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Die Herausforderung von Istvan Szili und acht weitere Kämpfe

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Das Volkshaus in Zürich war am 30.08.2014 Schauplatz einer bemerkenswerten Boxveranstaltung. Um es vorab zu sagen, die Veranstaltung war großartig. Der Veranstaltungsort war eine Art Theater mit Bühne. Auf der Bühne saßen die VIPs, die auf den Ring herunter schauten, der vor ihren Füßen lag. Unter diesen Berühmtheiten war auch der große Jürgen Blin, der am 26.12.1971 in Zürich gegen Muhammad Ali angetreten war. Auch die anderen Zuschauer hatten eine sehr gute Sicht, weil sie entweder von einer Empore runterschauen konnten, oder weil sie direkt vor dem Ring saßen; die Stuhlreihen waren außerdem auf Stufen aufgestellt. Das Volkshaus ist schlicht ein toller Ort für Boxveranstaltungen.
Den ersten Kampf des Abend bestritt der viel versprechende Cruisergewichtler Ehsan Maudodi (3 Kämpfe, 3 Siege, 2 durch KO). Er trat gegen Ben Nsafoah (26 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO, 10 Niederlagen, 3 durch KO) an. Der Kampf zwischen diesen beiden hinterließ bei mir gemischte Gefühle. Zum einen ist es schon bemerkenswert mutig, dass ein Boxer wie Maudodi sich so früh in seiner Karriere einen so guten und erfahrenen Mann wie Nsafoah wählt. Gleichzeitig wirkte der Kampf aber insgesamt doch etwas uninspiriert, so als hätten beide Boxer den Erfolg nicht bedingungslos gesucht. Maudodi zeigte einen sehr guten Jab, eine gute Deckung und manchmal auch schöne Kombinationen, besonders Links-Rechts-Kombinationen zum Kopf. Nsafoah versuchte zu kontern. Er kam jedoch so gut wie nie durch. „The Soldier“ Maudodi war zu dominant, daher war die Siegerehrung nach vier Runden auch eine reine Formsache.
Auch der folgende Vierrunder ging über die Distanz. Im Junior Weltergewicht trafen Selcuk Bilgin (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) auf Karoly Lakatos (58 Kämpfe, 13 Siege, 5 durch KO, 44 Niederlagen, 15 durch KO, 1 Unentschieden). Auch diese Ansetzung war mutig, denn Lakatos ist ein sehr erfahrener Boxer, der sich noch nicht ans Verlieren gewöhnt hat und immer wieder für eine Überraschung gut ist. Am Anfang der ersten Runde brachte ein Wischer Lakatos zu Boden, aber der Ringrichter der GBA wertete dies, übrigens zu Recht, nicht als Niederschlag. Näher kam Bilgin dann auch nicht an einen KO Erfolg. Er arbeitete beeindruckend viel und man konnte deutlich spüren, dass er den vorzeitigen Erfolg unbedingt wollte – der aber blieb aus. Bilgin machte sich auch selber das Leben schwer, da er so gut wie nie eine Aktion mit seiner Führhand vorbereitete. Eine linke Grade hatte er an diesem Abend offenbar gar nicht im Angebot. Dennoch war der Kampf recht kurzweilig und der Punktsieg für Bilgin einstimmig.
Der nachfolgende Kampf im Mittelgewicht zwischen Yasin Basar (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO) und Norbert Szekeres (52 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO, 40 Niederlagen, 9 durch KO, 3 Unentschieden) war auf vier Runden angesetzt. „The Gentleman“ Basar, der in London trainiert und erst seit drei Monaten Profi ist, zeigte von der ersten Sekunde an gutes, druckvolles und variables Boxen. Er verteilte seine Schläge gut auf Körper und Kopf. Anfang der zweiten Runde zwang er Szekeres mit einem linken Haken zu Boden. Erstaunlicherweise schaffte der es, das Ende der Runde zu erreichen. Basar machte Druck und suchte den KO, ohne jedoch hektisch zu werden. Er boxte sehr abgeklärt. In der folgenden Runde ließ eine Linke zum Kopf Szekeres einknicken, aber durch Klammern und Tapferkeit erreichte er erneut das Rundenende. Auch in der vierten und letzten Runde schaffte es Basar nicht, seinen Gegner KO zu schlagen. Er zeigte aber eine gute Leistung, die einen neugierig auf mehr Kämpfe von ihm machte. Sein Punktsieg war deutlich.
Im vierten Kampf des Abends trafen im Supermittelgewicht Butrint Rama (11 Kämpfe, 11 Siege, 6 durch KO) und Pietro d´Alessio (28 Kämpfe, 11 Siege, 7 KO, 17 Niederlagen, 5 durch KO, 1 Unentschieden) aufeinander. Rama dominierte die ersten beiden Runden. Er arbeitete gut und sehr präzise mit seiner Führhand, um dann seine Rechte folgen zu lassen. D’Alessio konterte und versuchte, einen Schlagabtausch zu erzwingen. Immer wieder schnitt er Grimassen und spielte den Clown, um Rama aus dem Konzept zu bringen. Je länger der Kampf dauerte, umso erfolgreicher war er mit dieser Taktik. In der dritten Runde konnte er mehr und bessere Treffer setzen als sein Gegner. Die folgenden Runden waren hart umkämpft und eng. Am Ende der sechsten Runde wurde Rama zum knappen Punktsieger erklärt. Ich persönlich hätte d´Alessio ein Unentschieden gegeben, obwohl ich seinen Faxen und Clownerien nicht so viel abgewinnen konnte. Es folgte eine Showeinlage mit zwei Tänzern.
