu beeindrucken. Er beweist hiermit allerdings nur seine Geschmacklosigkeit und Halbbildung. Ernst Jünger setzt Mike Tyson mit Trimalchio gleich.
Zurück zu den Miniboxhandschuhen am Badezimmerspiegel. Der „Boxclub Freigericht“ wurde 1984 auf Initiative eines Oberstudienrat (Gerd Wolf) gegründet. Der Verein existierte 29 Jahren. Er löste sich 2013 auf. Freigericht liegt östlich von Frankfurt am Main und 320 Km von Wilflingen, dem Wohnort von Jünger entfernt. Man kann nur spekulieren, wie die Handschuhe zu Jünger kamen und wieso er sie an seinem Badezimmerspiegel hängte.
Wovon man allerdings getrost ausgehen kann, ist, dass Ernst Jünger sich nicht sonderlich fürs Boxen interessiert hat, sonst hätte dies sicher einen stärkeren Niederschlag in seinen Tagebüchern hinterlassen.
© Uwe Betker

Written by betker

2. Juni 2019 at 23:59

Veröffentlicht in Boxen, Literatur, Uncategorized

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Regina Halmich schlägt Tyron Zeuge

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In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift des Verbandes Deutscher Sportjournalisten „sportjournalist“ widmet sich ein Artikel von Ulf Zimmermann dem Boxsport bzw. dem Profiboxen in Deutschland. Er unternimmt eine Bestandsaufnahme der Medien- bzw. TV-Präsens von Boxen in Deutschland.
Der Titel „Boxen am Boden“ nimmt das Ergebnis der Untersuchung vorweg. Mit der Niederlage von Wladimir Klitschko am 29. April 2017 gegen Anthony Joshua und seinem anschließenden Rücktritt am 03. August ging eine Ära zu Ende. Nicht nur Klitschko hat sich vom Boxen verabschiedet, sondern auch sein TV-Partner RTL. Zumindest macht RTL nun eine Pause, nachdem der auserkorene Klitschkonachfolger Marco Huck zwei Niederlagen in drei Kämpfen kassiert hat.
Zu Recht wird bemerkt, dass die Klitschko-Ära bei RTL den schleichenden Niedergang des Boxens verschleiert hat. Das ZDF stieg schon 2010 bei Universum Box-Promotion aus und verabschiedete sich damit vom Boxen. Die ARD folgte 2014 und beendete die Zusammenarbeit mit Sauerland. Das Interesse an den damaligen Protagonisten Arthur Abraham und Felix Sturm waren rapide gesunken. Hinzu kamen Widerstände innerhalb der ARD gegen das Boxen.
Sieht man mal vom Internet ab, bleiben nur Sat. 1 und MDR zurück. Der MDR überträgt die Veranstaltungen des SES-Boxstalls aus Magdeburg. In diesen Fällen sind wohl beide Seiten mit der Zusammenarbeit zufrieden. Sat. 1 zeigt manchmal noch Boxer aus dem Team Sauerland, das im Augenblick allerdings nur einen Weltmeister, nämlich Tyron Zeuge, hat.
Schaut man sich dann noch die Einschaltquoten an, dann sieht man, wie sehr das Boxen in Deutschland in die Knie gegangen ist.
Zur Hochzeit des Boxens erreichten Axel Schulz vs. Frans Botha (RTL, 9.12.1995) 18,03 Millionen Zuschauer, was einen Marktanteil von 68 % entspricht, Henry Maske vs. Graciano Rocchigiani II (RTL, 14.10.1995) 17,59 Millionen, gleich 73,2% und Henry Maske vs. Virgil Hill I (RTL, 23.11.1996) 17,52 Millionen, gleich 59,6%.
Die Gebrüder Klitschkos kamen dem noch mal sehr nahe. Wladimir Klitschko vs. David Haye (RTL, 2.7.2011) sahen 15,50 Millionen, Vitali Klitschko vs. Shannon Briggs (RTL, 16.10.2010) sahen 13,29 Millionen und Wladimir Klitschko vs. Ray Austin (RTL, 10.3.2007) sahen 12,89 Millionen.
Alle, die als Nachfolger von Henry Maske gehandelt wurden, erreichten niedrigere Quoten. Thomas Ulrich vs. Cleveland Nelson (Sat.1, 1.4.2000) erreichte 8,04 Millionen, Dariusz Michalczewski vs. Fabrice Tiozzo (ZDF, 25.2.2005) 7,87 Millionen und Luan Krasniqi vs. Lamon Brewster (ZDF, 28.9.2005) 7,62 Millionen.
In ähnlichen Regionen bewegte sich auch Regina Halmich. Halmich vs. Shmoulefeld Finer (ZDF, 30.11.2007) sahen 8,80 Millionen, Halmich vs. Elena Reid II (ZDF, 3.12.2005) sahen 6,49 Millionen und Halmich vs. Reka Krempf (ZDF, 13.1.2007) sahen 6,33 Millionen.
Tyron Zeuge verliert selbst im direkten Vergleich zu Regina Halmich. Zeuge vs. Paul Smith (Sat.1, 17.6.2017) interessierten 1,43 Millionen, Zeuge vs. lsaak Ekpo (Sat.1, 25.3.2017) 1,57 Millionen und Zeuge vs. Giovanni de Carolis (Sat.1, 5.11.2016) 1,72 Millionen.
Sat.1 Hauptkämpfer Tyron Zeuges Quoten jedenfalls bleiben weit hinter denen von Regina Halmich zurück. Er ist keine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Er ist eher bescheiden im Auftreten. Für seinen letzten Kampf gegen Paul Smith blieben 1,43 Millionen Menschen zur späten Abendstunde vor ihren Bildschirmen sitzen.
Sat. 1-Sportchef Alexander Rösner, der boxaffin betont: „Jede Sportart braucht nationale Identifikationsfiguren, so auch das Boxen.“ Die Frage aber, die sich dann automatisch stellte, lautete: Kommen denn neue Boxer, die in die Fußstapfen von Henry Maske, oder zumindest von Thomas Ulrich, Dariusz Michalczewski, Felix Sturm und Arthur Abraham treten können, ohne darin zu versinken.
Rösner und Team Sauerland verweisen auf den Supermittelgewichtler Leon Bauer (13 Kämpfe, 12 Siege, 8 durch KO, 1 Unentschieden). Eine Schwalbe macht allerdings noch keinen Sommer und ein Sportler allein hält eine Sportart noch nicht am Leben. Matthias Bolhöfer, der RTL Sprecher, formulierte es so: „Es muss jemand sein, der hier eine hohe Akzeptanz hat. Die Zuschauer wollen Identifikation“.
„Nationale Identifikationsfiguren“ mit boxerischem Können, davon bin ich persönlich überzeugt, gibt es in Deutschland genug; und sie könnten auch eine „hohe Akzeptanz“ bei den Zuschauern erreichen. Das Problem ist nur, diese Boxer werden wohl noch einige Zeit brauchen, um zu reifen.
© Uwe Betker

