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Wladimir Klitschko – ein Rückblick
Vor einem Monat erklärte Wladimir Klitschko seinen Rücktritt. Knapp 21 Jahre lang war er Profiboxer. Die Aufregung hat sich inzwischen gelegt und daher soll hier versucht werden, ihn zu würdigen.
Die nackten Zahlen sind sehr beeindruckend: 69 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 5 Niederlagen, 4 durch KO, Europameister im Schwergewichtler 1999, Weltmeister der WBO von 2000 bis 2003, Weltmeister der IBF von 2006 bis 2015, Weltmeister der WBO von 2008 bis 2015 und Weltmeister der WBA von 2011 bis 2015. Gleichwohl war in den sozialen Medien nach dem Rücktritt von Klitschko eine gewisse Erleichterung spürbar. Lange Jahre flogen sowohl ihm als auch seinem Bruder die Herzen der Fans nur so zu. Zuletzt aber hatten sich viele Fans des Profiboxens von dem in Kasachstan geborenen Ukrainer Wolodymyr Wolodymyrowytsch Klytschko, der sein meistes Geld in der Bundesrepublik verdient hatte, abgewendet.
Klitschkos Problem könnte man das Herold-Johnson-Problem nennen. Herold Johnson (89 Kämpfe, 78 Siege, 33 durch KO, 11 Niederlagen, 2 durch KO) war von 1962 bis 1963 Weltmeister im Halbschwergewicht. Für seine erste Titelverteidigung kam er nach Berlin, wo er am 23. Juni 1962 im Olympiastadion Bubi Scholz nach Punkten besiegte. Johnson war ein großartiger Boxer. Er boxte technisch nahezu perfekt. Perfektion aber ist langweilig. Und daher blieb Johnson die große Zuneigung der Fans verwehrt.
Meiner Auffassung nach hat Wladimir Klitschko in seiner Boxkarriere alles richtig gemacht. Als er Profi wurde, schlug er Angebote aus den USA aus, um in Deutschland, bei Universum Box-Promotion seine Karriere zu starten. Ihm war wohl bewusst, dass er hier umsichtiger aufgebaut würde. Dann kam er aber auch zu einem Trainer, nämlich Fritz Sdunek, der nicht nur selber aus der osteuropäischen Boxschule kam, sondern gleichzeitig auch erfahren war in der Transformation von Amateurboxern zu Profiboxern. – Und so ging es mit seinen Entscheidungen, die stets richtig waren, immer weiter. Er wurde Weltmeister, trennte sich von Klaus-Peter Kohl und vermarktete sich selber.
Je mehr er sich und sein Handeln perfektionierte, desto mehr Hardcoreboxfans verlor er aber. Von sonderlicher Bedeutung war das eigentlich nicht, denn an Stelle der Boxfans kam nun ein Publikum zu ihm, das sich für Boxen nicht interessierte. Damit kamen dann auch Werbeauftritte und diverse erfolgreiche Geschäfte.
Die meisten Hardcoreboxfans wünschen sich Ringschlachten, große Rivalitäten …, sie möchten sehen wie schon verloren geglaubte Kämpfe auf den Kopf gestellt werden u.ä. Sie lieben schlicht Emotionen und Herzblut. Genau das wollte Klitschko aber nicht liefern. Abzulesen ist das an seinem Umgang mit Niederlagen. Am 05. Dezember 1998 verlor er gegen Ross Puritty seinen ersten Profikampf. Wollte er nun einen Rückkampf? Wir wissen es nicht. Jedenfalls fand er nicht statt, sein Bruder boxte am 08. Dezember 2001 gegen Puritty und schlug ihn in der elften Runde KO. Am 08 März 2003 verlor er gegen Corrie Sanders. Am 24. April 2004 wetzte der große Bruder auch diese Scharte wieder aus. – Das ist nicht unbedingt das, was richtige Boxfans sehen wollen. Aber sehr clever war das schon. Einerseits nahm es den psychischen Druck von Wladimir Klitschko. Andererseits zeigte diese Strategie den anderen Boxer auf, dass sie es immer mit zwei starken Brüdern gleichzeitig zu tun haben. Das dürfte nun eine Situation sein, die mancher noch aus seiner Kindheit kennt.
Klitschko wird schon mal vorgeworfen, er hätte sich ja nur deshalb so lange an der Weltspitze halten können, weil seine Gegner so schwach waren – ein Vorwurf, den sich vor ihm auch schon Joe Louis (69 Kämpfe, 66 Siege, 3 Niederlagen, 2 durch KO, Weltmeister von 1937 bis 1950) und Larry Holmes (75 Kämpfe, 69 Siege, 44 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO, Weltmeister von 1978 bis 1985) gefallen lassen mussten. Boxer, die über einen langen Zeitraum eine Gewichtsklasse dominieren, bekommen diesen Vorwurf wohl immer zu hören.
Wenn man Klitschkos Kampfrekord aber durchsieht, dann findet man schon auch genug Namen, die beweisen, dass er sehr wohl gegen starke Gegner geboxt hat. Die meisten von ihnen hat er aber auf eine Art und Weise besiegt, die es so aussehen ließ, als seien diese Gegner keine sehr ernst zu nehmenden Herausforderer.