Im fünften Kampf traten im Mittelgewicht Arthur Hermann (12 Kämpfe, 12 Siege, 11 durch KO) und Laszlo Haas (24 Kämpfe, 9 Siege, 4 durch KO, 14 Niederlagen, ? durch KO, 1 Unentschieden) gegeneinander an. Hermann wirkte wie ein Jäger, der konzentriert und ruhig seiner Beschäftigung nachgeht. Haas beeindruckte durch seine Deckungsarbeit und seine Zähigkeit. Immer wenn es so aussah, als ob er im nächsten Moment zu Boden gehen würde, war er wieder da und konterte. Es sah aus, als würde es immer so weiter gehen und als würden sich die beiden aneinander abarbeiten. Dann kam die fünfte Runde. Hermann kam mit einem Leberhaken durch und Haas musste zu Boden. Er wurde angezählt, aber er kam wieder hoch und stellte sich erneut dem Kampf. Hermann setzte sofort nach und kam noch mal mit einem Leberhaken, gefolgt von einem Aufwärtshaken aufs Kinn, durch. Haas ging zu Boden und der Ringrichter winkte den Kampf ab. Sieger durch TKO 5 nach 0:50 Minuten Arthur Hermann.
Der folgende Kampf fand im Cruiseregewicht statt. Es trafen Sevdail Sherifi (17 Kämpfe, 10 Siege, 9 durch KO, 3 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) und Björn Blaschke (13 Kämpfe, 9 Siege, 5 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) aufeinander. Beide Boxen wollten den Sieg. Sherifi war der Aktivere und er schien mir auch der wohl boxerisch Bessere zu sein, aber Blaschke hatte durchaus seine Momente. In der zweiten Runde kam Blaschek mehrfach mit Links-Rechts-Kombinationen durch die Deckung zum Kopf durch. Diese Schläge ließen den Kopf von Sherifi nach hinten schnappen. In der folgenden Runde stellte Sherifi Blaschke in dessen Ecke und deckte ihn mit Schlägen ein. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als sollte Blaschek nun runter gehen, aber er kam zurück. Ab der vierten Runde standen beide häufig Kopf an Kopf und deckten sich mit Schlägen ein. Bei einer solchen Situation kam Blaschke mit einer Eins-Zwei-Kombination zur Stirn durch, die Sherifi einknicken ließ. Mit zunehmender Kampfdauer verringerte sich zwar das Tempo des Kampfes, aber nicht die Intensität. Am Ende werteten die Punktrichter den Achtrunder unentschieden, was ein sehr gutes Urteil war.
Zwei Anmerkungen: Das Kampfgericht der German Boxing Association war seht gut. Es gab keine Fehlurteile und es gab auch keinen Heimbonus, wie man an dem eben beschriebenen Unentschieden sieht. Es gab auch Nummerngirls, u.z., wenn ich recht gezählt habe, zwei. Ab dem Sherifi-Blaschke-Kampf versahen sie ihren Dienst. Die beiden Damen haben vermutlich an diesem Abend Weltrekorde aufgestellt. Nie sah ich schnellere Damen mit Tafeln im Ring. Kaum waren sie in den Ring gestiegen, waren sie auch schon wieder draußen. Einmal konnte ich einen Blick auf das Fußgelenk einer Dame erhaschen. Sie hatte dort Flügel – eine Tätowierung. Über einen Zusammenhang zwischen den Flügeln und der Geschwindigkeit ihres Schreitens habe ich mir allerdings noch keinen schlüssigen Reim gemacht.
Es folgte eine weitere Showeinlage, bei der eine Dame in einem silbernen Ganzkörperanzug und mit sehr hohen silbernen Plateauschuhen ein Lied vortrug. Der Silberanzug war übersät mit so einer Art Ausbuchtungen, ähnlich wie Eierkartons, nur kleiner. Sie sang auch ein Lied. Die Pinökel sahen irgendwie seltsam aus. Ach so: Sie sang auch ein Lied.
Im siebten Kampf boxten Anatoli Muratov (10 Kämpfe, 8 Siege, 5 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) und Philipp Kolodziej (10 Kämpfe, 6 Siege, 4 durch KO, 4 Niederlagen, 4 durch KO) im Super Mittelgewicht um die vakante Internationale Deutsche Meisterschaft. Kolodziej, ein Mann von Werner Kreiskott, begann stark und dominierte die erste Runde. Muratov war passiv und konnte erst am Ende einen guten Konter landen. Die zweite Runde war weitestgehend ausgeglichen. Kolodziej gehörte die erste und Muratov, der jetzt aktiver wurde, die zweite Hälfte. Muratov machte in der dritten Runde dort weiter, wo er in der vergangenen Runde aufgehört hatte. Er machte Druck. Bis zur Mitte der Runde dominierte er den Kampf, dann nahm er eine harte Linke mit dem Kopf. Es entsprang ein harter Schlagabtausch. Am Ende hatte Muratov die Kontrolle jedoch zurückgewonnen, die er auch in den nächsten zwei Runde nicht mehr abgab.
