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Über einen Versuch, mich bei Z!-Promotion zu akkreditieren
Wikipedia schreibt: „Im Journalismus bezeichnet Akkreditierung die Zulassung von Medienvertretern zu bestimmten Veranstaltungen. […] Die so genannte Akkreditierungsfrist bezeichnet die Zeit, bis zu der alle Anmeldungen (z.B. für eine Pressekonferenz) eingegangen sein müssen. Die Grundlage der Akkreditierung bildet der Nachweis, dass der Medienvertreter tatsächlich Journalist ist. Dies kann anhand einer Redaktionsbestätigung, mittels Arbeitsproben oder durch die Vorlage eines Presseausweises erfolgen. Die Akkreditierungsgrundlagen werden vom Veranstalter festgelegt, so dass diese nicht einheitlich sein müssen.“
Als nun Z!-Promotion ankündigte, am 14.03.2015 zu veranstalten, war mein Interesse geweckt. Die Ansetzung der Paarung im Schwergewicht von Erkan Teper (13 Kämpfe, 13 Siege, 9 durch KO), der Nummer 15 der unabhängigen Weltrangliste, und Johann Duhaupas (32 Kämpfe, 31 Siege, 20 durch KO, 1 Niederlage), der Nummer 65 der unabhängigen Weltrangliste, schien auch vielversprechend. Zwar sollte es hier um den Intercontinental Titel der IBF gehen – das Kind muss ja schließlich einen Namen haben -, aber es kann wohl eher als Europameisterschaftsausscheidungskampf betrachtet werden – sollte denn Z!-Promotion über die Europäische Boxunion gehen wollen. Es sind aber noch weitere Fragen, die die Veranstaltung interessant machen. Wie hat sich Teper nach seinem Weggang von seinem Trainer Conny Mittermeier und seiner Hinwendung zu Oktay Urkal boxerisch entwickelt? Ist die Weltmeisterschaft im Kickboxen, die auch in der Show stattfindet, der Hauptkampf des Abends? Wie wird eine Veranstaltung ohne Lokalmatador in Stuttgart angenommen?
Einen Internetauftritt von Z!-Promotion habe ich nicht gefunden, auch Pressemeldungen vom Veranstalter habe ich nicht bekommen. Ich wandte mich daher am 02. Februar via Email direkt an den Geschäftsführer und Matchmaker von Z!-Promotion mit der Bitte mir Akkreditierungsunterlagen zu schicken. Hagen Döring regierte auch sehr schnell. Meine beigefügten allgemeinen Fragen beantwortete er. Akkreditierungsunterlagen schickte er aber keine. Auf meine Rückfrage am 04. Februar, ob seine Mail denn als Akkreditierungsbestätigung zu verstehen sei, antwortete er am Folgetag ausweichend mit einem „noch nicht“. Er versprach aber, sich darum zu kümmern. So weit – so verheißungsvoll.
Gut einen Monat später, am 03. März, brachte ich mich noch mal in Erinnerung mit der Frage, ob er mich denn vergessen hätte. Einen Tag später bekam ich dann eine beunruhigende Nachricht. Die lautete, er habe mich durchaus nicht vergessen. Am nächsten Tag wolle er zu einem Meeting nach Stuttgart fahre, „wo all diese Fragen wie Akkreditierung behandelt werden“. Ich verstand die Nachricht so, dass sich Hagen Döring und die neue Boxpromotion Firma aus Leonberg erst 10 Tage vor dem Kampfabend um die Akkreditierung der Pressevertreter kümmern wollten.
Ich fragte dann jeweils Montag und Dienstag noch einmal nach und bekam am Mittwoch die folgende Botschaft von Hagen Döring: „Die Z-Promotion wird Dir keine Akkreditierung geben.“ – Sehr schade.
(C) Uwe Betker
Ein Versuch, Promiboxen als Sport zu sehen
Samstag, dem 27. September, fand in Düsseldorf das große ProSieben Promiboxen statt. Das Fernsehformat „Promiboxen“ wird bereits von RTL und SAT 1 benutzt. Die letzte Veranstaltung erreichte immerhin insgesamt 1,54 Millionen Zuschauer, von denen weit über die Hälfte, nämlich 990.000, in der Altergruppe der 14- bis 49-jährigen war. Der Marktanteil gesamt lag bei 6% und in der angesprochenen Altersklasse bei 10,5%. D.h. die letzte Veranstaltung hatte die mit Abstand schlechteste Einschaltquote von allen. Das konnte man natürlich vorher nicht wissen.