Natürlich gibt es Dinge, die man Klitschko vorwerfen könnte. Ich meine mich beispielsweise zu erinnern, dass er mal angekündigt hat, einen Boxstall und Boxer aufbauen zu wollen. Das geschah aber, zu meinem großen Bedauern, nie.
Das Vorprogramm von Klitschko-Veranstaltungen war oft läppisch. Nur selten gab es mal einen guten Kampf oder einen guten Mann zu sehen. Dem Vorprogramm konnte man im Gegenteil oft genug ansehen, dass es so wenig Geld wie möglich kosten sollte. Aber wer guckt sich schon das Vorprogramm an? Und wieso sollte man Geld aus der eigenen Tasche für Boxkämpfe ausgeben, die von kaum jemandem gesehen werden und sowieso nicht im Fernsehen gezeigt werden? Damit hat Klitschko also, auch wenn es einem nicht gefallen mag, wohl doch wieder mal alles richtig gemacht.
Am Ende seiner Karriere zeigte er aber auch mehrfach Größe. Sein letzter Kampf gegen Anthony Joshua entschädigte für einige doch eher langweilige Kämpfe. Und er zeigte auch damit Größe, dass er auf einen Rückkampf verzichtete. Wer verzichtet schon mal eben auf 30 bis 50 Millionen Dollar?
Wie immer man auch zu Wladimir Klitschko stehen mag. Für sich hat er jedenfalls alles richtig gemacht. Er hat Ruhm, ein sauberes Image, berufliche Zukunftsperspektiven und einen riesen Haufen Geld. Das ist sehr viel mehr als meisten Boxweltmeister haben. Er wird irgendwann unter den Top-Ten aller Zeiten des Schwergewichts geführt werden. Also: alles richtig gemacht.
(C) Uwe Betker
Henry Flakes, eine Schwergewichtshoffnung der 40er Jahre
Henry Flakes war ein Schwergewichtler, dem man Ende der 1940er Jahren zutraute, ganz nach oben zu kommen. Die Presse feierte ihn als zukünftigen Weltmeister und als besten jungen Schwergewichtler in den USA. Er hatte Potential. Er hatte eine gute Technik, schnelle Beine und einen harten Punch. Kurz: er hatte alles, um den Weltmeisterschaftsthron zu besteigen, aber stattdessen bestieg er den Elektrischen Stuhl.
Am 27.02.1927 wurde Henry David Flakes in Opelika, einer Kleinstadt in Alabama geboren. Aufgewachsen ist er in Chattanooga, Tennessee. Das Boxen lernte er von und mit seinem Vater. Weil sie sich keine Handschuhe leisten konnten, nahmen sie stattdessen mit Lumpen gefüllte Säcke, die sie mit Seilen an den Handgelenken zuschnürten. Der Boxunterricht endete, als Flakes Senior nach einem rechten Cross zehn Minuten ohne Bewusstsein auf dem Boden lag. Flakes log über sein wahres Alter und trat in die Navy ein. Eine Narbe auf seiner Nase erhielt er beim Absturz eines japanischen Flugzeuges auf den Flugzeugträger „Nassau“ bei Pearl Harbor. Flakes sagte später: „das war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich KO ging.“
Er kam nach New York, um zu boxen. In seinen ersten Kampf, am 21.01.1947, knockte er den Journeyman Al Rogers in der ersten Runde aus. Da war er noch keine 20 Jahre alt. Er boxte weiter und gewann weiter. Um fürs Publikum interessant zu sein, gewann er auch genug Kämpfe durch KO. Er kämpfte überall in New York State, in New Jersey, in Newark, und war regelmäßig Hauptkämpfer im Memorial Auditorium in Buffalo. Am 04.02.1948 traf er im Armory in Akron, Ohio auf Pat Comiskey, einen Top Ten Boxer. Flakes hatte bis dahin von seinen 19 Kämpfen zwei verloren, einen vorzeitig – er hatte sich das Knie verdreht – und seinen letzten durch eine Punktniederlage. Dieser letzte Kampf, der auch im Armory stattgefunden hatte, war quasi Flakes Eintrittskarte für seinen Kampf gegen Comiskey. Comiskey wurde von The Ring 1947 auf Position vier geführt. Um es kurz zu machen: Flakes besiegte Comiskey einstimmig nach Punkten. Auch den Rückkampf, zwei Wochen später, konnte er für sich entscheiden. Diesmal gewann er durch TKO in Runde 5, nach 2:34 Minuten. Der einzige Boxer, dem es bis dahin gelungen war, Comiskey auch vorzeitig zu besiegen, war Max Baer.
Flakes war kurz vor dem Durchbruch. Am 11.05.1948 bekam er es erneut mit einem Top Ten Boxer zu tun. Er besiegte Lee Oma nach Punkten. Auch den Rückkampf, knapp zwei Wochen später, am 21.05.1948 im Madison Square Garden in New York, gewann er nach Punkten. Oma wurde von The Ring 1949 immerhin auf Platz zwei geführt.