Aber Kolodziej ließ sich nicht beirren. Immer weiter ging er nach vorne und zwang seinem Gegenüber den Kampf auf: es entstand fast der Eindruck, als könnten ihm die Schläge von Muratov, und das waren nicht gerade wenige, die er nehmen musste, nichts ausmachen. In der fünften Runde fing Muratovs Nase an zu bluten. In der sechsten Runde stellte Kolodziej Muratov in dessen Ecke und fällte ihn mit einem harten Leberhaken. Muratov kam zwar noch rechtzeitig hoch, aber er stellte sich nicht mehr zum Kampf. Sieger durch TKO in Runde 6, nach 1:12 Min. Philipp Kolodziej. Anatoli Muratov ist nun nach dem 02.11.2013 (Juan De la Rosa) zum zweiten Mal nach einem Leberhaken KO gegangen.
Die folgende Begegnung fand im Halbschwergewicht statt. Es ging dabei um den Europatitel der Universal Boxing Federation, um den Alis Sijaric (8 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO) und Gyorgy Marosi (38 Kämpfe, 22 Siege, 11 durch KO, 16 Niederlagen, 11 durch KO) kämpften. Der Kampf begann, wie viele andere auch. Die Boxer tasteten sich ab und irgendwie plätscherte das Geschehen so dahin. Wie aus dem Nichts kam Sijaric dann plötzlich mit einer rechten Graden zum Kopf durch und Marosi lag KO auf dem Ringboden. Sieger durch KO 1, nach 2:14 Alis Sijaric.
Den Hauptkampf des Abends bestritten im Mittelgewicht Istvan Szili (20 Kämpfe, 18 Siege, 7 durch KO, 2 Unentschieden) und Mathias Zemski (15 Kämpfe, 13 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO). Es ging um den Weltmeistergürtel der Universal Boxing Federation im Mittelgewicht. Natürlich ist der Titel der UBF keiner der „harten“ Titel, aber es ist ein Titel, und den muss man erst einmal gewinnen. Der Gewinn des Titels empfiehlt den Boxer dann auch für höhere Aufgaben.
Szili begann verhalten, bestimmte aber das Tempo. Zemski schien großen Respekt vor Szili mitgebracht zu haben, denn er klammerte oft, auch in Situationen, bei denen es absolut nicht notwendig gewesen wäre. Von Runde zu Runde erhöhte Szili den Druck. Im zweiten Durchgang kam er mit einem rechten Körperhaken und einer anschließenden linken Graden zum Kopf durch, die Zemski sichtlich beeindruckte. Am Anfang der folgenden Runde ging er dann zweimal zu Boden, einmal bei dem vergeblichen Versuch wieder zu klammern und das andere Mal nach einem rechten Aufwärtshaken zum Kopf. In der Folgezeit war Szili auf der Jagd und Zemski auf der Flucht. Am Anfang der vierten Runde musste Zemski eine harte Linke nehmen und ging in der Mitte der Runde nach einer Rechten zur Schläfe runter. Ende der fünften Runde musste er erneut nach einem rechten Körpertreffer runter. Szili filetierte geradezu seinen Gegner.
In der sechsten Runde kam dann das endgültige Aus. Szili kam mit einer rechten Graden zum Körper durch und Zemski sackte ganz langsam, wie in Zeitlupe, in sich zusammen. Szili setzte nach und gab dem Zusammensackenden noch zwei Schläge mit. Für den letzten der beiden Schläge verwarnte ihn der Ringrichter Arno Pokrandt. Zemski stellte sich zwar noch einmal, musste nach einem Leberhaken aber wieder zu Boden. Der Ringrichter brach den Kampf nach 1:22 Min. in Runde 6 ab.
Istvan Szili hat mit seiner beeindruckenden Leistung nicht nur einen recht unbedeutenden WM Gürtel gewonnen, sondern sie bedeutet zugleich eine Herausforderung an die großen Mittel- und Supermittelgewichtler, an Felix Sturm (46 Kämpfe, 39 Siege, 18 durch KO, 4 Niederlage, 1 durch KO, 2 Unentschieden), an Robert Stieglitz (51 Kämpfe, 47 Siege, 27 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO) und an den WBO Weltmeister im Super Mittelgewicht Arthur Abraham (44 Kämpfe, 40 Siege, 28 durch KO, 4 Niederlagen, 1 durch KO). Istvan Szili kann für alle drei als eine ernsthafte Konkurrenz angesehen werden. Man darf gespannt sein, ob sich einer von ihnen auch traut, gegen Szili anzutreten. Ein toller Kampf ist garantiert.
Der Veranstalter Benedikt Poelchau (Blanko Sports) ist ein Wiederholungstäter. Bereits im letzten Jahr hat er eine unglaublich gute Veranstaltung im Ravensburg auf die Beine gestellt. Und genau das hat er nun auch wieder in Zürich geschafft. Seine Show im Volkshaus sehe ich als ganz heißen Anwärter für den Titel „Beste Veranstaltung der Jahres 2014“. Der Ort, die Boxkämpfe, die Urteile und die Stimmung waren sehr gut. Nur die Nummerngirls – die waren zu schnell.
© Uwe Betker