Ich bin nun auch mal zum Promiboxen gegangen. Ich wollte mir das Treiben im Ring mal unter sportlichen Gesichtspunkten ansehen. Immerhin steigen hier doch Männer und Frauen in den Ring, die dafür trainiert haben.
Es ist relativ leicht, sich über diese Art von Veranstaltungen lustig zu machen. Und das muss man schon sagen, der Privatsender macht es einem Sportreporter auch sehr schwer, es nicht zu tun. Da treten Boxer in Kategorien – Gewichtsklassen kann man das nicht nennen – gegeneinander an, die da heißen: „Rosenklasse“, „K.O.-Klasse“, „Silikonklasse“ und „Gesichtsklasse“. Es gibt auch noch einen Einheizer, der vor der Veranstaltung Witze erzählt und singt. Einige der Witze fand ich so abgeschmackt, dass ich schon überlegt habe, ob besagter Herr bei einem anderen Publikum nicht womöglich Prügel dafür bekäme. Aber den Zuschauern gefiel es offensichtlich.
Die Bezeichnung Promi kann man als umgangssprachliche Kurzform für „Prominenter“ verstehen. Wikipedia definiert: „Der Ausdruck Prominenz (v. lat.: prominentia = das Hervorragende; aus pro minere) wird im Alltag meist zur Bezeichnung der Gesamtheit von herausragenden Persönlichkeiten verwendet, kann aber auch neutral das wie immer erworbene Ausmaß der individuellen Bekanntheit in der Öffentlichkeit meinen:“ Leider kannte ich von den acht auftretenden Prominenten (Jan Kralitschka, Christian Tews, Trooper da Don, Thorsten Legat, Jordan Carver, Melanie Müller, Lukas Cordalis und Marcus Schenkenberg) nur den Ex-Fußballer Legat. Aber ich bin mir sehr sicher, dass es alles herausragende Persönlichkeiten sind und, dass ich sie nicht kenne, das ist bestimmt nur Zufall.
Die Runden dauerten bei den Männern zwei und bei den Frauen 1,5 Minuten. Die Rundenpausen dauerten so lange wie sie dauerten, bzw. so lange die Werbung dauerte, also mehrere Minuten. Der BDB, der Bund deutscher Berufsboxer, beaufsichtigte die Kämpfe. Ich bin allerdings überfragt, wieso der älteste Profiboxerverband in Deutschland das nun meinte machen zu müssen. Weder erfüllten die Boxer die Kriterien für eine Lizenzierung als Profis, noch waren die Kämpfe regelkonform. Aber der BDB nahm die Veranstaltung offensichtlich auch nicht sonderlich ernst. Ringrichter Jürgen Langos holte wohl während einer Ringpause, die zugegebenermaßen auch übertrieben lang war, sein Mobiltelefon heraus.
Aber noch beschämender war, dass der BDB es, meiner Meinung nach, selbst beim Promiboxen nicht geschafft hat, richtig zu punkten. Die Wertung für den ersten Kampf war nämlich – wie gesagt, meiner Meinung nach – ein Skandal. Der Experte von Pro7, Axel Schulz, formulierte es etwas höflicher. Vielleicht waren die Punktrichter und der Präsident des BDB, Thomas Pütz, ja zu sehr mit ihren Mobiltelefonen beschäftigt. Wie man den ersten Kampf hat Unentschieden werten können, ist mir ehrlich schleierhaft.
Was mich an diesem Punkturteil besonders erschüttert, ist, dass selbst bei einer Promiboxveranstaltung, bei der es ja schließlich um nichts geht und wo die Punktrichter auch nicht unter Druck stehen, die Punktwertung der BDB Punktrichter nicht, jedenfalls nicht nach Meinung der Mehrheit der Zuschauer und derjenigen, die etwas vom Boxen verstehen, den Kampfverlauf widerspiegelt. Das ist empfinde ich schon als ein verheerendes Signal nach außen.
Jan Kalitschka und Christian Tews, beide wohl von Beruf Bachelors, was immer das auch sein mag, boxten sechs Runden. Kralitschka war offensichtlich derjenige, der bei seinem Training mehr gelernt hatte. Das kann natürlich auch an seiner exquisiten Ecke liegen, in der Walter und Thomas Knieps standen. Kalitschka gewann die ersten vier Runden deutlich. Es beschlich mich dabei allerdings das Gefühl, dass er nicht vorzeitig gewinnen wollte. Mehrfach hatte er Tews deutlich erschüttert. Er setzte jedoch nicht nach und gab seinem Gegenüber somit Zeit, sich zu erholen. Die letzten zwei Runden gingen an Tews, der über Kampf und Willen die Runden holte.