Flakes war mit seinen 21 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere, exakt nach einem Jahr und vier Monaten als Profi. Ein WM Kampf gegen Joe Louis war in die Nähe gerückt. Aber der Auftritt im Madison Square Garden sollte „Snow“ Flakes letzter Kampf gewesen sein. Sein Kampfrekord: 27 Kämpfe, 24 Siege, 13 durch KO, 2 Niederlagen. 1 durch KO, 1 Unentschieden
Flakes hatte ein gesundheitliches Problem. Er hatte Katarakte, also eine Trübung der Augenlinsen, welche auch grauer Star genannt wird. Er war gezwungen das Boxen aufzugeben. Er schlug sich mit schlecht bezahlten Jobs durch, um sich über Wasser zu halten. Er verlor das Augenlicht auf seinem rechten Auge. Die nötige Operation konnte er sich schlicht nicht leisten. Dem Autopsiereport zufolge hatte man ihm seinen Blinddarm entfernt und Haut transplantiert. Operrationen sind und waren in den USA sehr teuer und waren oft verbunden mit der Verabreichung großer Mengen von Drogen. Aber dies sind nur Mutmaßungen darüber, wieso Flakes drogensüchtig wurde. Zwischenzeitlich soll er auch als Automechaniker gearbeitet haben. Das ist das aber nicht verbürgt. Sicher ist nur seine Drogensucht.
Er brauchte Geld und Drogen bzw. Geld für Drogen. Mit einem Partner, Walter Green, überfiel er am 07.11.1958 einen Herrenausstatter in Lackawanna, New York. Ihr Fluchtfahrer Dewitt R. Lee Jr. wartete draußen, mit seiner Freundin, der ehemaligen Lehrerin Beatrice Beckman, die später jedwede Mitwisserschaft abbestritt und als Hauptzeugin der Anklage auftrat. Sie erbeuteten 96 Dollar, was heute ungefähr das Zehnfache wert ist. Zurück blieb der Besitzer Joseph Friedmann. Er war von Flakes erschossen worden.
Alle drei Täter wurden gefasst. Lee, der im Auto gesessen hatte, wurde zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Am 06.März 1959 wurden Flakes and Green zum Tode durch den Elektrischen Stuhl verurteilt. Am nächsten Tag wurden beide nach Sing Sing gebracht. Für den 19. Mai 1960 war die Exekution angesetzt. Sie orderten ihre Henkersmalzeiten. Sie duschten. Dann wurden ihnen Kopf und Beine rasiert. Ihnen wurden schwarze Hosen, schwarze Socken, ein weißes T-Shirt und Duschschuhe als Kleidung gegeben. Während ihnen die Haare rasiert wurden, testete der „State Electrician”, also der Henker Dow Hover, den Elektrischen Stuhl.
In Sing Sing fanden die Hinrichtungen traditionell an einem Donnerstag um 11 nachts statt, weswegen diese Tage dann „Black Thursday“ genannt wurden. Flakes orderte für seine Henkersmalzeiten viel und er aß mit sehr großem Appetit. Sein Mittagessen bestand aus: Barbecuehähnchen mit Sauce, Pommes Frites, Salat, Brötchen, Butter, Erdbeerkuchen mit Schlagsahne, 4 Packungen Zigaretten, Kaffee, Milch und Zucker. Zum Abendbrot gab es: Hummer, Salat, Butter, Brötchen, Eiscreme, eine Schachtel Pralinen, vier Zigarren, zwei Gläser Cola, Kaffee, Milch und Zucker.
Flakes ging die „letzte Meile“ lächelnd mit Gefängnispfarrer Father McKinney. Er lächelte alle Zeugen an, schüttelte McKinney die Hand und sagte einfach „thanks…“. Dann setzte er sich, wurde angeschnallt und durch Strom getötet. Die Geschichte, er sei im Kampfmantel zur Hinrichtung gegangen, dürfte eine Legende sein, wenn auch eine schöne. Er war der 608te Insasse von Sing Sing, der auf dem Elektrischen Stuhl sein Leben ließ. Einen Tag später informierte Flakes Familie den Wärter Wilfred Denno, sie hätten nicht das Geld, ihn zu beerdigen. Daher fand Henry Flakes seine letzte Ruhe auf dem „Potter´s Field”, dem Friedhof von Sing Sing.
© Uwe Betker
Die Erosion der Boxer bei Sat.1
Sat.1 wurde nach dem Ausstieg der ARD zum größten deutschen TV-Sender, was das Profiboxen anbelangt. Aber in den letzten Monaten wird immer deutlicher, dass die Hauptkämpfer, die ja die Quoten bringen sollen, einer starken Erosion ausgesetzt sind. Wenn ich es richtig sehe, hat der Sender sechs Hauptkämpfer: Arthur Abraham, Jürgen Brähmer, Jack Culcay, Vinzent Feigenbutz, Robert Stieglitz und Felix Sturm
Nach seinem letzten Kampf muss man dich die Frage stellen: gegen wen soll und kann Arthur Abraham (49 Kämpfe, 44 Siege, 29 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 1 Unentschieden) eigentlich noch boxen? Nach dem Verlust seines Weltmeistertitels im Super Mittelgewicht nach Version WBO ist die Zahl der Optionen für zukünftige Kämpfe doch erheblich geschrumpft. Der logische, auch vom Publikum gewünschte Kampf gegen Felix Sturm, ist durch die Dopingaffäre von Sturm, ziemlich unwahrscheinlich. Eine vierte Auflage gegen Robert Stieglitz will vermutlich keiner sehen. Ein Rückkampf gegen Gilberto Ramirez (34 Kämpfe, 34 Siege, 24 durch KO) macht auch jetzt keinen Sinn. Zu einseitig war der Kampf und zu eindeutig war die Niederlage, als dass noch jemand glauben könnte, Abraham könnte es bei einer Neuauflage besser machen. Ohne Titel und ohne attraktive Gegner wird es aber schwer, Abraham als Hauptkampf zu vermarkten, auch wenn man so etwas propagieren wird, so etwa in dem Sinn wie: „Der Weg zurück“. Ob ein Gegner wie Tim Robin Lihaug (16 Kämpfe, 15 Siege, 8 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO), die Nummer 73 in der Welt, Zuschauermassen an die Fernsehgeräte lockt ist sehr zu bezweifeln.
