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Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln

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Vor einem Jahr noch warf der Deutsche Boxsportverband (DBV) einen seiner so ehernen Grundsätze über Bord und engagierte doch einen Profitrainer, obwohl der deutsche Amateurboxsportverband Profis fürchtet wie der Teufel das Weihwasser. Wagt ein DBV Trainer auch nur, einem Profiboxer eine Wasserflasche anzureichen, so muss er normalerweise mindestens mit einer Sperre rechnen. Natürlich darf man aber nicht vergessen, dass Profiboxen nur solange verwerflich ist, wie es nicht von der AIBA (Association Internationale de Boxe) organisiert wird.
Also, der besagte Profitrainer – das war Torsten Schmitz. Wenn ich mich recht entsinne, wurde er Landesstützpunkttrainer in Gifhorn. Dort sollte er sich vor allem um die weiblichen Boxer kümmern. Inzwischen hat aber dieser Trainer, für den der DBV nun also ein Stück seiner Glaubwürdigkeit weggeschmissen hat, wieder bei einem Profiboxstall unterschrieben, nämlich bei Pollex Box-Promotion. Seit dem 01. Oktober 2015 ist Torsten Schmitz neuer Trainer der Pollex Box-Promotion und assistiert Cheftrainer Mike Wissenbach.
Pollex Box-Promotion arbeitet nun wieder eng mit Manager Rainer Gottwald zusammen. Dort sind der Cruisergewichtler Valentin Kahlmann (0 Kämpfe), der Mittelgewichtler Jan Meiser (9 Kämpfe, 9 Siege, 5 durch KO), der Weltergewichtler Rico Müller (21 Kämpfe, 19 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage), der Cruisergewichtler Nenad Pagonis (0 Kämpfe) und Lukas Thiem (1 Kampf, 1 Sieg, 1 durch KO) unter Vertrag. Pollex Box-Promotion ist also ein Boxstall mit vielen noch jungen Kämpfern.
Leider ist nicht bekannt, warum der mit so vielen Vorschusslorbeeren bedachte Schmitz nach nur einem Jahr den DBV jetzt wieder verlässt. Gibt man beim Internetauftritt des DBV Torsten Schmitz als Suchbegriff ein, dann kommt folgende Meldung:
„Suchergebnisse für: Torsten Schmitz
Es wurden keine Inhalte gefunden, die Ihren Kriterien entsprechen.“
© Uwe Betker

