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Alexander Dimitrenko und ITS Promotion

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Ein neuer Boxpromoter hat die Bühne betreten. ITS Promotion wurde von dem russischstämmigen Geschäftsmann Slawa Tschibisow in Hamburg gegründet. Sein Zugpferd ist der ehemalige Europameister im Schwergewicht Alexander Dimitrenko (35 Kämpfe, 33 Siege, 21 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO). Die Karriere von Oleksandr Dymytrenko bekam einen Knick, als er am 05.05.2012 in der Messehalle in Erfurt gegen den Bulgaren Kubrat Pulev durch KO in Runde 11 unterlag. Nun boxt er nicht mehr für Universum Boxpromotion, sondern für ITS Promotion am 09.03.2013 in der CU Arena in Hamburg.
Selbstverständlich muss der in Yevpatoriia, in der Ukraine geborene Dimitrenko nach seiner doch ziemlich desaströsen Niederlage gegen Pulev wieder aufgebaut werden. Den ersten Kampf nach der Niederlage hat er nach Punkten gegen einen gewissen Samir Kurtagic gewonnen. Der hatte vorher immerhin 11 seiner 15 Kämpfe gewonnen. Der Herr aus Tschechien blieb auch immerhin 8 Runden lang stehen. Dimitrenko aber musste in der letzten Runde sogar einmal zu Boden. Also wird ihm nun ein noch schwächerer Gegner vorgesetzt.
Dimitrenko, derzeit die Nummer 18 der unabhängigen Weltrangliste, bekommt es mit einem Mann zu tun, der seit fast 5 Jahren nicht mehr geboxt hat. Der in München lebende Bosnier Dzenan Hodzic (4 Kämpfe, 4 Siege, 4 durch KO) ist zwar ungeschlagen. Er wird aber nicht in der Weltrangliste geführt. Er ist außerdem bereits 46 Jahre alt und ist erst mit 40 Jahren Profi geworden. Die Kampfansetzung Dimitrenko – Hodzic wirkt auf mich doch etwas abwegig. Grotesk wird die Sache aber durch die Tatsache, dass dieser Kampf der Hauptkampf der ersten Veranstaltung von ITS Promotion werden soll.
Was will uns, den Zuschauern, ITS Promotion nun eigentlich damit sagen, dass ein solcher Kampf zum Hauptkampf einer Veranstaltung gemacht wird? Heißt das, dass ITS Promotion davon ausgeht, dass die Zuschauer in die Halle kommen, um Alexander Dimitrenko zu feiern, wenn er einen 16 Jahre älteren Mann verprügelt, der seit fast 5 Jahren nicht mehr geboxt hat und der auch noch nie länger als 4 Runden geboxt hat? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Sieg Dimitrenko boxerisch irgendwie nach vorne bringen kann.
Der Promoter Tschibisow teilte mit, dass ITS in diesem Jahr noch „bis zu vier“ Veranstaltungen in Hamburg auf die Beine stellen will. Wenn die Veranstaltung am 09.03.2013 eine Visitenkarte des neuen Veranstalters darstellen soll, möchte ich mir gar nicht vorstellen, was wir danach noch alles an Veranstaltungen zu sehen bekommen werden.
© Uwe Betker

Mülheimer Nachlese (1)

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Die Veranstaltung von Sauerland Event vom 12.02.2011 in Mülheim an der Ruhr ist vorbei. Die Kommentare im Fernsehen sind gesprochen, die Berichte für die Internetseiten sind gepostet und die Journalisten von den Tageszeitungen haben ihre Berichte und Analysen den Redaktionen geschickt. Mit ein wenig zeitlichem Abstand können wir uns nun einer näheren Betrachtung widmen.