Jürgen Brähmer (50 Kämpfe, 48 Siege, 35 durch KO, 2 Niederlagen) ist mit seinen 37 Jahren nicht nur der Oldie, sondern auch der Goldie. Er ist Weltmeister im Halbschwergewicht nach Version WBA und der verlässlichste aller Kämpfer, die der Sender noch hat.
Jack Culcay (23 Kämpfe, 22 Siege, 11 durch KO, 1 Niederlage) ist amtierender Weltmeister im Super Weltergewicht nach Version WBA. Er wurde am 09.05.2015 gegen Maurice Weber Interimsweltmeister und am 09.04.2016 gegen Jean Carlos Prada (33 Kämpfe, 31 Siege, 22 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) regulärer Weltmeister. Prada war die Nummer 259 in der unabhängigen Weltrangliste. Trotz Weltmeistertitel, ist die große „Golden Jack“- Begeisterung bis jetzt aber ausgeblieben. Aus irgendeinem Grund scheint er mit seinem Boxstil die Boxfans nicht fesseln zu können. Die warteten bis jetzt auch noch vergebens auf einen Kampf gegen einen international renommierten Gegner. Selbst ein Kampf gegen die Nummer 2 in Deutschland, Besar Nimani (22 Kämpfe, 21 Siege, 1 Niederlage, 1 durch KO) wäre schon ein Schritt nach vorne. Ein Rückkampf gegen Weber, der auf Position 5 in Deutschland steht, wäre zwar für Weber schön und es gibt viele, die ihm diese Chance gönnen würden, sportlich macht sie aber nur sehr wenig Sinn.
Vincent Feigenbutz (24 Kämpfe, 22 Siege, 20 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) schaffte es zwar ohne Kampf jüngster deutscher Weltmeister zu werden. Sein Glück hielt dann aber nur ein paar Tage an. In seinen WM Kampfe, am 09.01.2016, unterlag er gleich gegen Giovanni De Carolis (30 Kämpfe, 24 Siege, 12 durch KO, 6 Niederlagen, 1 durch KO) durch TKO in Runde 11. Der zeigte ihm in zwei Begegnungen hintereinander seine technischen Unzulänglichkeiten auf. Feigenbutz erlitt nicht nur eine schmerzliche Niederlage, sondern auch einen erheblichen Imageschaden. Sein Verhalten und seine Äußerungen nach dem ersten Kampf gegen De Carolis waren nämlich nicht gerade dazu angetan, die Zahl seiner Fans zu vergrößern.
Auch wenn Feigenbutz als Hauptkämpfer dargeboten werden sollte, so ist er das zurzeit doch nur sehr bedingt. Ein Hauptkampf ist üblicherweise eine Titelkampf oder doch zumindest ein Kampf, der für einen solchen durch seine sportliche Qualität qualifiziert. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass Feigenbutz in Zukunft in Ringschlachten geschickt werden kann.
Der Exweltmeister Robert Stieglitz (55 Kämpfe, 49 Siege, 29 durch KO, 5 Niederlagen, 3 durch KO, 1 Unentschieden) boxt seit seiner letzten Niederlage am 18.07.2015 gegen Arthur Abraham im Halbschwergewicht. Zurzeit ist er auf Position 15 zu finden, d.h., er könnte eventuell bald einen WM Titelkampf bekommen. Ob er einen solchen noch gewinnen kann, ist aber zumindest fraglich. Und einen fünften Kampf gegen Abraham will wohl wirklich keiner mehr sehen.
Felix Sturm (49 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 5 Niederlagen, 1 durch KO, 3 Unentschieden) hat ein Problem mit einer positiven Dopingprobe. Angeblich war der amtierende Super Champion der WBA bei seinem umstrittenen Sieg über Fedor Chudinov (15 Kämpfe, 14 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage), am 20.02.2015 in Oberhausen, gedopt. In seiner Urinprobe fand man die verbotene Substanz Hydro-XY-Stanozolol, ein synthetisches anaboles Steroid. Solange der Verdacht nicht ausgeräumt oder Gras über die Sache gewachsen ist, dürfte Sturm als Hauptkämpfer ausfallen. Es sei den Sat.1 will um der Einschaltquote willen einem Doper ihr Geld hinterherwerfen.
Geht man also die Liste der Boxer durch, die bei Sat.1 zu sehen sind, so fällt auf, dass die Hauptkämpfer, die die Quoten bringen, doch stark zusammenschmelzen. Eigentlich sind von den Hauptkämpfern nur Jürgen Brähmer und, mit Einschränkungen, Jack Culcay als einzige, die auch diesen Namen verdienen, noch übrig geblieben.