Trainer und entlassene Trainer

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Aus der Welt des professionellen Fußballs erreichen uns immer gleich mehrere Meldungen im Jahr wie: „Der Fußballverein Y hat Trainer X entlassen. Z neuer Y-Trainer. Nach nur zwei Siegen in zehn Pflichtspielen ziehen die Verantwortlichen die Reißleine und feuern X. ….“ So oder so ähnlich lesen sich diese Meldungen.
Bei den Amateurboxern, die nun aber nicht mehr Amateure sein wollen, sondern nur Boxer oder olympische Boxer, liest sich so eine Meldung anders. „DBV und Cheftrainer Dr. Bastian gehen getrennte Wege. Der Deutsche Boxsport-Verband e. V. und sein Cheftrainer Dr. Michael Bastian gehen zukünftig getrennte Wege – Der zugrunde liegende Vertrag ist mit Wirkung zum Jahresende 2014 beendet worden. Der Verband dankt Herrn Dr. Bastian für dessen geleistete Arbeit und wird mit seinen Partnern die personelle Ausrichtung auf die Olympischen Spiele in Rio abstimmen und zu gegebener Zeit bekannt geben.“
Aus der Pressemeldung des Deutschen Boxsport-Verbands e.V. geht nicht hervor, warum Dr. Michael Bastian nicht mehr Cheftrainer ist. Aber „getrennte Wege gehen“ hört sich doch nach einem Rauswurf an. Wieso wurde dann Dr. Bastian rausgeworfen? Noch witziger finde ich, dass überhaupt nicht gesagt wird, wer sein Nachfolger wird. Soll das denn heißen, der DBV hat keinen Cheftrainer mehr. Stellen wir uns für einen Augenblick vor, Bayern München entlässt Josep Guardiola in der Saison und verkündet dann, dass der Nachfolger „zu gegebener Zeit bekannt“ gegeben wird. Unvorstellbar! Beim Verband der Amateurboxer ist das Realität.
Das Verhältnis des eingetragenen Vereins, der schließlich den Anspruch erhebt, die Amateurboxer zu vertreten, scheint mir da ganz schön von Willkür geprägt zu sein. Der DBV bestand immer darauf, dass Amateurboxen und Profiboxen nicht vereinbar sind. Es werden auch immer noch Amateurtrainer gesperrt, die auch bei einem Profiboxer in der Ecke stehen. Gleichzeitig beteiligt sich der DBV aber an einer eigenen Profiliga. Dieses Profiboxen, das die AIBA selbst betreibt und das dann APB (Amateur Pro Boxing), heißt, ist dann wohl in Ordnung. Die Profis des Association Internationale de Boxe dürfen dann auch in den Leistungszentren des DBV unter der Leitung der dortigen Amateurtrainer trainieren. Da drängt sich mir auch noch die Frage auf, was wohl die AIBA Profis dem DBV dafür zahlen, dass sie deren Trainingseinrichtung benutzen dürfen. Und wie hoch sind eigentlich die Trainerhonorare?
Wir erinnern uns: Michael Müller, der Sportdirektor des DBV erklärte erst unlängst, sein Verband habe mit dem der World Series of Boxing, also der Profiliga der AIBA nichts zu tun. Dementsprechend müssten dann doch die WSB Profis zahlen, wenn sie Trainingsstätten und Trainer der Amateure in Anspruch nehmen. Sollte es aber so sein, dass die Profis den Amateuren nichts zahlen, muss man dann nicht aber daraus schließen, dass der DBV wohl doch etwas mit der WSB zu tun hat. Dann kann aber DBV Müller doch wohl nicht ganz so recht haben mit seiner Äußerung.
Ganz seltsam kommt mir dann noch das Gerücht vor, DBV Müller selbst hätte die Position von Dr. Bastian eingenommen. Das kann ich nun eigentlich kaum glauben. Denn wir erinnern uns: Michael Müller war bis 2008 DRV Müller. Er war Sportdirektor Michael Müller des Deutschen Ruderverbands. Er wurde 2008 entlassen – Entschuldigung: Er und der Verband kamen überein getrennte Wege zu gehen. Unter seiner Leitung hatte die deutsche Rudermannschaft bei den Olympischen Spielen in Peking erstmals seit 52 Jahren kein Olympiagold gewonnen. Das Flaggschiff der Ruder, der Deutschland-Achter, schied sogar schon im Vorlauf aus. Kritiker machen tatsächlich DRV Müller für dieses Desaster verantwortlich.
Aber noch mal zurück zu den Trainern: Seit geraumer Zeit setzt der Amateurboxverband auf Profitrainer. Mittlerweile haben schon vier Trainer hier ihr Auskommen gefunden: Valentin Silaghi, Zoltan Lunka, Michael Timm und neuerdings auch Torsten Schmitz. Ich will es noch einmal deutlicher sagen: Es geht hier nicht um die Kompetenz der Trainer, denn die ist unbestritten. Aber … – Soweit ich informiert bin, müssen Bundestrainer Diplom-Trainer sein. Soweit ich auch gehört habe, sind Timm und Schmitz das aber nicht. Worauf ich hinaus möchte ist, dass es auch beim DBV doch Regeln geben sollte, die für alle gelten. Wenn ein Amateurtrainer in der Ecke eines Profiboxers steht, dann wird er beim DBV normalerweise ganz schnell gesperrt. – Es sei denn, es handelt sich um einen AIBA Profi oder um einen Trainer, der vom DBV angestellt wird. So ähnlich verhält es sich auch mit den Lizenzen, die ein Trainer braucht. Also ich meine, so etwas kann man schon Willkür nennen.
© Uwe Betker

Alle Boxer und Trainer sind gleich. Aber manche sind gleicher als andere.

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„All animals are equal, but some are more equal than others.“ Dieses berühmte Zitat von George Orwell, verballhornt auf zynische und bittere Weise den Gleichheitsgedanken. Es ist natürlich sehr naiv an die Gleichheit der Menschen zu glauben, aber ist denn das gleich ein Grund, ihn mit Füßen zu treten?
Der Deutsche Boxsportverband (DBV) ist ein nationaler Verband der AIBA (Association Internationale de Boxe). Um es noch einmal deutlicher zu sagen: der DBV, also der Verband der Amateurboxer, ist ein nationaler Verband der AIBA, also des Weltverbandes des Amateurboxsports. Die AIBA versucht nun den Profiverbänden mit einer eigenen Profiliga, der APB (Amateur Pro Boxing), Konkurrenz zu machen. Allein das ist schon absurd. Zum einen ist es ja schon ein Widerspruch in sich, wenn ein Amateurverband Profiboxen veranstalten will. Zum anderen wird hier aber auch die Glaubwürdigkeit des Amateurboxens zerstört.
Einem lizenzierten Trainer des DBV ist es schließlich untersagt, einen Profiboxer zu trainieren und ihm zu sekundieren. Gleichzeitig ist der deutsche Amateurverband aber stolz darauf, die „logistische Herausforderung“ gemeistert zu haben, ihre Profiboxer von DBV Trainern auf ihre Kämpfe vorbereiten zu lassen. Wie gesagt, der gleiche Verband sperrt immer noch Trainer, sobald sie bei Profiboxveranstaltungen sekundieren – natürlich nur, wenn es nicht gerade Veranstaltungen der AIBA sind.
Um nun auch wirklich allen vor Augen zu führen, dass der DBV mit zweierlei Maß misst, will der Verband sich jetzt auch noch mit einem weiteren Profitrainer, nämlich Torsten Schmitz, verstärken.
Es fällt mir jetzt leider gerade nicht ein, wer in der Fabel „Farm der Tiere“, gleich noch die Tiere waren, die mit zweierlei Maß maßen und den Gleichheitsgedanken pervertierten. Vielleicht sollte ich das Buch noch einmal lesen.
© Uwe Betker