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Ein kurzer Blick auf Erkan Teper, Z!-Promotion und den BDB

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Erkan Teper stieg am 03.07.2016 in Reppenstedt wieder in den Ring. Teper (16 Kämpfe, 16 Siege, 10 durch KO) traf dort auf den US-Amerikaner Derric Rossy (42 Kämpfe, 30 Siege, 14 durch KO, 12 Niederlagen, 5 durch KO). Der Kampf war gut angesetzt. Teper, vor dem Kampf die Nummer 10 in der Welt, nach dem Kampf die Nummer 9, traf auf die Nummer 38 in der Welt (vor dem Kampf). Der Kampf hatte zum Ziel, die Position von Teper unter den Top Ten des Schwergewichts zu sichern, was er auch tat, ohne jedoch ein allzu großes Risiko darzustellen. Rossy hat nur eine KO-Quote von 33%, was für einen Schwergewichtler nicht viel ist. Hinzu kam, dass er von seinen letzten acht Kämpfen sechs verloren hatte. Er war also genau der Mann, den Z!-Promotion für Teper gesucht hat. Teper gewann nach Punkten. Die Rechnung ging also auf.
Für Teper und Z!-Promotion kann dieser Kampf nur als Zwischenstation angesehen werden. Beide wollen einen Kampf um einen oder mehrere WM-Titel im Schwergewicht, und dafür sind nun mal solche Ansetzungen nötig. Der Kampf zwischen Teper und Rossy ist aber schon auch von allgemeinem Interesse, d.h. abgesehen von den Titelkampfhoffnungen von Tepers Management.
Tepers Auftreten ist schon bemerkenswert. Es war sein erster Auftritt nach seiner positiven Dopingprobe von dem Kampf um die EBU-Europameisterschaft am 17. Juli 2015 gegen den Briten David Price. Vom BDB wurde er dafür für ein Jahr und von der EBU für zwei Jahre gesperrt. Der BDB setzte sich dann über die Tepers Sperre durch die EBU hinweg und sanktionierte den Kampf. Gleichzeitig musste Teper, der schon zweimal wegen Dopings aufgefallen ist, seine BDB-Sperre nicht in voller Länge verbüßen. Teper konnte nämlich zwei Wochen vor Ablauf der Sperre einen Kampf bestreiten.
Thomas Pütz vom Bund Deutscher Berufsboxer erklärte gegenüber boxen1.com: „Wir haben uns mit Z!-Promotion und Erkan Teper einigen können, was die Sperre betrifft. Erkan Teper musste für sein Vergehen eine hohe Strafe zahlen, zudem hat sein Promoter Z!-Promotion eine Sicherheitsleistung bei uns hinterlegt. Damit Teper am 3. Juli wieder unter BDB-Lizenz boxen darf, haben wir vereinbart, dass er sich ständigen Trainingskontrollen unterziehen muss. Die Kosten dafür trägt Z!-Promotion. Zudem müssen wir immer darüber unterrichtet werden, wo er sich aufhält um bei Bedarf auch unangekündigte Kontrollen durchführen zu können.“
Bemerkenswert an den Ausführungen des Präsidenten vom BDB ist, dass hier nun wohl zum ersten Mal etwas durchgeführt wurde, was doch angeblich nicht durchführbar ist. Ich meine mich nämlich noch dunkel daran erinnern zu können, wie Pütz sich wortgewaltig gegen Dopingkontrollen beim Traing aussprach. Er argumentierte mit den zu hohen Kosten. Die werden nun aber offensichtlich vom Promoter getragen. Pütz argumentierte, wenn ich mich recht entsinne, aber auch schon mal dahingehend, dass Trainingsproben schwierig zu nehmen seien, weil ein Boxer „als „Weltbürger“ überall zu Hause sei und damit nicht in der Lage, seinen Standort Monate vorher bekanntzugeben.“ Es kann aber sein, dass Pütz hier über Wladimir Klitschko sprach.
Durch den Kampf von Erkan Teper ist nun jedenfalls bewiesen worden, das Dopingkontrollen während der Vorbereitung auf einen Kampf in Deutschland möglich sind – und dies auch unter der Aufsicht des Bundes Deutscher Berufsboxer. Jetzt kann man nur hoffen, dass der BDB endlich Dopingkontrollen im Training einführt.
(C) Uwe Betker

Zwei Weltmeisterschafen in Velbert

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Das EMKA Sportzentrum in Velbert ist am Samstag, dem 18 Juni, Austragungsort von zwei Weltmeisterschaften im Profiboxen. In der ersten trifft der Interimsweltmeister im Schwergewicht Werner Kreiskott (43 Kämpfe, 22 Siege, 16 durch KO, 19 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden) auf Drazan Janjanin (17 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO) aus Bosnien Herzegowina. Er will nun regulärer Weltmeister der World Boxing Union werden. Natürlich ist die WBU nicht einer der großen vier Verbände im Profiboxen und Kreiskott ist auch kein Wladimir Klitschko, dafür sind die Kämpfe des Wuppertalers Kreiskott unterhaltsamer als die meisten, die wir von dem Ukrainer zu sehen bekommen. Als er im September Interimsweltmeister wurde, musste er in der zweiten Runde einen Niederschlag überstehen. Kreiskott ist kein Filigrantechniker. Er steigt in den Ring, um zu kämpfen. Er hat den Kampfnamen: „der Panzer“ – und der Name passt. Er versucht, seine Gegner schlich und einfach zu überrollen. Das geht nicht immer gut, was man an seiner Kampfbilanz ablesen kann. „Man kann nicht immer gewinnen“, erklärt er. „Wenn der Andere besser ist, dann hat er auch den Sieg verdient, und dann soll er ihn auch bekommen.“ Kreiskott hat weder einen Manager und noch einen Trainer. Dafür aber ist er sein eigener Veranstalter für einen Teil seiner Kämpfe, so auch jetzt in Velbert. Seine Kämpfe ermöglicht er sich so erst. „Boxen macht mir einfach Spaß“, sagt er. „Ich liebe es dort oben im Ring zu stehen und zu boxen.“ Diese Worte könnten auch von Özlem Sahin (22 Kämpfe, 20 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) stammen, die den zweiten Hauptkampf des Abend bestreiten wird. Sahin boxt um die WM der Universal Boxing Organization und um den Intercontinental Titel der World Boxing Federation im Minimumgewicht, der Gewichtsklasse bis 46,266 kg. Dabei trifft die Ludwigsburgerin auf die Ungarin Agnes Draxler (21 Kämpfe, 9 Siege, 1 durch KO, 12 Niederlagen, 7 durch KO). Sie hat einen Trainer, Frank Lubitz, und eine Managerin, Eva Dzipina, aber wie Kreiskott muss sie selber sehen, wie sie ihre Kämpfe finanziert. Sahin pendelt für ihre Kampfvorbereitungen zwischen Ludwigsburg wo sie wohnt und Kerpen, wo sie trainiert, einmal die Woche hin und her. Dies kann sie nur, indem sie zum einen Urlaub nimmt, dann in Kerpen Homeoffice für ihren Arbeitgeber Bosch in Waiblingen arbeitet und schließlich durch die Unterstützung ihres Sponsors GAZI. Das alles nimmt sie auf sich für ihr erklärtes Ziel, noch in diesem Jahr einen Rückkampf mit Gretchen Abaniel zu bekommen, gegen die sie am 09.11.2015 ihren einzigen Kampf verlor. Auch Sahin hat eine passenden Kampfnamen: BoxLady.
(C) Uwe Betker