Im zweiten Kampf traten Trooper da Don, ein Moderator und Sänger, und Thorsten Legat gegeneinander an. Auch hier zeigte sich, dass ein wirklich guter Trainer schon von Vorteil ist. In da Dons Ecke stand immerhin Conny Mittermeier, und er hatte seinem Schützling auch einiges beigebracht. Letztlich konnte er, trotz besserer Technik, dem Druck von Legat aber nicht widerstehen. Dabei sollte man noch erwähnen, dass der Gewichtsunterschied von 8 KG schon erheblich war. Legat gewann nach Punkten.
Im dritten Kampf des Abends traten Jordan Carver und Melanie Müller gegeneinander an. Craver ist wohl von Beruf Yoga-Jordan und Müller Dschungelkönigin. Auch diese Berufe kenne ich nicht. Das was die beiden gezeigt haben, kenne ich auch nicht. Mit Boxen jedenfalls hatte das genauso viel zu tun wie mit Schlammcatchen. Es war aber im Ring kein Schlamm. Wer gewonnen hat, kann ich nicht sagen, weil ich während der Siegerehrung schon auf dem Heimweg war. Daher verpasste ich auch den letzten Kampf zwischen Lukas Cordalis und Marcus Schenkenberg – was ich übrigens nicht bedauere – und den Auftritt der Guano Apes – was ich schon bedauere.
Als Erfahrung kann ich verbuchen: Beim Promiboxen steigen Männer und Frauen in den Ring, die unter normalen Umständen, d.h. bei gleichem Trainingsaufwand in einem Gym, mit einem verantwortungsvollen Trainer, noch nicht einmal Sparring machen dürften. Das, was diese Prominenten zeigten, hatte nur entfernt mit Boxen zu tun. Was daran erschütternd ist, ist die Tatsache, dass Promiboxen so viele Zuschauer anzieht. Die Arena in Düsseldorf schien nahezu ausverkauft – und das bei einer Veranstaltung, deren sportlicher Wert so ziemlich gegen Null geht. Möglicherweise ist die Faszination fürs Promiboxen zu vergleichen mit der Faszination bei Autounfällen. Sie sind schrecklich, aber viele wollen sie auch sehen.
© Uwe Betker
Großartiges Boxen und eine großartige Show in Ludwigsburg
Bei dieser Veranstaltung konnten am Ende wirklich alle zufrieden sein. Die Zuschauer hatten gutes bis großartiges Boxen und außerdem noch eine gute Show gesehen. Darüber hinaus wurde durch den Kartenverkauf, durch Spenden, durch Tombolas und die Versteigerung von Bildern und anderen Dingen vielen Kindern geholfen.
Uwe Hück, der Konzern-Betriebsratsvorsitzende und stellv. Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG, hatte die Idee Luan Krasniqi zu einem Boxkampf herauszufordern, um Geld für soziale Zwecke zu sammeln. Damit konnte der Megastar der Gewerkschaften eine Menge bewegen und viele mobilisieren und war dabei so überzeugend, dass am Ende eine tolle Show stand, bei der auch wirklich gutes Boxen gezeigt wurde.
Die ersten vier Kämpfe standen unter dem Motto: Die Jungen Wilden – Nachwuchs-Profiboxer – die Stars von übermorgen. Den Anfang machte im Halbschwergewicht der 25-jährige Arijan Sherifi (3 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO). Er boxte gegen Egidijus Kakstys (24 Kämpfe, 3 Siege, 1 durch KO, 19 Niederlagen, 7 durch KO, 2 Unentschieden). Zunächst sah es so aus, als würde der Sechsrunder schnell zu Ende sein. Sherifi kam mit seinen Schlägen gut durch. Eine rechte Grade brachte in der ersten Runde Kakstys zu Boden. Aber in den folgenden Runden zeigte sich, dass der Punch von Sherifi nicht ausreichte, um sein Gegenüber aus Litauen zu fällen. Ein Cut über dem rechten Auge von Kakstys führte dann schließlich zum Abbruch. TKO in Runde 5, nach 1:22 Minuten.
