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Boxen und Boxer in der Musik: Lieder über Boxer (1)

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Es gibt erstaunlich wenige Lieder über Sportler. Daher fallen mir auch nur sehr wenige Lieder ein, die von Boxern handeln, ob nun im allgemeinen, oder im besonderen. Allerdings habe ich auch keinen besonderen Ehrgeiz entwickelt, eine möglichst vollständige Sammlung anzulegen. Viele dürften mir daher eventuell entgangen sein. Spontan fallen mir nur vier Lieder ein, die ich hier nun in chronologischer Folge vorstellen werde.
Das wohl bekannteste Lied über einen Boxer heißt auch schon so: „The Boxer“; Paul Simon schrieb es 1968. Die Folk-Rock-Ballade wurde 1969 von dem US-amerikanischen Duo Simon & Garfunkel als Single veröffentlicht. Es erreichte Platz 7 der US-amerikanischen und Platz 19 der deutschen Charts. Das Musikmagazin Rolling Stone führt es auf Platz 105 seiner Liste der 500 besten Songs aller Zeiten. 1970 wurde es im Album „Bridge Over Troubled Water“, dem letzten gemeinsamen Studioalbum von Paul Simon und Art Garfunkel, aufgenommen.
Das Lied handelt von einem Verlierer in der Großstadt. Der Ich-Erzähler beschreibt seinen vergeblichen Kampf gegen Einsamkeit und Armut in New York City. In der letzten Strophe wechselt die Erzählperspektive in beiden Versionen, sowohl der Single- als auch der LP-Version. Ein Boxer beschreibt, dass er trotz Schmerz und Niederschlägen weiterkämpft.
And a fighter by his trade
And he carries the reminders
Of every glove that laid him down
Or cut him till he cried out
In his anger and his shame
„I am leaving, I am leaving“
But the fighter still remains
Mm-mm-mm
Lie-la-lie …
(http://www.songtexte.com/songtext/simon-and-garfunkel/the-boxer-2bda7cf6.html)

In der ursprünglichen Version von „The Boxer“ gibt es noch eine zusätzliche Strophe. Hören kann man sie unter anderem auf dem Mitschnitt „Concert in Central Park“ vom 19. September 1981. Darin beschreibt der gealterte Ich-Erzählers, dass sich die Situation auch im Alter nicht geändert hat und er immer weitermacht/kämpft.
Now the years are rolling by me
They are rockin‘ evenly
I am older than I once was
And younger than I’ll be; that’s not unusual.
No, it isn’t strange
After changes upon changes
We are more or less the same
After changes we are more or less the same
(https://en.wikipedia.org/wiki/The_Boxer)

Es gibt auch eine deutsche Version von „The Boxer“ – wenn man sie denn so nennen mag. Sie erschien im Jahre 1994 auf dem Album „Himbeereis zum Frühstück“ von Hoffmann & Hoffmann. Diese Nachdichtung hat allerdings, bis auf die Musik, nur sehr wenig mit dem Original gemeinsam. Ton und Inhalt sind versöhnlicher, um nicht zu sagen weichgespült. Nur aus Gründen der Vollständigkeit bringe ich hier die letzte Strophe des Textes.
Und ich geh: Und im Ring, da steht ein Boxer und er träumt, dass er gewinnt.
Und so schwingt er seine Fäuste, doch er weiß es ganz genau, er kann am Ende nur verlieren.
Welche Blüten trägt der Wind, die Verheissung und die Träume, nur der Boxer bleibt im Ring. Leilolei, leiloleileileilei …
(http://www.songtexte.com/uebersetzung/hoffmann-and-hoffmann/der-boxer-deutsch-1bd68584.html)