1. Kampf im Halbschwergewicht über 4 Runden: Valerijs Rogozins (Lettland) vs. Erik Skoglund (Schweden): Sieger Skoglund durch technischen KO in der ersten Runde
Der Kampf war schon zu Ende, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte. Erik Skoglund (jetzt 5 Kämpfe, 5 Siege, 3 durch KO) soll aufgebaut werden. Alles lief nach Plan. Der komplett überforderte Rogozins (jetzt 5 Kämpfe, 1 Sieg, 4 Niederlagen, 3 durch KO), von dem man schon den Eindruck bekommen konnte, dass er überhaupt nicht boxen kann, ging erwartungsgemäß auf die Bretter. Skoglunds Ego und Kampfrekord wurde aufgebaut. Das war ja auch Sinn und Zweck dieser sportlichen Übung. Solche Sieger sind nicht immer schön mit anzusehen, aber sie sind absolut legitim und auch wichtig am Anfang einer Karriere.
2. Kampf im Schwergewicht über 8 Runden: Samir Kurtagic (Serbien) vs. Francesco Pianeta (Deutschland): Sieger Pianeta (einstimmig) nach Punkten
Diese Begegnung war ein ziemliches Gewürge. Samir Kurtagic (jetzt 11 Kämpfe, 9 Siege, 7 durch KO, 2 Niederlagen) entpuppte sich als zäher Bursche, der der Schwergwichtshoffnung aus Gelsenkirchen Francesco Pianeta (jetzt 23 Kämpfe, 22 Siege, 13 durch KO, 1 Unentschieden) das Leben schwer machte. Der Serbe boxte sehr offen oder zum Teil ohne Deckung. Pianeta wirkte auf mich uninspiriert und zum Teil sogar hilflos. Hinzu kommt, dass einfach nicht zu übersehen ist, dass er keinen Punch hat. Es war, obwohl ein unattraktiver Kampf, interessant. Interessant war nämlich, welch große Schwierigkeiten die Nummer 13 mit der Nummer 385 in der Welt hatte.
3. Kampf im Halbschwergewicht über 8 Runden: Christian Cruz (USA) vs. Karo Murat (Deutschland): Sieger Murat (einstimmig) nach Punkten
Karo Murat (jetzt 24 Kämpfe, 23 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) soll nach seiner Niederlage in dem WBO Eliminator gegen Nathan Cleverly (18.09.2010) wieder aufgebaut werden. Daher setzte man ihm hier mit Christian Cruz (jetzt 25 Kämpfe, 12 Siege, 10 durch KO, 11 Niederlagen, 5 durch KO, 1 Unentschieden) auch einen Aufbaugegner vor. Mir gefiel Murats Arbeit mit der Führhand, sein systematisches Arbeiten und seine Kombinationen. Mir drängte sich im Verlauf des Kampfes der Eindruck auf, als ob Murat über die Distanz gehen wollte. Erst im letzten Durchgang versuchte er sein Gegenüber vorzeitig zu besiegen. In den vorangegangenen Runden hatte es dafür allerdings auch schon Möglichkeiten gegeben.
4. Kampf im Halbschwergewicht über 8 Runden: Oleksandr Cherviak (Ukraine) vs. Eduard Gutknecht (Deutschland): Sieger Gutknecht (einstimmig) nach Punkten
Für mich war der Kampf von Eduard Gutknecht (jetzt 21 Kämpfe, 20 Siege, 7 durch KO, 1 Niederlage) die Enttäuschung des Abends. In seinem ersten Auftritt für Sauerland Event gegen Oleksandr Cherviak (jetzt 11 Kämpfe, 9 Siege, 1 durch KO, 2 Niederlagen) überzeugte er mich überhaupt nicht. Offensichtlich ist ihm der Wechsel von Veranstalter und Trainer doch nicht ganz so reibungslos verlaufen, wie er uns glauben machen will. Wie soll ich es mir denn sonst erklären, dass bei einem solch erfahrenen Boxer mehrfach beim Nachsetzen Schrittfehler zu sehen waren, die man sonst eher nur bei Anfängern sieht. Ich muss gestehen, der Kampf hat mich gelangweilt.
An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich den Ringrichter Ingo Barrabas loben. Er hat immer wieder am Abend eine absolut souveräne Leistung gezeigt. Besonders positiv fiel mir auf, dass er mehrfach Kämpfe zu Recht weiter laufen ließ, die andere seiner Kollegen abgebrochen hätten, um dem Heimboxer einen vorzeitigen Sieg zuzuschanzen. Respekt!
© Uwe Betker