(C) Uwe Betker
Zwei Weltmeisterschafen in Velbert
Das EMKA Sportzentrum in Velbert ist am Samstag, dem 18 Juni, Austragungsort von zwei Weltmeisterschaften im Profiboxen. In der ersten trifft der Interimsweltmeister im Schwergewicht Werner Kreiskott (43 Kämpfe, 22 Siege, 16 durch KO, 19 Niederlagen, 8 durch KO, 2 Unentschieden) auf Drazan Janjanin (17 Kämpfe, 11 Siege, 10 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO) aus Bosnien Herzegowina. Er will nun regulärer Weltmeister der World Boxing Union werden. Natürlich ist die WBU nicht einer der großen vier Verbände im Profiboxen und Kreiskott ist auch kein Wladimir Klitschko, dafür sind die Kämpfe des Wuppertalers Kreiskott unterhaltsamer als die meisten, die wir von dem Ukrainer zu sehen bekommen. Als er im September Interimsweltmeister wurde, musste er in der zweiten Runde einen Niederschlag überstehen. Kreiskott ist kein Filigrantechniker. Er steigt in den Ring, um zu kämpfen. Er hat den Kampfnamen: „der Panzer“ – und der Name passt. Er versucht, seine Gegner schlich und einfach zu überrollen. Das geht nicht immer gut, was man an seiner Kampfbilanz ablesen kann. „Man kann nicht immer gewinnen“, erklärt er. „Wenn der Andere besser ist, dann hat er auch den Sieg verdient, und dann soll er ihn auch bekommen.“ Kreiskott hat weder einen Manager und noch einen Trainer. Dafür aber ist er sein eigener Veranstalter für einen Teil seiner Kämpfe, so auch jetzt in Velbert. Seine Kämpfe ermöglicht er sich so erst. „Boxen macht mir einfach Spaß“, sagt er. „Ich liebe es dort oben im Ring zu stehen und zu boxen.“ Diese Worte könnten auch von Özlem Sahin (22 Kämpfe, 20 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) stammen, die den zweiten Hauptkampf des Abend bestreiten wird. Sahin boxt um die WM der Universal Boxing Organization und um den Intercontinental Titel der World Boxing Federation im Minimumgewicht, der Gewichtsklasse bis 46,266 kg. Dabei trifft die Ludwigsburgerin auf die Ungarin Agnes Draxler (21 Kämpfe, 9 Siege, 1 durch KO, 12 Niederlagen, 7 durch KO). Sie hat einen Trainer, Frank Lubitz, und eine Managerin, Eva Dzipina, aber wie Kreiskott muss sie selber sehen, wie sie ihre Kämpfe finanziert. Sahin pendelt für ihre Kampfvorbereitungen zwischen Ludwigsburg wo sie wohnt und Kerpen, wo sie trainiert, einmal die Woche hin und her. Dies kann sie nur, indem sie zum einen Urlaub nimmt, dann in Kerpen Homeoffice für ihren Arbeitgeber Bosch in Waiblingen arbeitet und schließlich durch die Unterstützung ihres Sponsors GAZI. Das alles nimmt sie auf sich für ihr erklärtes Ziel, noch in diesem Jahr einen Rückkampf mit Gretchen Abaniel zu bekommen, gegen die sie am 09.11.2015 ihren einzigen Kampf verlor. Auch Sahin hat eine passenden Kampfnamen: BoxLady.
(C) Uwe Betker
Vincent Feigenbutz hat Geschichte geschrieben
Bis in den Spätsommer 2015 hinein lief fast alles wie geplant. Vincent Feigenbutz wurde als „der junge Wilde“ aufgebaut und die Medien liebten ihn dafür. Mit seiner „Hoppla, jetzt komm´ ich“-Haltung forderte er einfach die etablierten Weltmeister in Deutschland, Arthur Abraham und Felix Sturm, heraus. Er wollte sich einen Happen von der schönen Box-Welt schnappen und er war wohl auch davon überzeugt, tatsächlich so gut und so stark sein, wie seine Claqueure ihm weiß machen wollten. Kritik über eine zu löchrige Deckung und zu wenig Technik verhallte ungehört. Der Erfolg gab ja dem Super Mittelgewichtler und seinem Team Recht. Sauerland gab ihm einen Vertrag. Seine Kämpfe wurden im Fernsehen gezeigt. Er wurde zweimal Interims Inter-Continental Champion der WBO im Super Mittelgewicht. Dann wurde er auch noch Interims Weltmeister der WBA und gleichzeitig regulärer Weltmeister der GBU.
Dann kam die erste Verteidigung dieser Titel der World Boxing Association und der Global Boxing Union gegen Giovanni De Carolis am 17.10.2015 in Karlsruhe. Zwar wurde Feigenbutz von den Punktrichtern Erkki Meronen, Jesus Morata Garcia und Jean-Francois Toupin zum Sieger nach Punkten erklärt, aber sein heimisches Publikum und andere neutralere Beobachter sahen den italienischen Herausforderer vorne. Die Situation im Ring nach dem Kampf überforderte Feigenbutz. Er sagte Dinge, die man besser nicht öffentlich sagt. Und das brachte ihm dann noch mehr Kritik ein. Immerhin stimmte er einem unmittelbaren Rückkampf zu.