Jürgen Kyas und die Garantie

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In einem Artikel in der Zeitschrift „Boxen Heute“ mit dem Titel „Das Ausbluten hat ein Ende“ stellt Jürgen Kyas eine mir unverständliche These auf. Der Präsidenten des DBV, Deutscher Boxsportverband e.V., behauptet: „Wir garantieren den Sportlern eine Karriere im Sport und sichern auch das Leben nach der aktiven Karriere.“ Nun versteht man im Allgemeinen unter einer Garantie „das Einstehen für Eintreten oder Ausbleiben eines künftigen Umstands“. Im bürgerlichen Recht versteht man darunter einen „Garantievertrag (Garantieversprechen, Gewährvertrag), die vertragliche Übernahme der Gefahr (des Risikos), das einem anderen aus irgendeiner Unternehmung erwächst.“ Weiter: „Die Zusicherung bestimmter Eigenschaften einer Sache durch deren Verkäufer, Vermieter, Verpächter oder Hersteller; dieser haftet für ihr Vorhandensein.“ Also etwas, was so gut wie jeder aus seinem alltäglichen Geschäftsleben kennt.
Nun schließt aber Herr Kyas in seiner „Schiedsvereinbarung auf vertraglicher Basis“ für die Kaderboxer Garantien doch explizit aus. Wir erinnern uns an die wiederkehrende Formel, die alle Zusagen des Vertrages mit der Einschränkung versieht: „im Rahmen seiner personellen und wirtschaftlichen Möglichkeiten“, nämlich der des DBV.
Ich habe aber noch ein anderes Problem mit der Äußerung von Kyas, für den, laut einer Pressemeldung seines Vereins/Verbandes, die Delegierten des 51. DBV Kongresses in Worms eine Ehrenerklärung abgegeben haben und den ich, weil ihm dies so überaus wichtig ist, nun Ehrenerklärungs-Kyas nenne. Mein Problem also ist, was Kyas denn nun eigentlich zu garantieren meint, wenn er sagt: „Wir garantieren den Sportlern eine Karriere im Sport und sichern auch das Leben nach der aktiven Karriere“?
– Eine sportliche Karriere? Kein Verband kann einem Sportler eine sportliche Karriere garantieren. Eine Verletzung reicht schon, um eine Karriere zu beenden.
– Eine Absicherung des Lebens nach der aktiven Laufbahn? Der DBV hat doch gar kein eigenes Kapital, mit dem er irgendwas garantieren könnte, sondern nur ein Vorschlagsrecht bei Polizei, Bundespolizei und Bundeswehr.
Aber es kann ja natürlich immer noch sein, dass Ehrenerklärungs-Kyas ein großes Unternehmen oder ein großes Privatvermögen besitzt, mit dem er das spätere Leben der Boxer absichern kann. Aber warum sagt er das dann nicht?
© Uwe Betker