Im folgenden Kampf, der auch im Halbschwergewicht stattfand, war der 23-jährige Belgier Marc De Bonte (4 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO) zu sehen, der es mit Vygaudas Laurinkus (18 Kämpfe, 3 Siege, 13 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden), auch aus Litauen, zu tun. Der 19-jährige Laurinkus hat alle seine 18 Kämpfe in einem Zeitraum von 1 ½ Jahren bestritten. Der ehemalige Kickboxer De Bonte zeigte Fechten mit der Faust vom Feinsten, was man eigentlich einem Kickboxer nicht zutraut. Er boxte klug. Er nutzte seinen Reichweitenvorteil, um lang zu boxen, aber offensichtlich fühlte er sich auch in der Halb- und Nahdistanz wohl. Mit seinen 188cm ist er für einen Halbschwergewichtler groß. Am Ende stand ein deutlicher Punktsieg für ihn.
Der dritte Kampf fand im Schwergewicht statt. Franz Rill (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) traf auf Ivo Andelic (11 Kämpfe, 8 Siege, 3 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden). Andelic, der erst einmal eine Ehrenrunde um den Ring machte, bevor er ihn betrat, wirkte nicht wirklich austrainiert. Er versuchte die Ringmitte zu halten, sich hinter seiner Doppeldeckung zu verschanzen und mit Schwingern einen Treffer zu landen. Rill war leichtfüßig und war der Dominierende. Dann nach 2:02 Minuten in der dritten Runde stoppte der Ringrichter vom BDB Valerio Quarta den Kampf aus unerfindlichen Gründen. Jedenfalls habe ich nichts gesehen, was das gerechtfertigt hätte. Auch wurde kein Ringarzt zu Rate gezogen, um sich mögliche Verletzungen anzuschauen.
Der zweite Teil der Vorkämpfe stand unter dem Motto: Die Stars von Morgen. Hier boxte im Super Mittelgewicht als erstes Butrint Rama (8 Kämpfe, 8 Siege, 5 durch KO) gegen Janos Varga (35 Kämpfe, 14 Siege, 12 durch KO, 20 Niederlagen, 13 durch KO, 1 Unentschieden). Rama, der wohl von Luan Krasniqi betreut wird, hat eine sehr gute Führhand, mit der er auch am Ende der ersten Runde seinen Gegner mit einem Leberhaken zu Boden schickte. Die Führhand war seine beste Waffe, während seine Rechte praktisch nicht existent bzw. kaum effektiv war. Das war auch daran abzulesen, dass der Ungar auch in der folgenden zweiten und in der vierten Runde runter musste, Rama es aber dennoch nicht schaffte, ihm den Rest zu geben. So stand am Ende der sechsten Runde ein haushoher Punktsieg für ihn.
Ein Highlight des Abends war die Begegnung zwischen dem ungeschlagenen Timo Schwarzkopf (13 Kämpfe, 13 Siege, 7 durch KO) und dem Ex-Weltmeister Junior Witter (50 Kämpfe, 41 Siege, 22 durch KO, 7 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) im Weltergewicht. Witter „the Hitter“ war eine der dominierenden Persönlichkeiten des Junior Weltergewichts Ende des letzten Jahrzehnts, und er ist trotz seiner 39 Jahre noch immer richtig gut. Witter ist extrem unangenehmem zu boxen. Er wechselt die Auslagen, er provoziert, er ist aufreizend lässig, macht Show und schlägt aus allen, wirklichen allen Positionen.
Schwarzkopf tat sich schwer. Ein ums andere Mal sah er schlecht aus oder wurde schlicht vorgeführt. Aber er blieb dran. Es gab nur wenige Aktionen im Sinne von Schlagabtäuschen. In der letzten Runde wurde Witter, nach meiner Meinung, von Schwarzkopf umgeschubst und angezählt. Ringrichter war eben jener schon genannte Valerio Quarta vom Bund Deutscher Berufsboxer.
Der Kampf, der über 10 Runden ging, war extrem eng und sehr schwer zu punkten. Selten kam einer mit mehr als einer Hand durch. Am Ende wurde Schwarzkopf zum einstimmigen Punktsieger erklärt. Die Punktrichter werteten 95:95, 98:91 und 96:94. Wie Ringrichter Herbert Ulrich da allerdings zu einem 98:91 kommen konnte, ist mir absolut schleierhaft. Um es deutlich zu sagen, ich hatte Schwarzkopf, ohne den Niederschlag, ganz knapp vorne nach Punkten. Auch über ein Unentschieden hätten sich Conny Mittermeier und sein Schützling nicht beschweren können. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Schwarzkopf den Kampf in England oder den USA gewonnen hätte.