Ein Rückblick auf das letzte Jahr der sportlichen Karriere von Marco Huck

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Von Marco Hucks letztem Kampf war das Bild im Internet am häufigsten zu sehen, auf dem er besinnungs- und wehrlos auf dem zweiten Seil von unten liegt , über ihm stehend: der Ringrichter David Fields, der ihn auszählt. Huck (42 Kämpfe, 38 Siege, 26 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) ist nicht mehr Weltmeister der WBO im Cruisergewicht. Das sollte nun Grund genug sein, das letzte Jahr seiner sportlichen Karriere Revue passieren zu lassen.

Im Sommer letzten Jahres war die Welt von Huck noch in Ordnung. Am 30. August absolvierte er im Garry Weber Stadion in Halle ein leichtes Sparring. Dabei besiegte er den Italiener Mirko Laghetti, einen handverlesenen Gegner. Aus blieb dabei allerdings das angekündigte Zerbröseln der Hartweizen Nudeln. Er brauchte für die „Spagetti à la Laghetti“ doch zwölf Runden. Dies war sein letzter Kampf für Sauerland Events GmbH.
Sauerland hatte ihn, den Kickboxer, 2004 unter Vertrag genommen. Da Huck spät und über den Umweg des Kickboxens zum Boxen gekommen war, wurde aus ihm, trotz der Bemühungen von Trainer Ulli Wegner, kein technischer Boxer, sondern ein harter, technisch limitierter Fighter, der den KO sucht. Trotz schlechterer Voraussetzungen und allein durch Fleiß, Härte und die Hilfe seines Veranstalters wurde er Europameister und Weltmeister der World Boxing Organisation.

Nach seinem Kampf gegen Laghetti trennte sich Huck von seinem Veranstalter. Vermutlich war Geld der Grund hierfür. Es geht schließlich fast immer um Geld. Huck gründete mit seinem Bruder Kenan Hukić eine eigene Promotion-Firma – nach dem Vorbild der Klitschkos und Felix Sturms. Er und sein Bruder, der nun sein Promoter, Manager und Geschäftsführer seiner Firma ist, versuchte er, sich selber ins Gespräch zu bringen als ein möglicher Gegner für Wladimir Klitschko (66 Kämpfe, 63 Siege, 53 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO). „Jetzt bin ich frei für Klitschko!“ Aber natürlich war solch ein Kampf nicht zu vermarkten. Wieso sollte der zur Zeit beste Schwergewichtler der Welt und amtierende Weltmeister der IBF, WBO und Super Champion der WBA gegen jemanden boxen, der seinen einzigen Schwergewichtskampf nicht gewinnen konnte. – Huck verlor am 25.02.2012 gegen Alexander Povetkin. Seine Leistung war keine Offenbarung. Auf keinen Fall aber war sie eine, die ihn als einen möglichen Herausforderer für Klitschko qualifiziert hätte. Gleichwohl wurde er nach diesem Kampf nicht müde, Klitschko herauszufordern.
Der als Muamer Hukić in Novi Pazar, im heutigen Serbien geborene Huck versuchte nach seinem Weggang von Sauerland einen deutschen TV-Sender für seine Kämpfe zu interessieren. Diese Bemühungen waren jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Zeljko Karajica, der Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland sagte öffentlich: „Huck muss mit Sauerland einen Deal machen, wenn er in Sat.1 boxen will. Es wird keinen separaten Vertrag mit Huck Sports Promotion geben.“ Und Wilfried Sauerland gab zum Besten, Huck würde sich überschätzen.
Da Huck keinen TV-Vertrag in Deutschland bekam, ging er in die USA. Die Überlegung, die hinter diesem Schritt stand, war gut. Mit seinem Boxstil und seinem WM -Titel standen ihm die Türen offen. Geplant war eine relativ einfache Titelverteidigung gegen den als zweitklassig angesehenen Kryrsztof Glowacki. Dann sollte er gegen die Ringlegende Roy Jones jun. (67 Kämpfe, 59 Siege, 42 durch KO, 8 Niederlagen, 4 durch KO) antreten. Zwei überzeugende Siege, die auch realistisch waren, und er wäre eine feste Größe auf dem US-amerikanischen Markt geworden. Aber dazu kam es nicht. Er verlor nämlich durch KO in Runde 11.
Nach dieser Niederlage steht Huck nun vor dem Scherbenhaufen seiner Karriere. Da nutzte auch nichts, einen Rückkampf zu fordern. Warum sollte er ihn auch bekommen. Hat er denn selbst Denis Lebedev einen Rückkampf gewährt, nachdem er am 19.12.2010 von diesem vermöbelt worden war und durch die zwei Punkrichter Lahcen Oumghar und Manuel Oliver Palomo den Sieg geschenkt bekommen hatte? – Nein.
Es fiel auf: Huck boxte in seinem letzten Kampf technisch um Klassen schlechter als sonst. Durch seinen Weggang von Sauerland war er gezwungen, sich auch einen neuen Trainer zu suchen. Ulli Wegner, der ihn als Trainer zum Weltmeister gemacht hatte, durfte ihn nicht mehr trainieren. Aus einem mir unerfindlichen Grund nahm er sich dann einen amerikanischen Trainer. Er plauderte selber in einem Interview darüber, dass er einmal zu spät zum Training in seinem Trainingslager in Las Vegas gekommen sei, weil er im Casino festhing. Das spricht ja wohl nicht gerade dafür, dass er seinen Gegner und seinen Trainer Don House sonderlich ernst genommen hätte.