Für eine Handvoll Dollar

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Die Nachrichten, die man über Shannon Briggs liest, lassen erahnen, was alles im Profiboxen möglich ist. Briggs (59 Kämpfe, 51 Siege, 45 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unetschieden) reichte am Dienstag (25.01.2011) beim obersten Gericht des Bundesstaates New York Klage gegen sein Management Empire Sports & Entertainment ein. Wir erinnern uns noch gut an den ehemaligen WBO-Weltmeister im Schwergewicht. Er war der letzte Gegner von WBC-Weltmeister Vitali Klitschko. Briggs musste nach seinem tapferen, vergeblichen und wohl auch von vornherei aussichtlosen Kampf gegen Klitschko am 16.10.2010 ins Krankenhaus, wo er mehrere Tage behandelt wurde.
Wenn man sich an die Prügel erinnert, die Briggs einstecken musste, kann es einen nur empören zu hören, dass er von seiner Börse, den 750.000 US Dollar, nur sage und schreibe, 25.000 US Dollar tatsächlich erhalten haben soll. Einer der Hauptverantwortlichen für diese, nennen wir es einmal, Umverteilung soll Shelly Finkel, der Generaldirektor von Empire, gewesen sein. Finkel ist gleichzeitig auch Klitschkos US-Berater bzw. vermutlich ein Teil von Klitschkos Management.
© Uwe Betker

