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Boxen in der Literatur: Sir Arthur Conan Doyle (1)

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Sir Arthur Conan Doyle (22. Mai 1859, Edinburgh, Schottland – 07. Juli 1930, Crowborough, Sussex, England) kennt jeder: Zumindest trifft das zu für eine von ihm in die Welt gesetzte Figur, nämlich den genialen und exzentrischen Detektiv Sherlock Holmes. Bereits zu Stummfilmzeiten gab es etliche Verfilmungen: 1911 Dänemark, 1912 Frankreich, 1914 Deutschland und 1916 England. Einige dieser Werke auf Celluloid wuchsen sich bereits zu Filmreihen aus. Unzählige Verfilmungen, Buchauflagen und Comics machten Holmes seither zu einem Teil unseres Bildungskanons.

(C) wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bb/Conan_doyle.jpg


Die Sherlock Holmes Bücher fanden und finden seit Generationen, zu Recht, immer wieder begeisterte Leser. Holmes, der seinen Schöpfer Arthur Conan Doyle unsterblich machte, verstellt andererseits aber auch den Blick auf den vielseitigen und auch ansonsten sehr lesenswerten Autor Doyle.
Doyle war tatsächlich in nahezu jedem literarischen Genre zu Hause: Er schrieb Krimis, Horror- und Abenteuerromane, Liebesromane, Science Fiction und historische Romane. Hinzu kommen Sachbücher über Themen von Krieg bis Spiritismus und über 200 Erzählungen. Weitere schriftstellerische Aktivitäten reichen vom Opernlibretto bis zum politischen Zeitungsartikel, von der juristischen Streitschrift bis zum Kriegsbericht.
Trotz dieses kaum zu überschauenden Werks war Sir Arthur Conan Doyle kein reiner „Homme de lettres“ – Mann der Schrift. Er war auch ein Mann der Tat und des Sports. Er studierte Medizin an der Universität von Edinburgh. Als Schiffsarzt reiste er 1880 auf einem Walfänger in die Arktis und ein Jahr später nach Westafrika. Acht Jahre praktizierte er als Arzt in Southsea bei Portsmouth. 1894 überquerte er in einem gewagten Unternehmen auf Skiern die Maienfelder Furgga von Davos nach Arosa und er nahm 1899 am Zweiten Burenkrieg in Südafrika teil.
Er lief Ski, spielte Fußball, Kricket, Golf und betrieb alle möglichen anderen Sportarten. Natürlich boxte er auch. Er war eines der ersten Mitglieder des 1892 gegründeten „London’s National Sporting Club”. Und so machte Doyle auch mehrfach das Boxen zum Thema seiner Literatur.
Das Werk von Sir Arthur Conan Doyle ist ein Kontinent, den es zu entdecken gilt. Dem Verlag 28 Eichen und seinem Herausgeber Olaf R. Spittel ist es zu danken, dass dieser Kontinent inzwischen in groben Zügen zu erkennen ist. Die Edition der „Ausgewählten Werke“ ist nun fast abgeschlossen und umfasst bislang 45 Bände. Anfangen kann man natürlich mit Sherlock Holmes oder, wenn man so will, sich sämtliche Romane und Erzählungen in 9 Bänden zu Gemüte führen. Man kann aber auch mit den Boxgeschichten anfangen. Wie gesagt: Der Kontinent Arthur Conan Doyle ist für die meisten Leser erst noch zu entdecken und zu erkunden.
© Uwe Betker