Jeder weiß, dass ein Trainerwechsel nicht unproblematisch ist. Noch schwieriger ist es, wenn der Trainer aus einer ganz anderen Trainerschule kommt. Relativ selten nur kamen europäische Boxer mit amerikanischen Trainern zum Erfolg. Zu unterschiedlich sind beide Boxschulen. Und „Umschulungen“ auf einen anderen Stil gehen in der Regel nicht gut. Wenn Huck nun in seinem Trainer den Sündenbock für seinen Titelverlust gefunden zu haben glaubt, so ist das einfach billig. Er hat sich House doch selbst ausgesucht, der außerdem – abgesehen von Bermane Stiverne – aktuell auch keinen Top-Boxer betreut.
Hucks Deckung war schlecht. Die Kondition war schlecht. Die Linke hängen lassen, um den Gegner zum Angriff zu verleiten, war ein suboptimale Idee. Die Verständigung in der Ringecke war auch schlecht. Sich nur über einen Dolmetscher zu verständigen, kann nun auch einfach nicht hilfreich sein, vor allem, wenn man nur maximal 60 Sekunden Zeit hat zu kommunizieren. Wie schon gesagt Captain Hook hat sich seinen Trainer selbst ausgesucht und alle Probleme waren vorher bekannt.
Huck sucht inzwischen einen neuen Trainer. Es sieht im Moment danach aus, als würde Graciano Rocchigiani sein neuer Trainer werden. Auch hier sehe ich Schwierigkeiten voraus. Aber Huck wird schon wissen, warum er Rocky will. Neue sportliche Aufgaben hat er aber immer noch keine.
© Uwe Betker

Written by betker

25. Oktober 2015 at 23:59

Veröffentlicht in Boxen

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Eine perfekte Inszenierung: Die erste PK zu Wladimir Klitschko vs. Tyson Fury

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Am 24. Oktober 2015 sollen Wladimir Klitschko (67 Kämpfe, 64 Siege, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und Tyson Fury (24 Kämpfe, 24 Siege, 18 durch KO) im ehemaligen Rheinstadion in Düsseldorf gegeneinander boxen. Also in 3 Monaten geht es um die WM Titel der IBF, WBO im Schwergewicht und um den Super Champion Titel der WBA, den zwar Klitschko verlieren, aber allerdings Fury nicht gewinnen kann. Wie gesagt, der Kampf findet in drei Monaten statt. Aber es gab bereits am 21. Juli die erste Pressekonferenz.
Pressekonferenzen, besonders wenn sie lange vor dem angesetzten Termin für die Veranstaltung stattfinden, sind in der Regel relativ lahm und überraschungsarm. Eine Spannung muss sich erst aufbauen und jeder der Anwesenden weiß, dass es hier darum geht, die PR-Welle allererst anzuschieben. Aber diesmal war es doch etwas anders. Und das lag vor allem an der perfekten Inszenierung der PK.
Ort des Geschehens war der VIP Bereich des Rheinstadions. Auf der Terrasse war ein kleines Buffet mit Currywurst, Brötchen und Kanapees hergerichtet. In der Ecke stand ein Kühlschrank mit einem alkoholfreien Bier und auf den Stehtischen standen Etageren mit Spanschiffchen, die zwei Minifrikadellen mit Senf und Kartoffelsalat enthielten. Kellner brachten auf Wunsch Kaffee und Erfrischungsgetränke. Eine leichte Brise wehte durch das Stadion. Man stand im Schatten und schaute auf das satte Grün des Rasens inmitten des großen Ovals, man unterhielt sich und wurde verköstigt. Was will man als Journalist mehr?
Ein halbe Stunde vor Beginn setze dann ein wummerndes, wie ich finde, nerviges, Geräusch ein, einem Herzschlag nicht unähnlich.
Dann ging man in den vorbereiteten Raum im VIP-Bereich. Dort fand sich am Kopfende eine Reihe mit Tischen, auf denen fünf Weltmeistergürtel standen, dahinter eine Reihe Stühle für Klitschko und Co. und davor fünf Stuhlreihen für die Journalisten. An den Seiten war je ein großer Monitor angebracht. An einer Seite gab es noch Stehtische mit Hockern. Geschätzte 100 Journalisten aus dem In- und Ausland waren gekommen. Einer von ihnen war der ehemalige Weltmeister im Cruisergewicht Johnny Nelson.
Es wurden quasi gleich zwei Pressekonferenzen abgehalten, eine auf Deutsch, ohne Tyson Fury, der erst später dazukam und dann noch eine mit ihm gemeinsam. Die erste von diesen beiden Pressekonferenzen begann mit einem Video über das „unschlagbare Team“ RTL und Klitschko, das auf den beiden Monitoren eingespielt wurde. Da wurde vor allem stolz auf die Zahlen verwiesen. „Im Durchschnitt sahen 8,94 Millionen Zuschauer die bislang 18 Kämpfe von Wladimir Klitschko bei RTL, der Marktanteil liegt bei herausragenden 48,3 Prozent.“ Dann verkündete Frank Hoffmann, Geschäftsführer und Programmdirektor von RTL, dass Klitschko für weitere fünf Kämpfe bei RTL unterschrieben hat. Hoffmann und Bernd Bönte, der Geschäftsführer und Mitinhaber der „Klitschko Management Group GmbH“ und Manager von Klitschko und Klitschko, der eine bewundernswerte Eloquenz demonstrierte, zeigten sich dann noch hoch zufrieden mit ihrer Zusammenarbeit und der Vertragsverlängerung.
In der zweiten Pressekonferenz, die zweisprachig, in Deutsch und Englisch, geführt wurde, ging es dann um den bevorstehen Kampf in drei Monaten. Als erster trat Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer, ans Pult und betonte die Bedeutung der Veranstaltungen von Klitschko für den BDB. Ihm auf dem Fuß folgte Bernd Bönte, der Klitschko in eine Reihe mit Joe Luis, Larry Holmes und Muhammad Ali stellte und vor allem Werbung für die Veranstaltung machte. Er sagte, es sei ein Showact der Extraklasse geplant und werde bald angekündigt. Die Eintrittskarten sollen zwischen 29 und 890 Euro kosten. In über 150 Länder soll übertragen werden; HBO überträgt in den USA, mit vier britischen TV-Stationen werde noch verhandelt. Und überhaupt sei der Kampf gegen Fury das Beste, was zur Zeit möglich sei.
Es folgten Mike Hennessy, der Manager, und Peter Fury, der Trainer von Fury, am Rednerpult. Hennessy führte aus, dass der bevorstehende Kampf die Erfüllung eines Traumes sei. „Tyson Fury ist vorherbestimmt, Weltmeister zu werden.“ Sein Schützling sei einer der besten Schwergewichtler aller Zeiten. Mike Fury, der Tysons Vater ist, machte deutlich, sein Sohn komme zum Gewinnen und nicht, um sich auf die Matte zu legen.
Es folgte ein weiterer Einspieler, diesmal über Tyson Fury, der dann auch selbst ans Pult trat. Gut gelaunt begrüßte er die Anwesenden auf Deutsch. Dann witzelte er, nach seinem Sieg über Klitschko auch bereit zu sein, den TV Vertrag mit RTL zu übernehmen. Dann betonte er noch, er sei einzigartig und einen Boxer wie ihn, gäbe es nur alle 1.000 Jahre mal.
Wieder gab es einen Einspieler, diesmal über Wladimir Klitschko, der dann zum zweiten Mal ans Pult trat. Er reagierte souverän und witzig auf eine Äußerung von Fury über sein Alter und lobte ihn als Boxer und als Entertainer. Er nehme den Herausforderer Fury sehr ernst, und er verspreche, 100% vorbereitet zu sein. Nebenbei bemerkt, brauchte Klitschko keinen Übersetzter. Er übersetze sich selbst.
Sodann durften die Pressevertreter ihre Fragen stellen. Wie üblich, taten das aber nur wenige Kollegen. Klitschko nahm das zum Anlass einzugreifen: „Ihr müsst euch Fragen überlegen und fragen!“ Also stellte er eben selber eine Frage an Fury, oder besser: Er drückte auf den richtigen Knopf und Fury reagierte genau so, wie er es haben wollte. Fury wurde emotional – und dabei war er sehr unterhaltsam. Er beteuerte, die Welt von diesem Langeweiler Klitschko befreien zu wollen. Klitschko sei doch ein alter Mann und er werden ihn KO schlagen.Er prahlte: Er sei unberechenbar. Er sei der Beste. … Klitschko warf zwischendurch einen Satz ein und Fury reagierte prompt darauf. Wladimir Klitschko hatte alles unter Kontrolle.
Zum Abschluss dann das übliche chaotische Staredown für die Photographen und später noch die Möglichkeit, die beiden Boxer im Stadion zu fotografieren.
Die erste Pressekonferenz zu Klitschko vs. Fury war eine perfekte Inszenierung. Was dabei auffiel, war, dass Wladimir Klitschko nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Regisseur der PK war.
© Uwe Betker