Ein Mann wird um den Lohn seiner Arbeit betrogen

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Das Dumme am Profiboxen im Fernsehen ist, dass wenn jemand um den Lohn seiner Arbeit betrogen wird, dann sehen das alle. Und genau dies geschah im Kampf Marco Huck gegen Denis Lebedev, da sah man ganz deutlich, wie jemand, nämlich Lebedev, um seinen Lohn, den WM-Titel, gebracht wurde. Herrn Huck wurde nämlich von ihm ausgeboxt und dominiert. Zwei von drei Punktrichter sahen aber – wenn man da überhaupt noch von Sehen sprechen kann – Muamer Hukic, so heißt Huck in Wirklichkeit, siegen.
Es war schon nahezu prophetisch, als der WBO-Weltmeister im Cruisergewicht Marco Huck in der letzte Pressekonferenz verkündete: „Weihnachten ist die Zeit der Geschenke.“ Nachdem er in seiner ihm eigenen feinsinnigen Art seinem Gegner einen Plastik-Weltmeister-Gürtel geschenkt hatte, wobei er ihn schon vorher aufs Übelste beleidigt hatte, bekam er selbst nun am Kampfabend (19.12.2010) ein Geschenk. Er erhielt von den Punktrichtern Lahcen Oumghar und Manuel Oliver Palomo, die den Kampf beide 115-113 werteten, den Sieg geschenkt.
Wenn es einen Weihnachtsmann gibt, dann wünsche ich mir, den in Marokko geborenen Niederländer Lahcen Oumghar und Manuel Oliver Palomo aus Spanien nie wieder an einem Ring sitzen zu sehen. Mir ist es unverständlich, dass die Weltverbände inkompetente Punktrichter nicht sperren. Wieso gibt es keine Schwarze Liste für Punktrichter, die den Ruf des Boxens beschädigen?
Mir kam es auch so vor, als wäre auch der ARD der Ausgang des Kampfes unangenehm gewesen ist. Der Kommentator z.B. sah Huck nicht als Sieger und nannte das Urteil ein „Weihnachtsgeschenk“. Es wäre zu wünschen, dass die ARD ihren Einfluss auf Sauerland Event nutzt und einen Rückkampf fordert. Was hat ein Fernsehsender von einem Weltmeister, von dem wohl die Mehrheit der Zuschauer der Meinung ist, dass er nur durch das Wohlwollen von zwei Punktrichtern Weltmeister geblieben ist.
Was sich außerdem zeigte, ist, dass Huck (32 Kämpfe, 31 Siege, 23 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) sich nicht nur nicht benehmen kann, sondern dass ihm wohl auch die Fähigkeit zur Selbstkritik komplett abgeht. Nach dem Kampf sah er sich als eindeutiger Sieger, sogar als „wahrer Champion“, weil er mit einer verletzten Rippe weiter gekämpft hat. Ich gestehe, dass ich hier Herrn Huck intellektuell nicht folgen konnte. Soll das etwa heißen, dass jeder, der sich im Kampf verletzt und weiterkämpft, automatisch der Sieger ist? Wenn sich beide Boxer verletzen, gewinnt dann der mit der schlimmeren Verletzung?
Die Pfiffe des heimischen Publikums schienen Huck auch nicht zu irritieren. Aber er zeigte profunde medizinische Kenntnisse, denn nach dem Kampf diagnostizierte er bei sich einen Rippenbruch. Er führt dann weiter aus, dass er „einfach durchhielt und mit Hilfe Gottes gewann“. Die meisten dürften hier widersprechen, denn die Herren Lahcen Oumghar und Manuel Oliver Palomo hatten m. E. den größeren Anteil an diesem Sieg, und ich würde sie wohl doch eher nicht als Götter bezeichnen.
Wenn Huck nun aber mit einem so erheblichen Handicap einen solch schweren Kampf durchstehen konnte und sich als klaren Sieger sieht, dann dürfte es ihm doch auch nichts ausmachen, gleich noch einmal gegen Lebedev anzutreten. Es steht jedoch zu befürchten, dass die ARD, Sauerland Event und Muamer Hukic sich als Nutznießer dieses Ergebnisses lieber ihrer Beute, ihres WM-Titels, erfreuen wollen, als Lebedev eine neue Chance und dem Publikum einen guten Rückkampf zu geben.
© Uwe Betker