Dann kam der Rückkampf. Vier Tage vor den Kampf entschloss sich die World Boxing Association, diesen Kampf zu einer regulären WM hochzustufen. Das wurde möglich, weil zum Einen der WBA Superchampion Andre Ward ins Halbschwergewicht hoch ging und weil zum Anderen die WBA es eben konnte. Flux machte sie den regulären Weltmeister Fedor Chudinov zum Super Champion und dann den Kampf von Feigenbutz … – Die WBA machte es eben, weil sie es kann.
Feigenbutz hätte der jüngste deutsche Weltmeister im Profiboxen in Deutschland werden können. Ein Thema, das auch weidlich aufgenommen wurde. Er hatte also die „historische Chance“, mit einem Sieg über De Carolis alle seine Kritiker auf einmal zum Schweigen zu bringen. Ein gelungener Rückkampf hätte die Scharte ausgewetzt und ihm außerdem noch den ersehnten WM-Titel beschert. Aber es kam anders als geplant. Der Kampf, der am 09.01.2016 in Offenburg stattfand, geriet für Feigenbutz zum Desaster. Er bekam regelrecht Prügel und verlor durch TKO in Runde 11. Giovanni De Carolis (29 Kämpfe, 23 Siege, 11 durch KO, 6 Niederlagen, 1 Unentschieden) wurde neuer Weltmeister der WBA und Vincent Feigenbutz (23 Kämpfe, 21 Siege, 19 durch KO, 2 Niederlagen, 2 durch KO) stand mit leeren Händen und einem lädierten Ruf da.
Mit Sicherheit ist es weder für ihn noch für die Seinen ein Trost, aber Vincent Feigenbutz hat Geschichte geschrieben. Er ist der jüngste deutsche Weltmeister im Profiboxen aller Zeiten. Denn die WBA hatte ihn, den damals amtierenden Interimsweltmeister bei ihrer Titelschieberei zum regulären Weltmeister gemacht. Vincent Feigenbutz war Weltmeister vom 06.01.2016 bis zum 09.01.2016 Weltmeister – na gut, nur für drei Tage. Vincent Feigenbutz ist der jüngste deutsche Weltmeister aller Zeiten im Profiboxen. Aber er ist auch der Weltmeister, der diesen Titel am kürzesten hatte. Eventuell ist er sogar derjenige, der jemals für so kurze Zeit Weltmeister war.
(C) Uwe Betker
„Blaue Flecke für soziale Zwecke 2“
Zwei Jahre Zeit ließen sich Uwe Hück und Luan Krasniqi für ihre Neuauflage von „Blaue Flecke für soziale Zwecke“ in Ludwigsburg. Was dann aber der Konzern-Betriebsratsvorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG und der ehemalige Europameister im Schwergewicht auf die Beine stellten, war schon bemerkenswert. Es begann mit einer lauten und beeindruckenden Pyro- und Lichtshow, bei der die Boxer und Boxerinnen vorgestellt wurden. Dann sang Nathalie Dorra, die mit ihrer Band auftrat, was bei den Zuschauern sehr gut ankam. Sie sang später noch häufiger. Dann machten Hück und Krasniqi noch Werbung für ihre Stiftungen für benachteiligte Kinder.
Der erste Kampf des Abends fand im Muay Thai statt. Die beiden Kontrahenten kamen, wie alle Boxer, über die Bühne zum Ring. Da gab es für sie ein Spalier von Cheerleadern mit goldenen Puscheln. Es trafen Alex Schmitt und Leo Bönning für einen WM Kampf im Mittelgewicht, nach Version ISKA, aufeinander. Schmitt gewann klar nach Punkten. Der Kampf war wohl gut – aber ich kann nun mal Sportarten, bei denen man tritt, und sei es nur gegen einen Ball, nicht wirklich etwas abgewinnen.
Dann kam aber auch richtiges Boxen. Als erstes gab es zwei Frauenboxkämpfe. Alesia Graf (32 Kämpfe, 27 Siege, 12 durch KO, 5 Niederlagen) und Marianna Gulyas (34 Kämpfe, 13 Siege, 2 durch KO, 21 Niederlagen, 12 durch KO) stiegen als erste für einen Sechsrunder im Bantamgewicht in den Ring. Graf hatte seit 16 Monaten nicht mehr geboxt. Dennoch gestaltete sich der Kampf einseitig. Schon nach der ersten Aktion war klar, dass er nicht über die angesetzte Distanz gehen würde. Eine Links-Rechts-Kombination traf gleich den Kopf von Gulyas und ließ ihn nach hinten schnellen. Nahezu jeder Schlag von Graf fand sein Ziel. In der zweiten Runde erhöhte Graf dann noch mal den Druck. Eine Kombination zum Körper – und Gulyas ging zu Boden, wo sie dann ausgezählt wurde. Siegerin durch KO in Runde 2 nach 1:04: Alesia Graf.