Erkan Teper vs. David Price: Ein Vorbericht

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Am 17. Juli soll Erkan Teper (14 Kämpfe, 14 Siege, 9 durch KO) in Ludwigsburger MHP Arena gegen David Price (21 Kämpfe, 19 Siege, 16 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) boxen. Dabei geht es um den vakanten Europameistertitel (EBU) im Schwergewicht. Teper gegen Price ist eine gute Ansetzung. Teper ist die Nummer 17 der unabhängigen Weltrangliste und Price die Nummer 26. Das heißt, beide Athleten sind in der Rangliste nahe genug beieinander, um sich einen guten Kampf liefern zu können. Teper ist aber wohl der Favorit und Price eher der Außenseiter, der nur durch KO gewinnen kann.
Der Deutsche Teper wurde zuletzt gut aufgebaut. In seinen letzten Kämpfen besiegte er Johann Duhaupas (14.03.2015, W 12), Newfel Ouatah (13.06.2014, TKO 6), Martin Rogan (16.11.2013, KO 1) und Michael Sprott (31.08.2013, TKO 1). Er ist ungeschlagen. Der Brite Price wechselte erst vor ca. einem Jahr zu Sauerland Event. Davor musste er zwei Niederlagen gegen Tony Thompson (23.02.1013, TKO 2 und 06.07.2013, TKO 5) hinnehmen. Dementsprechend ist er auch relativ vorsichtig wieder aufgebaut worden, um sein Selbstvertrauen zu stärken. Dies ist auch eines der Argumente, die für einen Sieg von Teper sprechen.
Interessant ist, dass der Veranstalter Z!-Promotion sich gegen Sauerland Event bei der Kampfversteigerung durchgesetzt hat. Sie boten 252.500 Euro, Sauerland nur 23.979,55 Euro. Das kann man verschieden interpretieren. Zum einen kann das heißen, dass Z!-Promotion von Alexander und Boris Zastrow sowie Matchmaker Hagen Döring nun zu den großen in der Branche gehört. Es kann aber auch heißen, dass der Berliner Veranstalter einfach nicht mehr so viel Geld hat wie früher. Oder, dass er einfach kein gesteigertes Interesse an dem Kampf von Price hat. Jedenfalls, zu Zeiten, als Sauerland noch einen TV Vertrag mit der ARD hatte, wäre ein solches Ergebnis einer Versteigerung gar nicht denkbar gewesen. Gleichzeitig heißt das aber auch, dass die Brüder Zastrow – mit Hilfe von Hagen Döring – zu einer Größe im deutschen Boxsport geworden sind. Mit dem Bezahlsender Sky Select haben sie auch einen starken Partner an ihrer Seite.
Sollte Teper gewinnen, so hätte Z!-Promotion einen Schwergewichtler unter Vertrag, der gegen Wladimir Klitschko (67 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO), den Schwergewichtsweltmeister der IBF und WBO und Super Champion der WBA, oder gegen den Weltmeister light der WBA, Ruslan Chagaev (37 Kämpfe, 34 Siege, 21 durch KO, 2 Niederlagen. 1 durch KO) antreten könnte.
Persönlich bin ich gespannt, ob der Super Leichtgewichtler Timo Schwarzkopf (5 Kämpfe, 14 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage) nach seiner Niederlage gegen Anthony Yigit, am 21.03.2015, wieder boxt. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Schwarzkopf, Festim Kryeziu, zu Z!-Promotion gegangen ist.
(C) Uwe Betker