Wiederholungstäter: Marco Huck

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Was treibt Muamer Hukic, der sich Marco Huck, oder auch manchmal Käpt’n Huck nennt, und seinen Veranstalter Sauerland Event nur dazu, eine solche, wie ich finde, äußerst geschmacklose PR-Kampagne zu fahren? Es begann damit, dass der WBO-Weltmeister im Cruisergewicht Marco Huck (31 Kämpfe, 30 Siege, 23 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) bei einer Pressekonferenz seinen Pflichtherausforderer Denis Lebedev (21 Kämpfe, 21 Sieg, 16 durch KO), so meine ich, übel beleidigte: „Ich wundere mich über mein Team, das sonst alles möglich macht, aber dem hässlichen Russen konnten sie für heute kein Visa besorgen. Lebedev hat nichts zu verlieren, er kann durch meine Schläge nur schöner werden. Auch wenn es Zweifel an meinem Sieg gibt, in der Schmeling Halle werde ich den Russen vor den Augen meiner Fans aus dem Ring prügeln.“
Lebedev reagierte auf diese verbalen Tiefschläge souverän mit Ironie und schenkte Huck einen kleinen Strauß Blumen. Dies konnte wohl der in Ugao, Gemeinde Sjenica, Jugoslawien, dem heutigen Serbien, geborene Huck nicht auf sich sitzen lassen. Es gelang ihm nun allerdings nicht, seinerseits mit feiner Ironie oder mit einer geschliffen Replik zu reagieren. Vielmehr legte er schlicht nach: „Ich wusste von Bildern bereits, dass er hässlich ist, aber in echt ist er noch viel hässlicher.“ Es scheint fast so, als hätte er Gefallen an verbalen Tiefschlägen gefunden.
Gut, sprechen wir also über die Schönheit von Menschen. Lebedev ist mit seiner Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte wohl kaum als gut aussehender Mann zu bezeichnen. Aber ist Huck denn eine so umwerfende Schönheit, dass er sich so über einen anderen erheben dürfte?
Hier ist ein Foto, entscheiden sie selber:

Danach versuchte Huck mit einem Scherz-Geschenk weiter zu punkten. Er überreichte bei der letzten offiziellen Pressekonferenz Lebedev einen kleinen Plastik-WM-Gürtel. „Weihnachten ist die Zeit der Geschenke. Und Du sollst ja nicht mit leeren Händen nach Hause fahren“, erklärte Huck launig. „Der richtige Gürtel gehört mir. Den bekommst Du auf gar keinen Fall.“
Da ich nicht davon ausgehe, dass Huck vor seiner Titelverteidigung so viel Zeit gehabt hat, einen solchen Gürtel besorgen zu gehen, muss man wohl davon ausgehen, dass sein Management, Sauerland Event, diese PR-Kampagne entweder initiiert hat oder mit trägt. Ich persönlich finde diese Replik nicht übermäßig witzig. Aber Humor ist etwas sehr Individuelles, und das Überreichen des Plastik-Gürtels war immer noch um sehr viele Klassen niveauvoller als seine Reflexionen über die Schönheit seines Gegners.
Gutes Benehmen ist definitiv nicht etwas, was individuell ist, sondern etwas, das auf einem gesellschaftlichen Konsens beruht. Die Mutter von Herrn Hukic hat ihrem Sohn offensichtlich nicht beigebracht, dass man sich nicht über andere Menschen lustig macht. Wenn es seine Familie, seine Freunde, sein Management, seine Berater, sein Trainer, sein Masseur, sein Friseur, seine Teamkollegen, sein Veranstalter, seine Groupies und seine PR-Berater nicht machen, so will ich es denn machen: Herr Hukic! Herr Huck! Herr Käpt’n Huck! Man macht sich nicht über die Gebrechen von anderen lustig! Das macht man nicht!
© Uwe Betker

Über das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und Boxer am Beispiel von Torsten Schmitz