Die Ansprachen des DBV Präsidenten Jürgen Kyas

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DBV Präsident Jürgen Kyas mag offensichtlich die ganz großen Gesten. In der Zeitschrift „Boxen Heute“ hat er seine eigene Kolumne, und diese heißt nicht etwa Mitteilung oder Grußwort, nein, sie heißt selbstbewusst und unbescheiden „Ansprache des DBV-Präsidenten“.
Da bin ich doch schon wieder sowohl sprachlich als auch intellektuell mit Jürgen Kyas überfordert. Unter einer Ansprache verstehe ich doch erst mal eine Rede, einen Vortrag oder ein Referat, also einen mündlichen Vortrag in einem mehr oder weniger öffentlichen Raum. Nun ist aber Herr Kyas offensichtlich nicht auf den Balkon des Petersdoms getreten und hat zu den ihm zujubelnden Gläubigen gesprochen. Er hat seine Ansprache wohl auch sonst nicht öffentlich gehalten – obwohl ich persönlich diesen seinen Ausführungen wirklich gerne auf einer Großveranstaltung gelauscht hätte. Er hat nur etwas geschrieben – oder vielleicht auch schreiben lassen -, also nicht gesprochen und dementsprechend auch keine Ansprache gehalten.
Aber ich hatte ja schon einmal ein intellektuelles Problem mit dem Präsident des DBV, Deutscher Boxsport Verband e.V., Jürgen Kyas. Das war, als dieser durch eine Pressemeldung verbreiten ließ, dass die Delegierten des 51. DBV Kongresses in Worms eine Ehrenerklärung für ihn abgegeben hätten. Bis heute habe ich noch immer keinen Delegierten gefunden, der sich daran erinnern könnte. Auch auf der Tagesordnung war diese Ehrenerklärung wohl nicht als Punkt aufgeführt. Soweit ich die Protokolle kenne, wird auch keine Ehrenerklärung erwähnt. Ich habe auch nie verstanden, wieso für Kyas eine Ehrenerklärung abgegeben worden sein soll.
Weil aber Herrn Kyas diese Ehrenerklärung so wichtig ist, oder es zumindest war, will ich ihn Ehrenerklärungs-Kyas nennen. Es ist natürlich immer möglich, dass ich mich einfach nicht so auskenne, aber vielleicht sollte man dem Herrn mit der Ehrenerklärung doch einmal den Unterschied zwischen einer Ansprache und z.B. einem Grußwort oder einem Statement, einer Notiz, einer Verlautbarung, einer Bekanntmachung, einem Erguss oder was auch immer etwas näher erklären.
© Uwe Betker