Es folgte ein WM Kampf im Minimumgewicht. Özlem Sahin (20 Kämpfe, 19 Siege, 6 durch KO, 1 Niederlage) traf auf auf Gretchen Abaniel (24 Kämpfe, 16 Siege, 6 durch KO, 8 Niederlagen, 1 durch KO). Die ungeschlagene Sahin boxte zum ersten Mal um eine WM in ihrer Heimatstadt Ludwigsburg. Sahin startete gewohnt langsam. Sie besetzte die Ringmitte und arbeitet mit der Führhand. Manchmal schlug sie einen rechten Haken, wirkte insgesamt aber verkrampft. Abaniel arbeitete mehr. Sie schlug viel, auch viele Innenhände, und kam denn auch gelegentlich durch. Am Ende der ersten Runde platzierte sie einen schönen rechten Kopfhaken. Auch die zweite Runde ging an Abaniel. Dann kam Sahin zwar besser, aber sie fand nie richtig in den Kampf. In der siebten Runde kam Abaniel mit einer Rechten zum Kopf durch, die Sahin in die Seile schlug. Sahin überstand die kritische Situation aber gut. In der neunten Runde wurde sie dann angezählt, als sie plötzlich auf dem Boden saß. Ob dies allerdings wirklich als Niederschlag zu werten war, ist m. E. Geschmackssache. Für mich war es eine ausgeglichene Ringschlacht und mit Abstand der beste Boxkampf des Abends. Am Ende werteten die Punktrichter 96:94, 94:96 und 99:91. Punktsiegerin durch eine Mehrheitsentscheidung: Gretchen Abaniel.
Eine kurze Anmerkung zu der Entscheidung der Punktrichter: Die Wertungen der beiden Punktrichter, die 96:94 gewertet hatten, gaben den Kampfverlauf schon ziemlich genau wieder: Meine Wertung war 95:95. Der BDB-Punktrichter Jürgen Langos wertete den Kampf jedoch anders als alle anderen. Das lässt mich dann unwillkürlich fragen, welchen Kampf er denn wohl gewertet hat oder wieso er in seiner Wertung so von den anderen abwich. Nach meiner Einschätzung hat diese Wertung von Jürgen Langos vom Bund Deutscher Berufsboxer durchaus Chancen auf den Titel der schlechtesten Punktrichterentscheidung des Jahres.
Anshließend traten im Cruisergewicht Firat Arslan (46 Kämpfe, 36 Siege, 22 durch KO, 8 Niederlagen, 3 durch KO, 2 Unentschieden) und Paata Aduashvili (29 Kämpfe, 17 Siege, 10 durch KO, 10 Niederlagen, 5 durch KO, 2 Unentschieden) gegeneinander an. Dabei ging es um die Eurasia Pacific Meisterschaft der WBC, was immer das nun auch wieder sein mag. Da Aduashvili kurzfristig einsprang, war der Kampf kurz und einseitig. Arslan war seinem Gegner in allen Bereichen überlegen. Wie immer verschanzte er sich hinter seiner Doppeldeckung, um auf seine Chance zu warten. Sein Gegner versuchte dagegen mit hektisch vorgetragenen Angriffen, die aus Schwingern bestanden, zum Erfolg zu kommen, ein von Anfang an zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Am Ende der Runde konterte Arslan dann noch mal mit einem schönen Kopfhaken, der Aduashvili beeindruckte. In der folgenden Runde kam dann auch das überfällige Ende. Drei Rechte schickten Aduashvili zum ersten Mal zu Boden. Es folgten dann noch zwei weitere Niederschläge, jeweils durch Kopfhaken. Nach dem dritten Niederschlag zählte der Ringrichter ihn aus. Sieger durch KO in Runde 2 nach 2:33: Firat Arslan.
Mit diesem Sieg hat sich der 45-jährige Arslan die Chance bewahrt, noch einmal um eine Weltmeisterschaft boxen zu können. Sein Wunschgegner dürfte wohl Grigory Drozd (41 Kämpfe, 40 Siege, 18 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) sein, der amtierende Weltmeister der WBC, dem er am 28.10.2006 sein einzige Niederlage zugefügte.
Dann gab es die zwei Charity Kämpfe, die jeweils auf acht mal zwei Minuten angesetzt waren. Die Schwergewichtsbegegnung zwischen Uwe Hück und Francois Botha war durchaus unterhaltsam. Sie ging über 8 Runden zu 2 Minuten. Botha schlug präzise linke und rechte Graden und schöne punktgenaue Haken, sowohl zum Körper als auch zum Kopf, ganz so wie es sich für eine Partnerarbeit im Training gehört. Botha gab Hück genug Raum, damit er mit großartigen Schwingern die Oberarme bearbeiten konnte. Der Kampf wogte hin und her. Botha, ganz der böse Junge, foulte, indem er Hück auf den Hinterkopf schlug – oder war es doch eher so was wie ein Streicheln. Hück war jedenfalls sichtlich benommen und musste seinen Kopf schütteln. Es gab keinen Punktabzug. Dafür rächte sich der Porsche Mann, indem er Botha mit einer langen Schlagkombination die Oberarme massierte. Alle Beteiligten, auch die Zuschauer, hatten ihren Spaß. Am Ende stand ein Unentschieden. Die Punktrichter werteten 75:73, 73:75 und 76:76. Weil beide Kontrahenten mit diesem, für sie so ungerechten Urteil nicht leben konnten, wurde direkt ein Rückkampf in Südafrika verabredet. Botha sammelt nämlich auch Geld für benachteiligte Kinder in seinem Land.