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Den Boxtrainer Torsten Schmitz zieht es weiter – auf zu neuen Ufern. Es ist ihm nicht zu verdenken, denn eine Festanstellung bei dem größten deutschen Veranstalter, Sauerland Event, ist schon verlockend. Na ja, und so eine freiberufliche Trainertätigkeit dürfte auch kein Zuckerschlecken sein. Dementsprechend stellt sie keine Verpflichtung dar, der man nachkommen muss. Jedenfalls verlässt er nun seinen Weltmeister Robert Stieglitz kurz vor einem entscheidenden Kampf, um zu einem anderen Arbeitgeber zu wechseln. Der Eindruck, den mir Schmitz damit vermittelt, könnte folgendermaßen zusammengefasst werden: Meine Rolle in der Vorbereitung auf einen Kampf, auch auf einen WM-Kampf, ist so unbedeutend, dass ich, Torsten Schmitz, jederzeit ausgewechselt werden kann, ohne dass dies irgendwelche Folgen für meinen Kämpfer hätte. – Als Außenstehender fragt man sich dann aber natürlich schon: Wieso engagiert jemand Schmitz dann überhaupt als Trainer?
Nach einer relativ langen und erfolgreichen Amateurkarriere (250 Kämpfe mit 215 Siegen, Junioreneuropameister 1982, WM-Dritter 1986 und 1991 und WM-Zweiter 1989, DDR-Meister 1983, 1984, 1987 und 1989). 1996 wurde Schmitz Trainer bei Universum Box-Promotion. Er betreute u. a. Bert Schenk, Regina Halmich, Michel Trabant und Luan Krasniqi. Das Karriereende von Regina Halmich im November 2007 bedeutete für ihn zugleich den Verlust der Anstellung beim hamburger Boxstall. Danach betreute er freiberuflich Robert Stieglitz, der für Sport Events Steinforth (SES) boxt.
Robert Stieglitz (40 Kämpfe, 38 Siege, 23 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO), eigentlich Sergei Stieglitz, in Jeisk, im heutigen Russland, geboren, wurde mit seinem Trainer Schmitz am 22. August 2009 gegen den Universum-Boxer Károly Balzsay WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht. Nur wenige Tage vor der dritten Titelverteidigung am 20.11.2010 gegen Enrique Ornelas (36 Kämpfe, 30 Siege, 20 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO) in Dresden verlässt Schmitz jetzt seinen Schützling und wechselt zum Boxstall des Promoters Wilfried Sauerland nach Berlin.
Das Thema Fairness spielt nun im Profiboxen inzwischen eine so untergeordnete Rolle, dass ich in diesem Zusammenhang darauf nicht eingehen möchte. Eine andere Sache ist allerdings das besondere Verhältnis zwischen Trainer und Boxer, von dem man doch so gerne spricht. Welches Signal sendet Torsten Schmitz da eigentlich mit einer solchen Handlungsweise an seine künftigen Boxer? Für mich heißt das: So lange ich kein besseres Angebot bekomme, bin ich auf deiner Seite, in deiner Ecke. Bekomme ich aber ein besseres Angebot, bin ich sofort weg. Seine Begründung kann ich mir auch schon vorstellen. Sie wird dann wohl wieder lauten: „Job ist Job. Ich muss am Sonnabend XY in XY betreuen.“ Ich persönlich bin mir aber sehr sicher, dass ich einem solchen Trainer meinen Sohn oder meine Tochter bestimmt nicht anvertrauen würde, wenn denn meine Kinder, bzw. mein Sohn boxen würde. Ob also ein solches Verhalten, oder soll man sagen, ein solcher Charakter, die Grundlage für ein vertrauensvolles Trainer-Boxer-Verhältnis sein kann, sei dahin gestellt.
Ein anderer interessanter Aspekt ist, dass es schon verwunderlich ist, dass der größte Box-Veranstalter Deutschlands sich überhaupt die Mühe macht, einem Mitbewerber so zu schaden. Denn SES spielt doch offensichtlich nicht in derselben Liga wie Sauerland Event, auch wenn Ulf Steinforth das nun behauptet.
Man kann sich schlechterdings nicht vorstellen, dass dem berliner Veranstalter der WM-Kampf von Robert Stieglitz entgangen sein sollte. Also, wieso macht Sauerland Event so etwas? Machen sie es nur, weil sie es können? Wenn sich ein solcher Riese mit solcher Wucht auf einen im Vergleich zu ihm so viel Kleineren und Schwächeren stürzt, sieht das jedenfalls irgendwie nicht sonderlich souverän an.
Sauerland hätte ja Größe zeigen können und Torsten Schmitz unter Vertrag nehmen, um ihn bis nach dem WM-Kampf freizustellen. Das in Verbindung mit ein paar netten Presseerklärungen und guten Wünschen für Stieglitz („Wir drücken Stieglitz die Daumen!“), das hätte Klasse gehabt. Aber diese Form von Klasse und Souveränität ist wohl nicht en vogue.
Ob es nun Skrupellosigkeit von Torsten Schmitz war, oder eiskaltes Kalkül von Sauerland Events, oder knallharter Egoismus oder nur Unachtsamkeit Beider -, was auch immer es gewesen sein mag, ein solches Verhalten ist in meinen Augen, auch wenn es vielleicht üblich ist, ganz schlechter Stil.
© Uwe Betker