Im folgenden Kampf trat im Schwergewicht Erkan Teper (12 Kämpfe, 12 Siege, 8 durch KO) gegen Martin Rogan (21 Kämpfe, 16 Siege, 8 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO) an. Der Nordire ging bereits nach 1:25 Minuten in der ersten Runde schwer KO. Er wich zurück und stand einladend, ohne Deckung an den Seilen. Teper traf ihn mit einer Rechten, einem Volltreffer, am Kinn und dann noch mit einem linken Wischer am Kopf und zwei weiteren Volltreffern mit rechts am Kinn. Rogan wurde direkt vom Ring ins Krankenhaus gefahren: Verdacht auf Kieferbruch.
Den Hauptkampf des Abend bestritt die ludwigsburger Lokalmatadorin Özlem Sahin (17 Kämpfe, 16 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden). In Sahins Ecke standen wieder der Mittelgewichtler Istvan Szili (18 Kämpfe, 17 Siege, 7 durch KO, 1 Unentschieden), Brigitte Gassert und Dietrich Wolter. Die amtierende Interims Weltmeisterin im Junior Fliegengewicht nach Version WIBF traf auf Maria Rosa Tabbuso (21 Kämpfe, 13 Siege, 3 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden). Die sehr erfahrene Tabbuso bot Sahin einen beherzten Kampf. Wie immer gab Sahin die erste Runde ab. Hiernach wurde sie immer stärker und setzte die Italienerin immer mehr unter Druck, obwohl die einen erheblichen Reichweitennachteil hatte. Immer wieder kam die „Box Lady“ mit ihrem rechten Haken durch. Es war ein guter und fairer Kampf, der auf einem hohen technischen Niveau ausgetragen wurde. Sahin, die das erste Mal vor heimischem Publikum boxte, hatte sichtlich Spaß im Ring. In zwei Ringpausen forderte sie das Publikum auf, sie zu unterstützen, was es dann auch tat. Am Ende der sechs Runden stand ein eindeutiger Punktsieg für Sahin. Die Punktrichter werteten: 57:57, 59:56 und 58:56.
Eine persönliche Bemerkung: Ich habe nicht mehr recherchiert, welcher BDB Punktrichter den Kampf da unentschieden gesehen hat. Langsam werde ich es nämlich müde, dass es so viele Punktrichter, nach meiner Meinung, einfach nicht schaffen, den Kampfverlauf zu erkennen und auch wiederzugeben.
Der Rest des Abends war Show. Es gab eine mit Musik untermalte Leistungsschau der Pyrotechnik, Gesangseinlagen und den Kampf zwischen Uwe Hück und Luan Krasniqi im Schwergewicht. Die sogenannte „erste WM im Charity Boxen“ ging über acht Runden a zwei Minuten – ungefähr. Mal war die Runde zwei Minuten lang, ein anderes Mal auch nur eine Minute fünfzig, jedenfalls wenn ich meiner alten mechanischen Armbanduhr trauen kann, die nicht 100-prozentig ganggenau ist. Auch die Pausen hatten, wie mir schien, unterschiedliche Längen. Mal warteten sie eine Minute lang, mal bis zu anderthalb Minuten. Der Kampf der Beiden war eine riesengroße Show – und zwar eine gute. Krasniqi benutzte nur seine Führhand. Seine Rechte, wenn er sie denn überhaupt benutzte, traf stets schön den linken Handschuh, oder manchmal berührte sie auch den Körper. Hück versuchte zwischendurch schon auch mal ernsthaft zu boxen, aber Krasniqi war einfach ein zu guter Boxer, als dass er wirklich in Gefahr hätte geraten können.
Der Kampf der Beiden war ein Riesenspaß, auch wenn Hück etwas verbeult daraus hervorging. Zweck war es, Geld zu sammeln für die Lern-Stiftung Hück, die sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen helfen will, und für die SOS Kinderdörfer, für die sich Krasniqi einsetzt. Am Ende hatten die Zuschauer das beste Boxevent des Jahres gesehen, bei dem u. a. eben auch sehr gutes Boxen gezeigt wurde, was bei den meisten Boxevents in Deutschland leider nicht selbstverständlich ist. Man kann nur hoffen, dass der Veranstalter Bernhard Michaelis von Michaelis TV dem Boxen treu bleibt.
© Uwe Betker
Boxer, der zu Unrecht übersehen wird
Timo Schwarzkopf.
Der von Conny Mittermeier trainierte Weltergewichtler Timo Schwarzkopf (9 Kämpfe, 9 Siege, 5 durch KO) ist eines der größten Talente in Deutschland und wie die meisten Talente, hat er keinen Promoter an seiner Seite. Trotzdem geht er unbeirrt seinen Weg. Vermutlich wird er nächstes Jahr um die Deutsche Meisterschaft kämpfen.
© Uwe Betker