Der BDB, Volker Grill und die Kosten für Veranstaltungen

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In der Zeitschrift „Boxen Heute“ vom März 2013 ist ein Interview mit dem Vizepräsident Sport vom Bund Deutscher Berufsboxer Volker Grill zu lesen. Das Interview trägt den Titel: „Der Wert der Deutschen Meisterschaft muss wieder steigen.“
Auf die Frage zu den „oft geringeren Gebühren oder weniger strengen Auflagen“ der anderen Verbände sagt Grill: „Das stimmt, aber wir werden deswegen nicht an der Qualität oder an unserem Regelwerk sparen. Das wäre das falsche Signal. Es gibt auch andere Möglichkeiten, wie wir unseren Sportlerinnen und Sportlern entgegenkommen können.“ Anschließend führt er lang und breit aus, dass ein Arzt im Ruhrgebiet die Jahreshauptuntersuchung und das MRT zu einem Sondertarif anbietet.
Abgesehen davon, dass mir nicht ganz klar ist, was Herr Grill damit meinen könnte, wenn er von am „Regelwerk sparen“ spricht, ist seine Darstellung doch wohl ein wenig sehr monokausal, wenn nicht sogar irreführend. Natürlich ist es sehr löblich, dass der BDB auf einer Magnetresonanztomographie des Gehirns besteht. Um es deutlich zu sagen, diese Maßnahme erhöht die Sicherheit der Boxer. Es ist aber irreführend, diese Kosten für ein MRT als einzige Ursache für die erheblich höheren Kosten des BDBs anzuführen. Tatsache ist doch wohl, dass die Veranstaltungen des BDB auf allen Ebenen erheblich teurer sind als die der Mitbewerber. Soweit ich informiert bin, ist beim BDB jeder einzelne Punktrichter, jeder Ringrichter, jeder Delegierte, jeder Titel, also einfach alles, erheblich teurer als zum Beispiel bei der GBA, der German Boxing Association. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum der BDB nur noch so wenige Veranstaltungen sanktioniert und es kaum noch deutsche Veranstalter gibt, die mit den BDB zusammenarbeiten.
Wenn man davon ausgeht, dass die Ausführungen von Volker Grill das Selbstverständnis des BDBs widerspiegeln, dann …
© Uwe Betker

Böse und dunkle Gedanken über den BoxSport

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Wenn ich den BoxSport schon einmal geschenkt bekomme, denn gekauft bekommt man ihn wohl nur auf Flughäfen und auf großen Bahnhöfen, bin ich immer wieder gerührt, dass es dieses Fachblatt für Boxen noch gibt. Voll Ehrfurcht öffne ich es dann und bin überrascht, wie wenig ich hier übers Boxen finde, was mich überhaupt interessiert.
Wenn ich den BoxSport dann wieder zuklappe und das Magazin von außen noch einmal genauer betrachte, das Papier befühle und eventuell daran rieche, beschleichen mich böse und dunkle Vorstellungen, die vermutlich komplett aus der Luft gegriffen sind. Dennoch möchte ich diese Gedanken hier niederschreiben, um sie einmal loszuwerden – sozusagen als Exorzismus. Eventuell werde ich ja hiernach wieder zu einem Abonnenten.
Hier nun meine vollkommen abwegigen Gedanken:
Der Boxsport berichtet gar nicht übers Boxen. Der Boxsport berichtet prinzipiell nur über ein paar wenige Boxer, nämlich die in Deutschland boxenden Weltmeister, und dann noch über einige wenige Veranstalter, nämlich die großen. Über Veranstaltungen wird nur berichtet, wenn der Promoter vorher Werbung geschaltet hat. Dementsprechend gibt der BoxSport den Sport des Boxens ähnlich exakt wieder, wie die Zeitschrift Gala alle Gesellschaftsschichten widerspiegelt.
Der Chefredakteur und Herausgeber Hans Reski, genehmigt sich selber ein Gehalt von 12.000 Euro monatlich, also etwas über 60% des Gesamtbudgets für die Zeitschrift. Das erklärt dann auch, warum die Autoren und Fotografen so schlecht bezahlt werden. Hinzu kommen noch einmal 20% der Einnahmen durch Werbung und Anzeigen, die Reski selber akquiriert. Wenn er also vor oder während einer Veranstaltung ein paar Seiten Werbung an den Veranstalter verkauft bekommt, dann könnte sich auch sein Blick auf diese Veranstaltung verändern. Jeder ist viel milder gestimmt, wenn er satt und zufrieden ist.
Ich bin jetzt total erleichtert, dass ich diesen Exorzismus vollzogen habe. Die vollkommen abwegigen und absolut unzutreffenden Gedanken, die ich hier mitgeteilt habe, sind verschwunden und ich bin erleichtert und glücklich. Aber wo habe ich nur die Postkarte für das Abo gelassen?
© Uwe Betker