Kein Grund zum Jubeln

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Wenn man den Gerüchten aus dem Ausland Glauben schenken kann, wird es bald einen Titelvereinigungskampf mit deutscher Beteiligung geben. Angeblich soll der WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht aus Kasachstan, Beibut Shumenov (11 Kämpfe, 10 Siege, davon 6 durch KO und 1 Niederlage), gegen den WBO-Weltmeister Jürgen Brähmer (38 Kämpfe, 36 Siege, davon 29 durch KO und 2 Niederlagen) antreten. Eigentlich ist eine Titelvereinigung ein Grund zur Freude. Die will sich aber bei mir irgendwie nicht einstellen. Der Grund dafür heißt Zsolt Erdei.
Eigentlich heißt der Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht doch Zsolt Erdei (31 Kämpfe, 31 Siege, 17 durch KO). Jedenfalls war er das von 2004 bis 2009, bis – ja bis sein damaliger Veranstalter Klaus-Peter Kohl ihn wohl gezwungen hat, seinen Titel aufzugeben, um eine Gewichtsklasse höher, im Cruisergewicht, zu boxen. Zwar wurde er direkt, durch eine Mehrheits-Punktentscheidung Weltmeister vom Verband WBC, gleichzeitig aber war unübersehbar, dass der 1,78 Meter große Erdei hier nichts zu suchen hat.
Erdei folgte der Stallregie von Universum Box-Promotion, die dem Stralsunder Brähmer unbedingt einen WM-Titel zuschanzen wollte. Brähmer war sein WBA-Titel vorher (22.11.2008) von dem Argentinier Hugo Hernan Geray abgenommen worden. Aber Kohl setzte und setzt weiter auf Brähmer – jenen Brähmer, der medial vom „Jahrhunderttalent“ zum „Knastboxer“ abstieg. Erdei, der zwölfmal um den WBO-Titel erfolgreich geboxt hat, hat sich mittlerweile einen anderen, einen amerikanischen Veranstalter gesucht.
Was hat das nun aber mit meiner Unzufriedenheit über eine Titelvereinigung zu tun?
Nun, ich kann mich halt des Eindrucks nicht erwehren, dass Brähmers Veranstalter lieber eine solche Titelvereinigung will als einen Kampf gegen den, so nenne ich ihn mal, legitimen Weltmeister Erdei. Der 27jährige Shumenov ist wohl die einfachere Aufgabe für das ehemalige „Jahrhunderttalent“. Ich hoffe, das Erdeis neuer Veranstalter Lou DiBella es seinem neuen Schützling ermöglicht, bald doch noch gegen seinen ehemaligen Stallgefährten um diesen Gürtel zu boxen. Als WBO-Super-Champion kann er jederzeit den Weltmeister herausfordern.
Ich gestehe: Ich mag diese Verschiebereien von Titeln innerhalb eines Boxstalles nicht. Titel gehören sich, nach meiner Meinung, im Ring gewonnen und verloren. Was soll das denn, dem einen eigenen Boxer den Titel wegzunehmen, um ihn dann dem anderen zuzuschanzen? – Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich die Gründe dafür in diesem Fall wirklich wissen möchte.
© Uwe Betker

Eine Frage des Stils (1.)

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Am 18. September hab ich in der ARD eine Boxveranstaltung gesehen, die mich geradezu begeistert hat. Man kann Sauerland-Event nur dazu gratulieren, dass sie Alexander Frenkel und Karo Murat nach Manchester geschickt haben, um sie auf einer Veranstaltung von Frank Warren gegen Boxer von Frank Warren boxen zu lassen. Wann sieht man überhaupt schon einmal einen deutschen Boxer im Ausland boxen? Seit langer Zeit hat man im deutschen Fernsehen nicht mehr so ein gutes und spannendes Boxen gesehen. Und, was schon fast noch seltener geworden ist – so selten wie eine Perle in einer Muschel -: Es stand der Sieger nicht von vornherein fest.

Der in Kivograd in der Ukraine geborene Frenkel wurde durch seinen spektakulären KO-Sieg über Enzo Maccarinelli Europameister im Cruisergewicht. Ein linker Haken stellte den Verlauf des Kampfes auf den Kopf, denn Maccarinelli war bis dahin der bessere Boxer und zeigte, wie man einen Frenkel besiegen kann.

Karo Murat unterlag dem Waliser Nathan Cleverly und darf nun nicht den WBO Weltmeister im Halbschwergewicht Jürgen Brähmer, der am 12. Januar 2010 vom Schweriner Amtsgericht zu einer Gefängnisstrafe von 16 Monaten ohne Bewährung verurteilt wurde, herausfordern. Murat war in allen Belangen seinem Gegner unterlegen und wurde schließlich vom Ringrichter mit dem Gong zur 10. Runde aus dem Kampf genommen.

Der Fernsehzuschauer sah zwei großartige und spannende Boxkämpfe, die für viele andere entschädigten.

Danke!

© Uwe Betker