Zwei Profiboxkämpfe im Freudenreich Professionell Boxing Gym in Düsseldorf

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Die Veranstaltungen im Gym von Stefan Freudenreich sind Kult. Nach ein paar Stunden sind sie immer bereits ausverkauft. Sie finden traditionell freitags statt und stellen einen schönen Anfang für eine Freitagnacht dar. Die Veranstaltungen sind zwischen 21 und 22 Uhr zu Ende und danach trifft man sich meist noch in einem in der Nähe befindlichen Lokal.
Bei der Veranstaltung am 24. April 2015 gab es drei Amateur- und zwei Profiboxkämpfen zu sehen:
Im ersten Profiboxkampf, der der zweite Kampf des Abends war, trafen Sebastian Tlatlik (8 Kämpfe, 8 Siege, 7 durch KO) und Sergej Vib (8 Kämpfe, 4 Siege, 2 durch KO, 4 Niederlagen, 2 durch KO) aufeinander. Es ging um die Internationale Deutsche Meisterschaft im Super Federgewicht, die vakant war. Die Beiden sind in der Vergangenheit bereits einmal gegeneinander angetreten, am 26.04.2014 im Vorprogramm von Wladimir Klitschkos Kampf gegen Alex Leapai. Damals gewann Tlatlik, den Dreirunder einstimmig nach Punkten. Es war wirklich ein Dreirunder, denn bei einem Klitschko sanktioniert der Bund Deutscher Berufsboxer auch schon mal solch extravagante Rundenzahlen.
In dem nun zweiten Aufeinandertreffen der Beiden waren von Anfang an die Rollen klar verteilt. Tlatlik besetzte während der ersten fünf Runden die Ringmitte. Von dort agierte er – und Vib reagierte. Er war der bessere Boxer. Vib wirkte gehemmt und fand nie in den Kampf. Ab der zweiten Runde stellte Tlatlik mit seiner Führhand seinen Gegner an den Seilen und in Ringecken. Dort kam er dann mit Graden zum Kopf und Körperhaken durch. Vib startete in die sechste Runde stärker. Es kam häufiger zum Schlagabtausch, in dem Tlatlik aber meist die Oberhand behielt. Er stellte Vib in der neutralen Ecke und ließ ihn nicht mehr heraus. Irgendwann ging dieser unter der Fülle der Schläge zu Boden und wurde ausgezählt. Sieger durch KO in Runde 6, nach 2:30 Minuten Sebastian Tlatlik.
Im letzten Kampf des Abends maßen im Super Mittelgewicht Jay Ford Spencer (9 Kämpfe, 9 Siege, 6 durch KO) und Kevin Laubach (3 Kämpfe, 1 Sieg, 1 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) ihre Kräfte. Der Kampf war einseitig. Spencer jagte und Laubach war auf der Flucht. Immer und immer wieder deckte Spencer seinen Gegner mit harten Schlagkombinationen ein. Ein KO war nur eine Frage der Zeit. Umso erstaunlicher war es, dass Laubach überhaupt die zweite Runde erreichte. Dann allerdings ereilte ihn sein Schicksal in diesem Kampf. In der zweiten Runde wurde er in der neutralen Ecke gestellt und kam nicht mehr heraus. Spencer keilte ihn mit Kopf- und Körperhaken zu Boden. Er wurde angezählt und kam wieder hoch. Aber der Ringrichter Thomas Hackenberg gab den Kampf nicht mehr frei, sonder winkte ihn ab. Sieger durch TKO in Runde 2, nach 2.35 Minuten, Jay Ford Spencer.
Wie schon gesagt, die Veranstaltungen im Freudenreich Gym sind Kult. Ich jedenfalls kann mir kaum einen besseren Anfang für einen Freitagabend in Düsseldorf vorstellen.
(C) Uwe Betker

