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Gastbeitrag: Boxen in der Literatur – Ring Lardner (3) „The Battle of the Century“

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Zu Beginn dieser Kurzgeschichte berichten der Schwergewichtsweltmeister Jim Dugan und sein Manager Larry Moon dem Ich-Erzähler, ihrem guten Bekannten Pinkie von ihrer finanziellen Misere. Jim ist ein so guter Boxer, daß es unmöglich ist einen adäquaten Gegner für ihn zu finden und deshalb muß sich der Champion mit einer Theatershow über Wasser halten.

Eine Weile später treffen die drei wieder zusammen. Auf die Nachricht vom K.-o.-Sieg des französischen Meister und Kriegshelden Goulet über den englischen Schwergewichtsmeister Bradford entwirft Moon einen Plan um Goulet zum Gegner für Dugan zu machen. darauf reagiert dieser folgendermaßen:

„All right,“ says Jim. „You´re my matchmaker and I fight who you pick out. But I don´t see how you come to overlook Benny Leonard“ (Lardner,  Some Champions, S. 136) [Anm.: Benny Leonard war zu dieser Zeit Weltmeister im Leichtgewicht, also damals vier (heute acht) Gewichtsklassen niedriger. D.h. er hätte als Gegner nicht den Hauch einer Chance gehabt.]

Als Goulet und sein Manager La Chance in die USA kommen bietet Moon ihnen 200 000 Dollar an, wenn sie bei seinem Plan mitspielen woraufhin La Chance vor Freude eine leichte Herzattacke erleidet.

Nach einigen Monaten haben Goulet und Dugan je einen leichten Kampf bestritten, wobei Dugan sich für seinen K.-o.-Sieg in der dritten Runde zwei Runden länger Zeit ließ als unbedingt nötig und Goulets Gegner alle damit überraschte, daß er drei Runden ohne Krücken stehen konnte. Anschließend macht Dugan noch einen Kampf gegen einen Boxer den er schon einmal besiegt hat. Diesmal hat er jedoch deutlich mehr Mühe und gewinnt erst in der zwölften Runde. Dadurch erweckt er bei den Zuschauern den Eindruck, er wäre schlagbar. dies trägt auch dazu bei, daß Goulet allmählich zum Favoriten wird.

Anschließend gelingt es Moon den Millionär Cawley als Geldgeber für den bevorstehenden Kampf zwischen Goulet und Dugan zu gewinnen, indem er ihn mit erfundenen Angeboten angeblicher kubanischer Geschäftsleuten unter Druck setzt.

Etwas später wird der Erzähler von Moon angesprochen, der ihn als Gefährten zum Zeitvertreib im Trainingscamp engagieren will, den Dugan hat Probleme sich für das Training zu motivieren, da er weiß, daß es unnötig ist. Er muß sich aber Mühe geben, damit die Zuschauer nicht den Verdacht schöpfen Goulet sei kein ernstzunehmender Gegner.

Natürlich gewinnt Dugan den Kampf mit Leichtigkeit. Goulet und sein Manager sind glücklich und der Promoter Cawley macht eine halbe Million Gewinn.

Die in dieser Kurzgeschichte beschriebenen Personen und Ereignisse lassen keinen Zweifel zu, daß es sich dabei um eine satirische Darstellung der Vorgänge um den Kampf zwischen Jack Dempsey und dem Franzosen George Carpentier handelt. Der englische Gegner Carpentiers hieß „Bombardier“ Billi Wells, der amerikanische Battling Levinsky. So lassen sich praktisch für alle Charaktere in dieser Kurzgeschichte Vorbilder aus dem echten Leben finden. Es wird vollends klar, daß Lardner hier nur wahre Sachverhalte satirisch überspitzt darstellte, wenn man in Betracht zieht, daß der tatsächliche Kampf unter dem Titel The Battle of the Century vermarktet wurde.

(C) Martin Scheja

Rezension: „Boxing’s Strangest Fights“ von Graeme Kent

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Graeme Kent ist ein Autor, der schon jede Menge Bücher geschrieben hat, darunter auch einige über das Boxen. Sein Buch „Boxing’s Strangest Fights“ erschien zum ersten Mal 1991 und hat mittlerweile schon mehrere Auflagen erlebt. Das Konzept ist so simpel wie genial. Es werden einfach nur Geschichten von seltsamen Boxkämpfen erzählt.
Abgedeckt wird der Zeitraum von 1722 bis 1990, also mehr als 250 Jahre Boxen. Insgesamt werden 102 Geschichten erzählt, die zwischen 1 und 3 Seiten lang sind. „Boxing’s Strangest Fights“ ist also kein Buch, das man in einem Rutsch durchliest, sondern es ist ein Almanach, in dem man jeden Tag eine kleine Geschichte lesen kann.
Der Schwerpunkte dieser Auswahl liegt auf den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts und auf Groß Britannien. Leider gibt es hier, wie in fast keinem Boxbuch, ein Register, was das Wiederlesen des Buches oder die Recherche schon deutlich vereinfachen würde. Aber die Kämpfe werden in chronologischer Reihenfolge behandelt. Es finden sich im Buch Namen wie: Muhammad Ali, Abe Attell, Max Baer, Tommy Burns, George Carpentier, Marcel Cerdan, Primo Carnera, Jack Dempsey, Roberto Duran, Chris Eubank, Luis Angel Firpo, Bob Fitzsimmons, Jack Johnson, Ingemar Johansson, Harry Grebb, Mitch Green, Jake LaMotta, Joe Louis, Rocky Marciano, Archie Moore, Battling Nelson, Johnny Nelson, Ken Norton, Sandy Sadler, Max Schmeling, John L. Sullivan, Willie Pastrano, Ray Robinson, Mike Tyson, Jimmy Wilde und viele andere.
© Uwe Betker