Sichtlich Spaß hatte auch Luan Krasniqi, der gegen Danny Williams (73 Kämpfe, 48 Siege, 36 durch KO, 25 Niederlagen, 12 durch KO) boxte. Sah die Begegnung zwischen Hück und Botha mehr nach einer Partnerübung im Training oder einer Choreographie aus, so lagen die Dinge mit Krasniqi und Williams anders. Ich fühlte mich schon erinnert an einen richtigen Kampf. Es entstand tatsächlich der Eindruck, dass hier richtig geboxt wurde. Es war aber vor allem offensichtlich, dass Krasniqi Williams, der seinen angekündigt letzten Kampf bestritt, in allen Belangen überlegen war. Krasniqi machte richtig Druck. Immer wieder kam er mit harten Treffern durch. In der vierten Runde kam dann das befürchtete Ende. Eine Rechte zum Kopf ließ Williams einknicken und langsam zu Boden gehen. Während Williams langsam in sich zusammen sackte, gab Krasniqi ihm unnötigerweise noch zwei Rechte zum Kopf mit. Williams wurde ausgezählt. Es dauerte lange bis er, nur mit Hilfe seiner Betreuer, wieder auf die Beine kam. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das noch Charity Boxen nennen möchte. Ganz sicher bin ich mir jedoch, dass ich Danny Williams nie wieder boxen sehen möchte. Sieger durch KO in Runde 4 nach 1:10 Minuten: Luan Krasniqi.
Zwischen den Kämpfen traten noch der Kabarettist Christoph Sonntag, die Tanzgruppe Jonny M., die auch die Nummerngirls stellte, Nu Addition und Peter Freudenthaler von Fools Garden auf. Eine Verlosung gab es auch, mit einer Harley Davidson als Hauptgewinn. Leider hat aber nicht der gutaussehende Journalist gewonnen.
Auf der Veranstaltung „Blaue Flecke für soziale Zwecke 2“ gab es einen Muay Thai, zwei Frauenboxkämpfe, einen Männerboxkampf, einen Charity Boxkampf und einen etwas anderen Charity Boxkampf zu sehen. Insgesamt ein Kessel Buntes, der beim Publikum ankam. Man darf gespannt sein, ob Uwe Hück und Luan Krasniqi wieder zwei Jahre brauchen werden für eine Wiederauflage.
(C) Uwe Betker
Rezension: The Onion Picker von Gary B. Youmans
Der Autor Gary B. Youmans lebt und arbeitet in Syracuse, im Bundesstaat New York. Er schrieb einige Bücher über Football. Er ist auch noch Drehbuchautor. Er kann schreiben und daher ist sein Buch The Onion Picker, Carmen Basilio and Boxing in the 1950s (Carmen Basilio & Sugar Ray Robinson slug it out for the Middleweigt Championship of the World!) eine informative, kurzweilige und amüsante Lektüre für einen oder eineinhalb entspannte Tage.
Formal handelt The Onion Picker von Carmen Basilio (79 Kämpfe, 56 Siege, 26 durch KO, 16 Niederlagen, 2 durch KO, 7 Unentschieden). Er war Weltmeister im Weltergewicht von 1955 bis 1956 und von 1956 bis 1957; außerdem war er Weltmeister im Mittelgewicht 1957 bis 1958. Er war sicher kein Filigrantechniker. Er war vielmehr ein aggressiv nach vorne gehender Boxer, der seine Gegner mit harten Körper- und Kopfhaken fällen wollte. Er war ein Liebling der Massen und er war der Gegenentwurf zu Sugar Ray Robinson (202 Kämpfe, 175 Siege, 109 durch KO, 19 Niederlagen, 1 durch KO, 6 Unentschieden) dem Pound for Pound besten Boxer aller Zeiten. Genau diesen Robinson schlug Basilio am 23.09.1957 nach Punkten, in einem der besten Kämpfe aller Zeiten, und nahm ihm den Mittelgewichtstitel ab.
Youmans konzentriert sich in seinem Buch auf die Rivalität zwischen den beiden. Das heißt aber auch, dass das Buch nur bedingt als eine Biographie von Basilio verstanden werden kann. Die Konstruktion ist etwas seltsam. Zum einen folgt der Leser in groben Zügen der Biographie von Basilio, wobei die Zeit bis zur Weltmeisterschaft im Weltergewicht und nach seiner Niederlage im Rückkampf gegen Robinson nur ganz skizzenhaft oder gar nicht abgehandelt wird. Das Material, das er hier verarbeitet hat, besteht aus bekannten und unbekannten Zitaten und stammt auch aus selbst geführten Interviews.
Der Autor beleuchtet das Profiboxen der fünfziger Jahren in den USA. Er behandelt m.a.W. die Unterwanderung des Boxens durch die Mafia, die Rolle, die Joe Luis darin spielte und wie er versuchte, die Mafia wieder los zu werden. Aber es geht auch um die großen Boxer der Zeit: Jake LaMotta, Bobo Olsen, Johnny Saxton, Joey Maxim, Kid Gavilan, Tony DeMarco u.a.
Für jemanden, der schon eine große Bibliothek von Boxbüchern besitzt, bietet dieses Buch nur wenig Neues. Auch hätte ich mir mehr über Carmen Basilio gewünscht. Aber, wie gesagt, das Buch ist gut geschrieben und lässt sich schnell runter lesen und, was eventuell das Wichtigste ist, es ist unterhaltsam. Es ist also ganz die richtige Lektüre für ein entspanntes Wochenende oder einen entschleunigten Urlaubstag. – The Onion Picker von Gary B. Youmans kann man im Internet gebraucht und auch neu bestellen.
© Uwe Betker