Der Superchampion Marco Huck – auf zu neuen Ufern

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Es war ein kluger Schachzug von Marco Huck (41 Kämpfe, 39 Siege, 26 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden), zur WBO Tagung nach Las Vegas zu fliegen. Der Weltmeister der World Boxing Organisation im Cruisergewicht bekam dort den Titel des Superchampions verliehen. Im Gegensatz zu Felix Sturm, der sich auch mal Superchampion nannte, diesen Titel aber den Regeln des Verbandes gemäß überhaupt nicht tragen durfte, ist Huck nun wirklich Superchampion. Die WBO kann den Titel einem Boxer zusprechen, wenn dieser seinen WM Titel 13-mal erfolgreich verteidigt hat.
Huck hat zwar wohl noch ein juristisches Probleme zu lösen, bevor seine Firma (Huck Sports Promotion) ihn vermarkten kann. Sein ehemaliger Veranstalter Sauerland Event stellt sich nämlich auf den Standpunkt, Huck hätte seinen Vertrag noch nicht zur Gänze erfüllt und müsste daher noch weiter für ihn boxen. Huck aber stellt schon mal in Aussicht, dass er im Frühling 2015 gegen die Box-Legende Roy Jones jun. (67 Kämpfe, 59 Siege, 42 durch KO, 8 Niederlagen, 4 durch KO) antreten will. Vorgespräche hat es bei der WBO Tagung auch tatsächlich schon gegeben. Nun ist ein Kampf dieser beiden, sportlich gesehen, nur mäßig interessant. Zwar steht Jones noch auf Position 20 der unabhängigen Weltrangliste, und er trägt den WM Gürtel der WBU, der World Boxing Union, die deutsche Version, aber er ist bereits 45 Jahre alt und boxerisch auch nur noch eine Schatten seiner selbst.
Es kamen mir auch Gerüchte zu Ohren, denen zufolge es auch Gespräche zwischen Huck und Wladimir Klitschko (66 Kämpfe, 63 Siege, 53 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO 3) gegeben haben soll. Huck hat ja auch schon mal einem Ausflug ins Schwergewicht unternommen, nämlich am 25.02.2012. Dabei konnte er allerdings gegen Alexander Povetkin, den ich auch nicht gerade als Offenbarung wahrgenommen habe, nicht überzeugen. Aber seither wird er nicht müde, einen Kampf gegen Klitschko zu fordern.
Bis Huck nun wieder in der Ring steigt, muss er noch einige Probleme aus den Weg räumen. Da wäre zum Beispiel erst mal die Trainerfrage. Sein langjähriger Trainer Ulli Wegner wird ihn wohl nicht trainieren dürfen, da Sauerland es ihm ja wohl kaum erlauben wird, wenn sich Huck mit seinem früheren Arbeitgeber nicht gütlich einigt oder kooperiert. Unlängst weilte Huck in München, wo er bei einem Fitnesscoach ein Training absolvierte – bei einem „Bundeswehroffizier, der über verschiedene Trainerlizenzen verfügt“. Auch über einen US-amerikanischen Trainer wurde in der Presse schon spekuliert.
Ein zweites Problem dürfte der TV-Sender sein. Welcher Fernsehsender sollte schon bereit sein, für die Übertragung eines Kampfes von Huck Geld auszugeben? Bei Sat.1, dem größten Box-Sender, hat man, jedenfalls gegenüber der Öffentlichkeit, schon abgewunken. Zeljko Karajica, Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland sagte: „Huck muss mit Sauerland einen Deal machen, wenn er in Sat.1 boxen will. Es wird keinen separaten Vertrag mit Huck Sports Promotion geben.“
© Uwe Betker

Gedankenspiele rund um Wladimir Klitschkos Platz in der Geschichte

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Es gibt Sportjournalisten, besonders amerikanische und britische, die lieben Listen. Listen wie: Die besten Boxer, die härtesten Puncher, die besten Weltergewichtler, die besten Rechtsausleger usw.. All diese Listen haben ihre Berechtigung. Sie sind informativ und im besten Fall sogar amüsant. Das gilt gerade auch, wenn man sich selber vor Augen führen will, wo wohl der zukünftige Platz eines Boxers in der Boxgeschichte sein wird. Wladimir Klitschko (65 Kämpfe, 62 Siege, 52 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) ist derzeit das Maß aller Dinge im Schwergewicht und das schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Aber wo wird sein Platz in der Geschichte sein?
Wenn man die besten 25 Schwergewichtler alle Zeiten sucht, fallen mit Sicherheit folgende Namen – die Reihenfolge variiert dann allerdings etwas:
1. Muhammad Ali
2. Joe Louis
3. George Foreman
4. Mike Tyson
5. Jack Johnson
6. Joe Frazier
7. Lennox Lewis
8. Jack Dempsey
9. Rocky Marciano
10. Sonny Liston
11. Larry Holmes
12. Jim Jeffries
13. Evander Holyfield
14. Gene Tunney
15. John L. Sullivan
16. Floyd Patterson
17. Harry Wills
18. Ezzard Charles
19. Riddick Bowe
20. Max Schmeling
21. Ken Norton
22. Joe Walcott
23. Sam Langford
24. Max Baer
25. Joe Jeanette

Eventuell auch noch:
James J. Corbett
Archie Moore
Jim Braddock

[Anmerkung: Dies ist nicht meine Liste!]