(C) Uwe Betker

Rezension: „Old Holborn Book of Boxing“, herausgegeben von Peter Wilson

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Das Internet verleitet mich manchmal zu blinden Bücherkäufen. Bei meinen Ausflügen im Internet stieß ich so auf eine Anzeige, in der nur ein schlechter Scan vom Cover zu sehen war. Kein Autor wurde genannt, keine Inhaltsangabe gegeben – nichts. Aber das Kaufrisiko war gering. Inklusive Versand sollte das Buch weniger als eine Packung Zigarettentabak kosten – und dabei rauche ich seit einer kleinen Ewigkeit schon nicht mehr.
Das Exemplar des „Old Holborn Book of Boxing“, das ich bekam, war ein vergilbtes Taschenbuch, 160 Seiten stark und auf relativ schlechtem Papier gedruckt. In der Mitte finden sich auf 16 Seiten aus glattem und dickem Papier sogar Fotos; sie füllen jeweils eine Seite, einige sind sogar in Farbe. Es ist zu vermuten, dass dieses Buch nicht über den Buchhandel vertrieben wurde. Man findet auch keinen aufgedruckten Preis. Offenbar war es Teil einer Werbekampagne für die englische Zigarettentabakmarke „Old Holborn“. Dem Inhalt ist zu entnehmen, dass es 1969 erschien ist. Der Herausgeber ist Peter Wilson, der auch viele der Texte selber geschrieben hat. Nun muss man wissen, dass Wilson von Mitte der 30er Jahre bis in die 70er Jahre hinein im Daily Mirror über Boxen schrieb. Und wie er schrieb!
Das Buch beginnt mit einer kurzen Einleitung, die einen kurzen Abriss der Geschichte des Boxens präsentiert. Es folgt ein Abschnitt mit dem Titel „Twelve fights I shall never forget“. Hier beschreibt Wilson und/oder erzählt zwölf Kämpfe nach, bei denen er selbst am Ring saß und die für ihn aus ganz verschiedenen, zum Teil sehr subjektiven Gründen, unvergesslich waren:
Rocky Marciano vs. Jersey Joe Walcott (23.09.1952)
Joe Louis vs. Max Schmeling II (22.06.1938)
Sonny Liston vs. Floyd Patterson I (25.08.1962)
Cassius Clay vs. Cleveland Williams (14.11.1966)
Archie Moore vs. Yvon Durelle II (12.08.1959)
Sugar Ray Robinson vs. Joey Maxim (25.06.1952)
Sugar Ray Robinson vs. Carmen Basilio (23.09.1957)
Henry Armstrong vs. Ernie Roderick (25.05.1939)
Ike Williams vs. Ronnie James (04.09.1945)
Sand Saddler vs. Ray Famechon (25.10.1954)
Eder Jofre vs. Johnny Caldwell (18.01.1962)
Benny Lynch vs. Peter Kane (13.10.1937)
Wie Wilson schreibt, ist schon wirklich beeindruckend. Er ist ein großer Könner der Boxjournalistik. Diese zwölf Beschreibungen der Kämpfe sind mit das Beste, was ich an Kampfberichten je gelesen habe. – Einfach nur großartig. Wenn man sich an Begriffen, die heute nicht mehr politisch korrekt sind, nicht stößt, entdeckt man einen Großmeister des Sportjournalismus. Seine Sprache ist schön, klar, präzise und manchmal sogar poetisch.
Es folgt eine Portraitgalerie der Britischen Meister, unter ihnen Henry Cooper, der auch das Cover ziert, Ken Buchanan und Alan Rudkin. – Gibt es heute einen Verband in Deutschland, der in allen Gewichtsklassen Meister hat?
Es gibt einen großen Artikel über Jimmy Wilde, der im Erscheinungsjahr gestorben ist. Wilde, the Mighty Atom, war einer der besten Fliegengewichtler aller Zeiten. Das Büchlein enthält noch ein Box-Quiz, einen Artikel übers Amateurboxen, gefolgt von Kurzportraits aller amtierenden britischen Amateurmeister. Hinzu kommen Artikel über Veranstalter, über die Geldanlagen erfolgreicher Boxer, Frauen im Boxen, Henry Cooper, Cutmen, Ringrichter und ein Foto-Quiz.
Den Abschluss bildet eine Liste der Weltmeister von 1872 bis 1969. Wobei die amtierenden Weltmeister (Muhammad Ali, Joe Frazier, Jimmy Ellis, Bob Foster, Nino Benvenutti, Curtis Cokes, Amando Ramos, Johnny Famechon, Lionel Rose, Efren Torres) noch jeweils in einem Kurzportrait vorgestellt werden. Zum Schluss erfahren wir dann noch die Auflösung des Bilderquiz.
„Old Holborn Book of Boxing“, herausgegeben von Peter Wilson = 160 Seiten voll Spaß und Unterhaltung. Wo bekommt man für weniger als eine Packung Zigarettentabak noch so viel geboten? Nur im Internet.
© Uwe Betker