Rezension: „Old Holborn Book of Boxing“, herausgegeben von Peter Wilson

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Das Internet verleitet mich manchmal zu blinden Bücherkäufen. Bei meinen Ausflügen im Internet stieß ich so auf eine Anzeige, in der nur ein schlechter Scan vom Cover zu sehen war. Kein Autor wurde genannt, keine Inhaltsangabe gegeben – nichts. Aber das Kaufrisiko war gering. Inklusive Versand sollte das Buch weniger als eine Packung Zigarettentabak kosten – und dabei rauche ich seit einer kleinen Ewigkeit schon nicht mehr.
Das Exemplar des „Old Holborn Book of Boxing“, das ich bekam, war ein vergilbtes Taschenbuch, 160 Seiten stark und auf relativ schlechtem Papier gedruckt. In der Mitte finden sich auf 16 Seiten aus glattem und dickem Papier sogar Fotos; sie füllen jeweils eine Seite, einige sind sogar in Farbe. Es ist zu vermuten, dass dieses Buch nicht über den Buchhandel vertrieben wurde. Man findet auch keinen aufgedruckten Preis. Offenbar war es Teil einer Werbekampagne für die englische Zigarettentabakmarke „Old Holborn“. Dem Inhalt ist zu entnehmen, dass es 1969 erschien ist. Der Herausgeber ist Peter Wilson, der auch viele der Texte selber geschrieben hat. Nun muss man wissen, dass Wilson von Mitte der 30er Jahre bis in die 70er Jahre hinein im Daily Mirror über Boxen schrieb. Und wie er schrieb!
Das Buch beginnt mit einer kurzen Einleitung, die einen kurzen Abriss der Geschichte des Boxens präsentiert. Es folgt ein Abschnitt mit dem Titel „Twelve fights I shall never forget“. Hier beschreibt Wilson und/oder erzählt zwölf Kämpfe nach, bei denen er selbst am Ring saß und die für ihn aus ganz verschiedenen, zum Teil sehr subjektiven Gründen, unvergesslich waren:
Rocky Marciano vs. Jersey Joe Walcott (23.09.1952)
Joe Louis vs. Max Schmeling II (22.06.1938)
Sonny Liston vs. Floyd Patterson I (25.08.1962)
Cassius Clay vs. Cleveland Williams (14.11.1966)
Archie Moore vs. Yvon Durelle II (12.08.1959)
Sugar Ray Robinson vs. Joey Maxim (25.06.1952)
Sugar Ray Robinson vs. Carmen Basilio (23.09.1957)
Henry Armstrong vs. Ernie Roderick (25.05.1939)
Ike Williams vs. Ronnie James (04.09.1945)
Sand Saddler vs. Ray Famechon (25.10.1954)
Eder Jofre vs. Johnny Caldwell (18.01.1962)
Benny Lynch vs. Peter Kane (13.10.1937)
Wie Wilson schreibt, ist schon wirklich beeindruckend. Er ist ein großer Könner der Boxjournalistik. Diese zwölf Beschreibungen der Kämpfe sind mit das Beste, was ich an Kampfberichten je gelesen habe. – Einfach nur großartig. Wenn man sich an Begriffen, die heute nicht mehr politisch korrekt sind, nicht stößt, entdeckt man einen Großmeister des Sportjournalismus. Seine Sprache ist schön, klar, präzise und manchmal sogar poetisch.
Es folgt eine Portraitgalerie der Britischen Meister, unter ihnen Henry Cooper, der auch das Cover ziert, Ken Buchanan und Alan Rudkin. – Gibt es heute einen Verband in Deutschland, der in allen Gewichtsklassen Meister hat?
Es gibt einen großen Artikel über Jimmy Wilde, der im Erscheinungsjahr gestorben ist. Wilde, the Mighty Atom, war einer der besten Fliegengewichtler aller Zeiten. Das Büchlein enthält noch ein Box-Quiz, einen Artikel übers Amateurboxen, gefolgt von Kurzportraits aller amtierenden britischen Amateurmeister. Hinzu kommen Artikel über Veranstalter, über die Geldanlagen erfolgreicher Boxer, Frauen im Boxen, Henry Cooper, Cutmen, Ringrichter und ein Foto-Quiz.
Den Abschluss bildet eine Liste der Weltmeister von 1872 bis 1969. Wobei die amtierenden Weltmeister (Muhammad Ali, Joe Frazier, Jimmy Ellis, Bob Foster, Nino Benvenutti, Curtis Cokes, Amando Ramos, Johnny Famechon, Lionel Rose, Efren Torres) noch jeweils in einem Kurzportrait vorgestellt werden. Zum Schluss erfahren wir dann noch die Auflösung des Bilderquiz.
„Old Holborn Book of Boxing“, herausgegeben von Peter Wilson = 160 Seiten voll Spaß und Unterhaltung. Wo bekommt man für weniger als eine Packung Zigarettentabak noch so viel geboten? Nur im Internet.
© Uwe Betker

Böse und dunkle Gedanken über den BoxSport

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Wenn ich den BoxSport schon einmal geschenkt bekomme, denn gekauft bekommt man ihn wohl nur auf Flughäfen und auf großen Bahnhöfen, bin ich immer wieder gerührt, dass es dieses Fachblatt für Boxen noch gibt. Voll Ehrfurcht öffne ich es dann und bin überrascht, wie wenig ich hier übers Boxen finde, was mich überhaupt interessiert.
Wenn ich den BoxSport dann wieder zuklappe und das Magazin von außen noch einmal genauer betrachte, das Papier befühle und eventuell daran rieche, beschleichen mich böse und dunkle Vorstellungen, die vermutlich komplett aus der Luft gegriffen sind. Dennoch möchte ich diese Gedanken hier niederschreiben, um sie einmal loszuwerden – sozusagen als Exorzismus. Eventuell werde ich ja hiernach wieder zu einem Abonnenten.
Hier nun meine vollkommen abwegigen Gedanken:
Der Boxsport berichtet gar nicht übers Boxen. Der Boxsport berichtet prinzipiell nur über ein paar wenige Boxer, nämlich die in Deutschland boxenden Weltmeister, und dann noch über einige wenige Veranstalter, nämlich die großen. Über Veranstaltungen wird nur berichtet, wenn der Promoter vorher Werbung geschaltet hat. Dementsprechend gibt der BoxSport den Sport des Boxens ähnlich exakt wieder, wie die Zeitschrift Gala alle Gesellschaftsschichten widerspiegelt.
Der Chefredakteur und Herausgeber Hans Reski, genehmigt sich selber ein Gehalt von 12.000 Euro monatlich, also etwas über 60% des Gesamtbudgets für die Zeitschrift. Das erklärt dann auch, warum die Autoren und Fotografen so schlecht bezahlt werden. Hinzu kommen noch einmal 20% der Einnahmen durch Werbung und Anzeigen, die Reski selber akquiriert. Wenn er also vor oder während einer Veranstaltung ein paar Seiten Werbung an den Veranstalter verkauft bekommt, dann könnte sich auch sein Blick auf diese Veranstaltung verändern. Jeder ist viel milder gestimmt, wenn er satt und zufrieden ist.
Ich bin jetzt total erleichtert, dass ich diesen Exorzismus vollzogen habe. Die vollkommen abwegigen und absolut unzutreffenden Gedanken, die ich hier mitgeteilt habe, sind verschwunden und ich bin erleichtert und glücklich. Aber wo habe ich nur die Postkarte für das Abo gelassen?
© Uwe Betker