Irgendwo zwischen diesen Namen wird auch Wladimir Klitschko eingeordnet werden und damit einen anderen um einen Platz nach unten drücken. Ich gehe auch fast davon aus, dass er es unter die Top Ten schaffen wird.
Ein anderes Spiel, das Boxjournalisten, besonders die amerikanischen und britischen, gerne spielen, ist, sich vorzustellen, wie Kämpfe zwischen Boxern ausgehen würden, die nicht in derselben Zeit geboxt habe. Also wie würde Wladimir Klitschko gegen die anderen Boxer auf der Liste zu deren Hochzeit abschneiden. Wenn ich jetzt hier ein paar Gedanken notiere über einen möglichen Ausgang von solchen Paarungen, dann gehe ich natürlich ein relativ hohes Risiko ein, mich lächerlich zu machen, zumal ich mir auch nicht die Mühe gemacht habe, die einzelnen Boxer noch mal genauer zu studieren. Ich würde mich freuen, wenn ich korrigiert würde oder andere Meinungen zu hören bekäme.
Ich tendiere dazu, ausschließlich Boxer, die nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv waren, zu meinem Turnier einzuladen. Von den früheren gibt es halt nur wenige Filmaufnahmen. Ich aknn daher ihre Leistung aus eigener Anschauung nicht beurteilen. Joe Louis, Jack Johnson, Jack Dempsey, Jim Jeffries, Gene Tunney, John L. Sullivan, Harry Wills, Max Schmeling, Sam Langford, Max Baer, Joe Jeanette, James J. Corbett und Jim Braddock müssen darum leider zuschauen.
Es bleiben immerhin 15 Gegner für Klitschko übrig: Muhammad Ali, George Foreman, Mike Tyson, Joe Frazier, Lennox Lewis, Rocky Marciano, Sonny Liston, Larry Holmes, Evander Holyfield, Floyd Patterson, Ezzard Charles, Riddick Bowe, Ken Norton, Joe Walcott und Archie Moore. Alle 15 würden großartige Kämpfe gegen Klitschko abliefern. Leider finden sich aber auch einige unter ihnen, die keine Chance hätten. Ich gehe davon aus, dass Floyd Patterson, Ezzard Charles, Joe Walcott und Archie Moore keine Chance hätten, u. z. Ganz einfach deshalb, weil sie physisch zu schwach sind. Alle vier wären nach heutigem Standard eher im Halbschwergewicht anzusiedeln. Dies würde zwar in gewissem Grad auch für Evander Holyfield zutreffen. Der aber hat auch oft genug unter Beweis gestellt, dass er gegen physisch stärkere Boxer durchaus gewinnen konnte. Holyfield würde ich darum schon eine 50:50 Chance geben.
Der eigentlich körperlich sehr starke Riddick Bowe dürfte dagegen gegen Klitschko seine liebe Not haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dem Druck auf Dauer standhalten kann. Auch dürfte er Probleme mit dem Jab von Klitschko haben. Ähnliches trifft auch auf Ken Norton zu. Bowe hätte für mich eine 25:75 und Norton eine 20:80 Chance zu gewinnen.
Die beiden großen Führhandkünstler Sonny Liston und Larry Holmes würden mit ihrem Jab Klitschko allerdings große Schwierigkeiten bereiten. Klitschko stand noch mit keinem Boxer im Ring, der eine bessere und härtere Führhand hatte als er selbst. Ich könnte mir also vorstellen, dass sowohl Liston als auch Holmes ihn KO schlagen würden. Auch Lennox Lewis traue das zu, zumal er in seinem letzten Kampf Vitali Klitschko relativ mühelos knackte bzw. TKO schlug.
George Foreman dürfte wohl nach Klitschko der körperlich stärkste Boxer in diesem Turnier sein. Auch zu seiner Hochzeit war er nicht der beste Techniker, so dass Klitschko in diesem Bereich klare Vorteile hätte. Trotzdem gebe ich Foreman eine 80:20 Chance, einfach weil er der härtere Puncher ist und mehr einstecken kann.
Die drei großen, sich in den Gegner reinwühlenden Boxer Mike Tyson, Joe Frazier und Rocky Marciano würden Klitschko einen höllischen Kampf aufzwingen. Dabei neige ich sogar noch zu der Auffassung, dass Tyson von diesen dreien noch der schwächste ist. Seine wirklich große Zeit, die, in der er unschlagbar war, dauerte tatsächlich nur wenige Monate von Ende 1986 bis Anfang 1987. Ein Kampf zwischen Tyson und Klitschko würde Fragen hinsichtlich der wirklichen Größe von Tyson beantworten: Siegchance 55:45. Joe Frazier und Rocky Marciano aber würden regelrecht an Klitschko kleben, seinen Körper bearbeiten und ihn mit Kopfhaken eindecken. Beide würden sicher auch viel nehmen, aber beide sehe ich auch klar als KO Sieger aus dem Ring steigen.
Zum Abschluss kommen wir zu dem Größten, zu Muhammad Ali. Ehrlich gesagt, bin ich hier aber ratlos. Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund kann ich mir nämlich ein Aufeinandertreffen gerade dieser Beiden nicht vorstellen. Natürlich glaube ich, einfach aufgrund meines Alters und meiner Sozialisation, an einen Sieg von Ali. Aber gerade Ali könnte Klitschko liegen. Genau an diesem Punkte beende ich denn auch das Turnier.
Das hätte ich übrigens beinahe vergessen: Irgendwann boxt Klitschko in diesem Jahr gegen Kubrat Pulev (20 Kämpfe, 20 Siege, 11 durch KO). Muhammad Ali, Joe Louis, George Foreman, Mike Tyson, Jack Johnson, Joe Frazier, Lennox Lewis, Jack Dempsey, Rocky Marciano, Sonny Liston, Larry Holmes, Jim Jeffries, Evander Holyfield, Gene Tunney, John L. Sullivan, Floyd Patterson, Harry Wills, Ezzard Charles, Riddick Bowe, Max Schmeling, Ken Norton, Joe Walcott, Sam Langford, Max Baer, Joe Jeanette aber auch James J. Corbett, Archie Moore und Jim Braddock würden Pulev jedenfalls schlagen.
© Uwe Betker

Wladimir Klitschko: Safety first

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Wladimir Klitschko (65 Kämpfe, 62 Siege, 52 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) ist das Maß aller Dinge im Schwergewicht. Er ist eine gefühlte Ewigkeit Weltmeister. Er ist amtierender Weltmeister nach Version IBF und WBO und Super Champion der WBA. Klitschko ist nicht der beliebteste Champion. Das hat unter anderem auch mit der Dominanz zu tun, mit der er das Schwergewicht beherrscht. Ein Weltmeister wird erst zu einem großen Champion, wenn er auch Widersacher, große Gegner, hat, an denen er sein Können auch zeigen kann. Der Größte, Muhammad Ali, hatte auch die meisten großen Gegner. Nun kann Klitschko natürlich nichts dafür, dass seit Jahren die Schwergewichtsszene so schlecht besetzt ist. Dieses Problem hatte auch schon Joe Louis. Seinerzeit wurde für schlechte und chancenlose Herausforderer in der Öffentlichkeit der Ausdruck “Bum of the Month Club“ geprägt.
Zurzeit gibt es wohl keinen Gegner, der Klitschko schlagen könnte. Hinzu kommt aber noch, dass Wladimir Klitschko den Fans nicht das gibt, was sie sehen wollen: Harte und enge Kämpfe. Zum einen ist er im Moment seinen Gegnern einfach zu überlegen. Aber auch zu Zeiten als er diese Erwartungen noch hätte erfüllen können, hat er dies nicht getan, sondern sich entzogen. Insgesamt verlor Klitschko im Laufe seiner Karriere nur drei Mal. Alle drei Niederlagen erlitt er durch TKO. Diese Niederlagen nahm er einfach hin und machte weiter, als wäre nichts passiert – ganz der souveräne, kühl berechnende Geschäftsmann. Es gab dann auch praktisch keinen einzigen Rückkampf. Genau diese Haltung eines Geschäftsmanns machte ihn dann vermutlich zu einem der wohlhabensten Boxer aller Zeiten. Für viele Boxfans ist er genau deswegen aber auch nicht gerade der Champion ihrer Herzen.
Am 05.12.1998 unterlag Wladimir Klitschko Ross Puritty. Er verlor seinen Kampf in Kiew durch TKO in Runde 11. Ein Rückkampf im eigentlichen Sinn fand nicht statt. Das System Klitschko sieht Rückkämpfe einfach nicht vor. Rückkämpfe nach einer Niederalge stellen schließlich ein erhöhtes Risiko dar. Kann der Boxer mit dem Druck umgehen? Hat er die Niederlage im Kopf abgehakt? Wenn Wladimir Klitschko unterlag, musste fast jedes Mal sein Bruder Vitali ran, um die Scharte auszuwetzen immer nach dem Motto: Die Rache des Bruders. Die Rache an Ross Puritty ließ 24 Monate, also zwei Jahre auf sich warten. Bei Corrie Sanders, der Wladimir Klitschko am 08.03.2013 durch TKO in Runde 2 besiegte, dauerte es nur fast ein Jahr. Die einzige Ausnahme ist die Niederlage gegen Lamon Brewster am 10.04.2004. Gegen ihn trat Wladimir Klitschko tatsächlich selber an, u. z. ganze 39 Monate, also mehr als drei Jahre, später. Das Risiko war hier auch sehr gering, denn Brewster hatte den Kampf davor, am 01.04.2006 gegen Siarhei Liakhovich, nach Punkten verloren und hatte danach 15 Monate nicht geboxt.
© Uwe Betker

Die hohe Hürde bei RTL

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Jeder Veranstalter von Boxveranstaltungen träumt davon einen TV Vertrag mit RTL zu bekommen. Man kann davon ausgehen, dass schon viele Veranstalter wie auch Möchtegernveranstalter bei dem Sender in Köln an die Tür geklopft haben. Aber nur wenige Veranstalter hatten bis jetzt Erfolg, nämlich Sauerland Promotion und Klitschko Management Group. Der Grund dafür ist, dass RTL die Hürde mittlerweile sehr hoch gelegt hat.
Als im Dezember 1992 RTL anfing Boxen zu zeigen, war dies aus der Not geboren. Den Programmverantwortlichen war aufgefallen, dass ihnen attraktiver Sport im Programm fehlte. Die Berichterstattung der Fußball-Bundesliga war gerade Sat 1 zugefallen, und RTL brauchte nun dringend Ersatz. Da es aber nur sehr wenige TV-taugliche Sportarten gibt, kam man schnell aufs Boxen. Boxen gilt als eine Sportart, die angeblich jeder versteht. Andererseits stand Boxen aber im Ruf, dass am Ring Personen sitzen, die nicht werbewirksam sind. Henry Maske, der Boxer mit dem Image eines Gentleman, kam da gerade recht. Bis September 2000 zeigte RTL Sauerland Veranstaltungen. Die Boxer hießen Henry Maske, Markus Beyer, Axel Schulz, Sven Ottke, Torsten May und andere. Sauerland setzte bewusst auf deutsche Boxer. Und es gab auch genug gut ausgebildete Boxer aus der zusammengebrochenen DDR. Nach 8 Jahren war dann, nicht zuletzt auch wegen sinkender Quoten, Schluss und Sauerland wechselte zur ARD.
Sechs Jahre später, 2006, stieg RTL wieder ins Boxen ein, u. z. mit Wladimir und Vitali Klitschko. Die Geschäftsverbindung hält bis heute noch an, weil beide Partner davon profitieren. Folgende Zahlen werden kolportiert: Die Boxer Klitschko bekommen 3 bis 3,5 Millionen Euro pro Kampf vom TV-Partner RTL. Hinzu kommen geschätzte 4 bis 5 Millionen Euro für die Veranstalter Klitschko, denn die Brüder Klitschko vermarkten und veranstalten selber, aus Eintrittsgeldern, vor allem aber aus den anteiligen Erlösen aus dem internationalen Verkauf der Fernsehrechte. Schließlich kommen noch Werbe- und Sponsorengelder hinzu. Insgesamt sollen die Klitschkos bis zu zehn Millionen Euro kassieren.
RTL gibt so viel Geld natürlich nur aus, wenn Radio Télévision Luxembourg auch auf seine Rechnung kommt. Bis zu 15,56 Millionen Zuschauern schalten beim Boxen ein. Das ist ein Marktanteil von 70 Prozent der für die Werbewirtschaft relevanten Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Dabei ist anzumerken, dass diese werberelevante Zielgruppe Mitte der 80er Jahre in Deutschland von Helmut Thoma, Programmdirektor des damaligen winzigen Senders RTL, eingeführt worden ist, um der quotenstärkeren Konkurrenz mit älteren Zuschauern etwa entgegenzusetzen. Heute hecheln alle TV Sender dieser Erfindung von Herrn Thoma, die keinerlei Grundlage in der Realität hatte, hinterher.
Dass ist nun die Hürde von RTL. Der Privatsender zeigt nur Boxen, wenn eine bestimmte Anzahl von Zuschauern garantiert ihren Fernseher einschalten. Es werden zwei Zahlen immer wieder kolportiert: 6.000.000 und 8.000.000. Ein Veranstalter muss glaubhaft machen können, dass sechs oder acht Millionen Zuschauer einschalten werden. Erst dann ist RTL offenbar bereit, Boxen auch zu zeigen. Solche Zahlen bringen aber eben nur die Klitschkos und noch ein Kampf zwischen Arthur Abraham und Robert Stieglitz oder Felix Sturm gegen Abraham oder Stieglitz.
An einem normalen Freitag- oder Samstagabend sind daher eher Sendungen zu sehen wie:
Geheimnisse der Körpersprache – Die Thorsten Havener Show, Familienduell Prominenten
Special und die Wiederholungen von Spielfilmen wie Mr. & Mrs. Smith und Lockout – also
Konfektionsware, die eine einigermaßen gute Quote bringen und außerdem nicht viel kosten. Es ist schon wirklich schade, dass
RTL nicht versucht, einen unattraktiven Sendeplatz zu finden, um dort dann gutes Boxen zu
zeigen. Gutes Boxen muss ja nicht teuer sein. Auch müsste man sich ja nicht an einen
Veranstalter binden. Man müsste nur Boxen zeigen wollen. Persönlich bin ich sogar davon überzeugt, dass
der Sender dabei dann sogar den einen oder anderen Boxer finden würde, der später die 6 oder 8
Millionen Zuschauer an einem Samstagabend an die Bildschirme lockt.
© Uwe Betker